MissPiggy

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1 - 5 von 57
MissPiggy vor 8 Jahren 13 5
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Von drauss' vom Walde komm' ich her...
Der Duft erinnert mich direkt nach dem Aufsprühen tatsächlich an einen einst selbst gebrauten Sirup aus jungen Tannenspitzen. Mühsam hatte ich die kleinen, grünen Ästchen gesammelt, meist noch mit dem hauchdünnen, papiernen Hütchen drauf. Dann irgendwann waren 500 Gramm zusammen, seufz. Das Ganze wurde nun - ohne Papierhülsen ! - mit Wasser und Kandis aufgesetzt und zum Simmern gebracht - und der Duft , der damals Küche und Haus füllte, ist genau das, was wir hier zuerst riechen:
Süße Tannenspitzen, noch grünsaftig, Nadeln butterweich, noch kein Terpentingeruch weit und breit.

Diese Kopfnote wirkt erfrischend auf mich, und doch warm. "Hinten" in der Nase, fast schon im Rachenraum entsteht einen Kühle, als wäre ein Gran Menthol enthalten - wer weiss....
Ich kann keine Rose, ob Mai oder Juni wahrnehmen, allerdings einen Touch Patchouli. Geht gerade so. Mehr wäre ungut, so aber vertieft er ein wenig das dezent angemoderte Tannenwaldgefühl.

Wunderbar ist die Entwicklung von Herz zu Basis - ich möchte immer wieder schnuppern, Benzoe gibt dem ganzen einen goldenen Schimmer - und unwilllkürlich sehe ich mich in einem Tannenwald, laufe über federnde Ästchen und duftende Nadeln und die Spätabendsonne scheint golden durch das Geflecht und Geäst. Abschied von der Wärme und ein Hauch von Kühle lassen mich glücklich und Vanilletrunken nach Hause laufen.
Ein klarer Verlauf der Noten, eine Entwicklung wie eine Kurzgeschichte, und ein "Ende", das hält und hält und Wohlbefinden bereitet.
Für mich ein Kaufkandidat. Genau für jetzt - Herbstanfang - und sicherlich ein Duft, der gegen Weihnachten Gefühle weckt und Ambiente im Pullover erzeugt. Yummm.
5 Antworten
MissPiggy vor 8 Jahren 7 4
4
Sillage
3
Haltbarkeit
5
Duft
Duft auf der Flucht
Bis dato waren die Slumberhouse Düfte, die ich getestet habe oder seitdem benutze, von exorbitanter Haltbarkeit und hatten auffälliges Volumen. Ich mochte das.
Nun - "New Sibet" ist ein ganz anderer Charakter - wo andere laut waren, ist Sibet leise. Ein kräuterig-süßer Auftakt erinnert an einen starken Heilkräutertee mit Honig - heilsam, wärmend.
Leder ist fast überhaupt nicht wahrnehmbar, leider.
Ambra ist möglicherweise der dezente, süßliche Hauch. ?
Schon 5 Minuten nach dem Auftragen verzieht sich New Sibet über die Berge, zu den 7 Zwergen. Jedenfalls weit, weit weg. Es bleibt ein flacher Hauch, verdünnt, von Iris, Plastik und ??
Vergleichbar mit einer leeren Shampooflasche , die man drückt, um nochmals das "Lüftchen" zu schnuppern, von dem Produkt, was da einst enthalten war.

Volle Enttäuschung - mE den Preis diesmal nicht wert.
4 Antworten
MissPiggy vor 8 Jahren 13 6
Schwindelerregender Wirbel aus Birnen und Orangen
So. Soso. DAS ist nun mal die Sorte "Wummser", die ich von Jugend (70er...80er) an gewohnt war und bin. Zarte, transparente Blütenwässerchen sind nicht meins - genausowenig wie filigraner Schmuck.Bin auch keine Elfe, eher ne Zwölfe. Aber das nur nebenbei.

