Nemorosa

Bei Duftnoten wie Lavendel und Heliotrop werde ich gleich neugierig... muss ich probieren! Umso enttäuschter war ich nach einer Probe von Jil, da ich außer einer Moschus-Vanille-Badebombe nichts wahrnehme. Mit viel Phantasie etwas Amber, aber sonst nichts. Als Raumduft könnte er auch durchgehen, vielleicht in einer Anwaltskanzlei. Er ist kalt und warm, sauber und schmutzig zugleich. Das mag interessant klingen, dieses Attribut kann ich Jil aber nicht zuschreiben. Ein typischer Büroduft, der seine Trägerin sowohl "unnahbar" als auch "sinnlich" erscheinen lassen soll. Diese Wirkung wird kaum erreicht, "unsympathisch" und "reizlos" kommen mir eher in den Sinn. Schade, denn von diesen Düften (und ihren Trägerinnen) gibt es leider schon zu viele.

Bitte nicht falsch verstehen. Ich meine damit nicht, dass er altbacken ist. An einem quirligen jungen Mädchen in zerschlissenen Jeans kann ich ihn mir zwar nicht vorstellen, aber durchaus an jungen und junggebliebenen Damen. Ich weiß nicht warum, aber beim ersten Erschnuppern kam mir vor allem Sissi in den Sinn! Wenn ich einen Duft mit ihr assoziieren müsste, dann wäre es definitiv dieser! Als wäre ich in Sissis Puderquaste gefallen... Dabei bin ich kein Sissi Fan, auch nicht von den Filmen. Aber ich stelle mir vor, dass elegante, gut betuchte Damen aus jener Epoche so gerochen haben! Das Kopfkino läuft ungefähr so ab: ein edles Ankleidezimmer mit einem (sehr großen) Tiegel Puder auf dem Schminktisch, gleich daneben ein üppiger Blumenstrauß (von einem heimlichen Verehrer natürlich), durch das offene Fenster dringt ein Hauch frische Frühlingsluft von den Straßen Wiens herauf... Damit wäre auch schon alles aufgezählt, was ich an Shalimar Initial wahrnehmen kann: Viel Puder, ein paar Blumen, ein ganz kleines Zitrusfrüchtchen. Als süß oder gar zuckerüberladen empfinde ich ihn nicht.
Eine weitere Assoziation ist Kreide... zwar nur zu Beginn, aber dafür recht heftig. Aber irgendwie steh ich drauf?! Ich verstehe zwar nicht genau was Shalimar Initial alles in meinem Hirn bewirkt, aber ich mag es!!
Einziger Wehrmutstropfen: er beschert mir Kopfweh :-(
Trotzdem: Muss ich haben! Denn wenn weg, dann weg!

Lange suchte ich schon nach einem guten (= bezahlbaren) Angebot für diesen Shalimar Flanker. Diese Woche wars dann soweit. Nachdem ich ihn bestellt hatte, las ich mir nochmal die Kommentare hier durch. "Herrenduft", "krautig", "mexikanische Küche" ließen mich schlimmes erahnen, die Vorfreude kam nicht so recht hoch. Heute brachte mir die Post diese schicke blaue Schachtel mit noch schickerem Inhalt, der Flakon ist einfach nur edel! Schonmal ein Pluspunkt.
Nun zum Duft: Innerlich stellte ich mich darauf ein, gleich was saures, essighaftes zu erschnüffeln. Ein bißchen was säuerliches kam auch rüber, aber nicht so krass wie befürchtet. "Zitronenkuchen" triffts wohl am Besten! Ich wartete geduldig ab wie sich der Duftverlauf entwickeln würde, obwohl ich es an sich schon hasse überhaupt darauf warten zu müssen bis manche Düfte ausgehtauglich werden - ich will mich gleich damit wohlfühlen! Sur la route du Mexique entwickelt sich langsam, und nicht besonders vielfältig. Wenn er dann endlich nach Karamell und Schokolade riecht ist er (zumindest in Kombination mit MEINER Hautchemie) schon beinahe verflogen. Von Vanille keine Spur. Schade! Ich bin jedesmal aufs Neue erstaunt, wie unterschiedlich Düfte wahrgenommen werden, sogar wenn es um die Haltbarkeit geht.
Ich werde ihn die nächsten Tage noch öfters auflegen, ihn noch eingehender testen. Vielleicht kommt ein Nachtrag. Mal schauen ob ich den Kauf bereue, und das Geld nicht besser in Shalimar Parfum Initital investiert gewesen wäre! Eine gewisse Ähnlichkeit ist nicht zu leugnen, aber während der Mexikaner in Richtung herb-süß geht, entscheidet sich Initial für die pure Pudrigkeit!
Übrigens, mein Schal hat wohl beim ersten Sprühen die volle Dröhnung Sour la route du Mexique abbekommen, denn nach einigen Stunden riecht er immer noch heftig nach Zitronenkuchen, diesmal aber süßer als auf meiner Haut und sehr lecker - 2. Pluspunkt!

