Penhaligon's - ein Nachruf auf kopflose, vegetarische Düfte

Penhaligon’s ist (neben anderen Häusern, zu nennen wären hier v.a. Floris, Crown Perfumery - leider als solche tot - und Trumper) aus Duftsicht DIE Anlaufstelle für verschrobene Jaguarfahrer, krude Tweedträger und schrullige Teetrinker. Mit schrullig & Co. hätten wir auch schon die richtigen Stichworte. Vor ziemlich genau 150 Jahren eröffnete William Henry Penhaligon sein Barbiergeschäft in der Londoner Jermyn Street und schuf bald darauf, inspiriert von den Wohlgerüchen des Türkischen Bades nebenan, seinen ersten Duft. Zwischenzeitlich offiziell zum Hoflieferanten des Königshauses aufgestiegen, verwendet das Dufthaus bis heute die alte Pulle von anno knips, bedruckt mit retroesken Etiketten die ein methusalemisches Alter des Inhalts vermuten lassen, der wiederum diesen Eindruck häufig noch bekräftigt. Diesen Prinzipien ist das Dufthaus seither überwiegend treu geblieben und hat sich so einen unvergleichlichen Charme entwickelt.

Als 2016 die ersten Penhaligon’s mit Köpfchen in die Parfümerien kamen, war ich sehr gespannt und habe mich noch über frischen Wind und die damit verbundene Präsenz der zuvor doch etwas in der Versenkung verschwundenen Marke gefreut. Jetzt, sechzehn Tierchen später muß ich für mich eine leider recht enttäuschende Bilanz ziehen. Es ist nicht alles Gold was glänzt, und nicht jeder tierische Flakon hat einen tierisch guten Inhalt. Zudem hat sich in den letzten vier Jahren mein Eindruck verstärkt, daß die Portraits Collection nach und nach das klassische, Schleifchen tragende Rückgrat des Markenportfolios verdrängt – In meinen Augen ein Verlust für die Duftwelt. Aus diesem Grund mache ich es mir hiermit zur Aufgabe, mit einer Kommentarserie einen Nachruf auf die besten Düfte der Marke vor der Ära der Tierchen zu machen. Die Duftauswahl ist dabei höchst subjektiv und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Auch neben dieser persönlichen Auswahl bietet (bzw. hat geboten) Penhaligon’s feine Düfte für andere Geschmäcker. Starten werde ich mit acht der zehn Düfte der Anthology Collection – mit ihren dezenten, wandelbaren, komplexen aber nicht ermüdenden Düften in meinen Augen der Höhepunkt des penhaligonsschen Schaffens - um dann mit den verbleibenden chronologisch aufsteigend zu verfahren.

Die Kommentare dazu werden unregelmäßig bis sporadisch erscheinen - das 'echte' Leben regiert.