NativeHeart

Es gibt auf dieser wunderbaren Welt ein paar Klassiker. Aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften stechen sie nicht nur hervor, sie haben einen extrem hohen Wiedererkennungswert und sie sind unnachahmlich. Fast jeder kennt diese Besonderheiten und erkennt diese daher sofort.
Woran denkt Ihr in diesem Moment, wenn Ihr diese Worte lest? Nutella, Coca Cola, Milchschnitte, Michael Jackson, weiße Nike Air Force One oder Maggi?
Dann geht es Euch ähnlich wie mir.
Kenzo pour Homme ist für mich so ein Klassiker der Parfümwelt. Als Jugendlicher in der 1990er zum ersten Mal gerochen, verliebte ich mich sofort in diesen kräftigen, süßen, männlichen Duft, der eigentlich mit nichts wirklich vergleichbar ist. Damals war das für mich ein richtiger Herrenduft, für den stilvollen Mann von Welt und mit Geschmack.
Tja, heute bin ich ungefähr in diesem Alter und das mit der Welt und dem Geschmack hat auch ungefähr hingehauen. Und was sich in den letzten 20 Jahren nicht geändert hat, ist meine Liebe für diesen Duft.
Ich muss zugeben, dass ich den für mich richtigen Anlass zum Tragen von Kenzo pour homme noch nicht gefunden habe. Irgendwann im Herbst oder Winter, so viel steht für mich fest. Aber einen festen Platz in meinem Regal hat der Duft immer. Im Parfümregal versteht sich, denn in den anderen Regalen stehen die anderen Klassiker.

Der Duft ist wirklich fürchterlich. Und zudem penetrant und extrem hartnäckig. Ich kann das leider nicht anders sagen. Ich rieche bissigen Weihrauch und kann guten Gewissens sagen, dass das absolut nicht mein Geschmack ist. Aber die Geschmäcker sind eben unterschiedlich und sicher gibt es jemanden, dem der Duft gefällt.

Und damit meine ich nicht diese unnormal heißen Tage dieser Woche..

Ich habe den Duft zunächst im Hochsommer an einem sehr warmen Tag getragen. Das hat nicht wirklich gepasst, die Kopfnote war eher eine Kopfnuss und solche Assoziationen begleiten mich dann auch gerne den ganzen Tag lang bzw. ca. drei Stunden lang, denn dann war der Duft eigentlich schon verflogen. Zum Glück, wie ich mir dachte.
Irgendwie war mir der Duft auch zu weiblich. Passend für eine adrette Dame aus dem Süden. Aber nichts für mich.

Aber ich habe dem Duft noch eine zweite Chance geben wollen und ihn an einem warmen Herbsttag getragen. Es waren vielleicht 16-20°, also eher kühl. Aber eben sonnig. Kurzum mein Lieblingswetter.
Feste, aber leichte Kleidung. Frische Luft und trotzdem Sonne, einfach herrlich.
Und siehe da, auch Fico di Amalfi hat das für mich passende Surrounding gefunden. In dieser Konstellation war der Duft perfekt und hat die Natureindrücke sehr schön unterstrichen.

Dennoch werde ich mir den Duft nicht kaufen, da mir am Ende das gewisse Etwas gefehlt hat.

Sorry für die Plumpheit, aber anders kann ich das nicht sagen. Der Duft ist präsent, besonders, frisch, süß, spritzig, laut und raumeinnehmend. Dich überfährt eine Geruchslokomotive, wenn Du daran riechst.
Irgendwie habe ich bei der Recherche bereits geahnt, dass ich den Duft mögen könnte, aber damit habe ich nicht gerechnet. Im Grunde genommen war es der Wow-Moment, den man sich immer erhofft, wenn man neue Düfte ausprobiert. Das passiert aber nur selten, vielleicht bei einem von 50 Düften. Zuletzt hatte ich das Erlebnis bei L'Humaniste von Frapin (ebenfalls ein Wahnsinnsteil).
Auch ich habe so wie Gluckspilz Davidoff Adventure Eau Fraîche geliebt, aber Ähnlichkeiten sehe ich tatsächlich eher bei La nuit de l'homme oder sogar YOU Intense. Ginger Love ist sozusagen die würzig-frische Version von YOU. Weniger süß und weich, aber ähnlich spitz und dominant. Das muss man mögen.
Ich liebes es.
Daher werde ich ihn mir auf Kurz oder Lang definitiv zulegen. Bis dahin genieße ich die Abfüllung, die ich dankenswerter Weise vom stolzen Oskar erhalten habe.

...nach einer ruhmreichen, blutigen Schlacht im Kreise weiterer Grafen und Fürsten beim festlichen Abendmahl, umgeben von mit Wein befüllten Kelchen, Schalen mit frischen Früchten, tonnenweise Geflügel und Braten, Süßkartoffeln, Tänzen, Minnegesängen und...
Plötzlich bin ich wieder wach.

Nachdem die Kopfnote vorbeigezogen ist und ich wieder aufwache, erlebe ich einen angenehmen, zeitgemäßen und vor allem männlichen Duft, der an einem heißen Sommertag wie heute der heißen Sommerluft eine angenehme Frische entgegenbringt.

Nach mehreren Abkühlungen im kalten Nass ziehe ich mein Shirt an, um beim Kiosk ein kaltes Getränk zu erwerben. Noch immer umgibt mich eine angenehme Frische, dieses Mal ist es die Basisnote. Weitaus milder und mainstreamiger als die ritterliche Kopfnote zu Beginn.

Der Abend endet und so auch mein Testdrive mit Century. Gerade zu Beginn der Geruchsreise ist der Name Programm. Der Duft katapultiert mich in eine andere Epoche. Ein Jahrhundert, in dem ich nicht zuhause bin. Und auch habe ich nicht genügend mittelalterliche Serien gesehen, um das wirklich zu mögen.
Die Herz- und Basisnote hingegen sind angenehm zu riechen und verlangen nicht viel.
Ich würde dem Duft daher eine 7,5 geben. Besonders ist der Auftakt, aber dieser ist leider nichts für mich. Nun gehöre ich aber auch nicht unbedingt zu den Sauvage-Jüngern und Santiano-Fans, die das vielleicht mögen. Ein paar Tropfen Old Spice nach der Rasur reichen mir, um mich wie ein richtiger Mann 40+ zu fühlen.
Für mich ist der Duft also nicht unbedingt was. Ich kann aber nachvollziehen, was andere an ihm mögen.

Danke an den stolzen Oskar für die schnelle Abfüllung.