Ich giere Muguet des Bois schon seit Jahren hinterher. Meine Mutter besaß ein Fläschchen und gönnte sich auf langen, heißen Autofahrten Richtung Süden ein paar erfrischende Spritzer. Nicht zuletzt deswegen assoziiere ich MdB mit Sommer, guter Laune und sonnendurchfluteten Landschaften. Ein bißchen Schwermut und Nostalgie liegt darin, als blickte ich auf eine alte Postkarte! Ich fühle mich wie ein junges Mädchen in einem luftigen Sommerkleid auf einer Maiglöckchen-Wiese. Hier und da weht ein zitronig-frisches Lüftchen durch meine Haare. Tatendrang und Fröhlichkeit schwingen mit... Ein himmlisches Gefühl, dass ich unbedingt wieder haben wollte.

Ich bin überglücklich dass ich vor kurzem ein 50ml Fläschchen ergattern konnte, und mir grausts vor dem Tag an dem der letzte Tropfen auf meiner Haut versiegt. Ich habe schon einige Maiglöckchen-Düfte probiert, aber sie sind mir alle zu pudrig und die Haltbarkeit ist miserabel (wie bei Muguet en Fleurs, dem aktuellen YR Maiglöckchen Duft). MdB dagegen ist frisch, Stunden später noch wahrnehmbar, das Maiglöckchen weder modrig, noch künstlich, noch gefällig - sondern frisch gepflückt und (wie der Name schon verheißt) wild!

Also wenn jemand noch irgendwo ein Fläschchen deponiert hat - nur her damit!! Da YR die Produktion eingestellt hat ist er nur noch schwer zu bekommen. Schande über dich, YR! Sowas Zauberhaftes wirst du nicht nochmal hinkriegen.

Ich hegte große (vielleicht zu große?) Erwartungen in diesen Duft. Bereits als junges Ding, als ich den elegante Flakon in einem Yves Rocher Katalog meiner Mutter endeckt, dachte ich mir: "Muss ich haben!" Und 2013, viele Jahre später, erinnerte ich mich wieder daran und gönnte mir ein Fläschchen.

Zu Beginn war ich recht angetan - wie immer, wenn ich ihn gerade aufsprühe. Pudrig, herb, aber dennoch dezent. Etwas sanftes aber zugleich wärmendes für kalte Tage. Moosiges Holz, das im Kamin herunterbrennt. Eine Hütte in Irland. Und dann, traurig aber wahr, eine nicht so schöne Assoziation. Ich trau mich kaum es zu schreiben, aber nach ein paar Minuten riecht Yria wie Katzenurin. Stechend (wie bereits von Ginger wahrgenommen) und muffig. Das bleibt zwar nicht so, nachher wird der Duft wieder milder und wärmer, und riecht hauptsächlich nach Amber.

Dennoch macht dieses kurze Zwischenspiel den Duft untragbar, zumindest für mich. Schade, denn der Flakon ist wunderschön, und die ersten Empfindungen waren durchaus positiv. Ich war gewillt ihn zu mögen, kann aber ned drüber hinwegsehen.