Moriarty

Moriarty

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1 - 5 von 150
Moriarty vor 2 Jahren 14 8
9.5
Duft
Unterschätztes Feintuning
Sehr viele Neuauflagen mit hoher Erwartung scheitern anfangs genau an dieser.

Vorweg. Ich liebe die Armani Code DNA, auch wenn diese sich mit den Reformulierungen veränderte.

„Armani Code Parfum“ hat es sicher nicht einfach und landet schnell in vorgefertigten Schubladen. Es kommt nie an das Original - unter Puristen. Das ist nur eine Preiserhöhung mit Etiketten-Schwindel. Neu-modernes Gepansche für die Masse. So sind viele Meinungen.

Ähnliches hat man anfangs auch bei „Bleu de Chanel“ und „Dior Sauvage“ gelesen. Bis man festgestellt hat, dass die Leute sie mögen, Komplimente kommen und in den Listen der YouTube „Ladykiller“ landeten. Das wird bei „Armani Code Parfum“ auch noch folgen. Meiner Meinung nach.

Nicht falsch verstehen. Es gibt diese neu-moderne, lieblose „Generic-Plörre“. Für mich gehört „Armani Code Parfum“, wie auch die oben genannten Parfüme jedoch nicht dazu. Im Gegenteil. Sie werden noch vorschnell falsch zugeordnet.

Für mich ist das Parfum eine sehr gelungene Neukreation, die meine Wünsche erfüllt. Die da wären mehr Power, aber nicht aufdringlich. Ich rieche hier nichts Synthetisches, sondern vielmehr Hervorgehobenes. Mit der Reformulierung wurde das Original schwächer auf der Brust. Eher andere Flanker gingen einen (süß) synthetischeren Weg mit meiner Meinung nach zu viel Aufdringlichkeit.

Nicht so hier. Es bleibt diese pudrige Note (ein angenehmer Einsatz der Tonkabohne) mit, so stelle ich es mir vor, würzigen Oliven-Holz-Anleihen. Hinzu kommt ein schönes Gefühl, wie nach einer frischen Dusche. Im gut gemachten Sinn.

Dieses Parfum kann was, es fällt momentan nur dem Vergleich und der Erwartung etwas zum Opfer. Es behält die DNA und bringt mehr angenehme Power durch Frische und Langlebigkeit. Das ist für mich gelungenes bzw. unterschätztes Feintuning. Perfekt für (eigentlich) jeden Anlass. Sportlich elegant. Das passt zur Marke.

Das Eau de Parfum 2021 und Parfum 2022 sind die besten Nachfolger der originalen Code DNA. Auf sehr hohem Niveau. Weniger ist hier übrigens auch mehr, dann kommt das Parfum besser zu Geltung und ist nicht aufdringlich. Momentan bin ich ratlos, welchen der Drei ich mir zulegen werde. Ein Luxusproblem.
8 Antworten
Moriarty vor 5 Jahren 8 3
9
Flakon
7
Haltbarkeit
8
Duft
Wecke den Surfer in dir!
Ja, Goldfield & Banks aus einem Land der hohen Wellen und zahlreichen Strände legt es auf aquatisch-zitrisch an. Kein leichtes Unterfangen, gerade bei mir. Oft ist mir das zu gekünstelt wirkend, um Meer reinzubringen. Oft ist weniger aber mehr oder in diesem Fall wirklich in der Tat Meer-Feeling.

Ich kann es riechen, ein schönes Sonnenöl mit Zitrone, im Hintergrund riecht man leichte Anleihen von Meeresduft, aber dezent - etwas moosig, ein paar Holzteile liegen rum, Salbei sticht meiner Nase nach nicht so durch, aber interagiert vielleicht mit den anderen Inhaltsstoffen.

