NasserHund

NasserHund

Rezensionen
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1 - 5 von 8
NasserHund vor 9 Jahren 7
7.5
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
5
Duft
Herr Li und die Sache mit dem Garten
"Le Jardin de Monsieur Li" -
Was für ein Name. Ein Parfüm? Oder eine poetische Geschichte direkt aus vergangenen Epochen in der Chinesen keine Handys trugen sondern wagenradgrosse Hüte aus Flechtwerk um damit durch Reisfelder und bezaubernde Gärten zu wandeln.
Die deutsche Übersetzung "Der Garten des Herrn Li" klingt trotzdem gähn, was wieder einmal belegt dass die französische Sprache auch hier ihre Wirkung nicht verfehlt: zum Chinesen gesellt sich binnen einer Millisekunde Assoziationszeit noch das gewisse Etwas, irgendwas mit Amour natürlich, subversiv und charmant. Ein ganzes Kaleidoskop an Bildern wartet auf ihre Entsprechung als Dufteindruck bevor auch nur ein einziges Duftmolekül aus der gelben Flasche seinen Weg in die Freiheit gefunden hat.

Der Duft selbst ist dagegen sehr neuzeitlich. Frisch, hell und sehr leicht verdaulich der Auftakt, oh là là, das weiss zu gefallen. Begeistert und angenehm entzückt verfolgt man die weitere Duftentwicklung, doch was ist das? Riecht wie, ....wie, das kenne ich doch irgendwoher? Ist schon eine Weile her dass ich ihn gerochen habe aber für mich ist die Ähnlichkeit mit Jour d'Hermes unverkennbar. Das gleiche künstliche Strahlen aus weissen Blüten in einer speziellen Ellena-Formulierung begegnet mir hier wieder. Hat mir schon damals nicht wirklich gefallen. Schade eigentlich, fällt dem grossen Meister so wenig Neues ein? Ganz nett soweit, und tragbar, doch kein Ausflug in fernöstliche Gärten, keine Poesie, keine Tiefe. Halten tut der wie Bolle, nach 8 Stunden glimmt er immer noch leise vor sich hin, schwach zwar aber immer noch komplett erhalten. Doch irgendwie chemisch dieser Garten und ausserdem eine Kopie. Ähnlichkeiten mit toten oder lebenden Ländern sind rein zufällig.
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NasserHund vor 11 Jahren 4 3
7.5
Flakon
2.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
6
Duft
Lavendel to go
Auf der Suche nach einem Lavendel-Duft diesen hier erstanden...war nicht gerade einfach, ich denke mein Lavendel-Fimmel ist derzeit kein Ausdruck eines Massenphänomens ;) ihr wisst was ich meine.....

Im Resümee ist genau das drin was drauf steht: riecht authentisch nach Lavendel, so dass man kurz nach dem aufsprühen das Gefühl hat mitten im Lavendel-Feld zu stehen. Schön. Alle anderen oben in der Pyramide gelisteten Duftnoten machen gerade Lila Pause: nicht anwesend. Scheint das ätherische natürliche Öl zu sein ( klar Mann, wenn die Rezeptur von 1873 ist...) und das wirkt auch wunderbar, nachdem ich mich als Einschlafhilfe für meinen Jüngsten damit eingesprüht hatte fielen wir beide in tiefen komaähnlichen Schlummer ;) Manko ist auf jeden Fall die geringe Haltbarkeit , nach einer Stunde ist er fast weg, und ja ein bisschen englisch-kratzbürstig ist dieser Lavendel auch, mehr Maggie Thatcher als Catherine Deneuve . Aber authentisch. Ehrlich. Und wirksam so im aromatherapeutischen Sinn. Meine Suche nach dem Traumlavendelduft ist damit aber noch nicht zuende. Any suggestions ?

