MissYvy

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1 - 5 von 14
MissYvy vor 7 Jahren 3
7
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
2.5
Duft
Ein Hoch auf den sozialen Wohnungsbau
Von der Kosmetik der koreanischen Firma Missha bin ich schon länger überzeugt und war entsprechend angefixt, als ich im deutschen Onlineshop fünf Düfte vorfand. Zusätzlich angestachelt wurde mein Interesse von der Grundkonzeption, die Düfte mit historischen Epochen zu verbinden, mit sowas kriegt man mich als ehemalige Geschichtsstudentin einfach immer. Da auch die Preise konsumentenfreundlich sind und ich mich nicht entscheiden konnte, habe ich mir einfach alle zugelegt und werde sie nach und nach in chronologischer Reihenfolge hier beschreiben.

Der letzte Duft steht unter dem Label "1960 in London", also die Zeit, die man üblicherweise mit dem Begriff "Swinging London" überschreibt. Geprägt durch politisches Aufbegehren der jüngeren Generation, dem Beginn der Popmusik und neuen modischen Trends, wie der Minimode. Eine wilde und aufregende Epoche. Um es kurz zu machen: Wer das in diesem Duft sucht, wird sehr enttäuscht sein.

Als großer Fan der BBC-Serie "Call the Midwife", die ebenfalls in den späten 50er/frühen 60er Jahren in London spielt, kann ich aber doch eine vage Assoziation zu "1960 in London" aufbauen. Kurz zur Erklärung für die 'Unwissenden': Die Serie handelt von einer Gruppe Hebammen im Londoner Eastend, dem damaligen 'Armenhaus' der englischen Hauptstadt mit entsprechend schwierigen sozialen und hygienischen Bedingungen. Über die Jahre werden auch die Verbesserungen in Gesundheitsfürsorge und Städtebau thematisiert; beispielsweise der Abriss ganzer Mietskasernen mit Zwischengeschossen und Toiletten auf dem Flur für mehrere Mieter zusammen, und den Bau neuer Häuserblocks mit Einbauküchen und einer eigenen Toilette für jede Wohnung. Eine eigene Toilette, die man mit seinem eigenen Kitsch dekorieren und mit einem frischen Raumduft einsprühen konnte. Und genau da sind wir bei '1960 in London'; der reicht nämlich genau wie der generische Frischeduft, den man heute so oft auf öffentlichen Bezahltoiletten, z.B. an Raststätten oder Bahnhöfen antrifft. Ein paar Blümchen, ein bisschen Desinfektionsmittel. In den 60ern vermutlich revolutionär, aber schon da nicht als Parfüm geeignet. Aber da es für alles Liebhaber gibt, vielleicht sucht ja auch jemand nach genau so einem Duft.
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MissYvy vor 7 Jahren 2
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
All that Jazz
Von der Kosmetik der koreanischen Firma Missha bin ich schon länger überzeugt und war entsprechend angefixt, als ich im deutschen Onlineshop fünf Düfte vorfand. Zusätzlich angestachelt wurde mein Interesse von der Grundkonzeption, die Düfte mit historischen Epochen zu verbinden, mit sowas kriegt man mich als ehemalige Geschichtsstudentin einfach immer. Da auch die Preise konsumentenfreundlich sind und ich mich nicht entscheiden konnte, habe ich mir einfach alle zugelegt und werde sie nach und nach in chronologischer Reihenfolge hier beschreiben.

Duft Nummer Vier hat das Jazz-Age ab 1920 als Leitthema, die "Wilden 20er". Dieses hätte ich persönlich mehr mit Chicago verbunden, als mit New York, aber ok. Es handelt sich um eine Zeit großer Unsicherheit und Umbrüche, u.a. auch der fortschreitenden Emanzipation der Frauen. Diese legten Korsette und lange Haare ab und begannen in der Öffentlichkeit Zigaretten zu rauchen und Make-Up zu tragen. Diese neue Androgynität und Herbheit finde ich auch in "1920 in New York" wieder.

