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Nordnases Blog
vor 3 Jahren - 15.08.2021
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Memory / Time Travel

Ist es so? Verbinden wir Düfte mit Personen und ihrer Erscheinung, ihrem Wesen, ihrer Seele? Ist es eine Zeitreise?

JA!!! Ich bin eine bekennende Zeitreisende….Back to the 90…

Wahrscheinlich wurde dies hier auch schon -zig Male beschrieben, aber heute war für mich ein Tag der Erinnerung. Alte Fotos und Nachrichten, die längst vergessen schienen, tauchten auf, und mit ihnen drehte sich die Zeit zurück. Zurück in die Neunziger, der großen Aufbruchstimmung im neuen großen Deutschland. Ich war sehr jung und neu in der Bank, und kam gleich in die schlimmste aller Abteilungen. Börsianer sind verrückt, gestört, intelligent, dem Alkohol meist sehr zugetan und dennoch liebenswürdig mit einem Hang zur Komik.

Nie vergesse ich diese Geräusche der rutschigen Schuhe auf dem Parkett, die Hast der Menschen, die Bewegungen, das Rattern der DAX-Tafel , das Tickern der Drucker und Fernschreiber, das Gebrülle der Makler und das pausenlose Klingeln jedweder Telefone in irgendwelchen Ecken. Auch werde ich nie die ersten Mobiltelefone vergessen, 2 kg schwer und unhandlich wie ein Sack Zement am Ohr. Heute urkomisch, damals Fortschritt.

Mit dieser Zeit verbinde ich FAHRENHEIT. Der Signaturduft meines Chefs. Er betrat den Raum, und Fahrenheit umgab uns mit seiner Stärke und seiner fruchtig-würzig-krautig-ledrigen Aura. Da war alles drin und ergriff einen sofort. Jedes Wort, jede Bewegung von ihm war mit diesem Duft verbunden. Das schuf Erkenntnis und Vertrauen, ich verband diesen Duft mit Sicherheit und der Gewissheit, er wird Dich beschützen, vorerst. Gleichzeitig treibt er einen voran und verlangt einem alles ab. Wir waren ein unschlagbares Team, und was ich mir nie vorstellen konnte, ich freute mich auf die Arbeit und die Zeit im Büro, es war immer wieder neu und aufregend. Jeden Tag lernte ich dazu und Selbstvertrauen und Lernwillen wichen der Unsicherheit. Es hätte immer so weitergehen können, bis nicht eines Tages ein jähes Ende durch seinen viel zu frühen Tod herbeigeführt wurde. Für mich einer der schlimmsten Tage, fast wie ein Sturz von der Klippe. Was und wie sollte ich das alles ohne ihn schaffen? Wie sollte es im Büro weitergehen?

Auch das ist für mich FAHRENHEIT – zu lernen, wie man mit Verlusten umgeht und trotz allem weitermacht. Es geht immer weiter. Und Fahrenheit ist immer noch da.

Und ich bin auch immer noch da. Und mache weiter.

Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.

Bertolt Brecht

PS : Lieber Jürgen , ich denke an Dich!

Wie ist es bei euch ?

Hat/ hatte/ haben euer Chef oder eure Kollegen einen ganz bestimmten Erkennungsduft ?

Gruß nach da draußen und bleibt mir alle gesund !

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