Ausgelagerter Duftkommentar zu ‚Hob 1’ von Khaltat – wegen Überlänge als Blog vollständig veröffentlicht
Der vollständige Text erwies sich als zu lang für die im Kommentarbereich vorgesehene maximale Zeichenzahl.
Also habe ich dort kurzerhand nur den zweiten Teil des Textes verwendet (Duftbeschreibung und Fazit) und mich entschlossen, den Kommentar in voller Länge zusätzlich als Blog einzustellen.
Diese Auslagerung eines Kommentars hier im Blogbereich bitte ich, mir nachzusehen.
Aber immerhin erscheint mir die Veröffentlichung als Blog nicht ganz deplatziert, da der erste, im Kommentarbereich weggelassene Teil eher das Unternehmen, die Marke und den Namen beschreibt.
Bitte einfach ignorieren, wer hier und jetzt keinen (erweiterten) Parfumkommentar lesen möchte!
Aber jetzt: Los geht’s!
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All You Need Is Love
Einleitung
Eine kleine Parfumabfüllung dieses besonderen Dufts erreichte mich vor längerer Zeit als Überraschungs-Beigabe zu einer Souk-Bestellung.
Hob 1? Khaltat? Das klang sehr geheimnisvoll! Terrae Incognitae. Fast schien mir, als hätte sich mir ein Bote aus einer fremden, fernen Welt vorgestellt. Also erst einmal einsortieren mithilfe einer Internetrecherche. Was ich vorfand, erinnerte mich in seiner Systematik und Vielfalt an eine Galaxie mit Sonnensystemen, gerade auch in Verbindung mit der Ferne und Exotik erwähnter Namen und des ersten Dufteindrucks!
Die Galaxie – Mohamed Hilal Group (MHG)
Nun, zugegeben, man muss sich nicht an Bord eines interstellaren Raumschiffs beamen lassen, um mit ihm in Überlichtgeschwindigkeit zur Galaxie der MHG zu reisen. In Wirklichkeit sitzt sie nämlich in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Unter ihrem Dach versammeln sich neben 'Khaltat' noch weitere duftbezogene Marken namens 'Hind Al Oud', 'Anfasic Dokhoon', ferner 'Edge', 'Hilal', 'Michael Cromer', 'Rose Rossa' und 'Khales', die hier auf Parfumo natürlich auch gelistet sind. Zusammen bilden sie ein weit verzweigtes Netz von Düften, die jedoch von den Wissenschaftlern und Abenteurern der Parfumo-Gesellschaft bisher nur eher rudimentär erforscht worden sind.
Darüber hinaus – dies sei der Vollständigkeit halber erwähnt – ist die MHG noch in weiteren Luxusproduktsegmenten und Geschäftsfeldern tätig (es gibt noch eine reine Kosmetik-Marke, ferner Konfiserie-Marken und Restaurants).
Das Sonnensystem – Khaltat
‚Khaltat – Blends of Love’ ist der erweiterte internationalisierte Markenname. ‚Khaltat’ ist das arabische Wort für ‚Mischung(en)’. Dieses Sonnensystem steht ganz im Zeichen der Liebe. Deren verbindende und im Khaltat’schen Sinne auf Gefühle, Emotionen und persönliche Anhaftungen fokussierte Kraft wurde olfaktorisch in unterschiedlicher Form als Parfum, Parfümöl, Haar- und Körperspray, Raumduft, Räucherware und mehr eingefangen. Dabei verströmt die Khaltat’sche Sonne ihre Botschaft, indem sie in olfaktorische Gewänder schlüpft, die von verschiedensten Kultur- und Sprachräumen unseres Heimatplaneten inspiriert sind. Eine eigentlich ganz schöne (und clevere) Idee, ein solches Rahmenkonzept.
Um den Zentralstern ‚Khaltat’ kreisen 29 auf Parfumo dokumentierte Parfum-Planeten (ohne Produktvariationen zu berücksichtigen) (*), und von einem dieser Planeten hat sich also ein Lichtstrahl auf die lange Reise gemacht, ist schließlich an meiner Nase gelandet und hat sie sanft gekitzelt, in Form von ein paar Tropfen jener besagten Abfüllung. Und das Kitzeln war so schön und hinterließ so sehr bleibende Eindrücke, dass ich versuchen möchte, davon etwas hier zu vermitteln.
Hob 1 ist der ungewöhnliche Name des Planeten.
(*) Auf der Internetseite der MHG-Boutique finden sich davon noch aktuell 27 unterschiedliche Parfums wieder. Stöbert man in etwas mühsamer Suche auf der Facebookseite von „Khaltat Blends of Love“ herum, finden sich Hinweise auf weitere, wie Meteorschauer aufgetauchte und wieder verglommene Produkte und Sondereditionen.