Der Duft startet blumig-grün, lt. Pyramide ist es Freesie. Sie scheint im allerersten Moment süßlich, wird dann aber sofort grüner und erinnert mit jedem Atemzug daran, dass eine Pflanze nicht nur aus Blüten besteht. Die Kopfnote ist auch recht beständig und es dauert einige Zeit bis sie von einer stark Jasmin-lastigen Herznote abgelöst wird. Diese empfinde ich als die schwächste Phase der Duftentwicklung. Einfach eine recht generische Jasminblüte, ohne großen Überraschungseffekt. Interessanter wird der Duft, wenn er in die Basis übergeht. An mir entwickelt er sich pfefferig. Oft findet man Pfeffer ja in Kopfnoten, hier taucht er langsam aus der süßlichen Jasmin auf (und ich habe ehrlich keine Ahnung, woher er kommt, in der Pyramide taucht er nicht auf). Auch hier wird ein klassisch weiblich-süßer Duft wieder mit einer herben-frechen Note gebrochen. Fast wie eine behütet aufgewachsene junge Frau aus gutem Haus, die sich abends davon schleicht, um in einer Flüsterkneipe heimlich Alkohol zu konsumieren und sich die neusten Jazz-Hits anzuhören. Für mich durchaus eine runde Interpretation der "Wilden 20er".
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MissYvy vor 7 Jahren 1
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Ein Abend in der Oper
Von der Kosmetik der koreanischen Firma Missha bin ich schon länger überzeugt und war entsprechend angefixt, als ich im deutschen Onlineshop fünf Düfte vorfand. Zusätzlich angestachelt wurde mein Interesse von der Grundkonzeption, die Düfte mit historischen Epochen zu verbinden, mit sowas kriegt man mich als ehemalige Geschichtsstudentin einfach immer. Da auch die Preise konsumentenfreundlich sind und ich mich nicht entscheiden konnte, habe ich mir einfach alle zugelegt und werde sie nach und nach in chronologischer Reihenfolge hier beschreiben.

Die dritte Zeitreise soll die "Belle Époque" im Jahr 1890 in Prag zum Leben erwecken. Generell wird ja vor allem Paris als Inbegriff dieser Zeit gesehen, aber diese Stadt war schon durch das Jahr 1780 besetzt. Also hat man sich im Hause Missha für Prag entschieden, damals Teil der österreich-ungarischen K&K-Monarchie. Die Epoche gilt allgemein als Geburtsstunde der Moderne, in der viele neue Ideen in Technologie, Kunst und Kultur entwickelt wurden, die sich gleichzeitig aber noch durch eine starre gesellschaftliche Klassentrennung auszeichnete. Missha selbst schreibt auf der Verpackung des Dufts er symbolisiere "die Ära der eleganten und edlen Oper".

"1890 in Prague" startet extrem fruchtig mit verschiedenen Beerennoten, die durch Grapefruit abgemildert werden. Das führt dazu, dass der Duft zwar fruchtig, aber nicht übermäßig süß ist, was ihn sehr angenehm macht. Um im Bild des Herstellers zu bleiben, könnte man die Kopfnote als die Opernsänger auf der Bühne ansehen. Glamouröse Stars ihrer Zeit und Mittelpunkt des Geschehens, die sofort alle Blicke auf sich ziehen. Nach einiger Zeit schweift der Blick dann in den Zuschauerraum und zu den anderen Opernbesuchern, die weniger farbenfroh, aber ebenso elegant gekleidet sind. Entsprechend ist die Herznote blumig und weniger laut. Hier sticht vor allem die Rose hervor, die sich viel hautnäher entfaltet als die Kopfnote. Ganz dem Ideal der Zeit entsprechend einfach, doch elegant. Schließlich neigt sich der Abend dem Ende und der Duft verschwindet langsam im Dunkel der Nacht. Die Haltbarkeit ist nicht überdurchschnittlich, aber gut genug für einen Opernakt. Dann kann man in der Pause schnell nachlegen, ohne den anderen Zuschauer mit einer übertriebenen Duftwolke den Atem zu nehmen.

