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Nordiques Blog
vor 6 Jahren - 11.06.2018
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Der Duft von Super Mario

Ich fürchte, der nun nachfolgende Text wird kein besonders tiefgründig-geistreicher Erguss, der zum Nachdenken anregt oder versucht, die (Parfüm-)Welt in der wir leben ein bisschen besser zu machen. Er basiert lediglich auf einer kleinen, aber für mich überraschend feinen Beobachtung, die ich in den letzten Tagen/Wochen gemacht habe und den dazugehörigen Gedanken, die anfingen, durch meinen Kopf zu schwirren. Eigentlich etwas total Simples – Feierabendliteratur. So, wie ich es auch bin … war ich doch damals im Deutschunterricht schon immer eher der Typ „bemüht, aber …“.

Nun zum Thema.

Marilyn Monroe badete in Chanel N° 5, Kleopatra in Eselsmilch. Patrick Bateman ließ seine tagtäglichen Businessmeetings olfaktorisch von Yves Saint Laurents Pour Homme untermalen – ebenso, wie seine nächtlichen … Eskapen?! Oder doch eher Wahnvorstellungen? (Kardinalfrage für eine eher weniger duftrelevante Diskussion). George „Dapper Dan“ Clooney verdankt den perfekten Sitz und Glanz seiner Haare im echten Leben den Eigenschaften der Murray’s Superior Hair Dressing-Pomade aus Chicago.

So, wie diese gibt es noch unzählige weitere Beispiele bekannter realer oder auch fiktiver Personen, die man, ob nun durch gezielte Werbung oder schlichtweg aufmerksames Beobachten, mit bestimmten Pflegeritualen oder –produkten, gar mit bestimmten Düften in Verbindung bringt. Und was diese Tatsache zum Teil auslösen kann, ist doch, so musste ich feststellen, durchaus bemerkenswert – gar kindlich, vielleicht sogar ein wenig absurd.

Neulich gab es, so vermutlich allgemein bekannt, mal wieder eine Hochzeit im Fernsehen. Dass solche weltverändernden, jahrhundertmarkerschütternden, geschichtsträchtigen Ereignisse auch nicht spurlos an der Parfumo-Community vorbeigehen, ließ sich an diesem besagten Tage gut im Parfumo-Ticker ablesen. In diesem Spirit bin ich im Übrigen auch schon sehr auf meine erste Parfumo-Fußball-WM gespannt.

Besonders interessant las sich ein Artikel einer (britischen?) Website, der im Zuge der besagten Hochzeit in den Parfumo-Ticker gepostet wurde. Welcher User auch immer dafür verantwortlich war – vielen Dank dafür, you know who you are. Dem Artikel war zu entnehmen, dass das neueste, frisch gebackene Windsor-Ehepaar an diesem schönsten Tag ihres Lebens olfaktorisch von den Kreationen des Pariser Hauses Diptyque belgeitet wurde (um welche spezifischen Düfte es sich handelte, war leider nicht ganz klar).

Einer der größten Unterschiede, noch vor der grundlegenden biologischen Geschlechtszugehörigkeit, zwischen meiner Mutter und mir ist die Tatsache, dass sie ein ausgeprägtes Faible für die Adelsfamilien dieses Kontinents hat – und mich die ganze Chose in etwa so sehr interessiert wie einen Wattwurm die neuerliche Rezepturänderung von Nutella.

Aber beim Lesen dieses Artikels war ich plötzlich elektrisiert, bin ich doch mittlerweile selbst ein großer Fan einiger Diptyque-Kreationen. In diesem Zuge möchte ich ein Wort in den Mund nehmen bzw. von meinen Fingern tippen lassen, welches ich mir bisher immer verboten habe, da furchtbar subjektiv: Unterbewertet!! (Tam Dao <3)

Wie dem auch sei – war es denn wirklich die Möglichkeit, dass Frau Meghan und Herr Harry manchmal olfaktorisch genauso auftraten, wie ich?! Ich fühlte mich in etwa so, wie der kleine schwäbische Junge, der in den 90er-Jahren fassungslos vor Jürgen Klinsmann steht und stammelt „Klinsi, ich find dich so subba“ (Klinsis Antwort: „Wiiirklich?). Mensch, dabei bin ich doch mittlerweile fast 30 – und eigentlich immer noch ein Nutella-verachtender Wattwurm! (Letzteres stimmt übrigens nicht – 100g Butter, 100g Nutella, fertig ist die Scheibe Brot).

Weiterhin verriet der Artikel, dass Frau Meghan auch außerhalb der Feierlichkeiten ein Mensch ist, der der Duftleidenschaft frönt. Ihr momentaner Favorit: Wood Sage & Sea Salt von Jo Malone. Und auch, wenn ich selbst nicht danach riechen möchte – der passt doch perfekt zu ihr! Harry, alter Kostümhalunke – alles richtig gemacht bei der Partnerwahl!

Ich glaube, ich kaufe mir demnächst ein Duchess of Sussex-Poster.

