Oloroso

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1 - 5 von 20
Oloroso vor 10 Jahren 12 7
7.5
Flakon
5
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5
Haltbarkeit
10
Duft
Ultraholzig …
… nennt Pierre Guillaume seinen Monsieur und in der Tat: Das ist er!

Einen Duft zu kreieren, der mehr oder minder nur aus Noten der holzigen bzw. moosig-erdigen Duftfamilie besteht, scheint nur auf den ersten Blick sehr gewagt, denn wie immer kommt es auf das richtige Verhältnis der Duftbausteine zueinander und deren Qualität an.

Pierre Guillaume, dessen Kreationen mich bisher nur wenig verzückten und den ich daher bereits als überschätzt und überbewertet einstufte, erfindet auch mit dieser Interpretation sicherlich nicht die holzige Duftfamilie neu, aber er versteht es, in gekonnter Weise eine für mich ausgesprochen ausgewogene Komposition zu schaffen, die zwar sehr einfach in ihrem Verlauf wirkt, ihre Komplexität aber durch übereinander gelagerte und perfekt aufeinander abgestimmte Duftbausteine erhält.

So wirkt dieser Monsieur edel, erhaben und elegant, aber auch herb, erdig, würzig, rauchig und auch ein wenig raubeinig. Damit schafft Pierre Guillaume eine moderne Interpretation eines Herrn, ein Update auf das 21.Jahrhundert und einen Monsieur, der sich nicht mehr in das alte, ein wenig angestaubte Bild eines Herrn mit grauen Schläfen, dem Mouchoir in der Brusttasche und den perfekten Manieren fügt. Dieser Monsieur ist zupackend, dynamisch, viril und selbstbewusst, kein leiser Herr, der mit sanfter Stimme spricht, er gehört zu den starken, die nicht warten und sich nehmen, was sie haben möchten.

Für mich ist Monsieur (neben Santal Sacré) DIE Entdeckung der letzten Monate und ich freue mich, dass er hier und heute einen verdienten Platz in den Top 100 einnehmen darf.

Und für alle, die den Wink verstehen: Ich kann nur hoffen, dass sich die üblichen Abwerter ein wenig Zeit lassen ...
7 Antworten
Oloroso vor 11 Jahren 13 5
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
6
Duft
Blume der Begierde
Dominique Ropion soll einer der besten Parfümeure für Blumenduftkompositionen sein und es ist daher nicht verwunderlich, dass er bisher überwiegend Damendüfte komponierte, stehen Blumen auch in moderneren Interpretationen und Konzepten immer noch deutlich – wenn auch nicht ausschließlich - für Weiblichkeit.
So wird Carnal Flower – was bei diesem Namen nicht weiter verwunderlich ist - ebenfalls von Blumen dominiert, wird aber als Unisex-Duft vermarktet, was hingegen dann doch sehr überraschend ist, da CF keinen maskulinen Gegenpol, etwa durch Holz- oder Gewürznoten, hat und dadurch keinen Ausgleich bzw. kein Gleichgewicht findet. Er ist m.E. eindeutig feminin.

Diese einseitige Blumigkeit ohne Gegenpol entspricht nicht meinen persönlichen Vorstellungen eines für mich als Mann tragbaren Dufts, da sie mir nur in den seltensten Fällen gefällt und nicht zu meinem Äußeren und Auftreten passt. Aber hier muss jede männliche Nase selbst entscheiden, ob sie diesen Duft als tragbar empfindet oder nicht.