Mit "1890" ist Missha ein toller fruchtig-blumiger Duft mit recht natürlichen Noten gelungen, der mir bis jetzt aus der Reihe am besten gefällt.
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MissYvy vor 7 Jahren 3
5
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7
Duft
Würde man so bei Primark nicht erwarten
Vorne weg: Ich kenne mich mit Oud-Düften nicht aus, auch wenn sie augenscheinlich schon seit einiger Zeit voll im Trend liegen. Deshalb gebe ich den Dufteindruck wieder, so wie er mir kommt. Dies ist tatsächlich mein erster Duft, der mit "Oud" gekennzeichnet ist, weshalb ich die Duftnote nicht mit etwas bekanntem abgleichen kann. Ich habe lange überlegt, wo ich den Duft hinstecken soll und am Ende meiner Überlegungen stand Red-Bull-Cola. (Im Gegensatz zu anderen gängigen Marken ist diese etwas gewürzlastiger. Kenner werden wissen, was ich meine. ;) ) Diesen typischen Coladuft mit zitrischen Anteilen und Gewürzen finde ich in "Polka Rose Oud" wieder, nachdem die rosig-seifige Kopfnote verschwunden ist.

Als ich den Duft zum ersten Mal probiert habe, war ich nicht ganz überzeugt. Primark hat einige Parfums in Angebot und die meisten sind eher im fruchtig-süßen Bereich einzuordnen. Vermutlich verkauft sich das bei der jungen Zielgruppe am besten. Auch die "große Schwester" Polka ist eher ein fruchtig-süß-synthetisches Parfum (angeblich mit "Lady Million" verwandt), welches sich im direkten Duft-Vergleich beim Testen deutlich zugänglicher zeigt und mir mit von Anfang an gut gefiel. "Rose Oud" wurde erst mit zunehmender Dauer für mich toll, weil ich immer versuchte den Duft irgendwie einzuordnen. Wie bereits beschrieben, gibt es in meiner Sammlung bisher nichts vergleichbares. Entsprechend oft habe ich daran gerochen und immer wieder im Kopf abgeglichen. Ich glaube, man kann sich durchaus Düfte auf diese Art erarbeiten. Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich für einen recht günstigen Preis diesen neuen Eindruck gewinnen konnte und werde den Duft gerne tragen.
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MissYvy vor 7 Jahren 4
7
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
5
Duft
... dann sollen sie doch Kuchen essen
Von der Kosmetik der koreanischen Firma Missha bin ich schon länger überzeugt und war entsprechend angefixt, als ich im deutschen Onlineshop fünf Düfte vorfand. Zusätzlich angestachelt wurde mein Interesse von der Grundkonzeption, die Düfte mit historischen Epochen zu verbinden, mit sowas kriegt man mich als ehemalige Geschichtsstudentin einfach immer. Da auch die Preise konsumentenfreundlich sind und ich mich nicht entscheiden konnte, habe ich mir einfach alle zugelegt und werde sie nach und nach in chronologischer Reihenfolge hier beschreiben.

Der zweite Duft der Reihe ist "1780 in Paris"; die Epoche des untergehenden "Ancien Regime" und wachsender sozialer Spannungen, die schließlich in der französischen Revolution münden. Vermutlich dachte man in der Entwicklungsabteilung vor allem an die Großartigkeit und den Überfluss des Hofes in Versailles und der Verschwendungssucht der berühmt-berüchtigten Königin Marie-Antoinette. Diese Motive kann man in der Kopfnote des Parfums durchaus erahnen. Die Pyramide sagt Orange und Pfirsich, meine Nase ganz deutlich Birne (extrem natürlich, saftig, fast als hätte man gerade reingebissen). Auch für die Herz- und Basisnoten kann man historische Parallelen ziehen, allerdings andere, als vermutlich geplant war: Genau wie das "Ancien Regime" quasi auf Sand gebaut war, ist auch der Unterbau dieses Duftes extrem dünn und enttäuschend. Man muss schon regelrecht mit der Nase am Handgelenk kleben um überhaupt etwas wahrzunehmen und was man dann riecht, ist nicht besonders eindrücklich. Der Duft liegt irgendwo zwischen grün, süß, frisch und zitrisch; erscheint fast ein wenig spülmittelmäßig. Einzelne Duftnoten kann ich nicht herausriechen.

Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass der Duft auf enttäuschende Weise passend ist. Die Kopfnote verspricht Glanz und Üppigkeit und liefert in Herz- und Basisnote nur Mangel und Trostlosigkeit. Ich wollte ihn wirklich mögen, weil er von den fünf angebotenen Epochen, diejenige repräsentiert, die mich spontan am meisten ansprach, aber er hält leider fast nichts. Insofern ist er fast schon ein gelungener Themenduft, der so aber bestimmt nicht geplant war.
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1 - 5 von 14