Da möchte man sich jedenfalls gleich ins Meer stürzen, auch wenn die Brandung vielleicht gefährlich ist. Der Surfer wird eben in dir geweckt. Der Duft ist so angenehm, gerade im Sommer, leicht und unbeschwert, aber doch klar wahrzunehmen, ohne irgendwie synthetisch aufdringlich zu wirken. Da kann man es auch so aushalten und am Strand flanieren oder eben auf dem Handtuch chillen, um dann sich in die Brandung zu wagen. Es ist das wirklich ein Wasser des Lebens bzw. der Lebensfreude.

"Pacific Rock Moss" ist für mich wahrhaftig aquatisch im positiven Sinne. Wo Creeds "Virgin Island Water" schon ein toller Sommerduft ist, legt er noch etwas Meer rein. Beide möchte ich nicht missen auf ihre Art und Weise. Manchen meinen in beiden Fällen viel Geld für so viel Einfachheit, aber gerade im aquatischen Bereich gingen schon viele baden, zum Beispiel der in diesem Sinne für mich nur leicht überdurchschnittliche "Aqva Amara", dessen Ausdruck mir nicht so taugt. Der würde bei mir nicht als Kompliment-Sammler funktionieren, wenn man so will, ich fühle mich nicht wohl, hier schon.

Erst dann geht auch diese Formel auf und nicht, wie heut so oft dargestellt, als Selbstläufer. Deshalb habe ich mir ein frisches Stück Australien geholt und für mich genießen.
3 Antworten
Moriarty vor 6 Jahren 9 1
9
Flakon
7.5
Duft
Gehasst, verdammt, vergöttert
Es ist natürlich ein schwieriges Unterfangen, wenn man ein ohnehin polarisierendes Damen-Parfum in einen maskulinen Kontext betten möchte. "Alien Man" bzw. Mugler hat es insofern nicht leicht, die Befürworter werden es mitunter überkritisch messen, die Kritiker schnell verdammen. Manch einer mag auch genau darauf gewartet haben.

Für mich ist es eine neutrale Geschichte. Ich bin ein Fan vom Original, wenn es zur jeweiligen Frau/Dame passt, hat es wirklich etwas betörend außerirdisches, sofern man das einem Parfum attestieren kann. Zumindest ist es anders, auch wenn es immer mehr riecht und manche mit der Dosierung nicht umgehen können. Ich mag die Ecken und Kanten bzw. den markanten Ton jedenfalls grundsätzlich.

Doch so weit, so gut. Jetzt gilt/galt es daraus einen männlichen Duft zu zaubern. Mir gefällt der Endeffekt und scheinbar harmoniert es auf meiner Haut. Wenn ich nicht sage, was es ist, gab es dafür schon auffallend viel Wohlwollen, aber darum geht es für mich nicht.

Es tritt ein Mix von Beere auf einen dunkleren Touch, der etwas leicht ledrig-rauchiges hat. Süßholz-Anleihen rieche ich eher als den Dill. Für alle, die Angst haben als Kräuter-Likör durchzugehen. Das Ganze entwickelt sich auch wirklich sehr gut im Sinne dieses Mixes, hat nicht diesen fulminanten Effekt, wie die Frauen-Version, aber sehr gelungen, wenn man das Unterfangen noch einmal in Betracht zieht.

Mir gefällt er sogar immer mehr der gut "Alien Man". Ich hoffe nur, dass er nicht zu vielen gefällt und man ihn inflationär überall riechen kann. Im Moment für mich 9/10 mit Luft nach oben. Ein schwierige Aufgabe, die man aber sehr gut gelöst hat.
1 Antwort
Moriarty vor 6 Jahren 7 2
10
Flakon
9
Duft
Eros ich brauche einen Ramazzotti - oder warte doch nicht! 2013 vs. 2017
Es war einmal am 2013:

Besser noch einen schönen Espresso ohne Zucker, mit viel Crema natürlich. Ein Kräuterlikör würde vielleicht der Verdauung dienlich sein, aber wieder Süße implizieren. Mit dem neuen Versace im Sinn braucht man vielmehr etwas bitteres, denn "Eros" hat hier klar einen kandierten Liebesapfel getroffen. 

