Nurmalso

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1 - 5 von 72
Nurmalso vor 11 Monaten 24 24
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Duft
Ode an die Stulle!
Mit meinem Algorithmus stimmt was nicht. In meiner Timeline landen derzeit Videos von Frauen, die Lunchboxen für die lieben Kleinen fertig machen. "Mia-Charlotte hat sich einen Bauernhof gewünscht. Und deshalb habe ich ihr ein Schweinchen aus rote Beete und eine Gans aus Sellerie gebastelt." Staunend über so viel Geschiss für die kleine Mia-Charlotte bin ich hängen geblieben. Für den kleinen Finley gab es Müsli-Ufos und ein Krokodil aus getoasteten Süßkartoffeln, Blattspinat und Augenpieksern. Was ich zunächst für Satire hielt, ist augenscheinlich ein großes Ding bei Instagram. Irgendwo muss ich wohl mal falsch abgebogen sein.
Ähnlich fasziniert wie von diesen Stepford-Mums-Videos rieche ich schon seit 2 Stunden an meinem Arm rum. Erst Weihrauch mit sehr viel Pfeffer und Ingwer. Das ganze untermalt mit einer Salznote. Und auch immer wieder frische Kräuter. Nicht greifbar und irgendwie von allem viel zu viel. Lineage hätte ein schöner angenehmer Weihrauchduft werden können, wenn man ihm nicht zu viele Zutaten zugemutet hätte. Besonders nervig empfinde ich diese mineralisch aquatische Note, die überhaupt nicht zum Weihrauch passen will. Lineage will es so offensichtlich allen recht machen und nervt mich mit seiner aufgesetzten Perfektion.
Meine mäkelige Bewertung ist wohl auch diesem Rabbit Hole geschuldet, in das mich Instagram gelockt hat. Dafür entschuldige ich mich jetzt schon. Ich bin wohl einfach der normale Stullen-Typ ohne Augen aus Oliven und Herzchen aus Karotten. Und ich mag Düfte, die einfach nicht so viel TamTam um sich machen.
24 Antworten
Nurmalso vor 2 Jahren 14 11
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Flakon
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Duft
Frank
Mykonos, Mai 1999. Believe und Strong enough von Cher waberten wie der Soundtrack einer Insel über Strände und Felsen. Mein bester Freund Frank und ich genossen zwei Wochen voller Trunkenheit, Lachen und Relaxen. Immer wehte ein angenehmer Wind und mit ihm diese Songs von Cher. Tagsüber lagen wir am Pool oder Strand. Die Nächte verbrachten wir im Pierros, einer Gay-Bar, in und vor der das ausgelassene Leben tobte. Und immer sang Cher. Wenigstens in meiner Erinnerung.

Als ich mir vor Monaten diesen Duft bestellte, dachte ich sofort an Frank. Und an Mykonos. Ich sehe ihn vor mir in seinem weißen Seidenpullover. Er roch nach Envy for men, jahrelang sein Lieblingsduft. Aber das ist jetzt auch egal. Chers Parfum ist eine moderne Version ihres Uninhibited. Blumig-holzig und mit nicht mehr ganz so starken Aldehyden. Dafür kommt im Drydown eine sehr angenehme Vanille-Note dazu. Eau de Couture riecht elegant und irgendwie sophisticated. Ich rieche sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit der berühmten 5. Der Flakon ist wertiger als hier auf den Fotos. Warum sich Cher allerdings für eine blaue Flüssigkeit entschieden hat, wird ihr Geheimnis bleiben. Denn ein Aquate ist er beileibe nicht.

Genau vor einem Jahr bist Du gegangen, lieber Frank. In meinem Herzen hast Du für immer einen Platz. Viel größer als Cher und Mykonos. Gone too soon. Love, Nurmalso
11 Antworten
Nurmalso vor 2 Jahren 37 26
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Flakon
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Duft
First Time, First Love...
1986. Der schwedische Ministerpräsident Olof Palme wird erschossen. Die Challenger explodiert nach nur 73 Sekunden. Ein Virus, der seit 1980 die Krankheit Aids auslöst, bekommt endlich einen Namen: HIV. Und in Tschernobyl explodiert ein Reaktorblock eines Kernkraftwerkes. Angst und Ungewissheit bestimmen nun das Leben vieler Menschen.

