Nonoh

Es liegt Schnee vorm Fenster, dazu passt Deine wärmende Nähe. Tatsächlich warst Du mir im Sommer eher unangenehm, jetzt passt Du. Ich sitze im Home-Office, der Winter vor der Tür und ein Kakao in der Hand. Dazu passt Du ziemlich gut.

Denn Du bist sanft, schmeichelnd und warm. Du bist angenehm, keinesfalls aufdringlich und doch etwas dominant. An meiner Kleidung erkenne ich Dich noch deutlich am nächsten Tag. Aber unverwechselbar vielleicht nicht, eher rund als markant. Das mag ich. Doch Amouage ist nicht meine Marke, nicht für mich gemacht. Daher wirst Du jetzt wieder gehen dürfen, aber Du bleibst mir in guter Erinnerung.

Reaktionen anderer? Puh. Unterschiedlich. Eine Freundin assoziierte Dich mit ihrem Opa, - das ist wohl weniger, was Mann hören möchte.

Fazit: Ein wärmender Winterduft, der zu Rollkragen und Kakao am Nachmittag passt. Vielleicht sogar gut zum Ankuscheln geeignet, es sei denn, der Opa wird assoziiert.

Deine Duft-Komposition liest sich so gut, ich swipe neugierig nach rechts und will Dich via Souk unbedingt daten. Dein Duftbild verspricht gutes, was Freunde/die Rezensionen sagen doch auch?! Ich freue mich.

Dann bist Du da, kommst erst ganz locker daher, entspannt würzig irgendwie, wobei eher hell als dunkel und süß denn würzig. Nelke, ZImt und Anis - doch irgendwie eher von einem zu leichten Glühwein aus dem Tetrapack, mit einem Schuss Sahne versehen. Ein sahniger Glühwein.

Tatsächlich assoziere ich eher Kälte als Wärme mit diesem Duft. Er ist für mich eher spitz als rund, eher hell als dunkel, eher unelegant als elegant, eher leicht aggro als sanft, in meiner Nase leicht penetrant. Und bald denke ich mir: Geh bitte, unser Date ist beendet! Du bist doch nicht das, was ich von Dir erhofft habe, wo doch viele so gut von Dir reden. Vergleiche mit TF z. B., die ich nicht teilen kann.

Als der Duft mir dann lästig wird, bleibt er dennoch. Ich denke noch: Naja, Tabak kommt mit der Basisnote wohl erst später. Doch ich warte auf eine kräftige Basis wie Samuel Beckett auf Godot. Ich warte vergeblich auf die Wärme und Tiefe von Tabak und Holz.

Für Euch an drei verschiedenen Tagen getestet.
Warum werte ich diesen Duft dennoch nicht stärker ab?

Am ersten Abend, beim ersten Kontakt, gefiel er mir noch ganz gut. Er überraschte, da er anders war, als von mir erwartet. Zudem trug ich einen anderen Duft, mit dem er offenbar eine akzeptable Duft-Symbiose einging. Ein paar Tage später war der Duft beim zweiten Tragen zumindest okay für mich. Ich roch ihn noch am nächsten Tag noch an meiner Kleidung. Heute - ganz solo getragen und nur mit ihm allein - nervt er mich jedoch. Ich werde ihm irgendwann wieder eine Chance geben.

Im Preis-Leistungsverhältnis gesehen ist er für mich passabel, denn er riecht für mich weder billig noch künstlich und der einen oder anderen Nase gefällt dieser Weihnachts-Sahne-Würz-Mix ja offenbar auch gut.

Nachtrag 4 Monate später: Ich habe mich noch einmal an diesem Duft versucht. Als ich meine Abfüllungen heute so durchging, hatte ich nicht einmal mehr auf dem Schirm, dass ich bereits eine Rezension hierzu verfasst hatte. Ups. Doch meine Erfahrungen sind valide und bleiben gleich: Nicht mein Duft, für meine Empfindung linear penetrant und keinerlei Wohlfühlen.

