Ninchen

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1 - 5 von 19
Ninchen vor 3 Jahren 12 2
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
Der lange dunkle Fluss
Manche Düfte sind wie ein langer ruhiger Fluss. Du fährst diesen Fluss entlang, in einem Boot, eher klein, und es fährt nicht schnell, sondern ruhig, fast gemächlich schon.

Der Fluss, durch den ich mit Black Tulip fahre, ist lang. Er ist ruhig. Und er ist eher dunkel. Sein Wasser ist fast schwarz und undurchsichtig, keine Gelegenheit bietet sich, auch nur eine Idee zu bekommen wie der Grund beschaffen sein könnte.

Geheimnisvoll ist er und er wirkt ein bisschen unnahbar. Keine Ablenkung, keine Überraschungen erwarten mich auf meinem Weg. Keine großen Sprünge, keine plötzlichen Wellen oder scharfen Kurven.

Nichts was meine Aufmerksamkeit ablenkt oder die Ruhe unterbricht. Nur ich und der Fluss. Das mag langweilig klingen, ist aber an manchen Tagen einfach angenehm und entspannend.

Am Ufer des Flusses stehen Nougatveilchen. Viele viele Nougatveilchen. In unterschiedlichen Größen. Diese sind - unromantisch und vernünftig betrachtet - wohl eine Mischung aus Alpenveilchen, schwarzer Tulpe (??) , Pflaume und weißer Schokolade. In meinem Kopf und meiner Nase sind es aber Nougatveilchen. Ich sehe sie vor mir, mit ihren vielen verschiedengrossen Blättern, zartlila, doch dieses ist kaum erkennbar weil es von einer dünnen glänzenden Nougatschicht überzogen ist, überall. Rundherum.
Diese Nougatveilchen stehen also auf beiden Seiten des Flusses und säumen meinen Weg. Sie verströmen einen unwiderstehlichen, magischen Duft.

Je länger die Fahrt dauert, umso seltener werden sie. Die Abstände zwischen ihnen werden immer größer. Ihr Duft verblasst. Was bleibt ist der lange ruhige Fluss. Eine stille Kraft mit dem Duft von ruhigem Wasser. Und edlem Holz. Düster und fast majestätisch. Er ist sich selbst genug. Und ruht in sich.

Meine Fahrt ist zu Ende. Der Fluss bleibt zurück. Sein dunkles Geheimnis hat er mir nicht offenbart. Dass es sich lohnt danach zu suchen, ist gewiss. Vielleicht beim nächsten Versuch. Oder beim übernächsten.
2 Antworten
Ninchen vor 4 Jahren 5 4
Der mit den drei Gesichtern
Nèh interessierte mich aufgrund der mir völlig unbekannten Marke und dem originellen Namen, daher nahm ich in als Probenwunsch in einem Tauschpaket mit auf.

Meine Neugierde wurde belohnt, ich fand den Duft umwerfend und war im ersten Moment zwar verwirrt von den etwas seltsamen Dufteindrücken, nach ein paar Stunden aber begeistert. Es war eine Kombination aus einer intensiven, aber zugleich unaufdringlichen Puder-Creme-Mischung und einer sehr süffig-mandeligen Erdbeernote in der Herznote. Und die war es, die mich an Nèh faszinierte.

Ich mag Erdbeeren. Mit Zucker, mit Schlagobers und noch viel mehr im Erdbeer Daiquiri :-)
Und ich mag sie auch in Parfums. Die Kopfnote vom "Womanity Eau pour Elles" liebe ich genau aus diesem Grund. Aber die verschwindet leider immer so schnell. Daher war ich froh, hier etwas vergleichbares gefunden zu haben, das aber länger erhalten bleibt.

Hier wurde diese Note in Statements einmal als Erdbeer-Zuckerschaum bezeichnet, einmal als Pudererdbeerentalkummischmasch. Beides klingt verrückt, beides hat aber den Nagel auf den Kopf getroffen. So nahm ich es wahr und exakt das zog mich in den Bann.

Als die Probe leer war, bestellte ich mir eine Abfüllung.

Nach dem ersten Sprüh kannte ich mich nicht aus. Das war nicht das Nèh, das ich kannte. Da war in der Kopfnote eine Haarspraynote, wie ich sie aus "Muschio Bianco" kannte (und nicht mochte), diese zog sich bis in die Herznote. Danach erst kam wieder die Puder-Creme-Mischung, ohne Mandeln. Und sowas von ohne Erdbeeren.
Was ich davon halten sollte, war mir nicht klar. Dass ich meine Nèh-Erdbeeren wiederhaben wollte, das schon.

