Painlord

Was habe ich alles über den Duft gehört.

Zu weiblich
nur für junge Buben
DER Partyduft
Beastmode

Ich habe einen Duft erwartet, der nach dem Aufsprühen Häuser einreißt und den nahen Friedhof entvölkert.

Was habe ich beim ersten Aufsprühen wahrgenommen? Angenehm muffige Birne, dunkle Vanille, Hölzer und Frische.

Ich habe meine Probleme mit dem Original Le Male und bin erst mit dem Le Parfum in die Linie eingestiegen. Das Original ist mir zu spitz und aufdringlich. Da UM finde ich um einiges ausgewogener und wärmer. Ich trage ihn gerne als süßen Alltagsduft beim Einkaufen, im Büro etc. Wichtig ist natürlich, dass man ihn nicht überdosiert.

Um den Bogen zur Überschrift zu schlagen.
Ich finde ihn ähnlich kreativ wie Joop Homme als süßen Männerduft damals. Er durchbricht einige Konventionen aber ist durchaus sehr tragbar und angenehm.

Was brachte mich dazu, den Duft zu kaufen.

Der Zufall.
Ein reiner Blindkauf.

Ich füllte gerade beim großen N meinen Warenkorb und bekam die Anzeige für diesen Duft präsentiert. Knapper 20er. Da man zu dem Preis kaum etwas falsch machen kann, checkte ich kurz die Bewertungen hier und praktizierte G steht für gönnen.

Ein paar Tage späer kam mein Päckchen an und ich war gespannt. Ausgepackt, aufgesprüht.
Das kennste doch.
Habe es gleichzeitg auf einen Teststreifen gesprüht und liegen lassen.

Im weiteren Verlauf habe ich mehrmals an mir und dem Streifen geschnuppert.

Auch auf die Gefahr hin, dass ich Prügel beziehen werde, für mich reicht es fast identisch zu TdH.
EC beginnt von Anfang an düsterer und man weiß, wo die Reise hingeht. Der Vetiver ist sehr präsent und über die Tragezeit der Hauptaccord des Duftes. TdH beginnt zitrischer und etwas heller. Der Vetiver wirkt freundlicher und nicht so überpräsent. Aber ansonsten sind diese Düfte für MEINE Nase Zwillinge. Beide finde ich anstrengend zu tragen, obwohl es Düfte sind. Das liegt aber wohl daran, dass ich kein Fan von trockenen Düften bin, was die Qualität des Duftes nicht schmälert.

Mein größtes Problem ist die Tragegelegenheit. Der Duft ist eigentlich für dunkle Tage oder dunkle Anlässe geeignet. Evtl. an Bürotagen wo man seinen Kollegen zuruft "Ich habe keine gute Laune"

Ich werde ihn behalten, aber er wird sehr lange halten. . . .

Ich kannte das EdT schon länger, konnte mich aber nicht dazu durchringen es mir zuzulegen. Mir war es zuviel und zu wenig. Zuviel Pfeffer, zuviel Lautstärke, zuviel Sillage, zuviel Unausgewogenheit. Gleichzeitig hatte es zu wenig Ausgewogenheit und zu wenig Orginalität. Die DNA hat im mir aber grundsätzlich immer gefallen. Problem war auch hier, dass man sie zu oft gerochen hatte, da der Duft inflationär getragen wird. Also hakte ich es ab.

Zufällig stolperte ich über eine Probe der EdP Version. Ohne große Erwartung testete ich es und erkannte direkt die Sauvage DNA. Die Kopfnote gefällt mir bei keiner der beiden Varianten. Diese Mischung aus Klostein und frischer Luft nervt mich.
Im weiteren Verlauf erkennt man beim EdP klar die DNA von Sauvage. Beide Varianten sind sich zu 85 Prozent ähnlich. Dann setzt aber eine Ausgewogenheit ein, die ich beim EdT vermisst habe. Es wird tiefer, etwas dunkler und verlässt sich nicht nur auf seine Frische. So mag ich Sauvage. Bei der Haltbarkeit konnte ich keinen großen Unterschied feststellen.

Hier ist mein Sauvage, was man ganzjährig tragen kann und zu jeder Gelegenheit, wenn man es nicht überdosiert (was man der Umwelt bei keinem Duft antun sollte).

Ich werde es mir sparen, den normal BB als Vergleich heranzuziehen. Fast jeder dürfte wissen, wie der riecht. Dieser hier greift einige Elemente des BB auf und setzt sie in den Vordergrund. Dass er eine stärkere Version des Originals ist, kann meine Nase nicht bestätigen.

Am Anfang startet er mit einer säuerlichen Synthetik, in der ich nichts definieren kann. Im Verlauf kommt dann Zimt, etwas holziges und Vanille hinzu. Laut Duftpyramide ist allerdings keine Vanille enthalten.

Ich finde ihn für ein EdP von Anfang an sehr hautnah. Und das ist auch der entscheidende Punkt. Der Duft insgesamt ist gut, aber wo ist bitte die Performance? Ich hatte eine Freundin nach dreistündigem Tragen gebeten ein Statement abzugeben. Die war verwundert, dass ich überhaupt einen Duft aufgelegt hatte (zwei Stöße auf die rechte und linke Halsseite. Drei Sprühstöße aufs Hemd). Als sie auf 5 cm herankam konnte sie ihn wahrnehmen. Für meinen Persönlichen Geschmack ist das relativ schwach, oder muss ich hier mehr auflegen?
Zu seinen Gunsten muss ich aber sagen, dass ich abends am Hemd gerochen habe und ihn noch wahrnehmen konnte.

Ist er jetzt sein Geld wert?
Jein. Ich habe ihn zum Angebotspreis bei D... bekommen. Da kosteten 100 ml 42 EUR. Das bewegt sich ungefähr auf dem Niveau des normalen EdT (nicht die intense-Variante). Zum regulären Preis würde ich ihn nicht kaufen / nachkaufen. Ich würde ihn eher als Variante zum EdT sehen, die einen HAUCH stärker ist. Von einem Parfum erwarte ich mehr...Schade.

Ich habe mir letztens den Boss bottled EdP intense gegönnt(welcher eine kleine Enttäuschung war) und diesen Duft hier. Für den anderen Duft werde ich noch eine separate Rezension verfassen.

Beim Aufsprühen entfaltet sich in der ersten Minuten brutal das Oud, wird aber sanfter und geschmeidiger im Verlauf; ist aber durchgängig wahrzunehmen. Von den Inhaltsstoffen, die enthalten sind, kann ich -neben dem Oud- Zimt, Sandelholz und einen Hauch Nelke wahrnehmen. Dass nur Oud auf den klassischen Boss nur Oud aufgepflanzt wurde kann ich so nicht bestätigen. Ich finde den Duft schon sehr eigenständig.

Insgesamt kann ich für mich sagen, dass ich mich mit dem Duft gut angezogen fühle. Tragbar ist er für mich im Herbst und Winter. Sobald es warm ist, wäre er mir zu düster. Für mich ist er insgesamt der beste Boss Duft, was das Handwerk angeht. Die Flanker von ihm (Saffron und Aromatic) werde ich vielleicht auch testen, sind aber im Moment nicht zu bekommen.

Für mich hat er eine Ähnlichkeit zu John Varvatos Black Rebel.