Der Planet – Hob 1
Hob ist das arabische Wort für Liebe. Und sicherlich geht es nicht um die erotische, körperliche Liebe und das begehrende Verlangen – das betrifft übrigens das gesamte Khaltat-Sonnensystem und das verdeutlichen auch die Texte an diversen Stellen der MHG-Webseite und die Aufschriften auf den Flakonetiketten bzw. den Präsentationsschachteln – , sondern um die freundschaftliche, wohlwollende, begehrensfreie Liebe des Herzens und des Geistes, um Freundschaft, und um ihre Emotionen.
Im Unterschied zum Parfum 'Hob', das es auch gibt, erklärt der Werbetext auf der Shopseite, dass 'Hob 1' von einer Vision des Herrschers (Emirs) Scheich Mohammed für Dubai respektive die VAE inspiriert ist (falls ich das richtig verstanden habe), nämlich danach zu streben, die Nummer Eins zu sein. Worte wie „kraftvoll, machtvoll“ und „Erfolg“ flankieren mit breiter Brust eine mit viel (Vaterlands-)Stolz unterfütterte Liebe. Vermutlich darf dies bei einer duftlichen Huldigung an die bzw. bei einer duftlichen Entsprechung der Vision eines Herrschers nicht fehlen. Dies mag den Parfümeur und das Haus vor eine besondere Aufgabe gestellt haben.
Lediglich zwei Duftnoten gibt die Duftpyramide an: Amber und Moschus. Auf der Webseite ist noch eine dritte (Fantasie-)Note angegeben: „Emarati“ als Basisnote. Hier bin ich mit meinen Recherchen an Grenzen gestoßen und nehme mal an, dass damit ein sinnbildlicher Verweis auf die Seele und das Herzblut des stolzen emiratischen Volkes heraufbeschworen wird, auch im Sinne der Worte des Emirs hinsichtlich des Strebens nach dem ersten Platz. Und dieser Note gebührt natürlich der Platz als tragende Basis.
Wie bewährt sich denn nun der Duft des Parfums als solcher, jenseits herrschaftlich-stolzer und von Marketingsprache geschnitzter Worte? Nun: Er hat mich betört.
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(Ab hier folgt der im Kommentarbereich zum Duft veröffentlichte Text:)
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Mein Dufterleben:
Weich und sanft, aber mit Bestimmtheit ergreift der Duft mich, hebt mich hoch und legt mich umsichtig und sicher in seiner edlen, fluffigen Wolke ab. Diese ist ganz leicht aromatisiert mit einer für mich seltsam abstrakten bzw. nicht greifbaren, aber feinen, weichen und etwas süßen Würzigkeit. Nah an der Aufsprühstelle meiner Haut gerochen, offenbart sich ein wie granitisch schimmernder, opalesk changierender, mich etwas irritierender „Reaktorkern“: Beinahe ätherisch, aber eben nicht ätherisch; beinahe blumig, aber eben auf gar keinen Fall blumig. Mit Abstand dazu, in der Aura des Duftorbits gewissermaßen, umschmeichelt der Duft mich balsamisch. Er ist äußerst elegant, geschmeidig, zurückhaltend, mit einer leicht kühlen, abstrakten, schier unendlich sanften Glätte, auch weil die für mich wahrnehmbaren Noten und Facetten so perfekt verwoben ineinandergreifen. Diese Art von Glätte gibt ihm in meinem Empfinden eine eher leicht feminine Anmutung. Er leuchtet erhaben und beständig; er ist durchaus präsent und ich kann ihn deutlich wahrnehmen. Er besitzt eine gewisse Strahlkraft, die jedoch zu keiner Zeit blendet. Er wirkt äußerst hochwertig und bedacht. Er ist rücksichtsvoll, aber führend, und in diesem Sinne sanft bestimmend. Und ich persönlich finde ihn schon auch ein wenig verführerisch; im Hintergrund stützt ihn eine behutsame, ganz weiche Animalik (vielleicht ordne ich das falsch ein; mangels Erfahrung kann ich es nicht besser ausdrücken).
Ein wenig erinnert mich dieser Eindruck an die Flauschigkeit des pudrig-fluffigen 'Prada Infusion d'Homme'. Aber statt dessen weiße Bettlaken-, Frischwäsche-, Baumwoll-Fluffigkeit und der bisweilen an mir auch etwas hygienisch-aseptisch-weichspülerisch-distanziert-weiß anmutenden Facetten (die ich trotzdem sehr interessant finde und oft auch mag) ist es hier eine weichschnurrende, allerfeinstsandfarbene und unglaublich sinnliche ... ich sage mal „ambrisch-balsamische Animalik“? Ganz wunderbar. Und so glatt der Duft mir erscheint, hat er dennoch auch eine feinstsandige Textur.
