MissKitty

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Rezensionen
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1 - 5 von 17
MissKitty vor 3 Jahren 21 9
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Balsam für Nase und Seele
was sagt es über einen Duft aus?

Du darfst einen Tag in einem der deutschen Duft-Tempel verbringen und von den unendlich vielen Düften JEDEN einzelnen testen. Von der Haute Couture der Rojas bis zu den Niederungen - alles ist verfügbar.

Natürlich heißt es vorsichtig zu sein und nicht alles auf die Haut zu lassen - der Platz ist ja schließlich begrenzt, bzw. die eigene Beweglichkeit schließt einige Möglichkeiten aus, da die Nase dort nicht hinkommt.
So wird dann vorerst auf einen Papierstreifen gesprüht oder - mein Favorit - auf ein Stückchen Seide.
Erst was sich da oder dort als interessant erweist, kommt auf die Haut.

Wenn am Ende aller Schnupperei dieser Duft im Korb liegt, der sich über die meisten Mitstreiter erhoben hat, weil trotz weher Nase und beginnendem Duft-Kater "Silk" immer noch wohl tut - dann nennen ich das Balsam für Nase und Seele.

Seine ruhige Milde machen für mich seinen Zauber aus.
Obwohl die Tonkabohne in der Pyramide erst in der Basis geführt ist, nehme ich sie von Anbeginn war. Sie ist die Grundierung der Blüten und Früchte.
Nimmt dort ein Zuviel von Schärfe oder Spritzigkeit, um schmeichelnd die Pfingstrose zu stützen, damit sie nicht gegen Maiglöckchen, Orchidee oder Amber ins Hintertreffen gerät.

Der Moschus ist für meine Nase sehr verhalten und keineswegs animalisch.

Dieser Duft umhüllt mich den ganzen Tag. Selbst abends im Bett kann ich ihn noch immer in der Armbeuge wahr nehmen.
9 Antworten
MissKitty vor 5 Jahren 13 5
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Bananen machen glücklich
dieser Duft kann das auch.

Letzten Monat trat er in mein Leben. Der nette Verkäufer beim Beck in München sprühte ihn erst auf ein Kärtchen und dann auf vielfachen Wunsch einer einzelnen Kundin, wurde meine Hand besprüht.
Glücklich lächelnd gesellte ich mich auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen zum Rest meiner Einheit um direkt danach wieder den netten Verkäufer zu bestürmen, um den Duft käuflich zu erwerben.

Zu Hause dann forschte ich, was mir dieses wonnig angenehme Dufterlebnis beschert.

Das ist so einfach nicht, da ich Bananen wahrnehme wo keine sind. So überhaupt keine. Gar nicht.
Es ist auch nicht die reife Banane, die ich rieche - es müsste eine grüne sein. Die Duftprobe heute am Fruchtstand hat das nicht bestätigt.
Meine andere Idee war die Banane in Kaba dem Plantagentrank - Dafür habe ich mir extra eine Packung gekauft. Aufgemacht und dran geschnuppert - auch völlig daneben. (Hoffentlich kommt bald wieder Besuch mit Kindern die nicht nur ernährungswissenschaftlich wertvoll ernährt werden.)

Meine Tageten auf dem Hof sind vermutlich vom langen Sommer müde und duften eben sowenig wie mein kümmerlicher Jasmin.
Somit habe ich gar kein Referenz-Objekt, das mir helfen könnte.

Tagete startet und bleibt blumig. Das "Bleiben" wird wie bei allen Düften dieser Marke ernst genommen und dauert locker zwölf Stunden und länger. Tagete und Jasmin gehen für meine Nase eine exquisite Melange ein, bei der beide Schönheiten gleichberechtigte Partnerinnen sind.
Der Vetiver ist hinter- oder untergründig. Er verleiht dem Duft Tiefe und nimmt ihm das niedliche.
Moschus hingegen kann ich nicht feststellen.

