NezRevant

Es ist früher morgen und die Nebelschleier hängen tief. Die Umgebung scheint wie in milchige Wolken
gehüllt zu sein. Ich öffne ein Fenster, um die morgendliche Kälte zu prüfen. Innerhalb weniger Augenblicke wurde meinem Zimmer jegliche verschlafene Wärme entzogen. Es ist Zeit aufzubrechen.
Noch etwas benommen von einer zu kurzen Nacht suche ich nach dem dicksten Pullover in meinem Koffer.
Da ist er. Er wird mir noch gute Dienste auf dem langen Weg durch das persische Gebirge erweisen.

Die ersten tausend Schritte sind geschafft und die Sonne unternimmt erste Versuche sich durch den dichten Nebel zu zwängen. Wie ein stumpfes Messer dringt sie irgendwann durch zu mir und meine Sicht wird klarer. Meine Augen bestätigen, was meine Nase schon erahnt hat. Ich bin umgeben von unzähligen wilden Safrankrokussen. Zunehmend wird die dünne Gebirgsluft von dem rauchig-würzigem Aroma dominiert,
das mich noch den Rest der Strecke begleiten wird.

Ich hab die Orientierung verloren...
Weiß nicht weiter...
Sollte längst schon am Ziel sein...
Frustriert setze ich mich hin und nehme mir etwas Zeit die Gerüche etwas genauer und bewusster wahrzunehmen. Was ist das? Da ist etwas, das mir auf der gesamten Strecke noch nicht unter die Nase gekommen ist. Wie hypnotisiert folge ich der Spur. Umso näher ich ihr komme, umso deutlicher kann
sie festmachen. Ganz in der Nähe räuchert jemand liebliches Agarholz. Der Duft ist deutlich präsent,
als ich eine kleine Hütte erblicke. Sie scheint die Quelle des Rauches zu sein. Hat man versucht mich zu leiten,
mir den Weg zu weisen? Als ich vor der Tür stehe halte ich kurz inne, nehme meinen Mut zusammen und
klopfe dann. Mir öffnet eine schöne, junge Frau.
In ihrem trägt sie eine einzelne, blasse Rose.
Auf ihren Lippen ein schüchternes Lächeln.
Ich bin angekommen

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Zunächst möchte ich mich bei Verbaplex für das tolle Sharing bedanken :-) Nun weiter im Text:
Oud Isphahan weckt vor dem ersten Testen eine Neugierde und auch gewisse Erwartungen. Dies ist natürlich seiner Namensgebung zu zuschreiben. Ein mutiges Statement. Denn für mich ist der Namensvetter von Dior einer der besten Düfte, die ich je gerochen hab.

Der erste Spritzer landet auf der Pulsader. Entwarnung!
Hier wurde nicht versucht ein Dupe zu kreieren, welches eine günstigere Variante zu dem Dior sein soll.
Nein, wir haben es hier mit einem eigenständigen, tollen Duft zu tun, der dem pinken Oud-Rosen-Kracher in keiner Weise ähnelt.

Oud Isphahan ist ein äußerst würziger Duft. Von Anfang an prägt den Duft eine traumhafte Safrannote, die einen rauchigen, ledrigen Eindruck erweckt. Sie wird von einer ordentlichen Prise Pfeffer und fruchtigen Beeren untermalt. Als Vergleich sei hier "Black Saffron" von Byredo genannt. Mit der Zeit gesellt sich dann die Basis mit ordentlich Patchouli und einem recht zahmen Oud hinzu. Die Rose ist nicht direkt wahrnehmbar, sondern geht eine Symbiose mit dem Safran ein.

Durchaus gelungen und sehr attraktiv.

Düfte sind eine Sache der Gefühle und Assoziationen. Darum bin ich sehr angetan von der Idee meine Kommentare wie ein assoziatives Stadt-Land-Fluss-Spiel aufzubauen. Wie der Duft riecht kann man zwar lesen, aber letztlich muss man ihn doch selber erleben. Darum möchte ich nun meine Empfindungen und Gedanken mi euch teilen.