CF ist schwer zu fassen und entzieht sich einer eindeutigen Beschreibung, ist aber sauber komponiert und von überzeugender Qualität. Im Auftakt dominiert Jasmin – mein persönliches Schreckgespenst unter den Blumennoten – und nicht die Tuberose. Diese entfaltet sich erst kurze Zeit später und strahlt die ganze Kraft ihrer verführerischen Weiblichkeit aus, wodurch der Name seine Berechtigung erfährt.
Der Duft ist im weiteren Verlauf sehr wechselhaft, oszilliert zwischen seinen Duftbausteinen, wirkt wankelmütig und unentschlossen und sein Verlauf erscheint wie ein Spiel von Abschied und Wiederkehr. Daher erscheinen verschiedene Bilder, die von Friedhof über Blumengeschäft bis hin zur gerne zitierten Kosmetikschatulle reichen. Die Blumen sind frisch und verwelkt, manchmal grün wie ihr Stängel und Blattwerk, manchmal erdig wie ihre Wurzeln und Knollen. Durch dieses Wechselspiel weist CF keinen linearen Verlauf auf, sondern bietet eine kleine Rundreise und man endet wieder dort, wo man angefangen hat.

Mit „Une Fleur de Cassie“ zeigte Ropion selbst, dass es anders geht und auch blumige Düfte von Männern getragen werden können, wenn sie beispielsweise durch Holz ein Gegengewicht erfahren. Und mit „Geranium pour Monsieur“ zeigte er ebenfalls, dass eine feminine Blume durch würzige Noten und Holz für Männer machbar ist, auch wenn diese Konzepte nie zu meinen bevorzugten Richtungen gehören und damit auch nie meine Begierde wecken werden.
5 Antworten
Oloroso vor 11 Jahren 17 6
5
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Understatement eines Könners
Es hat einen gewissen Unterhaltungswert, wenn man sich die Beschreibungen zu diesem Duft anschaut. Einmal soll sich Olivier Creed von der Landschaft der französischen Pyrenäen, ein anderes Mal von der der Schweizer Alpen inspiriert haben lassen. Hierbei soll er selbst durch Wald und Wiesen gestreift sein, über Berge und durch Täler gewandert sein. Ein weiteres Mal wird die Inspiration seiner Neigung zum Skisport zugeschrieben. Nun, verbuchen wir dies mal wieder unter Marketing und Werbetrommel ... Es ist auch eine lustige Vorstellung, wie Creed von Stein zu Stein hüpfend einen Bach überquert oder kniend am Ufer desselben oder auf einer Wiese an Blumen und Kräutern riecht.

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Verkauft wird Silver Mountain Water als Eau de Parfum, wobei die Konzentration lediglich die eines Eau de Toilette ist. Dies ist bei den meisten Düften von Creed der Fall. Nepp? Nun, die Beurteilung überlasse ich jedem selbst. Für mich hat SMW ohnehin Cologne-Charakter und ist m.E. kein echtes EdT und natürlich keinesfalls ein EdP.

SMW gehört in die Familie der frischen, fruchtigen und holzigen Düfte, ich persönlich würde noch grün hinzufügen. Frisch-fruchtig-grün-holzig, in dieser Reihenfolge nehme ich den Duft wahr. Damit ist er ein eindeutiger Kandidat für den Frühling und Sommer.

SMW startet frisch und fruchtig mit der Bergamotte und Mandarine und trägt tatsächlich etwas sehr Sauberes, Reines und Klares in sich, womit der Name und seinem Bezug zur Vorstellung eines sauberen und klaren Gebirgsbaches oder -sees durchaus gerechtfertigt erscheint.
Kleiner Schönheitsfehler: Die Frucht erscheint überraschenderweise leicht synthetisch, was ich bei Creed bisher noch nicht wahrgenommen habe.
Der Auftakt verliert sich sehr schnell und die Entwicklung nimmt einen rasanten Verlauf, da Petitgrain und Sandelholz sehr schnell erscheinen. Die Basis, die säuerlich und leicht bitter riecht, verweilt dann aber doch länger, als man es nach diesem Auftakt hätte erwarten können.

Alles in allem vernehme ich bei SMW auch zarte Aspekte von Puder, eine leichte Seifigkeit, die sicherlich vom Moschus kommt und auch eine leicht bittere Note, für die ich das Galbanum verantwortlich mache. Der grüne Charakter bleibt dem Duft erhalten.

Alles sehr negativ? Nein, keineswegs!

Mir persönlich gefallen die genannten Aspekte. Der Cologne-Charakter, das säuerliche, leicht bittere Grün, die nur scheinbar einfache Komposition, die aber wesentlich komplexer ist.