Für mich ist er Jahreszeiten unabhängig. Er wird nicht aufdringlich bei Wärme, verkrümelt sich jedoch auch nicht bei kühleren Temperaturen.

Irgendein positives Kindheits-Erlebnis verknüpfe ich mit "Tagete", doch zweifele ich herausfinden zu können, was es ist.
Weil mir der Duft so gefällt wie er ist, bekommt er auf diese Weise die Gelegenheit, sich mit eigenen Erinnerungen zu etablieren.
5 Antworten
MissKitty vor 7 Jahren 14 4
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Holzig hell. Keine Blumen!
Einen Kommentar schreibe ich, wenn ich mit dem Duft schon einige Zeit gelebt habe. Er sich bewiesen hat und es gemeinsame Anekdoten gibt.
Nicht so bei diesem hier.
Mit seiner Andersartigkeit hat er mich galoppierend im Sturm mitgerissen.
Zu ihm möchte ich gar keine Beurteilung aus meiner Umgebung wissen, mich einfach nur selber in ihm suhlen. (das Suhlen nahm er scheinbar wörtlich, da ich ihn eben beim Abfüllen umstieß und jetzt das ganze Arbeitszimmer, eigentlich die komplette Etage, ausschließlich nach ihm duftet).

Nach dem aufsprühen umhüllt mich die Angelikawurzel, die die leichte Bitterkeit, die Harzigkeit des Galbanums mildert. Safran ist als Aroma nur dezent zu ahnen - wie die Prise davon beim Kochen für die Farbe.
Die Herznote mit Tuberose oder auch Ylang-Ylang nehme ich nicht wahr, dafür umfängt mich die langanhaltende Dämmerung der harzigen Nacht, wobei der Birkenteer sich zu meinem Glück zurück hält.

Dieser Duft erscheint mir holzig-hell.
Wie eine Vollmondnacht, die alles mit ihrem an sich kalten Licht verzaubert, auf dass es als romantische Beleuchtung durchgeht.

Vorstellen kann ich mir den Duft an ihr wie an ihm.
Ohne sich dem derzeitigen Duft-Geschmack zu beugen, kann er sehr gefallen mit seinem eigenen Charakter.

Vielleicht passt dazu, was Wikipedia zu Bakelit schreibt:
Viele Liebhaber sagen, dass Bakelit im Gegensatz zu modernen Kunststoffen ein besseres Griffgefühl erzeuge.
So wie er für mich durch seine Andersartigkeit einen tolleren Duft ergibt.
4 Antworten
MissKitty vor 8 Jahren 7 4
6
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Afghane - der Name ist Programm
Dieser Duft wurde 1979 meine erstes, selbst ausgesuchtes Parfum.
Vorher gab es Jacaranda, Janine D. und My Melody - doch die bekam ich als Geschenke, nicht weil ich sie mir ausgesucht hätte.

Was mich damals bewog in der Drogerie mit Parfum-Abteilung zu diesem Flakon zu greifen, weiß ich nicht mehr. War es die Verpackung (schwarz mit bunten "Flammen")? oder wurde ich tatsächlich beraten? - keine Ahnung.
Vielleicht hatte ich mich auch einfach schon durch alle sonstigen Tester geschnuppert (das tat ich damals - wusste ich doch nicht, dass die Nase irgendwann aufhört zu differenzieren oder das ich von solchem Übermaß Kopfschmerzen bekommen kann) und alleine dieser Duft gefiel mir?
Gäbe es das Geschäft noch heute, könnte ich schnurstracks auf den Punkt zeigen, wo "Afghane" stand - doch vermutlich gibt es den Laden schon lange nicht mehr.