Zur gleichen Zeit wurde ich volljährig, machte den Führerschein und fühlte mich sehr erwachsen. Schon merkwürdig, wie klein eigentlich unser Kosmos ist, während man sich ausschließlich um sich selbst kreist. Während da draußen also die Hölle tobte (und auch 36 Jahre später ist es nicht viel anders), genoss ich meine neu gewonnenen Freiheiten. Meine Welt drehte sich um Make-Up, Klamotten, Musik und lauter anderen Nonsens, der damals mein Leben bestimmte und mich glücklich machte. Aus heutiger Sicht war ich nie wieder egoistischer als in dieser kurzen Zeit zwischen dem Teenager-Trotz entflohen und sich noch keine Sorgen um die Zukunft machen.

Und so brauchte mein "erwachsenes" Ego auch ein erstes richtiges Parfum. Hatte ich mich vorher mit Jovan-Öl oder Dané-Deo parfümiert, kaufte ich nun vom Weihnachtsgeld meiner Oma das erste richtige Parfum. Allein der Gang in die einzige Kleinstadtparfümerie war aufregend und irgendwie erhaben. Und ohne das Wort Blindkauf zu kennen, kaufte ich das, was im Schaufenster ausgestellt und mit dem noch sehr jungen Supermodel Yasmin le Bon plakatiert war. Schon in der nächsten Seitenstraße holte ich den Flakon mit der rotbraunen Flüssigkeit aus der Schachtel und sprühte. Ich war sofort total verknallt. Aus meiner Erinnerung habe ich vor allem den Geruch von Zimt und Nelken in meiner Nase. Ein Gewürzbasar, der trotzdem Frische versprühte. Und auch nicht so erschlagend war wie das damals ebenfalls sehr beliebte Opium. Heute erkennt meine Nase auch die Aldehyde, die dicht gewobenen Blüten und einen Hauch Weihrauch.

Zu vielen Düften von damals habe ich heute eine andere Meinung. Bei KL aber haben sich meine Ansichten null geändert. Er ist und bleibt meine erste große Parfum-Liebe und der Grund dafür, warum ich mich hier vor 5 Jahren auf Parfumo angemeldet habe. Ich hatte Sehnsucht und wollte ihn unbedingt mal wieder riechen.

Inzwischen bin ich stolze Besitzerin eines Vintage-Flakons und es hat wie damals, um in der 80er-Sprache zu bleiben, wieder ZOOM! gemacht. An Tagen wie heute, wo bei mir gerade Musikvideos aus den 80ern auf youtube laufen und ich dabei alte Fotos angucke, ist er einfach der allerbeste Begleiter. KL und ich gehen jetzt googeln, wer diesen Song mit "First time, First love.. oh what feeling is this" geträllert hat, bedanken uns fürs Lesen und wünschen allen einen wunderbaren Sonntag!
26 Antworten
Nurmalso vor 2 Jahren 9 6
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Haltbarkeit
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Duft
Talland Bay, September 10th, 2018, 8:28 am /Part 2
Er hätte die Flasche Birnenschnaps nicht austrinken sollen. Wie bescheuert kann man sein? Inspector Murda McMaster stand Zähne putzend unter der lauwarmen Dusche und versuchte wach zu werden. Schon wieder eine Tote in diesem Kaff. Und er kam einfach nicht aus dem Quark. Sollte es sich wirklich um einen Serientäter handeln? Und wie wahrscheinlich war es, dass es sich nicht um einen Einheimischen handelt? Allein schon das Haare trocken rubbeln war eine Qual. Eine Aspirin könnte helfen. Oder gleich zwei? Er löste die Tabletten in einem Wasserglas auf und schluckte das Zeug hastig runter. Das war jetzt schon die dritte Frau, die entweder vermisst oder tot aufgefunden wurde. Wenn er da nicht bald Licht ins Dunkel bringt, hatte er Scotland Yard am Hals. Das hätte ihm gerade noch nach elenden Sorgerechtsstreitereien und diesem nicht ganz freiwilligen Umzug gefehlt. Murda McMaster zog den grünen Makintosh-Mantel über und schnappte sich die Schlüssel. Im Handschuhfach fand er noch eine angebrochene Packung Honeyrose Vanilla, sauteure Kräuterzigaretten, die beim Entzug helfen sollten. Er zog zweimal dran und drückte sie wieder aus. Sie rochen einfach besser als sie schmeckten. Feinste rauchige Vanille machte sich über den Eichenpaneelen seines alten Jaguars breit. Gepaart mit den restlichen Kräutern, die ihn von seiner Nikotinsucht befreien sollten. Und immer wieder musste er aufstoßen. Verfluchter Birnenschnaps!

