Nofretete

Nofretete

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1 - 5 von 42
Nofretete vor 5 Jahren 7 6
5
Sillage
6
Haltbarkeit
6
Duft
Schillernde Stille statt Revolte und Skandal
Warm beginnt der Duft, leicht blumig, erdig und pudrig. Wer sich konzentriert, erkennt im Auftakt vielleicht Iriswurzel. Bald erscheint eine strenge Note wie Tinte oder wie sehr künstliche Zeder, die aber schnell mit dem Hintergrund zu einem Heftpflaster-Akkord verschmilzt, glücklicherweise nur so schwach, daß es nicht unangenehm wird. Als nächstes entsteht kurz der Eindruck, als wäre in einiger Entfernung eine Zigarrenkiste geöffnet worden. Schließlich findet Eau Dadà zu einer dezenten erdig-holzigen Grundstimmung mit pudrigem Unterton, wahrscheinlich Labdanum mit zahmem Oud. So klingt der Duft nach nur vier bis fünf Stunden aus.

Der Blick auf die Zutatenliste zeigt die typischen Ingredienzien eines schweren Orientalen mit deutlich unterscheidbaren Duftnoten, doch bei mir erscheinen davon nur all die Aspekte, die sich ähneln: ich kann nichts wirklich identifizieren. Muß das überhaupt sein? Nein, es macht den Duft ja nicht prinzipiell schlechter - es ist nur unerwartet, erst recht bei dem Namen.

Eau Dadà wirkt auf mich nicht wie ein eigentliches Parfum, es entfaltet eine mehr unterschwellige Wirkung. So als wollte es nur einen angenehmen Rahmen schaffen, aber nicht im Sinn von Duftlampen-Wellness oder Schöner-Wohnen-Ambiente, eher eine Stimmung im Inneren, ein Gefühl wie in einer alten holzgetäfelten Bibliothek mit weichem Licht. Rascheln von Papier, behutsame Bewegungen, ruhiger Atem, Schweigen. Ein Rückzugsraum.

Etwas mißfällt mir an dem Duft. Erst dachte ich, es wäre etwas Subjektives: weil ich Parfums bevorzuge, die bei mir mehr Aufmerksamkeit erregen, bei denen ein spannendes Narrativ entsteht und die sich mit mir verbinden statt nur einfach da zu sein und einzulullen. Dann erkannte ich, daß es doch etwas Objektives ist: die einzelnen Duftnoten addieren sich nicht so, daß die Summe mehr ist als ihre Teile. sondern sie überlagern sich subtrahierend, so daß als Ergebnis nur der kleinste gemeinsame Nenner der Duftnoten herauskommt. Das ist zu wenig.
6 Antworten
Nofretete vor 5 Jahren 7 6
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Ein aromatischer Fougere par excellence
Von Anfang an besticht Perfumus mit einer Fülle von Eindrücken: zitrisch, würzig, krautig und leicht bitter. Mit der herrlich klaren Zitrusnote, vielleicht Bergamotte, Zitrone und Grapefruit, erscheint gleich das bitter Krautige von Artemisia und die ätherische Würze von Rosmarin und Kümmel, etwas später der Lavendel.

Die Agrumen vergehen, die anderen Noten bleiben, und der Lavendel rückt ins Zentrum, dicht verwoben mit ähnlichen und ergänzenden Noten. Patchouli betont die erdigen und harzigen Aspekte des Lavendels, und der bitter-grüne Eindruck wird möglicherweise von Galbanum, Angelika und Myrrhe verstärkt. Später wird der Duft durch Iris - Blüte wie Wurzel - auch etwas pudrig und blumig, unterstützt von deutlichem Jasmin und vielleicht etwas Alpenveilchen.

Gegen Ende treten der Lavendel und die zarten Blüten in den Hintergrund. Mit einer harmonischen Mischung, hauptsächlich wohl aus Vetiver, Olibanum und etwas Eichenmoos, behält das Parfum bis zum Schluß seinen bitter-herben, würzigen und harzigen Charakter.

