Mosaik

Mosaik

Rezensionen
Mosaik vor 4 Jahren 7 9
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
All You Need Is Love
Hinweis: So lang der folgende Kommentar auch ist, es ist nicht der vollständige Text! Wegen Überlänge (ja, das muss ich noch üben!) habe ich die einleitenden Kapitel zur Marke und zum Namen hier weggelassen.
Den vollständigen Kommentar werde ich vielleicht noch als Blog veröffentlichen (?).
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Mein Dufterleben:
Weich und sanft, aber mit Bestimmtheit ergreift der Duft mich, hebt mich hoch und legt mich umsichtig und sicher in seiner edlen, fluffigen Wolke ab. Diese ist ganz leicht aromatisiert mit einer für mich seltsam abstrakten bzw. nicht greifbaren, aber feinen, weichen und etwas süßen Würzigkeit. Nah an der Aufsprühstelle meiner Haut gerochen, offenbart sich ein wie granitisch schimmernder, opalesk changierender, mich etwas irritierender „Reaktorkern“: beinahe ätherisch, aber eben nicht ätherisch; beinahe blumig, aber eben auf gar keinen Fall blumig. Mit Abstand dazu, in der Aura des Duftorbits gewissermaßen, umschmeichelt der Duft mich balsamisch. Er ist äußerst elegant, geschmeidig, zurückhaltend, mit einer leicht kühlen, abstrakten, schier unendlich sanften Glätte, auch weil die für mich wahrnehmbaren Noten und Facetten so perfekt verwoben ineinandergreifen. Diese Art von Glätte gibt ihm in meinem Empfinden eine eher leicht feminine Anmutung. Er leuchtet erhaben und beständig; er ist durchaus präsent und ich kann ihn deutlich wahrnehmen. Er besitzt eine gewisse Strahlkraft, die jedoch zu keiner Zeit blendet. Er wirkt äußerst hochwertig und bedacht. Er ist rücksichtsvoll, aber führend, und in diesem Sinne sanft bestimmend. Und ich persönlich finde ihn schon auch ein wenig verführerisch; im Hintergrund stützt ihn eine behutsame, ganz weiche Animalik (vielleicht ordne ich das falsch ein; mangels Erfahrung kann ich es nicht besser ausdrücken).

Ein wenig erinnert mich dieser Eindruck an die Flauschigkeit des pudrig-fluffigen ‚Prada Infusion d'Homme’. Aber statt dessen weiße Bettlaken-, Frischwäsche-, Baumwoll-Fluffigkeit und der bisweilen an mir auch etwas hygienisch-aseptisch-weichspülerisch-distanziert-weiß anmutenden Facetten (die ich trotzdem sehr interessant finde und oft auch mag) ist es hier eine weichschnurrende, allerfeinstsandfarbene und unglaublich sinnliche ... ich sage mal „ambrisch-balsamische Animalik“? Ganz wunderbar. Und so glatt der Duft mir erscheint, hat er dennoch auch eine feinstsandige Textur.

Er ist nicht im klassischen Sinne eines Winterduftes warm oder wärmend, in besagter empfundener Abstraktion liegt auch eine gewisse Kühle, aber diese wirkt tröstend und lebendig, wie die Hand einer Mutter, die die beim Toben erhitzte Stirn ihres Kindes streichelt, nachdem es gestürzt und weinend zur Mutter gelaufen ist, und auftankend wie der sanfte Wind einer leichten Brise bei milden Temperaturen, wenn er den beim Spaziergang ermüdeten Körper und Geist ermuntert. Er ist stark, ohne hart und unnachgiebig zu sein, souverän, ohne zu protzen.

Wenn ich die Kappe des Plastik-Taschenzerstäubers abziehe und am Sprühkopf schnuppere, befällt mich jedesmal eine verzückte, fast verliebte Faszination, und die Moleküle hängen mir schier auch dann noch in der Nase, nachdem ich den Raum wieder verlassen habe, eine lange lebendig bleibende, sehr konkrete Erinnerung. Wie kann das eigentlich sein?

