MrWhite

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1 - 5 von 84
MrWhite vor 9 Jahren 21 15
5
Duft
Kalemat aus der Thunfisch-Dose
Die Kopfnote von "Honey Aoud" hat mich etwas schockiert, denn es roch so, als hätte ich gerade eine Thunfisch-Dose aufgemacht. Aber ich kann schon vorwegnehmen, dass diese Note 30 Minuten später zum Glück fast gänzlich verschwunden ist. Einen leichten Eindruck davon bemerke ich allerdings noch bis zum Schluss, ist vielleicht aber auch nur Kopfsache. Nach der Kopfnote entwickelt sich dann ein durchaus interessanter Duft, der mir aber ganz und gar nicht gefallen will. Unangenehme Erinnerungen an "Kalemat" oder "24 Gold" kommen in mir hoch. Also süß, ganz viel Zimt, amber-lastig, modrig, faulig, feuchter Keller. Und wie ein grobschlächtiges "Ambre Narguile". Der Montale geht aber noch einen Schritt weiter: die Mischung aus Oud, Patschuli und Leder macht den Duft noch etwas dunkler und dreckiger als die genannten Vorbilder. Natürlich in typischer Montale-Synthetik-Qualität, denn konkret Oud, Leder oder Patschuli kann ich eigentlich nicht ausmachen, sondern einfach nur eine dunkle, leicht eklige Masse.

Dieser etwas krude Mix aus honigartiger, süßer Stimmung kombiniert mit Dreck/Schmutz wird sicherlich auch viele glückliche Abnehmer(innen) finden, mein Fall ist das aber nicht. Da nehme ich lieber ein prinzipiell ähnliches "Musc Ravageur" und genieße dabei aller höchste Güte und Qualität. Lediglich die Basis kann mich noch etwas versöhnen, ein trockener Zimt mit etwas blumig arrangierter Vanille riecht fast schon lecker. Sillage und Haltbarkeit sind auch einwandfrei. Aber es bleibt dabei: Montale ist für mich von den populären Nischenhäusern mit Abstand das uninteressanteste Haus...
15 Antworten
MrWhite vor 9 Jahren 13 14
0
Sillage
2.5
Haltbarkeit
4
Duft
Colonia 0815
Der Duft eröffnet markentypisch mit einer recht schönen, diesmal aber verhältnismäßig sanften, gedämpften Zitrusnote und macht durchaus neugierig, was da noch kommen wird. Dass mir die Kopfnote auch leicht mainstream-muffig vorkommt, macht mir den Duft zwar gleich verdächtig, aber ich lege es ihm noch nicht negativ aus. Denn es kann ja erfahrungsgemäß noch viel passieren. Die weitere Entwicklung geht dann so vonstatten, dass "Colonia Ambra" wärmer und etwas dunkler wird. Sofort kommen bei mir Erinnerungen an "Colonia Oud" hoch. Eine gewisse Ähnlichkeit ist für mich auf jeden Fall gegeben, man könnte vielleicht sagen, "Colonia Ambra" riecht in der Herznote wie ein "Colonia Oud ultralight". Also eine deutlich hellere und nicht abendtaugliche Variante. Dem "Colonia Oud" wird ja durchaus eine gewisser Sex-Appeal nachgesagt, im neuen Duft merke ich davon definitiv nichts. Der ist so anziehend wie eine Steuererklärung.