Dank einem guten Soukangebot ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt bestellte ich mutig einen Flakon. Alles oder nichts. Vielleicht tummeln sich ja dort wieder meine Zuckerwattenerdbeeren. So dachte und hoffte ich.

Mit dem Flakon zeigte mir Nèh sein drittes Gesicht. Kein Haarspray. Puh, Glück gehabt! Aber auch keine Mandeln. Und schon gar keine Erdbeeren - weder mit Zuckerwatte noch ohne. Mein Flakon-Nèh entpuppte sich als ziemlich linearer Puder-Creme-Duft ohne Entwicklung und ohne Überraschungen. Auf meiner Haut einfach nur Babypuder. Viel davon. Und weiche Creme, ob die blaue oder eine andere kann ich jetzt so nicht sagen.
Das war ein wirklich angenehmer Duft, ein umhüllender, der einen mit guter Haltbarkeit lange Zeit und mit ruhiger Konsequenz still, aber doch merkbar begleitet.
Aber es war kein Duft, der mich auf Dauer begeistern konnte. Ich merkte, dass ich mich hin und wieder bewusst dazu motivierte, ihn wieder mal zu tragen. Daher durfte er nun weiterziehen.

Warum sich Nèh bei mir dreimal auf so unterschiedliche Weise gezeigt hat, werde ich wohl nie erfahren. Reformulierung(en)? Veränderung des Dufts aufgrund der unterschiedlichen Zerstäuber (1 x Plastik, 1 x Glas / wobei ich zumindest bei der Glasabfüllung sicher bin, dass sie frisch davor gezapft wurde).

Ein Trost ist, dass ich meine Parfumerdbeeren (wenn auch ohne Zuckerwatte) inzwischen unverhofft in einem gänzlich anderen Duft gefunden habe. Aber dazu schon bald mehr in meinem nächsten Kommentar... :-)
4 Antworten
Ninchen vor 5 Jahren 10 4
8
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7
Duft
Das Geheimnis
Alles an diesem Duft ist geheimnisvoll.

Es fing schon damit an, wie er zu mir fand. Noch nie etwas von der Marke gehört, wurde er mir in meiner Duftsuche nach einem grün-frischen Duft im Forum empfohlen. Ist aber relativ rasch wieder aus der engeren Wahl gekickt worden - aufgrund der Info "wird nicht mehr hergestellt" - sowas bringt nur Kopfweh, besser, man weiß gar nicht, was man versäumt hat (oder auch nicht).

Dann im Souk einen ganz anderen Duft entdeckt, den die liebe Parfuma aber nur im Doppelpack abgeben wollte. In Kombination mit einem, den ich so überhaupt nicht wollte. Den Souk hoffnungsvoll nach sonstigen Kandidaten durchforstet - und zack. "Hedera" - sofort erkannt. Sowas ist kein Zufall - der Doppelpack durfte neu zusammengestellt werden und schon waren beide mein.

Die geheimnisvolle Verpackung. Hinein in den zartgelben Karton mit den schönen Efeublättern - und dort wartet kein Flakon, wie erwartet. Nein, dort wartet eine zweite, diesmal runde Schachtel, mit dunkelgrünem Samt umkleidet. Wie eine schmälere, höhere Hutschachtel - sehr edel und schön. Dann erst hält man den Flakon in Händen.

Der Dufttest selbst war eine einzige Überraschung. Empfohlen wurde er mir als grün-frischer-sommerlicher Duft mit minziger, kalter Note. Was soll ich sagen? Ich fiel aus allen Wolken.

Nach dem Aufsprühen kurz eine zitrisch-krautige "Bombe" - so intensiv, dass es richtig und wahrhaftig in der Nase kitzelt, dass man - so sehr man auch weitertesten will - automatisch eine Spur zurückweicht, weil es einfach zu viel ist, vermutlich hat hier die Bergamotte die Hosen an... Wenige Augenblicke danach taucht die Orangenblüte auf - eine strahlende Orange, die den Duft gefühlt in gleißendhelles Licht taucht und einem für ein paar Minuten ein seliges Lächeln ins Gesicht zaubert.