In was für eine Stimmung oder Gefühlslage bringt mich der Duft? Ich fühle mich durch ihn behüteter und er besänftigt mich, und so blicke ich dann auch auf bzw. wandele ich auch durch die Welt und den Tag.

Ansonsten: Der Duft in seiner gesamten Charakteristik ist einfach sofort da und gibt sein sanftes aber starkes Licht ab, wie gesagt wunderbar verwoben und im Wesentlichen ohne Veränderung, also linear. Ich nehme ihn recht deutlich wahr, aber ich empfand ihn nie als aufdringlich oder unangemessen laut (Entwicklung Sillage von ca. „Note“ 8 anfangs bis 6 zum Schluss).
Zur Haltbarkeit habe ich mir leider keine Notizen gemacht, aber sie war gut; der Duft war lange hautnah noch wahrnehmbar.

Fazit
Die Liebe ist ein bedeutsamer Schlüssel für uns Menschen zur Erfahrung von Glück. Natürlich bedarf es zur Erfüllung nicht explizit dieses Duftes oder eines anderen Duftes aus dieser Reihe oder überhaupt eines Duftes. Doch in diesem Duft, in seiner Kreation, steckt durchaus sehr viel Liebe und Hingabe, und Düfte wie dieser, von denen es so viele (und unterschiedliche) im Duftuniversum gibt, vermitteln uns durchaus die Idee der Liebe auf ihre olfaktorische Weise.

Der Duft hat mich erobert, durchaus, o ja! So toll und faszinierend ich ihn finde und so schöne Assoziationen er bei mir auch auslöst: Würde ich ihn gerne besitzen?
Abgesehen vom Preis und dem Beschaffungsaufwand, die mich vom Kauf eines Flakons abhalten, würde mir als nächster Schritt vermutlich eine größere Abfüllung genügen, um mich seinem Zauber, den er um mich herum wirkt, immer wieder hingeben zu können, und um ihn gelegentlich auch mal zu tragen, um mich an ihn zu gewöhnen und ihn noch besser kennenzulernen.

Im Moment bleibt eine klitzekleine Irritation ob (des Grades) der Abstraktion und der mit ihr für mich einhergehenden Ungreifbarkeit (die ich übrigens auch bei besagtem Prada so empfinde) und seiner Reinheit. Er ist sehr außergewöhnlich für mich und passt nicht so gut in die meisten meiner Alltags- bzw. Lebenssituationen. Es ist noch eine fremde Welt für mich. Etwas zu sehr out of my world, vielleicht? Eben weit entfernt, ein(e) Verführer(in) aus einer anderen Galaxie. Es fehlt mir noch etwas das Heimatgefühl. Bei Amber und Moschus habe ich es ja zudem mit zwei mir noch nicht vertrauten Duftwelten zu tun. Ich vermute, dass noch weitere, vielleicht nicht so tonangebende Noten hier eingebunden wurden. Falls nicht, wäre ich über die große, facettenreiche Vielschichtigkeit von Amber und Moschus im Zusammenspiel entzückt!
Vielleicht würde ich mich auch auf Dauer an seiner Linearität stören, ähnlich meiner Prada-Infusion d’Homme-Erfahrung.
Und so würde *ich* ihn eher in Momenten tragen, die ich *für mich* habe, seien diese nun tagsüber oder abends, dies aber jahreszeitenübergreifend.