Der Duft:
Afghane kommt direkt nach dem auftragen streng seifig-alkoholisch daher. Dann hat er auch eine ziemliche Silage.
Doch die Strenge weicht nach kurzer Zeit und er wird milder - vergleichbar mit dem Schaum der Seife.
Damit wird er dunkel, holzig-harzig. Blumen kann ich nicht identifizieren und wenn, dann wäre es nur deren Essenz - nichts süßes oder liebliches.
Mit der Zeit lichtet er sich ein immer mehr und verliert völlig die Strenge, um ganz wunderbar weich-ledrig zu werden. In dieser letzten Phase erinnert er mich an hellbraunes, butterweiches Wildleder.

Wie Terra in seinem Fahndungs-Aufruf vermutet, war dieser Duft damals nicht hochpreisig. (28,00 bis 32,00 DM?)
Er strotzt nicht vor Duftnoten - diese sind für meine Nase alle dicht miteinander verknüpft, wie ein guter Kelim.
Auf meiner Haut nehme ich ihn bis zu 8 Stunden wahr, dann allerdings nur noch sehr hautnah.

"Afghane" war und ist keinesfalls everybody's Darling.
Er ist eigentlich tatsächlich wie das Land, dessen Namen er trägt. Eher schroff und felsig. Dennoch wunderschön in seiner Stille und Weite in der ich mich verlieren und wiederfinden könnte, würde ich mich dorthin trauen.

In meiner Erinnerung ist das Ur-Magie Noire recht ähnlich, bleibt aber länger seifig mit mehr Silage.
4 Antworten
MissKitty vor 9 Jahren 19 4
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Auftritt einer Grand-Dame
Dieser Duft mit seiner Duft-Pyramide wäre der letzte Beweis, dass nicht alleine die Zutaten über Wohl- oder Widerwillen entscheiden, sondern deren Zusammenspiel.
Wie oft habe ich es hier gelesen oder auch selber erlebt, dass nach der Duft-Pyramide ein völlig anderer Duft erwartet, bzw. erhofft wurde und dann kam die herbe Enttäuschung.

So, nur genau anders herum, geht es mir mit Private Collection.

Von den genannten Zutaten ist für mich nur Patchouli ein Magnet, alle anderen kann ich tolerieren oder mag sie nicht mal besonders.
Dennoch entstand hiermit ein Duft, der ganz sicher seines gleichen sucht. Wie die Frau, für die er kreiert wurde.

Dieser Duft kommt nicht alles unterwerfend daher, doch neben ihm hat nichts Bestand.
Wie DIE Dame, die die Treppe hinunter schreitet. Alle Augen wenden sich IHR zu. Alle Gespräche verstummen. Eine fallende Stecknadel wäre in der riesigen Halle zu hören. Kurz danach setzt wieder leises Gemurmel ein und SIE wandelt durch die Gäste. Grüßt freundlich nach links und freundlich nach rechts. Wechselt mit jedem ein paar Worte oder Blicke und auserwählte erhalten sogar eine Berührung ihrer behandschuhten Hände.
Noch lange nach ihrem Auftritt ist SIE im Raum und jeder der Anwesenden kann es spüren.
Dabei ist und war sie nie eine strahlende, kokettierende Schönheit und auch ihre Jugend liegt lange zurück. Doch nichts kann ihrem Zauber, ihrer Präsenz Abbruch tun.

Die Kopfnote mit dem Geißblatt fordert zunächst Aufmerksamkeit. Die zitrischen Noten sind dabei nicht als solche wahrnehmbar, sondern nur als Verstärker eingesetzt, während der Jasmin als Untermalung dient.
In der Herznote dominiert für mich die Orangenblüte (vermutlich weil ich sie nicht besonders mag), wird aber durch die Würze des Korianders und der sanften Wärme von Ylang-Ylang gezähmt.
Von meinem favorisierten Patchouli nehme ich kaum etwas wahr, dafür erreicht mich die Wärme des Sandelholz um so mehr.

Private Collection gehört zu den Düften, deren Kreation meisterlich zu nennen ist und ich hoffe für ihn, dass er nicht auch verschlimm-bessert werden wird oder jugendlich-frische Flanker bekommt.
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