Nun beschwere ich mich selten über zu viel Candy, wenn sie einen natürlichen Gourmand-Kontext hat oder den passenden Gegenspieler, der das Ganze abrundet. Diesen Part vermisse ich bei "Eros" jedoch ein wenig, er gibt nur Zuckerbrot und vergisst bzw. vernachlässigt die Peitsche. 

Dabei ist die Basis an sich wirklich vielversprechend. Der grüne Apfel soll eben zum anbeißen sein und das ist er teilweise auch, aber letztendlich fehlt etwas Granny in Smith, so dass eine süße Opulenz entsteht und dort wo übertrieben wird, ergibt sich oft einmal der Eindruck von atemberaubender Synthetik. Grundsätzlich steht ja auf dem Papier etwas, dass für Milderung oder eine Abrundung sorgen hätte können, aber kühles Minzöl und etwas säuerliches von der Zitrone ist hier wohl eher mikrodosiert. 

Im fruchtig-floralen Ausdruck erinnert "Eros" sogar mitunter leicht an "Fierce", aber im Gegensatz dazu fehlt die Würze, das kratzige, was leicht prickelt und diese geschmeidigen Noten mit Power, die nicht durch Süße kommt, ausreichend belebt. Ja, irgendwie männlich markanter macht. "Fierce" ist da vergleichsweise das Acqua "con gas" und "Eros" die Variante "senza gas". Daran ändert auch das eine Tonkaböhnchen, was man in die süßliche Mischung geworfen hat, nichts mehr. 

So betrachte ich "Eros" im Endeffekt mit einem lachenden und weinenden Auge. Das wundervoll chice Flakon hätte ich gerne bei mir stehen sehen und die Grundidee lässt Potenzial, das allerdings bei weitem nicht vollends abgerufen wurde, erkennen. (6,5/10)

Edit 2017:

Wie der Zufall es möchte, bekam ich einige Proben von "Eros" und ich erinnerte mich noch noch. Potenzial war da, der süße Liebesapfel allerdings auch, so weit die Erinnerung. Wer die Grundrichtung nicht mag, wird auch nie warm mit dem Duft, das verstehe ich, mit diesem Versace und vor 4 Jahren hätte ich mir ihn nicht einmal ob des wirklich absolut chicen Flakons zugelegt.

Persönliche Geschmäcker ändern sich allerdings bekannterweise mitunter in der Duftwelt und auch die Wahrnehmung bzw. der Horizont, wie man für etwas Verwendung findet.
Nach einiger Zeit merkte ich auf der Haut, wenn man es hier nicht übertreibt, haben wir wirklich sogar eine recht eigenwillig individuelle Duft-Komposition, als ich sie zuvor wahrnahm. Nicht nur Potenzial ist da. Gut dosiert, wie übrigens auch bei "1 Million" oder den besseren "Le Mâle", finde ich an dem Duft immer mehr gefallen, gerade abends.

Nicht nur der Liebesapfel zeigt sich in Form von "Eros". Die Süße hat für mich jetzt mehr Ausdruck, nicht nur durch Dampfhammer-Candy, sondern Facetten, die sich in einer interessanten Kombination auf der Haut entfalten. Ich gehe sogar so weit, dass mich "Boss Bottled", dessen Apfel-Ausdruck viele an Apple Pie erinnern, mich weniger, sondern an einen holzig-würzigen Apfel, der mir manchmal etwas schwer bekommt bzw. dann "nervt" mitunter weniger zusagt - zeitweise empfinde ich das als "synthetisch", obwohl ich den Duft an sich sehr schätze. Der Original "A*Men", dessen (minzige) Patchouli-Dröhnung für mich in Flanker später wesentlich feingeschliffener bzw. verbessert wurde, sowieso. Den Versace habe ich wesentlich gekünstelter, als jetzt erlebt, in Erinnerung, wahrscheinlich ließ ich mich sehr von der Süße blenden.