Was für ein hervorragend komponierter Duft: vielgestaltig, doch zu keiner Zeit überladen. Aus den Elementen des aromatischen Fougeres ragen Rosmarin, Lavendel und Patchouli deutlich heraus, und die zitrischen und floralen begleitenden Elemente fügen sich auf Beste ein. Das Aftershave ist so ausdrucksstark, strahlend und haltbar wie ein Eau de Toilette und reicht daher für eine Beduftung eines Tages oder Abends völlig aus.
6 Antworten
Nofretete vor 5 Jahren 15 12
7
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Moos und Honig, garniert mit Rose
Eine durchschnittliche 1980er-Duftpyramide, schwarz-rot-golden schreiend und fake-jugendstilig verpackt, das Merchandising-Produkt für eine globale Restaurant-Kette - das kann man doch getrost übergehen, oder? Keineswegs, dieses Parfum ist überraschend gut!

Sofort offenbart Maxim’s sich als ein dunkler Chypre mit üppigem Eichenmoos und herbem Waldhonig. Es ist warm und würzig, anfangs noch etwas spritzig-frisch mit Bergamotte und einer aparten Kombination von Minze und Hyazinthe.

Dann erscheint ein fein abgestimmtes Blumenbouquet. Eine Weile steht hier die Rose im Vordergrund, aber nicht großblütig und leuchtend, eher unscheinbar. Allmählich sind helle Noten wie Orangenblüte, Mimose und Ginster zu erkennen und dunkle wie Gartennelke und Narzisse. Nach etlichen Stunden versinkt die Rose in einem satten Blütenfond. Später verleiht weicher Amber dem Parfum eine orientalische Anmutung, und mit einem pudrigen Touch klingt es angenehm aus.

Das Rückgrat dieses Parfums besteht in der Verbindung einer unglaublich starken Eichenmoos-Note mit herb-würzigem Honig. Dieser Grundton, der von der ersten bis zur letzten Sekunde präsent ist, wirkt am schönsten, wenn er in der Mittelphase mit der Rose kontrastiert.

Allen, die Chypres und Florientals mögen, sei dieses Parfüm empfohlen - vorausgesetzt, sie mögen auch Moos, also: richtig viel Moos!

Getestet wurde ein Vintage-Exemplar. Ob alle noch im Handel befindlichen Flakons vor dem Eichenmoos-Verbot 2010 produziert wurden, weiß ich nicht. Dieser Damenduft wird nicht mehr hergestellt und wurde durch drei neue Parfums ersetzt. Dasselbe gilt für die Herren-Linie.
12 Antworten
Nofretete vor 5 Jahren 12 6
6
Flakon
6
Sillage
10
Haltbarkeit
5
Duft
Flurumgang im dunklen Wald
Ein bißchen Zeder, ein bißchen grüner Pfeffer, ein bißchen Weihrauch. Vetiver? Keiner da. Später: viel Weihrauch, ein bißchen Labdanum, viel dunkles Holz. Vetiver? Vielleicht. Noch später: viel dunkles Holz. Vetiver? Also ehrlich gesagt nein.

Wie soll ich denn damit einen Kommentar schreiben? Das wird doch nichts. Wo ich Weihrauch doch so gerne mag. Davon rieche ich reichlich. Und Vetiver mag ich auch so gern. Aber davon rieche ich hier fast nichts.

Zweiter Versuch. Aufgesprüht. Wieder nur dieser schwache Weihrauch-Holz-Hauch auf der Haut. Schon angenehm, irgendwie. Eine Stunde nach dem Aufsprühen gehe ich durch einen langen schmalen Flur mit wenig Verkehr und Belüftung, eine Stunde später komme ich zurück und rieche das Parfum auf einer Strecke von zehn Metern! Völlig ahnungslos habe ich einen Chemtrail hinterlassen. Weihrauch im Wald, wie nach einer Bittprozession. Und mein Ärmel riecht noch tagelang nach ölig-schwerem dunklem Holz mit Harzperlen, langweilig und bedrängend. Es scheint sogar immer stärker zu werden.