So bleibt mir das Wissen um die Existenz, die Dankbarkeit, dass mich ein Lichtstrahl aus dieser fremden Welt erreicht hat (und in diesem Zuge auch ein großer Dank an die Probenspenderin!!), der Traum von ebenjener Welt, von der ich gerne auch die anderen Duft-Planeten kennenlernen würde, und nicht zuletzt der Trost, dass es auch viel Gutes (und viel Liebe) in für mich erreichbareren Galaxien zu entdecken gibt. Und wer weiß – vielleicht landet eines Tages wieder einmal ein neuer fremder Lichtstrahl ganz unverhofft auf meiner Nasenspitze...
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Nachtrag v. 03.10.2020: Der vollständige Text ist jetzt als Blog veröffentlicht:
https://www.parfumo.de/Benutzer/Mosaik/Blog/Eintrag/ausgelageter-duftkommentar-zu-hob-1-von-khaltat-wegen-uberlange-als-blog-vollstandig-veroffentlicht
9 Antworten
Mosaik vor 5 Jahren 20 7
9
Flakon
4
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Heiterer Frieden in klarer Luft
Eau de Gentiane Blanche erobert mich vom ersten Aufsprühen an. Als frischgrün-ätherisch-würziger Feingeist stellt er sich mir vor, mit leichter Krautigkeit kurz nach Beginn, die aber nicht kratzt, sondern sehr charmant ist, wenn sie auch für manche Nasen zunächst etwas fremd daherkommen mag, und der von einer feinen Blumennote begleitet wird. Völlig unbeschwert. Gutlaunig, eher still, freundlich, natürlich. Silbrigweicher Rauch. Ganz leicht schwingt auch der Eindruck eines dezent süßlich-würzigen, trockenholzigen Tons mit, der später deutlicher wird. Dieser verweilt auch am längsten und prominentesten und gibt dem Duft etwas Tiefe. Bei aller Geradlinigkeit, Einfachheit und Ehrlichkeit entwickelt er auch eine natürliche Eleganz.

Nach einem nahezu orchestralen Auftakt, bei dem sich alle Facetten auf einmal zu zeigen scheinen, ziehen sich die strahlenderen Noten erst einmal etwas zurück, und der Duft wird etwas dunkelgrüner und krautiger. Aber wie gesagt, alles bleibt in einem charmanten Rahmen. Ein frischer Wind sorgt für einen kleinen Wellengang auf diesem Alpensee, und mit der nächsten Welle werden wieder auch blumigere Nuancen herangespült, die dem Eau de Gentiane Blanche wieder eine hellere Erscheinung verleihen. Dieses Wellenspiel wiederholt sich in immer neuen Zusammenstellungen, bis zu den besagten feinwürzig-brauneren (braungrüneren) Eindrücken zum Ende hin.

Als vielseitig empfinde ich ihn, sowohl in seinen Facetten, als auch bezüglich der Tragegelegenheiten. Allerdings könnte sich so mancher potentielle Träger wegen der relativen Kurzlebigkeit von EdGB gegen ihn entscheiden. - Die selbst zu ihren Hochzeiten eher moderate Sillage zieht sich an mir bereits nach etwa 45 Minuten in Hautnähe zurück, allerdings mit gelegentlichen Wiffs, wie kleine Sonneneruptionen (oder etwas höheren Wellen, um beim Wasserbild von oben zu bleiben).

Aber in den folgenden restlichen etwa vier Stunden Lebenszeit, zu dessen Ende hin sich die Wahrnehmungspalette in Richtung einer etwas grobkörnigeren, rauchigeren Würzigkeit auf meiner Haut verschiebt, muss ich Nase und Aufsprühfläche schon sehr nahe aneinanderbringen, um mir die kleinen Riechsensationen zu verschaffen. Immerhin hat mich das positiv überrascht: Der schnelle Rückzug hätte mich eine kürzere Haltbarkeit vermuten lassen (war bei mir beim Nilgarten ganz krass kurz!).

Fazit: Ein heiterer, heller Frieden durchströmt mich beim Tragen dieses Duftes. Für mich ein wunderbares, bescheidenes Kleinod mit gelungener Balance und interessanten, schön miteinander verwobenen Facetten!

Vielen Dank an die Probenspenderin für ihre Eingebung und gute Tat!

Nebenbemerkung: Auf Papier: ähnlich, aber nicht so gut. Leicht säuerlich. Könnte bei mancher Haut problematisch sein. Würzig-holzige Tiefe entwickelt sich hier nicht so ausgeprägt (eigentlich kaum).