Die Thompson zog nur leicht die Augenbrauen hoch als er auf sie zuging. Und nach einem kurzen Faktencheck ging sie einfach an ihm vorbei die Klippen hoch. Diese arroganten Briten! Er würde ins office fahren und sich die anderen Fälle noch einmal gründlich vornehmen. Und ganz sicher nie wieder einen Schluck Alkohol trinken!
6 Antworten
Nurmalso vor 2 Jahren 13 8
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Flakon
7
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9.5
Duft
Talland Bay, September 10th, 2018, 8:16 am /Part 1
Constable Nancy Thompson wartet schon seit guten vierzig Minuten auf Inspector Murdo McMaster, Ihren Vorgesetzten. Ein Kauz aus dem schottischen Lockerbie, groß, hager und mit wenig guten Manieren ausgestattet. Wo blieb er bloß?
Sie war so froh aus London raus zu sein, mit all dem Lärm, der Hektik und den vielen Verbrechen. Ihre Versetzung in dieses wunderbare kleine Fischerdorf war für sie wie für andere 6 Richtige in der National Lottery zu gewinnen. Und jetzt das. Ein Mord in Polperro, einem kleinen pittoresken Fischerdorf in der Grafschaft Cornwall. Und es war nicht der erste in diesem Jahr. Seit Wochen war die Bevölkerung beunruhigt. Eltern ließen ihre Töchter nicht mehr alleine vor die Tür gehen. Und auch sie hatte im Dunkeln immer ein mulmiges Gefühl, wenn sie noch einmal mit ihrer kleinen Mischlingshündin Stella vor die Tür musste. Sie beugt sich ein letztes Mal über die junge Frau, bevor sie in die Forensik überführt wird. Wie sie dort liegt auf den roten Felsen von Talland Bay, so unschuldig als würde sie schlafen. Nancy blickt über die Bay und atmet tief ein. Sie kann das Meer riechen. Fast bildet sie sich ein, Salz auf ihrer Zunge zu schmecken. Sie riecht die feinen Hölzer und den wilden Salbei. Alles so schön harmonisch und verträumt. Erst das Zuschlagen einer Autotür weckt sie aus ihrem Tagtraum. Inspector McMaster kommt mit forschen Schritten und grimmigen Blick auf sie zu. Na endlich.

"Alle W-Fragen geklärt, Thompson?"
"Guten Morgen, Inspector. Ja. Virginia Parker, 21 Jahre, Kellnerin im Red Lion Inn. Hatte um 23:00 Uhr Feierabend. Ihr Fahrrad fand man bereits oben in einem Gebüsch. Vermutlich ist sie erwürgt worden. Aber Einzelheiten wie immer später ..."
"Freunde? Familie? Feinde?"
Nun also die F-Fragen. Aber Nancy hatte ihre Hausaufgaben gemacht.
"Fehlanzeige, Sir. Sie ist erst kürzlich von Liverpool hier her gezogen."

So wie ich, dachte sie. Raus aus dem Smog und Dreck. Und rein in die Idylle. Wieder sog sie die salzige Meeresluft tief ein und schloss die Augen. Sie würde gleich oben den Pub-Besitzer intensiver befragen. Wie schon einmal vor vier Wochen, als seine Kellnerin Kate Adams von heute auf morgen spurlos verschwand. Und zufällig war er auch der Schwager der ermordeten Susan Brighton, die Fischer vor einem halben Jahr aus dem Wasser gezogen hatten. Entweder hatte er richtig Pech mit Personal und Familie oder Nancy konnte ihren ersten Fall lösen. Das wäre dann der zweite Lotteriegewinn innerhalb kürzester Zeit. Noch einmal blickt sie über die Bucht und atmet tief durch. Dann lässt sie den verdutzten Inspector stehen und geht nach oben Richtung Red Lion Inn.

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