Erster Sprüher haut mich voll um. Wiedergeburt des Parfums ? Eine opulente, leuchtende Wolke aus Orangensaft und Orangenöl steigt auf, gleich dazu die Orangenblüten,und nicht das Oma-Neroli aus 4711, sondern die extra Qualität - das cremige Weiss der Blüten vor dem Hintergrund von grünglänzenden Blättern und orangen (!!) Orangen ist ja auch nicht durchsichtig, dezent - sondern komplementär und kräftig.
Dicht an einer Grenze zur Betäubung, aber eben nur dicht dran. Immer noch köstlich, aber herzhaft. Cremig aber präsent. Hell aber strahlend.
So der Duft - der aufsteigt wie ein Rauchopfer für ferne Göttinnen.

Und ja, die Birne. Ich liebe Birnen. Jeder Art - körnig, saftig, schlürfig, herb, buttrig - wie sie alle sind, Von unreif bis hyperreif - von roh vom Baum bis in Butter gedünstet und mit Creme Brulée serviert.
Und diese Birnen alle, sozusagen die Kondensation der Birne per se, gesellt sich olfaktorisch zu dem Neroli.
Beides zusammen macht mich schwindelig. So ein Traum von Wohlgeruch, so ein Reichtum an feinen Molekülen steigt hoch zu meinen Geruchszellen und lässt mich von Festen träumen, von Gelegenheiten, sich mit diesem Duft zu schmücken. Ich träume von üppiger Kleidung, Satin, Samt, schicker Schnitt - körpernah.

Und ja, der gehört ins Dekolletée - damit ein Wölkchen davon immer kurz unter dem Kinn schwebt :)
Kein Duft, der un"hörbar" ist - nichts für Schattenpflanzen. Ein Statement. Will getragen werden, nicht einfach am Menschen "hängen". Dieser Duft unterstreicht eine Allüre, eine Inszenierung meiner selbst.

Ich habe lange was von der Birne - nach einer Stunde ist sie zu einem zarten Birnensirup eingekocht - und der Ylang gesellt sich dazu. Super cremig, sahnig, sinnlich. Streicheln mit vanillefarbenen Daunen - luftig leicht und im Konzert mit den anderen Noten einfach ein Gedicht.

Die Orangenblüten übernehmen definitiv die Führung im ganzen Duftverlauf - wer das also nicht mag - weitergehen....Für mich ist die Iris nicht herausmerkbar - aber später kommt noch mal eine Portion frischer O-Saft mit Vanille, wärmendem Amber und einer papierdünnen Holzigkeit vom Sandel. Das bleibt und bleibt und wird mitgenommen in meine Träume.Und ist hautnah, sanft und sehr cremig-sahnig. Bei kleinen Bewegungen des Körpers steigt ab und an nochmal eine kleine, flatternde Fahne von kompletter Orangenherrlichkeit auf.

Was für ein Duft - meine Empfehlung für die, die einen auffallenden Duft mit Alleinstellungsnote
tragen möchten.
M.E. hat er nicht die Spur einer Ähnlichkeit mit Classique von Gaultier, aber das empfindet jeder anders.

Für mich ist er unique - ganz besonders.
6 Antworten
MissPiggy vor 8 Jahren 11 3
8
Flakon
8
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Kopfüber in die Blüten tauchen....
Ich dachte, ich kann nicht viel verkehrt machen - habe diesen Duft für unsagbar kleines Geld ersteigert. Und es ist ein Glückstreffer par excellence - von vielen Rosendüften bis dato DER, der mir am ehesten das Gefühl eines Gartens im Juni gibt.
Denn das ist die Zeit, wo morgens, wenn die Sonne ein wenig an Kraft gewonnen hat, die vielen halb- und ganzerblühten Rosen ihren Duft verströmen.
Ich habe über 100 verschiedene Dorten, wilde, rankende, Englische, historische... und so weiter. Jede hat einen spezifischen Duft.
Manche wie Äpfel, andere wie Gewürze, Ingwer kommt vor. Fruchtiges Allerlei ebenso wie satter, samtiger Velours-Rosenduft. Alles ist machbar - "Die" Rose, "Den" Duft gibt es nicht.
Ich habe viele Lieblinge, und alle sind verschieden.