Noch eine Nebenbemerkung: Wenn ich von Holznoten spreche, behaupte ich nicht, dass hier Holzextrakte verwendet wurden, sondern es sind Anmutungen des Duftes in meiner Nase, die ich nicht anders beschreiben kann. Das gilt übrigens für die meisten von mir sogenannten ‚Noten’ und ‚Töne’.
7 Antworten
Mosaik vor 5 Jahren 5 1
6
Flakon
4
Sillage
5
Haltbarkeit
6.5
Duft
Mein Gute-Nacht-Duft # 3
Es ist jedes Mal dasselbe: Es kostet mich eine kleine Überwindung, mir Pure Pastel Mint aufzusprühen. Die anfängliche, künstlich anmutende Zuckrigkeit will überstanden werden.

Doch diese verfliegt bald, und nach einem guten Viertelstündchen belohnt mich Pure Pastel Mint (das EdT) mit einer sanften und "bekömmlichen", Ruhe ausstrahlenden, handcremeduftigen Wolke, die von einem Hauch von Majoran-Anmutung durchzogen wird. Alles ist sehr fein und hell. Die Dufteindrücke nähern sich mir behutsam. Und auch nie alle gleichzeitig: mal nehme ich beinahe schüchterne Blumen wahr, die mir aus dem Hintergrund zuwinken, sobald sie bemerkt werden, die sich aber sogleich auch gerne wieder umdrehen und kichernd in den hinteren Teil der Wolke verschwinden; dann ist es wieder eher diese hauchzarte, dennoch gelassene und erhabene Majoran-Note, die mir unglaubliches Vertrauen einflößt. Das ist auch der Aspekt, den ich an ihm besonders mag, und weswegen ich ihn in meine Sammlung aufgenommen habe. Nichts an ihm ist laut(-stark) (außer dem Zucker anfangs ;-) hihi), und er hält an mir auch nicht sehr lange.

Pure Pastel Mint betritt kunsthandwerklich und qualitativ natürlich nicht die ganz große Bühne, entfaltet seinen unscheinbaren Zauber aber im kleinen Rahmen für alle diejenigen, die empfänglich für solche leisen Töne sind und hier eben nicht die großen Maßstäbe ansetzen.

Am besten kann ich ihn in privaten und ruhigen Momenten schätzen, allem voran als Betthupferlduft (ja, manchmal ist mir nach einer Duftbegleitung für den horizontalen Rückzug vom Tag und Übergang ins Reich der Träume zumute). Für diesen "Einsatzbereich" sind übrigens neben Pure Pastel Mint noch Caron "Pour un Homme de Caron" und vor allem Gucci "Gucci pour Homme II" meine am häufigsten aufgetragenen Lieblinge; daher „Nummer 3“.

Noch eine letzte Bemerkung: Mein Lieblings-Indisches-Restaurant verwendet für das Mango-Lassi ein paar Spritzer Rosenwasser, gerade soviel, dass es den Geschmack ein wenig „antönt“, belebt. Eine solche Wahrnehmung habe ich hier bei Pure Pastel Mint auch mit der Rosennote. Aber wie auch bei den anderen Komponenten gilt: sehr dezent und mal mehr, mal weniger vordergründig.

Meine Wertschätzung des Dufts wird etwas getrübt durch die anfängliche Zuckerwand, auch bleibt der „kleine Auftritt“ mit den beschriebenen Einschränkungen nicht unberücksichtigt. Somit lande ich im Bereich 6.0 – 7.0.
1 Antwort
Mosaik vor 6 Jahren 1
5
Flakon
4
Sillage
4
Haltbarkeit
5
Duft
Eher jugendlicher Leisetreter mit interessantem Auftakt, etwas zu vanillelastigem Verlauf und schwachem Ende
Dies war ein weiterer Blindkauf.

