NikEy

NikEy

Rezensionen
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1 - 5 von 60
NikEy vor 2 Jahren 32 8
6
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Alles, was bleibt.
Lavendelfelder im Schein der tiefstehenden, goldorangenen Spätsommersonne.
Getrocknete Süßgräser im lauwarmen, stetigen, melancholischen Wind.
Patchouliduftig hellbraune Erde verbindet die Elemente am Horizont.

Jicky ist alles was da war, ist alles was da ist, und alles was für immer da sein wird.
Wie eine tröstendwarme Umarmung, eine immer verlässliche Konstante im Leben und ein ewigtreuer Begleiter.

Jicky ist die Perfektion und das Ende dessen, was Parfum und Parfumeurskunst zu leisten vermögen.
Wie ein einzigartiger Moment, erlebt im satten Gefühl statt im engen Denken.

Jicky ist das Ende der Suche.
Ist ein Moment absoluter Zufriedenheit.
Ein Moment absoluten Glücks.
Jicky ist alles, was bleibt.
8 Antworten
NikEy vor 3 Jahren 17 6
8
Sillage
9
Haltbarkeit
6
Duft
Der Rhabarber-Moschus-Duft - oder: Ein Parfum im Blindtest
Wer sich längere Zeit mit Parfums und den Hintergründen zur Herstellung beschäftigt wird sicher schon wissen: die Pyramide wie wir sie vor die Nase gesetzt bekommen, ist mit den tatsächlichen Inhaltsstoffen eines Duftes nicht immer deckungsgleich. Nicht nur, dass eine große Anzahl an Duftstoffen überhaupt nicht aufgeführt wird (sonst würde die Pyramide viele auch nur verschrecken), oft sind die angegebenen Noten eher ein Akkord aus verschiedenen Duftstoffen, als einzelne natürliche oder synthetische Duftstoffe.

Betrachtet man die beiden Aspekte, also das man mehr oder weniger riechen kann als in der Pyramide angegeben, machen Blindproben natürlich gleich nochmal mehr Spaß. So auch bei French Affair.

Der Duft startet mit einer süß-sauren Frucht mit deutlich grünen Noten. Die Art der Frucht ist recht schnell ausgemacht und ziemlich eindeutig: RHABARBER! Frisch, säuerlich – nur aufgrund der Süße gingen meine Gedanken kurz Richtung Apfel, aber nein, es bleibt bei Rhabarber.
Schnell rückt heller Moschus ins Herz des Duftes, zu dem sich nach kurzer Zeit ein warm-ambriertes Hintergrundrauschen gesellt. Die Kombination aus beidem sorgt - besonders gegen Ende des Duftverlaufs - für einen dezent süßlich-pudrigen Eindruck, wenngleich der säuerliche Rhabarber immer eine gewisse Frische schenkt. Und der wirklich extrem hochdosierte Moschus (nicht falsch verstehen, hier ist alles weich und nicht piecksig-synthetisch) erinnert mich leider an den typischen Douglasduftmix in der Damenabteilung. Weswegen ich French Affair blind in den Mainstream eingeordnet hätte.

Umso mehr überrascht bin ich über die offizielle Pyramide des Parfums. Rose, Moos, Vetiver … alles Aspekte die ich überhaupt nicht wahrgenommen habe. Gar von Chypre ist hier in Einordnung und Statements die Rede. Ganz und gar nicht, für mich ist der Duft ein unkomplizierter Sommer Erfrischer mit weicher Basis, die mich an viele bekannte Damendüfte erinnert.
Und das Fazit? Blind testen macht Spaß und bringt die ein oder andere Überraschung, mit der man niemals gerechnet hätte. Also lasst euch von befreundeten Parfumofreunden ruhig mal ein paar nummerierte Pröbchen schicken...
6 Antworten
NikEy vor 3 Jahren 23 10
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Perfektion in Pastellweißlila - Gartenträume
Ich liebe die Art Delphine Thierrys, Düfte zu komponieren. Sinnliche Leichtigkeit, eine beihnah ätherische-schwebende Gesamtkompositionen, die aber trotzdem eine nicht zu unterschätzende Intensität mit sich bringen. Condottiere lässt ihren Stil sofort erkennen und versetzt einen sofort in den Frühling. Das Grün in den Gärten wächst, Knospen formen sich und die wundersame Welt der Blüten bricht auf und regnet auf uns hinab. Pastellweißlila liegt eine sanfte, blühende Lederrobe über uns...

Condottiere startet mit dem Duft an eine Erinnerung, die eine Freundin gezauber hat: Veilchen-Heidelbeer-Marmelade. Im Parfum zum Glück fast gänzlich ohne die marmeladige Süße umgesetzt, sind die Beeren wundervoll eingebunden und unterstützen die dunkelvioletten Aspekte der Blüte. Eine trockene, aber nicht möhrige Iris und zarte Wildlederaspekte machen klar, dass wir es nicht mit einer süßlichen Veilcheninterpretation zu tun haben Nein, sie schaffen eine Kante, die für mich den Duft vollkommen Unisex macht.
Gerade zu Anfang vernehme ich eine trocken-körperliche Note, die tatsächlich Angelika sein könnte, kenne ich sie doch aus dem thematischen Duft von Malle. Dieses Bild ist nicht dreckig, sondern sorgt eher für ein körnig-sandiges Hintergrundrauschen. Im Laufe des Duftes, legt sich diese dezente Körperlichkeit, wird sauberer und zaubert mir das Bild von weißen Laken, trockend im Wind, in den Kopf. Den Garten ständig als duftenden Schauplatz darstellend, verliert der Duft niemals seinen pudrig-frischen und veilchenblütigen Grundcharakter.