"Eros" vergleiche ich mit den zuvor genannten Düften aus unterschiedlichen Gründen, er hat die Finesse eines "1 Million" trotz wirklich deftiger Süße und die kommt von einer individuellen Mischung aus Apfel, Minze, leichte Citrus, florale Anleihen und Tonka-Vanile-Schmeichelei, die aber durchaus zu Angriff mit Pfeil und Bogen taugt, nur man(n) darf es mit ihm nicht übertreiben, denn er hat Durchhaltevermögen und atmet auf der Haut dann richtig laut durch dass ihn jede Nase wahrnimmt. Zumeist sehr positiv übrigens. Eros ich brauche doch keinen Ramazzotti mehr, den Duft muss man sich nicht mehr erträglich saufen, außer jemand bzw. viele tragen ihn exzessiv ohne die Gebrauchsanweisung zu kennen .
2 Antworten
Moriarty vor 7 Jahren 13
9
Flakon
9
Haltbarkeit
9
Duft
Wild im Namen - grundsolide, aber sehr gut in der Ausführung
Der Versuch einen populären, in der Masse beliebten Duft herzustellen, steht ja schon fast im Strafgesetzbuch vieler Parfumliebhaber, so bald sie eine Intention dafür erkennen. Deshalb werden "Bleu de Chanel" oder auch "Fierce" nie ganz oben in der Beliebtheit stehen, unabhängig von der qualitativen Komponente. Zu sehr Mainstream oder wenig Ecken und Kanten für geschulte Nasen. In der Politik würde man sagen jemand verkörpert einfache Lösungen bzw. Populismus.

Dabei sind einfache, aber auf den Punkt gebrachte Antworten im Kontext schwieriger Fragen nicht unbedingt schlecht. Auch das muss man erst einmal hinbekommen und aus so einer Grundintention heraus muss nicht zwangsläufig etwas qualitativ Minderwertiges oder Einfallsloses entstehen. Man sieht das an den erwähnten "Fierce" oder "Bleu de Chanel", wo ich viel Qualität und Komplexität erkenne, auch wenn sich daran niemand anstoßen mag und man auch vielleicht die Absicht hatte es genau so zu entwickeln.

Nun steht auch Dior im Mainstream-Verdacht. "Sauvage" soll die Massen erreichen. Grundsätzlich frage ich mich allerdings, ob das nicht bei jedem Parfum ein gerne akzeptierter Idealfall wäre? Sei's drum. Mit geringem Risiko soll demnach wenig Polarisation erzielt werden. Demachy verwendet dafür offiziell nur drei Ingredienzien. Ambrox, Szechuanpfeffer und Bergamotte, sogar aus Kalabrien. Man kann auch alle drei Inhaltsstoffe sehr gut rausriechen, Szechuanpfeffer hat ja darüber hinaus eine spezielle Pfeffernote. Generell bewegt man sich auf einem dezent süß-frisch-leicht würzigen Weg, der aber nicht mit Kurzatmigkeit verbunden ist.

Das klingt nicht komplex, die Interaktion ist es aber durchaus. "Sauvage" ist nicht zu pfeffrig, transportiert eher den Geschmack und weniger den scharf-würzigen Charakter an sich. Ambrox wirkt in der Kombination mit Bergamottte recht vielseitig im fruchtigen Sinne. Man könnte da mehr Früchte vermuten, nicht nur Citrus-Anleihen. Auf dem Papier wirkt das attraktiv, an der Haut verschwimmt alles etwas, was allerdings eben nicht die Haltbarkeit betrifft.

Im Endeffekt ist "Sauvage" nicht plump, irgendwie sehr gut, auch vom nachhaltigen Eindruck besser, als ich zunächst dachte. Chanel hat es mit "Bleu" vielleicht noch etwas besser hinbekommen, diese nahezu perfekte Umsetzung von "generic". Beliebig kann jedenfalls so schön und auch Kunst sein, zumindest Handwerkskunst. Ähnlichkeiten zwischen beiden Düften erkenne ich wenig, höchstens in der Art, aber wo Chanel sehr gutes Handwerk leistete, steht Dior dem in wenig nach. Wild ist hier allerdings nichts und eher Etikettenschwindel, was die Qualität allerdings keinesfalls mindert.
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