Wenn alle im Orchester spielen dann ist das Konzert für meine Nase in etwa so, wie "Rose Velours" nach den ersten 5 Minuten duftet: Rein, kühl, klar, frisch. Definitiv Rose. Und Grün.
Weder die zitrische Herbheit der Bergamotte noch der Puderduft einer Iris sind singulär wahrzunehmen.
Alle Bestandteile zusammen ergeben den echtesten Duft - eine Momentaufnahme von Rosenvielfalt im Frühsommer. Grandios.
Haltbarkeit ist mittelwertig - nach 4-5 Stunden ist nicht mehr viel Blüte da, dafür ein hautnaher Wohlgeruch in Richtung holzige Süsse.
Das macht aber nichts - diese Frische und Leichtigkeit von "Rose Velours" kann man eben nicht mit wunderswie klebenden Fixateuren anreichern - dann wäre alles verdorben.

Ganz klare Testempfehlung für Rosenfreunde - aber auch für diejenigen, die sich sonst zu altjüngferlich parfümiert fühlen, mit "Rose".

Jetzt im Herbst - bei Beginn des Rückschnittes - gibt mir dieser Duft eine willkommene Vorahnung vom nächsten Jahr - wenn ich dann wieder morgens früh durch den Garten gehe, und denke, so muss das Paradies gewesen sein....
3 Antworten
MissPiggy vor 8 Jahren 6 1
6
Flakon
8
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Bilder von Äpfeln und Schatten
Zwar ist der Sommer inzwischen auf dem Abmarsch, was ja keineswegs bedeutet,dass fruchtige, frische und/oder herbe Noten nicht mehr angesagt wären. Noch bin ich nicht auf dem totalen Schalduft-Trip - und da kommt mir Scent Bar 700 gerade recht. Aber so was von !

Eine überraschende,prickelnde Dusche aus herbsaftiger, mundwässernd herber Grapefruit, umrankt von kleinen Efeuranken eröffnet diesen Duft. Eine schattig-kühle Mischung, die aber schon von kommender fruchtiger Wärme berichtet. Denn dazwischen lugen rotbackige Äpfel hervor, nicht die quietschend-grünen Granny sondern eher die mürbsüßen Cox Orange. Verhalten saftig, aber dafür voller Aromen.

Ich meine einen Hauch Rose wahrzunehmen, während sich der Efeu ein wenig zur Seite begibt.
Die Johannisbeeren rieche ich nicht explizit, es ist eher eine herbe Melange von nur mittlerer Süsse, die von schattig-grünen Blättern umgeben ist. Ein wenig Lavendel?
Wenn ich durch einen Garten spaziere, rieche ich auch selten nur die einzelne Blume - eher ist ein floraler Gesamteindruck da: Blüten !! So muss man sich 700 vorstellen - wie ein Spaziergang im Garten , aus dem schattigen Obstgarten kommend, durch sonniges Blattwerk in den dekorativen Teil, in dem zig Blüten blühen.
Und nie gehen wir in praller Sonne, immer ist eine dezente Kühle bei uns, ein sonnenfleckiger Schatten aus Blättern und Astwerk.
Eine gekonnte Komposition, die mir ein Garten- und Naturerlebnis beschert, wie ich es sonst nur bei "Les Heures de Parfum - X L'Heure Folle" begegnet ist.
Ich bin begeistert und kann nicht genug bekommen - so eine Mischung aus Frucht und Blüten, Blättern, Saft und Kühle gepaart mit einem Ticken Wärme - genau DAS habe ich lange gesucht.
Haltbarkeit ist für diese Art Duft recht lang - ich kann ihn ca 5 Stunden fast unverändert in Ausstrahlung und Stärke an mir wahrnehmen. Es bleibt eine leichte Vetiver Note mit etwas Süßem - vielleicht Vanille, vielleicht Moschus ? und zum Schluss ist auch wieder der Efeu da, und schliesst den Vorhang. Und nach einer Weile ein paar Sprenkel Vanille oder harzige Benzoe Süsse.

Definitiv unisex - und ein feiner Duft für den ausklingenden Sommer.
Angenehm, überzeugend.
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