Duftverlauf, Dufterleben: Auftakt: ein paar Sekunden fruchtig und sanft-zitrisch, dann frisch-luftig, ganz leicht blumig und trocken-holzig. Ein richtiger Raum tut sich hier auf, entfaltet sich rasant. Gar nicht mal so uninteressant. Ich hatte kurz Assoziationen zum Faconnable pH, doch geht „it’s me“ deutlich eigene, hellere, pastelle Wege. Dabei projiziert er von Anfang an in äußerst moderater Lautstärke. Nach etwa 5min bereits ist dieser Überraschungs-Zauber auf meiner Haut leider auch schon verflogen.

Eine vanillige, süße Note tritt nun in den Vordergrund, und etwas Holziges, leicht pudrig Anmutendes (im Nachhinein: das könnte die Anisnote sein?), Weiches staffelt sich im Hintergrund auf. Blumige Noten kann ich nun nur noch äußert schwach wahrnehmen, sie runden den Duft „hintenrum“ etwas ab, geben ihm etwas Helles und leicht Frisches mit auf den Weg. Nach etwa 10 Minuten schon recht körpernah. Er ist bis hierhin recht gefällig. Er wird zwar nicht ZU süß, dennoch ist nach meinem Empfinden diese Süße nach etwa 20 Minuten zu DOMINANT. Ich denke, dafür ist hauptsächlich die Vanille verantwortlich. Die Einbindung der Vanille in die Holz- und Moschusnoten gelingt leider nicht ganz so rund.
Diese Vanille ist auch nicht trocken-luftig (wie ich es von Burberry for Women kenne und wofür ich diesen Duft liebe), sondern eher wie Vanillin (wofür ich den Sandkuchen meiner Mutter liebe, aber in diesem Duft hier finde ich das doch eher problematisch).

(Kleiner Vanille-Exkurs: ein einfaches Bsp. für die gelungene Einbindung von Vanille in einen Herrenduft ist für mich Nikos’ "Sculpture Homme God's Night". Die ist dort womöglich auch nicht sonderlich natürlich, aber das macht in diesem Fall gar nix, und sie gliedert sich (mit einer eher unterstützenden Rolle) schön in diesen würzig-sinnlichen Gesamtakkord und das eher lineare Gesamterlebnis ein. Diese beiden Vanille-Ideen lassen sich nicht unmittelbar vergleichen, aber mögen dem Leser helfen, meine Vanille-Einordnung zu verstehen und mit ihrer eigenen abzugleichen, um eine präzisere Vorstellung davon zu erhalten, wie weit meine und die eigenen Vorstellungen übereinstimmen.) (Ein anderer Vanille-Exkurs: Pour Un Homme de Caron: Der Vanilleton bei „It’s me...“ erinnert mich etwas an P.u.H.d.C. Auch hier finde ich die Vanille meist etwas zu süß, aber der Lavendel setzt sich auf die süßen Spitzen und dämpft und gleichzeitig kontrastiert diese mit seiner Würzigkeit. Ein changierendes Dufterlebnis, das ich mal wohlwollender, mal kritischer wahrnehme.)

Zurück zu „it’s me“: Diese „Gefechtsstellung“ wird im weiteren Verlauf der Herznote im wesentlichen gehalten, das Holz und der Moschus rücken vielleicht einen Schritt auf und runden den Dufteindruck bis zum Ende dieser Phase hin noch etwas weiter ab (nach ca 30 Minuten). Die Herznoten laut Angaben kenne ich teilweise nicht (Tagetes, Veilchen). Vor gar nicht allzu langer Zeit (in einem unbekannten Land, hihi) habe ich Jasmin, Lavendel und Patchouli als ätherische Öle gerochen, und soweit ich mich daran erinnere, kann ich diese Noten hier im Duft nicht wiederfinden. Jetzt, wo ich es gelesen habe: Anis, ja vielleicht ein Hauch. Eher jetzt als im Auftakt. Aber (vor allem in Verbindung mit dem „Vanillin“) eher Anisplätzchen.