P.S. Flakon ist übrigens sehr schlicht-schön, dafür ein Lob vom nassen Hund in Richtung Great britain...Long live the Queen!
3 Antworten
NasserHund vor 11 Jahren 11 7
2.5
Sillage
4
Duft
bin nicht geflasht - leider
Flash Back bedeutet Rückblick, Rückblende oder im übertragenen Sinne eine plötzlich vor dem geistigen Auge auferstandene Erinnerung. Wir erwarten hier also aus der Feder des allseits bekannten Olivier Cresp und unter dem nischigen, existentialistisch angehauchten Label Olfactive Studio ein assoziatives Parfum das imstande ist gewisse Emotionen auszulösen .

Und was bekommt der geneigte Riechkolben hier vor die Nase? Zunächst einen ganz leicht ins zitrische tendierenden Auftakt, wie er für moderne Kreationen inzwischen zum guten Ton gehört. Dann wird sofort abgelöst von einer säuerlich-frischen leicht grünen Note die laut Duftpyramide (die ja nicht viel beinhaltet) zum Rhabarber gehören soll.
Ah ja, wenn man´s weiss erkennt man ihn auch;)
Das Ganze ist freundlich-frisch gehalten, aber wirklich nichts Aufsehenerregendes das meine Nasenhaare zum vibrieren bringen würde. Kein Vergleich zu dem wirklich spannenden Einstieg von Still Life des gleichen Labels (der sich dann allerdings viel zu schnell in ein relatives Nichts auflöst).

Was folgt kann man vielleicht als die Metamorphose eines weiblichen Rhabarbers in einen männlichen beschreiben. Wenn die säuerlich-grüne Note der frisch erlegten Stange verflogen ist, scheinen einige florale Akkorde um das rot-grüne Gemüse zu tanzen um dann langsam aber sicher an eine holzige, wässerige und fast schon etwas aquatisch anmutende Vetiver- Basis abzugeben. An dieser Stelle fühle ich mich etwas an billigen Drogerieduft für Männer erinnert. Der Drydown ist dann komplett maskulin und von der Zeder dominiert. Das ganze ist sehr, sehr, SEHR leise. Eigentlich von Anfang bis Ende, man hat schon direkt nach dem Aufsprühen das Gefühl man müsste noch mal nachlegen. Ich selbst habe den Duft an mir selbst gar nicht wahrgenommen, auf Nachfrage bei anderen ist schon etwas wahrnehmbar, aber man muss schon NAH rankommen. Vom Verhalten her würde ich ihn fast als Cologne sehen, das wäre eigentlich die richtige Kategorie. Das würde auch die fehlende Komplexität und Tiefe erklären, ja ich denke als Cologne fände ich ihn ganz gut. Falsches Etikett sozusagen.

Insgesamt ist es für mich kein Duft den ich haben muss, ich glaube hier wird für viel Geld und in ansprechender Aufmachung unter dem Schlagwort „Nische“ ein ganz, ganz durchschnittliches Wässerchen an den Mann oder die Frau gebracht. Für diesen Duft würde ich persönlich nicht dieses Geld ausgeben. Es gibt sehr viel das sehr ähnlich riecht und einen Bruchteil davon kostet.

Kaufempfehlung also für angefixte Olfactive Studio Sammler oder Rhabarberfetischisten die gerne einen gaaaanz dezenten Duft tragen, der niemandem weh tut.

Nichts für mich also.
Schade denn viel lieber hätte ich einen begeisterten Kommi über Flash Back mit dem schönen Lied Flash Gordon von Queen in Verbindung gebracht (kennt das jemand?):

Flash - AH AH Saviour of the universe
Flash, Ah, ah, He'll save ev'ry one of us
…..
Flash, Ah Ah He ´s a miracle...

Sorry. Leider nein!
7 Antworten
NasserHund vor 11 Jahren 17 2
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Wir empfehlen heute: Frühlingsduft mal anders
Draussen schneit-regnets aber irgendeine Ahnung von Frühling liegt schon in der Luft.

Das kann aber auch an Chloe Narcisse liegen, das ich heute trage, denn der riecht einfach total nach Frühling. Aber anders als gewohnt.

Das parfumeurische Porträt eines Frühjahrsblühers - meinetwegen der Narzisse - mit ihrem intensiven Duft. Diese Blumen die optimistisch jede Menge aromatische Energie in die noch völlig unwirtliche Umgebung entsenden um den Frühling herbeizuduften.