Oud Satin Mood

Emotion:
Das Gefühl, dass einen packt, wenn man sich in einer neuen Liebe das erste mal berührt. Vielleicht sieht man den Anderen zum ersten mal nackt und in voller Pracht. Keiner von beiden ist sich sicher, wessen Herz schneller schlägt und ob es bei all der Intensität bald überhaupt noch schlägt. Vor erwartungsvoller Aufregung zittert der ganze Körper und es durchfahren einen Stromschläge noch bevor die Fingerspitzen die Haut erreicht haben. Du bist eine fremde Welt, die ich erkunden werde, auch wenn dies eine Reise ohne Wiederkehr ist. Deine Atemzüge sind schnell und stolpern vor sich hin. Meine Küsse erlauben deinen Lungen nur noch im Staccato z funktionieren.

Ort:
Eine Stadt, die in sich Vergangenheit und Jetzt vereint. Alte, königliche Bauten werden von den Möglichkeiten moderner Architektur umrangt. Durch die zeitlose Stadtlandschaft ziehen sich viele schmale Flüsse, die tausende Spiegelbilder und Geheimnisse mit sich tragen. Wir stehen unter dem Licht einer Laterne, sind an eine Hausmauer gelehnt. Ich schmecke immer noch deinen Lippenstift, während die reflektierenden Lichter der Nacht uns gehören.

Person:
Ein Mensch der von Sinnen und Gefühlen lebt. Seine Emotionen sind tief und stark. Mit der Melancholie in den Augen lädt er uns ein an seinem Wesen teil zu haben. Manche verlieben sich in das, was diese Leinwand zeigt, andere packt die Angst. Denn neben all der zauberhaften Romantik, die er wie sein Lieblingsspiel beherrscht, ist er alles andere als ein Kind der Unschuld. Er weiß was er will und er weiß wie er es bekommt.

Farbe:
tief-dunkles Lila mit einem Hang zum Blutrot.

Ich hoffe euch hat diese Art des Kommentars gefallen. Gebt doch bitte Rückmeldung :-)

Zaghaftes Klopfen an der Tür.
Verwundert über den späten Gast öffne ich sie und kann es kaum glauben.
Wir fallen uns um die Arme und ein kunterbuntes Treiben der Gefühle beginnt.
Worte? Zwecklos. Sinnlos. Eine Welle von Erinnerungen hat sie längst mit sich gerissen.
Doch die erste Euphorie hat auch einen süß-bitteren Beigeschmack.
Denn die Zeit hat auch für uns nicht angehalten. Sie hat uns zwar nicht
bis zur Unkenntlichkeit verändert, doch hat sie eine Fremde geschaffen,
die immer bleiben wird. Wir können sie nicht leugnen, aber zumindest in
prächtigen Farben ausmalen.
Ob wir uns nochmal so nah sein werden?
Sollen wir es wagen?
Ach, zum Teufel! Komm rein. Erzähl mir von deinem Leben.
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Coromandel ist für mich vor allem ein Duft voller Erinnerungen.
So wie sich die Noten mischen, so mischen sich auch Erinnerungen aus den verschiedensten
Phasen meines Lebens. Patchoulie bildet hier das omnipresente Zentrum. Ich lehne
mich mal aus dem Fenster und sage, dass wohl jeder gewisse Erinnerungen mit diesem
charakteristischen Duft verbindet. Für mich sind es die der Kindheit.
Ich erinnere mich, wie ich auf dem Rücksitz unseres Autos schlaftrunken
die vorbeiziehenden Lichter beobachte. Wir fuhren gerade heim von einer
Feier und das schwere Parfum des Abends war noch deutlich zu vernehmen.
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So sehr Coromandel auch der Vergangenheit Tribut zollt, es bleibt zu jedem
Zeitpunkt modern und zeitlos. Hierzu will ich abschließend eine Analogie aufstellen:

Das was vergangen ist macht uns zu dem was wir sind
und zeichnet des Bild unserer Gegenwart. Die Vergangenheit
ist somit Teil des Momentes in dem wir leben. Coromandel
schafft dies auf ähnliche Weise. Er vereint all diese mit Bedeutung
aufgeladenen Noten zu einem aktuellen Ganzen, welches nie
fehl am Platz wirkt.