Im Drydown (etwa nach 45 Minuten) gefällt mir „it’s me“ dann leider nicht mehr so gut. Er wirkt mehr wie ein Duftgemisch als wie eine Duftkomposition und hinterlässt einen schmutzigen, verwischten Eindruck mit diesem „Vanillin“ und einem vagen Holzton, die einfach nicht merken wollen, dass die Show schon vorüber und es Zeit ist, endlich Schluss zu machen, weil es einfach nicht spannend genug ist. So dümpelt das Ganze dann ab der zweiten Stunde eher uninspirierend dahin. – Nachtrag: Neulich, beim Lümmeln im Sessel mit nem Buch in der Hand, empfand ich ihn jedoch auch mal als entspannten Begleiter.

Zusammenfassend: Der Duft arbeitet qualitativ nicht auf einer hochwertigen Ebene. Er kommt nicht sehr natürlich herüber. Auch wenn es olfaktorisch und in meinem Erleben kein großer Wurf ist, immerhin riecht er wie kein anderer Duft aus meiner bisherigen Sammlung. Anfangs war ich positiv überrascht und hoffnungsfroh. Interessante Ansätze. Das Highlight findet für mich in den ersten 5-10 Minuten statt, danach nehmen mein Spaß an ihm und besagte Hoffnung kontinuierlich ab. Er besitzt eine gewisse Feinheit und Sanftheit, fast schon eine zaghafte Eleganz, baut aber auf ein zu dünnes Gerüst und stürzt daher etwas ein. Etwas zu langweilig für mich. Wird zu schmutzig. Parallel auf Papier aufgesprüht, ist der Duftverlauf dort deutlich angenehmer, blumiger, frischer und räumlicher, und er spannt einen interessanteren Bogen.
So kommt "It's Me for Him" bei mir duftmäßig im Auftakt auf 6.0, im weiteren Verlauf auf 4.5, zusammenfassend auf 5.0 – 5.5 Punkte.

Performancemäßig haben wir hier einen Leisetreter, frisch nach dem Aufsprühen etwa knapp 1 Meter Projektion und die nimmt sehr schnell ab. Ich als eher vorsichtiger Typ komme gut und gerne mit leiseren Düften klar, vor allem wenn es –wie hier- zum Charakter des Duftes passt (manche „müssen“ auch einfach etwas aufdrehen). Auch die Haltbarkeit ist mit etwa 3 Stunden eher schwach. Ab Stunde drei ist der Duft nur noch ein Echo von einem Echo. Eine solche Kurzlebigkeit habe ich bisher nur bei Hermès’ „Un Jardin sur le Nil“ erlebt (dort sogar noch krasser). Ich muss allerdings dazu sagen, dass auf meiner Haut auch als langlebig gepriesene Düfte oft deutlich kürzer halten.

Einordnung, Assoziationen: Dass der Duft sich nicht den Typ „distinguierter Herr“ als Ziel ausgesucht hat, kann man schon aus der gestalterischen Idee (Smartphone, auf das fiktive Display gehauchter Gruß) ableiten. Er strahlt jedenfalls eine gewisse Jugendlichkeit, aber (durch die Art der Vanille und die Unstabilität) auch Unausgegorenheit aus. Wenn er mir besser gefiele, könnte ich ihn mir als Casual-Frida-Büroduft vorstellen. So funktioniert er für mich tagsüber in der Freizeit bei nicht allzu anstrengenden Aktionen. Keine bevorzugte Jahreszeit. Etwas für Freunde der zurückhaltenden Performance, die etwas mit einem durch das „Vanillin“ leicht süßlich-verwaschenen hellen Holzton anfangen können.

Der Flakon (50ml) ist aus hochglänzendem, vollständig undurchsichtigem schwarzem Plastik und ist von seiner Form einem Smartphone nachempfunden. Das gibt ihm einen Gimmick-Charakter. Entsprechend der schmalen Form ist er nicht ganz so standfest, vielleicht ist er ja auch zum Hinlegen gedacht wie sein Formvorbild. Er liegt aber ganz gut in der Hand. Der Sprühkopf lässt sich je nach Winkel gut bis OK mit dem Zeigefinger erreichen. Das Sprühverhalten ist fürchterlich: die Streuung ist sehr weit und die Sprühreichweite sehr kurz. Es ist, als würde der Sprühstoß schon am Luftwiderstand scheitern. Zudem tropft es recht stark aus der Düse.