Auf dem Probenumschlag ist "Ambergris" / "grauer Amber" erwähnt und natürlich auch im Namen des Duftes. Nur muss sich dieser Duftbestandteil sehr gut versteckt haben. Ich kenne viele der Referenz-Amberdüfte wie "Ambre 114", "Blue Amber", "Soir de Marrakech" usw. "Colonia Ambra" duftet keinesfalls so, nicht mal ansatzweise. Sondern ein billig wirkender, süßlicher Unterton soll wohl hier den Amber darstellen. Vielleicht ist das die Vanille, die ebenfalls auf dem besagten Probenumschlag genannt wird neben Sandelholz. Von den maritimen Noten, was auch immer das genau sein mag, rieche ich auch nicht viel. Zumindest ist wohl kein Meersalz gemeint, denn das rieche ich nicht. Nach 20 Minuten riecht der Duft für mich nur noch nach einem undefinierbaren, moschusartigen, "frischen" Muff. Somit bestätigt sich leider der anfängliche Verdacht. Mir ist "Colonia Ambra" zu beliebig, zu langweilig, zu uninspiriert, zu seicht, zu lasch. Für Turnbeutelvergesser. Keinerlei Raffinesse. Schon hundert Mal gerochen. Die Sillage ist unterirdisch. Die Haltbarkeit noch schlechter. Der Duft verschwendet meine Zeit und erinnert mich konzeptionell an "Invictus". Natürlich bei etwas besserer Qualität und etwas eleganter gelöst, aber im Endeffekt fällt "Invictus" mehr auf als dieser grottige Schnarcher hier...
14 Antworten
MrWhite vor 9 Jahren 23 11
8
Duft
Milch
"Lalao" riecht wie gekochte, moderat(!) gezuckerte Vollmilch, bei der sich beim Abkühlen eine Haut auf der Oberfläche gebildet hat. Als kleines Kind habe ich meiner Mutter diese schleimige, glitschige Haut öfters mal aus dem Kochtopf stiebitzt. Wer das nicht kennt, "Lalao" riecht auch wie diese fettige Kaffeesahne im 10er Pack mit Alufoliendeckel zum Aufreißen. Auch die habe ich damals meiner Mutter öfters mal stiebitzt. Oder auch wie ein heiße Vanillemilch mit viel Sahne drin. Wichtig dabei: Es ist Kuhmilch, denn das ist für mich die einzige, die sehr lecker riecht mit ihrem leicht süßlichen, fast schon vanilligen Unterton von Natur aus. Beim ersten Test dachte ich noch, der Duft riecht auch wie Karamell und somit wie ein leichtes "Sucre d'Ebene". Aber das täuscht, bei "Lalao" riecht nichts angebrannt. Sondern der Duft ist seidig, fluffig, flauschig, weich, warm, einlullend. Und dass Worte in Babysprache als Namen für die Parfüms von Zeromolecole ausgesucht wurden, finde ich sehr niedlich und passend.

Schon der Wahnsinn, was es alles gibt. Und vor allem, wie wird sowas gemacht? In "Lalao" ist natürlich kein einziger Tropfen Milch drin. Sondern es muss wohl pure Chemie sein, um diesen Akkord hinzubekommen. Der Duft riecht aber zu 110% natürlich, es könnte auch ein Milky Way-Riegel sein, das ist schon irgendwie beeindruckend. Kopfnote? Herznote? Basisnote? Entwicklung? Gibt es alles nicht. "Lalao" riecht von Anfang bis Ende absolut gleich. Bei einer Sillage und Haltbarkeit, die einen denken lässt, in der Küche sei der 30L-Milchkanister explodiert und es wird noch Tage dauern, bis der Geruch aus den Räumen verschwunden ist. Was es nicht gerade leichter macht, einen Zugang zu dieser Art von Düften zu finden.

Für mich leidet Zeromolecole somit nach nur zwei getesteten Düften ("Dudu" ist der andere) schon jetzt unter den gleichen Syndromen wie die Düfte von Profumum Roma. Der Beginn löst wahre Begeisterungsstürme aus, aber schon noch einer Stunde nerven mich die Düfte. Trotzdem genieße ich sie sporadisch sehr, auch wenn es ein PR- oder Zeromolecole-Gourmand aufgrund seiner Penetranz nie in meine Sammlung schaffen wird und mir ein Sprüher aus den diversen Abfüllungen alle 5-6 Wochen reicht. Die Zeromolecoles erscheinen mir dabei etwas innovativer und sympathischer. Und ist "Lalao" auch was für die Herren? Ich mache ja bekanntlich jeden Quatsch mit, aber hier ist das Ende der Fahnenstange erreicht und die Brusthaare sträuben sich schon....
11 Antworten
MrWhite vor 9 Jahren 12 7
7
Duft
Der zarte Hauch von Nichts
Manchmal gibt es wirklich Zufälle: vor knapp zwei Stunden habe ich mich noch mit Vanille-Buddy Mezzanine über den neuen Aigner-Duft unterhalten und dass man ihn vielleicht mal testen sollte, weil er gerade einen Raketenstart in den parfumo-Charts hinlegt. Nur wo das vermeintliche Juwel testen?