Er ist nicht im klassischen Sinne eines Winterduftes warm oder wärmend, in besagter empfundener Abstraktion liegt auch eine gewisse Kühle, aber diese wirkt tröstend und lebendig, wie die Hand einer Mutter, die die beim Toben erhitzte Stirn ihres Kindes streichelt, nachdem es gestürzt und weinend zur Mutter gelaufen ist, und auftankend wie der sanfte Wind einer leichten Brise bei milden Temperaturen, wenn er den beim Spaziergang ermüdeten Körper und Geist ermuntert. Er ist stark, ohne hart und unnachgiebig zu sein, souverän, ohne zu protzen.
Wenn ich die Kappe des Plastik-Taschenzerstäubers meiner Abfüllung abziehe und am Sprühkopf schnuppere, befällt mich jedesmal eine verzückte, fast verliebte Faszination, und die Moleküle hängen mir schier auch dann noch in der Nase, nachdem ich den Raum wieder verlassen habe, eine lange lebendig bleibende, sehr konkrete Erinnerung. Wie kann das eigentlich sein?
In was für eine Stimmung oder Gefühlslage bringt mich der Duft? Ich fühle mich durch ihn behüteter und er besänftigt mich, und so blicke ich dann auch auf bzw. wandele ich auch durch die Welt und den Tag.
Ansonsten: Der Duft in seiner gesamten Charakteristik ist einfach sofort da und gibt sein sanftes aber starkes Licht ab, wie gesagt wunderbar verwoben und im Wesentlichen ohne Veränderung, also linear. Ich nehme ihn recht deutlich wahr, aber ich empfand ihn nie als aufdringlich oder unangemessen laut (Entwicklung Sillage von ca. „Note“ 8 anfangs bis 6 zum Schluss).
Zur Haltbarkeit habe ich mir leider keine Notizen gemacht, aber sie war gut; der Duft war lange hautnah noch wahrnehmbar.
Fazit
Die Liebe ist ein bedeutsamer Schlüssel für uns Menschen zur Erfahrung von Glück. Natürlich bedarf es zur Erfüllung nicht explizit dieses Duftes oder eines anderen Duftes aus dieser Reihe oder überhaupt eines Duftes. Doch in diesem Duft, in seiner Kreation, steckt durchaus sehr viel Liebe und Hingabe, und Düfte wie dieser, von denen es so viele (und unterschiedliche) im Duftuniversum gibt, vermitteln uns durchaus die Idee der Liebe auf ihre olfaktorische Weise.
Der Duft hat mich erobert, durchaus, o ja! So toll und faszinierend ich ihn finde und so schöne Assoziationen er bei mir auch auslöst: Würde ich ihn gerne besitzen?
Abgesehen vom Preis und dem Beschaffungsaufwand, die mich vom Kauf eines Flakons abhalten, würde mir als nächster Schritt vermutlich eine größere Abfüllung genügen, um mich seinem Zauber, den er um mich herum wirkt, immer wieder hingeben zu können, und um ihn gelegentlich auch mal zu tragen, um mich an ihn zu gewöhnen und ihn noch besser kennenzulernen.
Im Moment bleibt eine klitzekleine Irritation ob (des Grades) der Abstraktion und der mit ihr für mich einhergehenden Ungreifbarkeit (die ich übrigens auch bei besagtem Prada so empfinde) und seiner Reinheit. Er ist sehr außergewöhnlich für mich und passt nicht so gut in die meisten meiner Alltags- bzw. Lebenssituationen. Es ist noch eine fremde Welt für mich. Etwas zu sehr out of my world, vielleicht? Eben weit entfernt, ein(e) Verführer(in) aus einer anderen Galaxie. Es fehlt mir noch etwas das Heimatgefühl. Bei Amber und Moschus habe ich es ja zudem mit zwei mir noch nicht vertrauten Duftwelten zu tun. Ich vermute, dass noch weitere, vielleicht nicht so tonangebende Noten hier eingebunden wurden. Falls nicht, wäre ich über die große, facettenreiche Vielschichtigkeit von Amber und Moschus im Zusammenspiel entzückt!
Vielleicht würde ich mich auch auf Dauer an seiner Linearität stören, ähnlich meiner Prada-Infusion d’Homme-Erfahrung.
Und so würde *ich* ihn eher in Momenten tragen, die ich *für mich* habe, seien diese nun tagsüber oder abends, dies aber jahreszeitenübergreifend.
So bleibt mir das Wissen um die Existenz, die Dankbarkeit, dass mich ein Lichtstrahl aus dieser fremden Welt erreicht hat (und in diesem Zuge auch ein großer Dank an die Probenspenderin!!), der Traum von ebenjener Welt, von der ich gerne auch die anderen Duft-Planeten kennenlernen würde, und nicht zuletzt der Trost, dass es auch viel Gutes (und viel Liebe) in für mich erreichbareren Galaxien zu entdecken gibt. Und wer weiß – vielleicht landet eines Tages wieder einmal ein neuer fremder Lichtstrahl ganz unverhofft auf meiner Nasenspitze...