PS: beim Schnuppern an der Sprühdüse ist sehr deutlich auch eine fruchtige Note dabei, melonig, ganz leicht grünapfelig-orangig-zitrisch. Am nächsten Morgen, als ich den Flakon aus der Verpackung nehme, kommt mir geradezu ein Schwall dieser fruchtigen Note entgegen und wird mit der Zeit fast aufdringlich.

PS 2: Scheint ein Auslaufmodell zu sein (nicht nur der Sprühkopf, hihi). Über die Suchmaschine stößt man auf eine Jacomo-Seite, auf der der Duft günstig käuflich erworben werden kann. Über den Parfumo-Link zur Website findet man ihn nicht.
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Mosaik vor 7 Jahren 16 5
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
6.5
Duft
Uomo - Fragezeichen
Vorausgeschickt sei:
1.) Dies war ein BLINDKAUF, angeregt durch die vielen überschwänglichen Meinungen zu diesem Duft in Verbindung mit dem äußerst günstigen Preis. Ich wollte damit meinen Horizont bezüglich Herrendüften mit blumigen Noten erweitern.
2.) Ich bin kein Duftexperte, habe in den letzten knapp 35 Jahren (inkl. einer fast 10-Jährigen Duftpause) ca. 30 Düfte besessen und ca 2- bis 3-mal so viele „geschnuppert“. Das alles mehr von der sinnlichen Seite her betrieben.

Nach meinem Eindruck wird das klassische Männerbild nicht nur bereits im Fragezeichen des Namens, sondern auch in der Ausrichtung des duftlichen Gesamteindrucks infrage gestellt. Warum auch nicht!

Zwar durchaus (auch) „klassisch“-männlich (es gibt frische Noten ganz am Anfang und holzige Noten im weiteren Verlauf); aber durchweg werden sie umspielt von Duftnoten, die ich eher mit Damendüften in Zusammenhang bringen würde.

Leider muss ich sagen, dass dieses Zusammenspiel auf meiner Haut und in meiner Nase nicht funktioniert hat.

Vor allem, weil diese Gleichzeitigkeit für mich eine Diffusität und Dissonanz hervorruft. Ein Kampf um eine Balance, die letztlich nicht eintritt bzw. die um den Preis einer klaren Linie eintritt. Ich selbst werde bei diesem Kampf außen vor gelassen, er schert sich nicht um mich.

Mein Eindruck auf der Haut: in den ersten Sekunden eine frische, beinahe (leicht) zitrische Note. Sehr schnell gesellen sich eine recht schwere Süße und -für meine Nase- undefinierbare würzig-holzige Noten hinzu. Erst mal tritt nichts hervor. Wo geht die Reise hin? Besonders männlich finde ich den nicht, eher schwülstig, um ehrlich zu sein. Nach etwa 5 Min. sortiert sich das ganze etwas, und die Noten, die etwas zu sagen haben, sorgen vorübergehend für etwas Ruhe. Etwas mehr Würze, etwas mehr Klarheit, etwas weniger süße Umnebelung.

Kurz darauf ist der Eindruck karamellig-pudrig-trocken, gedrungen; die Duftkomponenten wirken auf mich, als seien sie zusammengeklebt. Sie können sich nicht freimachen voneinander, kommen nicht zur Entfaltung. Es kommt mir vor, als würden sie sich eher überlappen als ergänzen, eher gegeneinander als miteinander spielen. Dies führt zur beschriebenen Gedrungenheit. Dadurch ist der Duft für mich in der Wahrnehmung nicht klar, sondern nur allgemein aufdringlich-„süß“ und diffus. Die Blumen sind nicht frisch, luftig, klar; das Holz nicht konturierend-warm, souverän, Linie gebend. Der Duft strahlt nicht, er wabert (für mich).

