MichaelS2019

Ein warmer Sommertag. Wir befinden uns im Süden von Frankreich. An der Côte d'Azur, um genau zu sein.
Das Cabrio, mit dem wir unterwegs sind, bahnt sich mit mäßiger Geschwindigkeit seinen Weg von Cannes nach Saint-Tropez. Immer der Küste entlang. Vorbei an mehreren großen Zitrusplantagen, auf denen neben Zitronen seit einiger Zeit auch Bergamotten angebaut werden. Ein sommerlich-frisch-zitrischer Geruch liegt in der Luft, der neben dem Duft der Zitrusplantagen auch leichte Assoziationen an Zitronengras weckt.
Vorbei an den kleinen, malerischen Dörfchen mit ihren Steilküsten kommen wir irgendwann nach Fréjus, um das herum gerade die saftig-grünen Wiesen gemäht werden. Sommerfeeling pur. Der Geruch von frisch geschnittenem Gras ist eine willkommene Abwechslung zu den ganzen Zitrusfrüchten.
Nur wenige Kilometer später fahren wir an einem alten Bauernhof vorbei, welcher nördlich unserer Route am Berghang liegt. Ein Feuer hat ein kleines Feld vor dem Bauernhaus in Brand gesetzt. Eine dünne Rauchwolke zieht von dort in unsere Richtung und sorgt für eine leichte Melancholie an diesem herrlichen Sommertag.
Nachdem wir Fréjus passiert haben, bahnt sich unser Cabrio die letzten Meter der kurvigen Straße entlang bis nach Saint-Tropez. Die auf dem Weg erlebten Gerüche nach Zitrone, frisch geschnittenem Gras und rauchig wirkendem Balsam verblassen langsam und machen Platz für neue Erlebnisse. Ein wunderschöner Sommertag neigt sich dem Ende zu.

Es ist warm. Sehr warm sogar. Mittagszeit am Dubai Creek.
Nach einem kurzen Spaziergang entlang des Wassers - begleitet von laut kreischenden Möwen - landen wir an der Deira Old Souk Abra Station. Von hier fahren die Abras - kleine hölzerne Boote - auf die andere Seite des Creek.
Geschäftig umherirrende Menschen bringen große Pakete von den ankernden Booten auf alten Sackkarren in die Souks: Gold, Gewürze, Weihrauch. Nach nur wenigen Schritten stehen wir mitten im Spice Souk. Bereits aus der Ferne konnte man die ganzen Gerüche wahrnehmen, die jetzt sehr deutlich erkennbar sind: Im Vordergrund Weihrauch. Aber nicht so stechend, wie man es kennt, wenn man direkt vor einer Räucherlampe steht. Eher angenehm und rund. Aus einem der unzähligen Gänge der Holz-Lehm-Konstruktion dringt ein süßer Geruch, der die Geschichte des traditionellen arabischen Gebäcks erzählt. Dazu ein bunter Mix der vielen auf dem Souk angebotenen Gewürze. Nicht vordergründig und auch nicht klar differenzierbar, aber doch irgendwie präsent.
Gedankenverloren schlendern wir weiter, vorbei an den Gewürzhändlern, bis wir irgendwann wieder am Dubai Creek stehen und auf unser Abra warten, welches uns aus dem historischen Dubai zurück in die moderne Welt bringt. Der Duft des Souks ist noch lange wahrnehmbar, bis die Deira Abra Station irgendwann am Horizont verschwindet und der Geruch langsam verblasst.

Es ist bereits einige Zeit her. Ich wartete am Stockholmer Flughafen auf meinen verspäteten Flug und stöberte durch den Duty Free Bereich.
Bis zu diesem Zeitpunkt kannte ich lediglich das Standardsortiment der großen Parfümerieketten. Alles roch irgendwie ähnlich, wirklich spannende Parfums sind mir bis dahin keine begegnet.
Und dann - nach diversen Fehlschlägen - präsentierte der freundliche Verkäufer einen wunderschönen goldene Flakon. YSL Le Vestiaire - Magnificent Gold. Hmm, der roch gar nicht schlecht. Und nicht so künstlich, wie das meiste, was ich zuvor gerochen hatte. Der Preis? Fast 200€? Oha, das ist ja völliger Wahnsinn. Dachte ich zumindest zum damaligen Zeitpunkt und verschwand Richtung Flugzeug.
Später im Flieger breitete sich dann ein angenehmer und dezenter Vanilleduft aus. War das etwa immer noch mein Handgelenk? Ja, tatsächlich. Und selbst abends roch es noch nach Vanille. Aber nicht aufdringlich. Schon süß, aber nicht zu süß. Eingebettet in leichte Holznoten. Ein leuchtend anschmiegsamer Geruch. Angenehme Wohlfühlatmosphäre.
Also machte ich mich ein paar Tage später auf die Suche. Bei der Parfümkette um die Ecke? Nichts zu machen. Bei der unabhängigen Parfümerie im Nachbarort? Kennt keiner. Dabei wollte ich doch nur nochmal am Tester schnuppern.
Und dann fand ich ihn. In Düsseldorf auf der Kö. Der gleiche Wahnsinnsduft wie ein paar Tage zuvor in Stockholm. Ich war hin und weg. Aus dem "nur-mal-schnuppern-wollen" wurde schnell ein Kauf. Und so wanderte dieser wunderschöne Duft in meine kleine bescheidene Sammlung.