Die Schönheit von SMW liegt daher in der nur scheinbaren Einfachheit und in der perfekten Abstimmung seiner Duftbausteine, denn dies ist die wahre Parfümkunst.

Manchmal ist weniger mehr, so auch bei diesem Duft, denn er wirkt wie das Understatement eines Könners.
6 Antworten
Oloroso vor 11 Jahren 7 4
5
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
3
Duft
A*Men Pure Waste oder auch Poor Havane
Was für ein kläglicher Versuch, sich selbst zu kopieren, denn Pure Havane ist für mich alles andere als ein würdiger Ableger aus der A*Men-Reihe. Da ich Pure Shot und Pure Malt als durchaus gelungen erachte, setzte ich gewisse Erwartungen in diesen Duft, zumal das Ranking hier ausgesprochen gut ist. Maßlose Enttäuschung machte sich breit.

Pure Havane ist im Auftakt extrem süß und fällt sehr schnell seiner eigenen Charakterlosigkeit und Belanglosigkeit zum Opfer. Er schwächelt und verflacht bereits nach kurzer Zeit und wird daher schnell langweilig. Er ist auch synthetisch, was im weiteren Verlauf immer deutlicher wird. Er wirkt wie ein schlechter Mainstream und hat nichts Außergewöhnliches. Die Euphorie für diese Kreation kann ich nicht nachvollziehen, aber gut. Geschmack ist eben sehr individuell.

Die Süße wirkt in meiner Nase eher beerig und erinnert mich nur wenig an Honig, von Tabak keine Spur. Patchouli, Ambra, na ja, wenn man es sich nur kräftig einbildet, so hilft die Macht der Autosuggestion. Daher ist Pure Havane auch keine runde Komposition, er ist sehr unspektakulär, geradlinig simpel und öde, da hier etwas fehlt. Das Zusammenspiel der Duftbausteine scheint nicht besonders zu funktionieren.

Chanelle schrieb A*Men for her und nur in diesem Punkt kann ich ihr Recht geben. A*Men ist so viril wie ein Mädchen mit Zöpfchen und Sommerkleidchen - nämlich überhaupt nicht. Das Konzept des modernen männlichen Tabakdufts ist hier völlig misslungen.
4 Antworten
Oloroso vor 11 Jahren 6 3
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
6
Duft
Winnie the Poohs Signaturduft
Fern, sehr fern des Mainstreams und des gefälligen Nischendufts steht Miel de bois, ein in der Tat außergewöhnlicher Duft. Die Komposition erachte ich als ebenso interessant wie schwierig und ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll. Ich muss gestehen, ich schwanke zwischen unverständlicher Faszination und fasziniertem Unverständnis. Die Kommentare meiner Vorredner zeigen diese Ambivalenz ebenfalls.

Mdb ist süß, holzig und riecht wie frisch aufgetragene Möbelpolitur mit medizinisch-weihrauchartigem-harzigem Einschlag. Süßer, schwerer Harz, das beschreibt den Duft auf meiner Haut / in meiner Nase am besten.

Und da ist auch schon das Problem, denn so faszinierend Mdb anfangs ist, so nervig wird er im Laufe der Zeit. Er verändert sich nicht wirklich und bleibt und bleibt und verweilt, um zu bleiben. Mdb leidet darunter, was man bei anderen bemängelt - es ist seine beharrliche Langlebigkeit. Und das mir! Denn für gewöhnlich habe ich leider das Problem der duftabsorbierenden Haut und selbst berüchtigte Mörderdüfte wie Black Afgano bleiben auf meiner Haut lediglich wenige Stunden. Aber aus irgendeinem Grunde erschlägt er mich und der Duft klebt auf meiner Haut und will nicht weichen. Da sich der Duft nicht weiter verändert, wirkt er leider auch unvollständig. Die überraschende Wendung fehlt hier komplett.

Fazit: Nur für hartgesottene Honigbären wirklich ein Genuss. Allen anderen rate ich zu vorsichtiger Dosierung.
3 Antworten
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