Condottiere ist nicht brachial, naturgewaltig oder düster - sondern fein, künstlerisch und perfekt komponiert. Es ist frisch, kühl und lebensfroh, auch wenn Veilchen immer eine gewisse Melancholie beisteuert. Besonders froh bin ich über die wohl abgestimmte Intensität des Parfums - sind mir doch in letzter Zeit zu viele begegnet, die mich mit ihrer Haltbarkeit und Abstrahlung noch am nächsten Morgen bedrängt haben.
10 Antworten
NikEy vor 3 Jahren 22 13
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Ein perfekter Dufttag,
oder: wie Parfüm und Glück zusammenhängen.

...und so sitze ich jetzt - mitten in der Stadt - im ruhigen Grün. Vor mir noch verdorrtes Schilf, welches leise im Wind raschelt. Über mir die Frühlingssonne, die durch einen diesigen Schleier auf die Erde scheint. In meiner Hand ein gutes Buch, die Parkbank wie ein immerdagewesener Ort der Ruhe. Und an meinem Hals und Handgelenk diese wenigen Tropfen Le Sillage Blanc...

Die Perfektion des Tages, die Perfektion des Duftes, alles stimmt. Die Lederjacke spendet die richtige Wärme und die richtige olfaktorische Ergänzung zu Natur und Duft. Nicht das der Dusita ein Lederduft wäre, nein. Aber ein kleiner Hauch davon ist im Herzen des Grün zu spüren. Le Sillage Blanc verkörpert die kühlen Aspekte der Natur. Pastellfarbene, erfrischend-frühlingshafte und trotzdem dunkelaromatische Grüntöne. Eine Strenge durch Galbanum geprägt, die aber durch Leichtigkeit fast gänzlich aufgehoben wird. Eichmoos als Verkörperung des dichten, moosig-waldigen Blicks, ein Hauch von Dreck und Leder. Die luftige Frische lässt mich an Vetiverylacetat und Iso-E-Super denken, verifizieren kann ich diese Gedanken anhand der Pyramide aber nicht.

Le Sillage Blanc einzuordnen fällt schwer: aromatisch-grüne, moderne Chypreinterpretation trifft es wohl. Es zeichnet sich durch seine schlank komponierte Art aus. Ist trocken, aber gleichzeitig wässrig. Protzt nicht mit Noten, ist niemals ausladend. Das lässt vermuten, dass es sich auch bei warmem Wetter ausgezeichnet trägt, und das werde ich ganz bestimmt bald testen!
13 Antworten
NikEy vor 3 Jahren 49 15
9
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Polges Interpretation eines der größten Parfümklassiker
Angelehnt an etwas bereits existierendes eine Neuinterpretation zu schaffen, lässt immer Platz für den Schatten des Dagewesenen und für Kritik. Aber es ehrt auch im gleichen Atemzug die Großartigkeit des Vorbildes, erhebt die Kreativiät des ursprünglichen Schaffers auf eine neue Stufe. Wenngleich Chanel hier keine Referenz nennt, so dürfte vielen von euch Parfumos doch schon ein wahrhaft großer Parfumklassiker untergekommen sein, der einer der Gründer seines Genres war: Zitrus, Puder, Vanille und Harz. Ein Wegbereiter der westlichen Definition von Orient: Shalimar!

Die Struktur von Le Lion und sein Vergleich zu Guerlains Shalimar kam mir direkt nach dem Aufsprühen. Besonders der strahlende Zitruskopf in Verbindung mit Puder und Harz, stellt für mich unmittelbar eine klare Verbindung her. Die Gesamtstruktur ist es vielmehr, als die jeweils einzelnen Noten. Mit Labdanum schafft es Chanel, eine gänzlich andere Variation von Harz zu integrieren. Ansich oft relativ herb und natürlicherweiße mit einer dreckig-schmuddeligen Art, gibt das Harz der Zistrose hier einen deutlichen, fast maskulinen Bass. Die Kombination mit Vanille lässt sich am besten als anrüchiges(rauchiges) Dunkelpuder a lá Chanel-DNA beschreiben. Zeichnet klarere Kanten als das Opoponax in Shalimar, welches auf seine Weise ebenso animalisch daherkommen kann. Ob die dezent erdigen Töne hier eher auf Labdanum oder Patchouli zurückzuführen sind, kann ich nicht ausmachen, wohl aber aber einen schmeichelhaften Eindruck von Wildleder, der ohne nennenswerten Einfluss der klassischen Synthetik daherkommt.

Mir gefällt die Anlehnung an Guerlains Klassiker. Le Lion wirkt dunkler, kantiger und insgesamt moderner. Unisex und in jedem Fall für alle Männer, die sich vielleicht bisher nicht getraut haben Shalimar zu tragen, ihn aber eigentlich mochten.
Als kleines Manko fällt mir persönlich nur die sehr intensive Sillage auf, die fast untypisch für einen Chanel Exclusif ist und den Duft relativ schwierig zu dosieren macht. Ein etwas dezenterer Eindruck wäre eleganter und hätte ihm gutgetan.

15 Antworten
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