Auch nach einer Weile: Immer noch zuviel Süße und eine leichte holzige Bitterkeit. Er ist nicht gediegen-elegant und hat auch kein understatement. Er drückt ganz schön auf die Tube. Er hinterlässt bei mir einen DIFFUSEN GESAMTEINDRUCK, hat was von der Wirkung einer –pardon!- Haarspraywolke beim Damenfrisör in den 60er Jahren, ich fühle mich unangenehm überwältigt. Nur dass statt der colonischen Spitze von Haarsprays jene besagte karamellene, cremige, trotzdem trockene Pudrigkeit den Job übernimmt.

Braune Farbtöne vor grauem Hintergrund mit farbigen Sprengseln sind mir die ganze Zeit vorm geistigen Auge. Früher Frühling und der Herbst kommen mir als die besten JZ vor, um den Duft zu tragen; vielleicht sogar der eine oder andere Wintertag. Outdoors, aber nicht im grünen saftigen Wald, das würde sich beißen. Auf jeden Fall in urbaner Umgebung. Downtown, monochrom, Glas, Beton, Stahl. Straßenschluchten. Ein flüchtiger Besuch in einer Cappuccinobar. Dressed up, dressed sharp, Männer, die auch auf ihre körperliche Linie und Fitness achten. Modebewusst, extrem gepflegt und durchaus mit verspielten Designs und Accessoires. Nicht ZU klassisch. Kein Büroduft (dazu fände ich ihn zu aufdringlich). Etwas androgyn vielleicht? „Bold“, „a little crazy“ und durchaus sehr selbstbewusst. Jemand, der sich auch (gern) über Äußerlichkeiten definiert, gerne spielt.

Mein Eindruck auf Papier übrigens: insgesamt frischer, frecher, runder, angenehmer. Nicht ganz so schwer.

Ein interessanter Duft durchaus, aber dennoch nichts für mich. Ich fühle mich von dem Duft ignoriert, ausgegrenzt, überrollt; wir bilden keine gute Einheit. Wie ich mit ihm auf andere wirke, habe ich bisher nicht überprüft. Ob und wie es mit uns weitergehen kann - dahinter steht dann auch ein großes Fragezeichen.
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Edit 31.10.2017 – Ich habe meine ursprüngliche Duftbewertung (aus dem Mai 2017) von 5.0 auf 6.5 hochgesetzt.

Den Duftverlauf nehme ich nach wie vor so wahr wie beschrieben, jedoch:

(1) ich habe inzwischen weitere Düfte näher kennengelernt und sie alle untereinander abwiegen können. Das hat meine Wahrnehmung verfeinert und erforderte hier und da neue Differenzierungen unter meinen Einschätzungen der Düfte in meiner „Sammlung“. Der „Uomo?“ erfuhr hierbei eine höhere kompositorische Wertschätzung, die in meine Neubewertung nun einfließen soll;

(2) dieser Lern- und Gewöhnungsprozess zum einen und das Immer-wieder-Probieren zum anderen haben auch eine emotionale Annäherung zu bestimmten Aspekten des Duftes bewirkt: der frische Auftakt macht mir mehr Spaß, ich schätze das abgerundete Ineinanderübergehen mehr. Ich kann dem Schmelzigen mittlerweile dann und wann etwas abgewinnen. Und ich habe für mich Momente entdeckt, denen jene nun geschätzten Duftaspekte gut zu Gesichte stehen, d.h. ich kann ihn bei entsprechenden Gelegenheiten nun auch mit Spaß und Kühnheit tragen;

(3) ich habe meine persönliche Bewertungsskala in Abstimmung mit den (bzw. in der Interpretation der) parfumo-Vorgaben neu kalibriert (wer mag: Abbildung in meinem Fotoalbum).

Fazit: eine interessante Eigen-Erfahrung über Lern- und Entwicklungsprozesse und die Frage, wann der richtige Zeitpunkt zum Bewerten eines Duftes denn nun eigentlich gekommen ist.
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