Kurz darauf bin ich dann los, ein paar Besorgungen zu erledigen. Der Aigner war da schon wieder vergessen. Und wo laufe ich dann plötzlich vorbei? Genau, an einem Aigner-Store! War mir bisher noch nie aufgefallen, obwohl ich in dieser Stadt aufgewachsen bin. Also schnell umgedreht und rein in den Laden. Sofort nachgefragt, ob sie auch Düfte führen oder nur Kleidung und schon kurz darauf sprühte die außerordentlich nette Dame den neuen Duft auf einen Teststreifen. Die Proben hatte sie leider schon alle weggegeben, darum sprühte ich schon bald aus dem Flakon auf die Haut. Sie meinte netterweise: "Machen Sie am besten selbst, Sie wissen ja besser, wie viel sie gewöhnlich sprühen". Also gleich drei ordentliche Sprüher genommen.

"Aigner N°1 Oud" reicht sehr hochwertig, sehr edel und sehr vornehm. Leder und Oud halten sich stark im Hintergrund, sind aber dennoch die prominentesten Noten. Ähnlichkeiten zu Davidoffs neuem "Leather Blend" sind nicht zu verleugnen. Der Safran und die anderen Gewürze verleihen dem Duft zusätzlich einen süßen, würzig-orientalischen Touch. "Aigner N°1 Oud" ist neben der offensichtlichen Süße zudem sehr weich und cremig. Nach kurzer Überlegung wusste ich auch sofort, an welchen anderen Duft ich mich sehr stark erinnert fühlte: "Oud" von Maison Francis Kurkdjian. Der Aigner geht aber noch viel mehr in Richtung Bodylotion, in diesem Fall könnte es wirklich eine sein. Der Duft ist unfassbar geschmeidig und zart, somit auch für Damen sehr geeignet. Oder sogar noch mehr für Damen, weil er schon bald auch recht pudrig wird. Der Vergleich unten mit "Dior Homme Intense" ist nicht ganz verkehrt.

Diese edel anmutende Zerbrechlichkeit und Zartheit ist aber auch gleichzeitig das Hauptproblem von "Aigner N°1 Oud", denn mir ist das Ganze viel zu schwach und zu zurückhaltend. Nach 60 Minuten ist alles vorbei und man hat dann nur noch einen Skin-Scent. Übrig bleibt etwas leicht schwitziges, das mich an das "Oud" von Reminiscence erinnert. Dabei waren es drei Sprüher und seit Silvester mache ich Duftpause, um die Nase zu erholen. Aber das war mir zu wenig und damit werde ich wohl nicht glücklich, meine handelsübliche Flüssigseife kommt gerade unter dem Aigner durch. Der Duft an sich ist eigentlich wunderschön, aber selbst der erwähnte MFK war mir schon bisschen zu schwach, der Aigner ist dann wirklich fast nur noch ein zarter Hauch von Nichts...
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MrWhite vor 9 Jahren 10 6
8
Duft
Rosen-Oud, die 789igste
"Eternal Oud" ist nur im mittleren Osten erhältlich und kostet 355 Euro, im 50ml-Flakon wohlgemerkt. Bißchen Ehrfurcht ist also vor dem Testen durchaus angebracht, dennoch gleich druff mit dem guten Tropfen, dafür ist er ja da. Die Kopfnote ist oud-typisch streng, aber diesmal kommt nicht die fäkale Kuhstallnote zum Vorschein. Sondern die andere Art von Mief-Oud, nämlich Käsefüße, Schimmelkäse oder sonst ein "Edel"-Käse. Und was haben wir bei stundelanger Parfumo-Lektüre gelernt? Das muss so, das ist gut so. Ein Zeichen von echtem, wertvollen Oud. Aha.

Nö, nicht mit mir. Ich bin froh, dass diese Note schon nach wenigen Minuten viel schwächer wird und die eigentliche Hauptdarstellerin die Duftbühne betritt: die Rose. Wunderschön, dunkel, saftig, noch voller Dornen. Diese bekannte Mischung aus morbider Rose und strengem Oud erinnert mich immer an Vampire, Hexen und sonstige Geschichten aus der Gruft. Zum Glück ist in "Eternal Oud" die Rose aber viel stärker als das Oud und nach 20 Minuten ist der Käse gegessen bzw. die Käsenote verschwunden. Übrig bleibt die traumhafte, förmlich um die Wette strahlende Rose und der Duft ist nun tatsächlich kiliantypisch sexy und anziehend. An Damen wohlgemerkt, Herren rate ich von Rosen-Ouds im Allgemeinen eher ab, denn es verfehlt hier so bisschen seine Wirkung.

Fazit:
"Eternal Oud" riecht wie die geschätzten 788 Vorgänger zuvor auch schon.
6 Antworten
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