Ist dieses Parfum nur auf meiner Haut ein Versager? Egal wie, es ist mir zu wenig nuanciert, zu starr, zu leblos - zu synthetisch halt. Da gibt es schönere Vetiver- und Weihrauch-Düfte. Welche, die ich tragen kann, ohne Revier-Duftmarken zu hinterlassen.

(Wegen der Batch-Diskussionen: Herstellerprobe vom Le Labo Stand, Berliner Kaufhaus, Sept 2018)
6 Antworten
Nofretete vor 5 Jahren 13 11
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Schwerer Stoff aus Ginster und Amber
Gleich anfangs ein geballter Blumenduft - würzig, ja beinah pfeffrig, mit einer abgedunkelten Frische. Die Kaffeenote ist nicht als solche erkennbar: kein aufdringlich säuerlicher Pulverkaffee oder brandiger Billig-Espresso, der einem entgegendampfte. Nur sachte duftet es nach feinsten Kaffeebohnen, die bei niedriger Temperatur langsam geröstet ein breites Spektrum an Aromen entfalten, das bis ins Florale reicht. Der Kaffee wird hier nicht für einen Gourmand-Effekt eingesetzt, sondern übernimmt die Funktion, den Duft abzurunden und in der Tiefe zu begrenzen.

Das melassig-süße Blumenbouquet ist dichtgewoben, läßt aber einzelne Noten erkennen. Im Zentrum steht nektarschwer, betörend und etwas seifig der Ginster, verstärkt durch liebliche Mimose, pudrigen Heliotrop, narkotische Orangenblüte und würzige Koriandersamen. Mit der Zeit wird der Duft heller und leichter, als würden die einzelnen Blüten aus dem Kaffeefond aufsteigen und darüber eine lichte Schicht bilden, die den Duft nach oben abschließt.

Später steigt mit Vanille und Harzen getönter Amber herauf, und der Duft wird weicher. Gleichzeitig ist es so, als würden die Blüten in ihn hinabsinken. So wirkt der Amber nicht schummrig-diffus, sondern bis ans Ende wunderbar lebendig.

Popy Moreni ist ein prägnanter und stimmig komponierter Floriental. Obwohl der Duft sehr würzig und ziemlich süß ist, wirkt das in keinster Weise unangenehm, im Gegenteil. Beide Eigenschaften sind so dosiert, daß sie ausgewogen sind und trotzdem eine Spannung zwischen sich erzeugen: das ist dem Parfumeur Martin Gras meisterhaft gelungen. Er schuf übrigens einige bekannte Werke wie "Lapidus pour Homme", "Boudoir" für Vivienne Westwood sowie "1881 pour Homme" für Nino Cerruti.

Schade, daß das Parfum wie die gesamte Marke in Vergessenheit geraten ist. Mich hat dieser Erstling auf die anderen Düfte von Popy Moreni neugierig gemacht, darunter auch Kreationen von Bernard Ellena und Sophie Labbé.

Der Flakon ist ein Frühwerk von Thierry de Baschmakoff und wurde für alle Parfums der Linie bis auf den letzten 2003 verwendet. Seine Form, ein Kragen (mit stilisiertem Fingerhut, Nadel und Faden als Verschluß), war das Thema einer Kollektion und der Name einer Solo-Ausstellung der Modeschöpferin Annalisa Moreni im Jahr vor der Einführung des Parfums.

Modeinteressierte können sich hier die Laufsteg-Präsentation der Kollektion aus dem Jahr danach anschauen:
https://www.youtube.com/watch?v=beiu-7p35pE
11 Antworten
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