Wie vorhin schon kurz erwähnt, steht demnächst ein weiteres Ereignis vergleichbarer gesellschaftlicher Tragkraft an: Die Fußball-Weltmeisterschaft. Der vor ziemlich genau vier Jahren ausgelöste, größte bundesweite Freudentaumel seit … ja, 1990 (in gleich doppelter Hinsicht) steckt doch noch allzu wohlig in den Köpfen der meisten, die es auf irgendeine Weise mit Deutschlands Fußballmannschaft halten.

Einer, der damals ganz entscheidend zu eben dieser Kollektivekstase beigetragen hat, wird dieses Mal, ähnlich wie ich und die meisten anderen, zuhause auf dem Sofa sitzen und zusehen, wie die Mannschaften aus aller Welt um die goldene Pampelmuse mit Sockel um wie Wette spielen: Mario Götze. Allerdings wird dieser, im Unterschied zu mir, vermutlich nur eine halbe anstatt vier Tüten Chipsfrisch Ungarisch pro Spiel schaffen – ha!

Ich interessiere mich schon für Fußball, ja. Ich gucke die WM, ja. Jedoch war Fußball noch nie etwas, das besonders starke Emotionen in mir auslöst – weder in die eine, noch in die andere Richtung. Es hat bei mir nicht den religionsgleichen Stellenwert wie andere, wichtigere Dinge im Leben wie … hm … äh … Nutella zum Beispiel (oder Parföng? :-D )

Ich finde es nicht okay, wenn ein Spieler sämtlichen anderen Spielern auf regelmäßiger Basis pro Spiel im Schnitt siebeneinhalb Gehirnerschütterungen und vierdreiviertel Kreuzbandrisse zufügen darf und dafür nicht bestraft wird – da regt sich in mir schon mein Gerechtigkeitsbewusstsein. Aber die für manche zentralen Randannahmen der Fußball-WM (à la „LOL Holland ist nicht dabei ROFL“) verbunden mit Gefühlen der Überlegenheit, Häme und Schadenfreude sind für mich etwas, das sich meiner Empfindung entzieht – auch auf Vereinsebene. Ich glaube, es lebt sich einfach stressfreier so. Aber mal sehen – vielleicht steckt mich der bald aufkommende Kollektivrausch ja doch noch an?

Dies im Hinterkopf behaltend, zurück zu Mario Götze.

Vor ein paar Tagen veröffentlichte ein immer bekannter werdender Sportstreamingdienst eine mehrteilige Dokumentation über eben diesen sehr bekannten jungen Herren. Eigentlich wollte ich nur kurz am Nachmittag ein wenig Zeit überbrücken, doch dann blieb ich vor dem Fernseher kleben. Ergo kann ich besagte Dokumentation wirklich nur empfehlen. Insbesondere als leidenschaftlicher Kopfschüttler wenn es um die, meiner Meinung nach völlig überzogene Kritik an dieser Person des öffentlichen Lebens geht, die in den letzten Jahren leider gar salonfähig geworden ist.

Die hier alles entscheidende Szene folgt jedoch schon wenige Minuten nach Beginn der ersten Folge der Dokumentation. Mario wird beim morgendlichen Pflegeritual in seinem schönen, dennoch verblüffend steril wirkenden Bad gefilmt. Auf eine Nassrasur folgt das Öffnen des Badezimmerschrankes – das anschließende Eincremen des Gesichtes begleitet ein Close-Up in eben diesen. Und nicht erst jetzt erblickte mein geschultes Auge mir nur allzu bekannt vorkommende Glasfläschchen unterschiedlichster Formen und Farben. He Wood Rocky Mountain Wood (Dsquared²), Dubai – Emerald (Bond No. 9), Casamorati – Dama Bianca (XerJoff), Aresthusa (Tiziana Terenzi), gleich zwei Mal White Fire (Tiziana Terenzi), und noch zwei weitere Terenzis, die ich leider – auch nach dem hundertsten Mal zurückspulen – nicht erkennen konnte. Bei manchen Düften ist zu vermuten, dass hier auch Frau Götzes Sammlung ihren Platz hat.

Zum Abschluss des Pflegerituals folgte ein beherzter Griff zu einem der beiden Terenzis, die ich leider nicht erkennen konnte. Fünf, sechs Sprüher an den Hals, und Herr Götze war bereit für den Tag.

Und ich? Ich war, als bekennender Fan einiger Terenzi-Kreationen, mal wieder elektrisiert, klebte jedoch weiterhin im Sessel fest.

In Gedanken stand ich als kleiner, (nicht-)schwäbischer Nutella essender Wattwurm vor Deutschlands WM-Helden von 2014 und stammelte: „Mario, ich find dich so subba“ (Marios Antwort: „It’s-a Me, Mario!“ – so, Super Mario-Referenz mehr oder weniger erfolgreich verbaut)

Was das Dufthobby nicht so alles mit einem anstellt …


Ich bedanke mich herzlichst für’s Lesen und wünsche allen einen „dufte“ WM bzw. Royale Hochzeit gehabt zu haben!

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