Der Duft ist kompakt, sehr hell, die Blütennoten sind einzeln erkennbar aber wie mit Leuchtstift skizziert, keine Schatten oder dunklen Anteile. Pure, strahlende Frühlingssonne die durch noch unbelaubte Bäume bis in den letzten Winkel scheint. Mittendrin ein hellgrünes Herz, ein unreifer, saftiger grüner Akkord wie frischer Pflanzensaft um den die Blüten arrangiert sind. Als ob die Blüten noch wachsen wollten auf der Haut, wie Tulpen in der Vase….Irgendwo ist auch eine gewisse Schwüle, wie Sie manche der intensiveren Blütendüfte von Natur aus besitzen, Hyazinthe etwa, Maiglöckchen oder Lilie, jedoch nur am Rande und schön ausbalanciert durch das unreife Grün.

Dann kommt der Drydown und der ist wirklich wunderschön. Die Blumen sind immer noch da, genauso intakt wie am Anfang, einfach nur ein bisschen leiser geworden strecken sie sich auf einem flauschigen Moschusbett aus um zu ruhen. Flüstern sich gegenseitig noch etwas Vanille in die Ohren bis sie irgendwann einschlafen. (Das dauert, sie haben sich viel zu erzählen)

Fazit: Eine gute Alternative für alle die es vielleicht nicht mehr rechtzeitig ins Blumengeschäft geschafft haben und jetzt selbst die Hyazinthe im Haus geben wollen. Viel (toller) Duft für kleines Geld in einem perfekt dazu passenden Flakon. Was will Frau mehr?
2 Antworten
NasserHund vor 11 Jahren 32 16
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
4
Duft
Antrag auf Genehmigung eines Kampfstoff-Ersatz-Vertrages
Wie war das noch mit Lou Lou? Stand da in der Parfümerie und lud mich ein ihn zu testen.
Harmlos oder?

Aufgesprüht -- Erster Gedanke: ach ja genau! (wie hatte ich jemals vergessen können wie das riecht, aber Schwamm drüber, sind ja auch schlappe 20 Jahre oder mehr her, dass Lou-Lou-Wolken und die sie verursachenden Trägerinnen Stadt und Land bevölkerten….)

Und wie riecht das? Einfach UNBESCHREIBLICH knallt der rein. BANG !!!! Als ob aus dem quietschblauen Plastikgefäss bei Betätigen des Auslösers eine Horde feindlich gesinnter Duftmoleküle die Lufthoheit übernehmen. Ylang und Jasmin wurden mit Stumpf und Stiel brutal in die Flasche gepresst, und quellen jetzt mit der Urmacht ihrer befreiten Säfte aus der Enge des Gefässes, krallen ihre blumigen Tentakel in jede verfügbare Oberfläche. Widerstand zwecklos. Entfernungsversuche auch (Wasser? sagten sie Wasser? Lächerlich!)

Dieser Duft ist das 3gestrichene a einer Opernsopranistin, laut und hoch, die Resonanzwellen zwingen alles in der Umgebung dazu ihnen ihre Aufmerksamkeit zuzuneigen, ob sie nun wollen oder nicht! Und so bleibt es, keine Veränderung im Duftverlauf, keine Modulierung, keine Nuancen: ein hoher lauter Ton, für Stunden. Beeindruckend? Auf jeden Fall, ich würde sogar sagen, absolute Spitzenleistung wenn wir die Qualität eines Parfums in Prozent Sillage und Haltbarkeit messen. Klassenziel erreicht! Ach was rede ich: weit übertroffen! Genau wie eine Sängerin die stundenlang singt ohne jemals Luft zu holen, ist man dann irgendwann ein bisschen irritiert von dieser Potenz, es wird unheimlich auf die Dauer...

Ich ordne Lou Lou also ein etwa in der Mitte zwischen außergewöhnlichem Naturereignis und chemischem Kampfstoff. Als Duft im engeren Sinne würde ich es nicht bezeichen, dieses Wort wäre mir einfach ZU SCHWACH!
16 Antworten
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