Gibt er sich auch noch so elegant und souverän in seinem schwarzen, olfaktorischen Smoking,
so ist es doch sein androgyner Charme, der ihn hervor stechen lässt.
Dieser Dior ist nicht der klassische Verführer, als der er sich ausgibt.
Er ist Glam, trägt knallige Outfits und erfreut sich an zärtlicher Zuwendung beider Geschlechter.
Wenige Frauen und auch Männer können sich seinem verwirrend,
grenzüberschreitenden Duftspiel entziehen.
Das ganze Konzept erinnert mich sehr an den fiktiven Bühnencharakter von David Bowie.
Ziggy Stardust.

"Now Ziggy really sang, screwed up eyes and screwed down hairdo
Like some cat from Japan, he could lick 'em by smiling
He could leave 'em to hang
'Came on so loaded man, well hung and snow white tan."

Ein solches Image zu kreieren bedarf einer gehörigen Portion Mut.
Gleiches gilt natürlich auch für DHI.
Was für David Bowie das schrille Outfit und Make Up war, ist für den Duft die Iris.
Man kann durchaus meinen, dass diese in der Kombination mit Vanille Shalimar entlehnt ist.
Die Iris verleiht Weiblichkeit, macht den Duft markant und verleiht ihm hohen Wiedererkennungswert.

Doch mir fehlt etwas bei DHI.
Er zeigt nur den Ziggy Stardust auf der Bühne.
Was Backstage passiert, davon möchte er nichts wissen.
In Applaus lässt sich unser schillernde Duft gerne hüllen, doch vom wilden Leben will er nichts wissen.
Nach der Show geht er evt. noch etwas Essen und verzieht sich dann auf sein Zimmer.
Wo ist das Kokain?
Wo die leicht betuchten Damen und Herren?
Wo sind Sex, Drugs & Rock`N`Roll?

Ich liebe diesen Duft, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass ihm der "Dreck" fehlt.
So kuschel ich mich in seinen süßen Schleier und bleibe doch irgendwie unbefriedigt.
Mir gefiel Bowies berliner Zeit sowieso besser ;-)

Die Stunde ist schon zu ihrer blausten Phase voran geschritten.
Wenn das klare Aroma dieser Luft, wie es nur an kühlen Abenden wie diesen vorkommt,
sich seinen Weg in deine Lungen bahnt...
Einzig und allein eine starke Zigarette könnte dies trüben.
Du überlässt den Rauch dem Himmel ,beobachtest ihn aufsteigen und denkst dir,
dass er irgendwann einen schönen Strudel mit den Sternen der Milchstraße bilden wird.

Es ist ein solcher Abend an dem uns in einem Café ein Mann mit Begleitung gegenüber sitzt.
Sie haben ihr Menu gerade beendet und sie lauscht seinem Schweigen.
Seufzend stützt sie ihren Kopf auf ihren Händen ab und hat ganz rote Wangen.
Hin und wieder nimmt er einen Schluck kräftigen Rotwein und wirft ihr ein verschmitztes Lächeln zu.
Was soll er auch all zu viele Worte verwenden?
Er hat sie doch schon längst für sich gewonnen.

Doch was ist es, dass es ihm so leicht macht?
Und warum zieht gerade er unser Interesse auf sich?
Nicht mal herausragend schön ist er.
Ganz im Gegenteil zu der jungen Dame, die sich beim Verlassen des Cafés bei ihm unterhakt.

Die Antwort ist so undurchsichtig, wie auch simpel.
Er hat das gewisse Etwas.
Das pulsieren einer besonderen Person.
Das "Je ne sais quoi."

Genau das ist Opium für mich.