Als ich Dich zum ersten Male aufsprühte, da wollte ich Dich sofort besitzen und nicht mehr hergeben. Allerdings nicht zum Dauertragen, ins Büro oder zum Ausgehen. Ich wollte Dich haben - für mich.

Warum? Ob es das Basis-Sandelholz ist oder die Kombination der übrigen Düfte...? Ich kann es nicht sagen. Doch gehe ich gern saunieren, mag den Duft des frischen heißen Holzes - also so ohne Schweiß :-)

Und genau da kommt dieser Duft ins Spiel. Ich assoziierte für mich sofort mit dem ersten Sprühstoß den Duft eines Saunatages, entspannt, durchgewärmt und durchgereinigt. Einfach gut. Wohlig, rein und doch etwas schwer. Durchaus männlich. Es ist jener Duft des Saunaholzes, den ich noch auf der Haut trage, wenn ich nach einem entspannten Saunatag wieder in die Welt trete. Genau diesen Wohlfühl-Moment trifft dieser Duft für mich.

Er ist damit für mich weniger ein Statement, - was er durchaus auch sein kann. "This Is Him!" ist für mich eine Erinnerung, ein Duftanker für Entspannung, für einen Augenblick von Glück und nachwirkender Zufriedenheit.

Wenn ihr ebenso den Saunamoment liebt, dieses Gefühl von Reinheit und Entspanntheit beim Verlassen - probiert "This Is Him!" einmal aus. Vielleicht kann er Euch ebenso eine gute Erinnerung schenken und nach einem stressigen Tag olfaktorisch in die Entspannung schubsen. Bei mir funktioniert es wunderbar. Ich nutze ihn dazu allerdings bewusst selten, um mir diese Wirkung zu erhalten.

"This is HIm!" ist ein Duft, der immer einen festen Platz in meiner persönlichen Sammlung haben wird, vielleicht auch nur ganz für mich.

Erwachsen gewordene Anmut
betritt den Raum selbstbewusst
Weiß, was Sie braucht.

Stark, Dir selbst genug,
Nicht mehr verspielt
doch spielerisch lockend

Sommerwiesenabend
warm und weintrunken
umarmt Dich und uns.

Lachen, klar und voll
im Moment des Glücks.
Lädst Du ein.

Nur kurz, dein schalkhafter Blick
Hauch von einem Geheimnis
möchte mehr von Dir entdecken.

Für mich kein junger Frauenduft, sondern ein erwachsenes, klar weibliches Statement. Dabei ist dieser Duft für mich keinesfalls aufdringlich, sondern allenfalls bestimmt.

Oberflächlich kommt er angenehm entgegen, charmant und warm, im Ansatz blumig, ohne zu leicht zu sein. Im zweiten Atemzug verspricht dieser Duft mir mehr, insbesondere, sobald der Duft sich etwas gesetzt hat. Dabei bleibt er ausgewogen, wird weder zu simpel, noch startet er zu komplex. Ein weiblicher Charmeur.

Von der richtigen Person getragen, mag der Duft Stärke demonstrieren, ohne dabei an Weiblichkeit und Anmut einzubüßen. Allerdings tänzelt der Duft bei mir bisweilen auf der Linie zum "nicht mehr jung sein". Aber das wird von Kontext und der tragenden Person abhängen.

Meine Kontext-Empfehlung wäre "Business-Meeting" genauso wie (eigene) Hochzeit. "Hochzeit" war tatsächlich meine erste Assoziation des Duftes ;-) Aber wird Dich genauso gut beim Ausgehen ins Theater und für ein gutes Essen kleiden. Für einfach mal so, ein Familientreffen oder den Kinobesuch - wäre er meiner Meinung nach overdressed.

Meine Freundin mag ihn allerdings nicht so sehr. Daher bleibt es bei der Duft-Anprobe, ohne Nachkauf.