Ab dann macht die Duftpyramide was sie will und hält sich nicht mehr ans Protokoll. Anklänge von Kokos schauen jetzt schon vorbei (obwohl in der Basis gelistet) und ab jetzt habe ich hier einen Duft, der in keinster Weise frisch und schon gar nicht kalt ist. Er "süsselt", er "wummst" (ordentlich), er "HERBSTELT", er ist üppig. Üppiger geht kaum. Zumindest auf meiner Haut.

Ich rieche den gesamten Duftverlauf lang keine Spur von Jasmin, keine Rose, kein Lavendel, keine Ananas, keine holzigen Noten.

Dominant ist durchgehend die Efeunote und dazwischen bzw. dazu flackert immer wieder eine kokos-buttrige, sehr angenehme, aber auch ganz spezielle, Note auf. Wenn auch nicht gelistet, meine ich zwischendurch auch Weintrauben zu riechen - üppige, vollreife, saftige Weintrauben.

Alles in allem ist dieser Duft für mich nicht unkompliziert und beiläufig zu tragen. Er ist dominant und fällt auf. Meiner Meinung nach ist es auch ein Duft, der polarisiert und der bei manchen Menschen ein "ihh, das müffelt" provozieren könnte. Ähnlich wie "Feige" in Parfums, die auch manchmal auf unterschiedliche Reaktionen stößt.

Haltbarkeit würde ich im Mittelfeld einordnen, gegen Ende wird er zahmer und die Bezeichnung "grün-cremig" trifft es wohl.

Meine bessere Hälfte beurteilte ihn als "eigenartig" und auf die Frage, was er riecht, hörte ich 3 x in unterschiedlichen Duftphasen "Tee/Früchtetee/eine Teebeutelmischung".

Und da kommen wir schon zum wohl größten Geheimnis dieses Duftes. Er dürfte auf unterschiedlichen Hauttypen mit uns machen, was ihm gerade einfällt. Und er dürfte bei unterschiedlichen Menschen völlig unterschiedliche Assoziationen wecken. Wenn ich hier frisch-minzig lese, wenn ich sommerlich lese und von Verwendung bei 30 Grad höre, dann bin ich geneigt zu glauben, wir sprechen von unterschiedlichen Düften.

Aber nein, es ist wohl immer der Gleiche. "Hedera". Der, der manche im Sommer bei 30 Grad erfrischt, der andere spontan an einen Jahrmarktbesuch erinnert, der bei manchen minzig-kalt wirkt und der mich an einem nass-grauen herbstelnden Spätsommertag (zu diesem Wetter er meiner Meinung nach exakt passt) an süßliche saftige Weintrauben und Kokosbutter erinnert.

Wie der immer gleiche Duft das schafft, wie er dazu in der Lage ist und wie so etwas überhaupt möglich ist - das ist wohl sein Geheimnis - und wird es auch immer bleiben...
4 Antworten
Ninchen vor 5 Jahren 7 2
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Gartenidylle am Morgen - der "ZulangfüreinStatement-Kommentar"
Vom Morgentau benetzte üppiggrüne Blätter kokettieren mit aufgeschnittenen Zitronenscheiben um die Wette. Sie eifern förmlich darum, sich in den Vordergrund zu drängen. Je mehr die Blätter von der aufgehenden Sonne beschienen werden, desto stärker entwickelt sich ihr grüner Duft.
Die Minze kauert verstohlen hinter einem Busch und beobachtet das (leider) sehr verhalten aus dem Hintergrund.
Nach zwei Stunden hat das Geflirte ein Ende, denn der sehr kräftige Papa Rhabarber betritt die Szene und legt sich in den Garten. Seine Fülle wirft Schatten auf die Blätter und die Zitronenscheiben, deren Duft sich mit einem Schlag recht stark zurückzieht. Übrig bleibt "sonnenbestrahlter Rhabarber".

Ein komplexer, vielschichtiger Duft mit einem lebhaften Verlauf. Haltbarkeit und Sillage würde ich im guten Mittelfeld einordnen. Flakonbewertung aufgrund des Fotos (da als Probe getestet).