Heute: Wichtiges Meeting, ein großes Projekt steht im Raum - ich möchte mich dafür gut fühlen. Das Outfit stimmt – fehlt noch eine passende Duft-Aura dazu... Präsenz. Stärke, Vertrauen, leichte Dominanz – das könnte passen! Da kommt die Abfüllung von Boardrider gerade recht. Boss Bastard. Na, wenn der Name hier Programm ist – ein Versuch ist es wert, denke ich mir. Ein kurzer Erfahrungsbericht.

So wie meine bisherigen ATH ist auch hier der Auftakt klar und deutlich. Doch dieses Mal kann ich die Duftnoten zu Beginn nicht deutlich zuordnen. Was rieche ich da nur? Mag ich den Duft nun oder nicht? Ich bin verwirrt, sitze bereits im Auto und auf dem Weg zum Meeting, frage ich mich, ob das nun die richtige Wahl war. Ich schnuppere erneut. Vielleicht ist der Duft zu viel für meine unsortierte Nase? Oder ist es mein Kopf, der bereits im Meeting ist? Ich kann den Duft einfach nicht klar einordnen.

Das von mir erwartet Zitrische der Kopfnote wird vom ersten Moment an durch die Herznote dominiert. Boss Bastard dominiert für mich jetzt auch nicht so wie nach den Kommentaren hier von mir erwartet. Doch ich fühle mich gut mit ihm, er hat etwas. Special. Irgendwie. Kein Klassiker, keine Kopie, nicht bereits gerochen. Trägt sicher kein anderer heute.

Nachdem ich geparkt habe und bevor ich aussteige sauge ich den Duft noch ein letztes Mal tief ein - Duftjunkie, ertappt. Ich schließe die Augen und - ja, jetzt scheint es mir, dass er etwas leicht egoistisches an sich hat, fast schon selbstgefälliges. Er hat so etwas von: „Schau MICH an! Mir gehört Deine ganze Aufmerksamkeit!“ Auch ohne jegliche animalische Note hat er etwas vom jungen Gorilla-Alphatier, irgendwie. Na dann...

Mit diesem Bild im Kopf betrete ich das Meeting, leicht lächelnd und gespannt, ob ich eine Reaktion wahrnehme. Mein Konterpart begrüßt mich, ich merke für einen Moment eine Reaktion – warum auch immer – sein prüfender Blick trifft meinen, ich spüre eine leichte Irritation. Ich erwidere den Blick, gelassen und fest. Es folgt ein gutes und sehr erfolgreiches Gespräch. Ich hatte alle Aufmerksamkeit, die ich für ein erfolgreiches Meeting benötigte.

Wieder zurück ertappe ich mich - Im viel späteren Drydown - wie ich öfter meine Hand zur Nase führe, um den Duft noch einmal zu spüren. Jetzt ist er gefälliger geworden, sehr angenehm. Vielleicht ist es das schokoladige Sandelholz mit einem Hauch von Tabak, das mich jetzt geradezu beruhigt.

Ich schaue aus dem Fenster, stelle fest: Dieser Duft will bossig dominieren, das wird deutlich. Er ist dabei vielleicht zu viel Bastard, um Vertrauen und eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Er irritiert eher, setzt ein Statement von Selbstsicherheit, die ihm schlimmsten Falle als Selbstherrlichkeit interpretiert werden könnte. Eine keckige Business-Aura. Das kann gut ausgehen - oder auch nicht.

Ich mag den Duft – vor allem im Drydown. Doch von einem Duft, den ich viel trage, will ich mehr: Ich möchte ihn lieben, ihm vielleicht sogar verfallen sein. Verliebt bin ich jetzt nicht, verfallen ebenso wenig.

Boss Bastard ist ein passender Duft, um sich im richtigen Moment Aufmerksamkeit zu verschaffen bzw. diese zu verstärken. Was als Intention dann bei anderen ankommt – hängt vom Träger ab.

Ich werde ihn wieder tragen, ganz sicher. Vielleicht dann, wenn man es am wenigsten von mir erwartet. Oja, das wird bestimmt nett – zumindest für mich.

Danke noch einmal an Boardrider für die tolle Abfüllung!