Danke für den Tip! Ich war aufgrund der Empfehlung und der Kommentare sehr neugierig drauf, aber leider entwickelt sich "shi_sõ" auf meiner Haut nicht gut (bzw. überhaupt nicht in die von mir gewünschte minzig-kalte Richtung). Wie bereits bei "Lolitaland" taucht bei mir auch hier wieder (obwohl gar nicht gelistet) sehr dominant der Geruch von Rhabarber auf.
2 Antworten
Ninchen vor 5 Jahren 17 5
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Kopfnoteneinfrierbedürfnis
Ich mag den Sommer nicht so. Zumindest dann nicht, wenn das Thermometer mehr als zwei Tage nacheinander über 30 Grad klettert und ich nicht am Meer sein kann.
Heuer mag ich ihn also bisher oft nicht.
Es gibt dann auch ganz wenige Düfte, die ich (v)ertrage. Meine "Hitze-Sammlung" hat zwar mittlerweile sogar fünf Einwohner, aber den ultimativen "Frischekickduft" hab ich trotzdem noch nicht gefunden...

Bei einem sehr angenehmen Soukdeal hab ich als Goodie "Eau Radieuse" als Probe ergattert.

Und beim ersten Test an einem ca. 32 Grad-Tag nahm das Wort "Frischekickduft" Gestalt an. Und ich hatte schlagartig eine Idee davon, was ich mir drunter vorstellte und was ich suchte.

Nach dem Aufsprühen umhüllte mich augenblicklich eine eiskalte Aura von Pfefferminze. Auch wenn der Geruch ein anderer war, aber der Effekt erinnerte mich an frühere Zeiten, als ich bei Erkältungen immer diesen "Chinaöl"-Inhalator verwendet habe. Ein Gefühl, dass sich fast körperlich spürbar bis in die letzten Nervenfasern meines Gehirns zieht und mir schlagartig Bilder von Eiskristallen, Tropfsteinhöhlen und sprudelnden, klaren Gebirgsbächen in den Kopf schleudert - und das bei 32 Grad Außentemperatur.

Das, exakt das, hab ich mir vorgestellt.

Und das noch in einem so wunderschönen Flakon. Ich mag ganz schlichte Flakons unheimlich gerne, die wirken zusätzlich klar und kühl, und dieser in Kombination mit dem hellen Türkis (laut Foto) noch umso mehr.

Und jetzt kommt der Haken. Dieser kalte/eisige Effekt/Dufteindruck hält bei mir nur ca. 35 Minuten an (heute, beim 2. Test hab ich auf die Uhr geschaut). Dann wird der Duft um Klassen lieblicher. Die Pfefferminze zieht sich zurück und macht einem (nicht näher definierbaren) leichteren Gemisch aus (wenn ich mich jetzt an den gelisteten Bestandteilen orientiere, erkennen würde ich es nicht) Banane bzw. Bambus Platz. Obwohl es nicht gelistet ist, meine ich eine Zeitlang auch einen Hauch von Jasmin zu riechen. Zitrone fällt mir gar nicht auf, ebenso wenig Mandarinen. Das was den Duft ausklingen lässt, ist dann für mich - deutlich wahrnehmbar - Rhabarber.

Und spätestens hier hat mich "Eau Radieuse" gänzlich verloren. Denn Rhabarber mochte ich noch nie, nicht mal am Kuchen und in einem Duft schon gar nicht. Da hilft auch die wirklich passable Haltbarkeit von ca. 5 Stunden nichts.

Alles kann man heutzutage schon einfrieren. Brot, Gebäck, Fleisch. Eis, selbstredend. Ganze Vermögen werden mitunter eingefroren. Und sogar Bilder - ob sehenswert oder nicht - lassen sich am Fernseher bzw. DVD-Player einfrieren.

Und warum, zum Geier, hat dann noch niemand etwas erfunden, mit dem man Kopfnoten von Parfums auf der Haut einfrieren kann??? Für ein paar Stunden - vier, fünf vielleicht. Dann kann man ja wieder von vorne loslegen. Es wäre mir auch völlig egal, ob das ein Spray ist, den man nach dem Parfumsprühen auf den Sprühstellen verteilt oder eine Art unsichtbares Gel, das man dort verstreicht, wo man das Parfum draufgesprüht hat.

Es müsste nur funktionieren. Einfach bewirken, dass das, was man gleich nach dem Aufsprühen riecht und fühlt, genau so erhalten bleibt. Und sich nicht verändert. Inklusive Ziepen der Nervenfasern. Und den Bildern von Eiskristallen. Das wär doch was. Das würde mir gefallen.

Und "Eau Radieuse", dieses neu erfundene Einfrierdings und ich würden von Juni bis September unzertrennbare Freunde werden.
5 Antworten
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