Pantomime

Pantomime

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1 - 5 von 19
Pantomime vor 7 Jahren 12 8
7
Sillage
7
Haltbarkeit
5
Duft
Amouage und die Kultivierung der Muffigkeit
Endlich bin ich nun auch dazu gekommen das neueste Werk aus dem Hause Amouage zu testen und was muss ich sagen, ich bin eher unterwältigt. Amouage setzt seinen Trend fort, den es mit Myths und Bracken Man angefangen hat und setzt auf eine sehr "muffig-modrige" Note, die den ganzen Duft durchzieht und wandelt hauptsächlich die oberen Töne ab. Waren die bei Myths noch sehr blumig und bei Bracken farnig-grün, so sind sie nun zitrisch-animalisch.
Theoretisch liest sich eine zitrisch-animalische Note gepaart mit einer Portion holzig-grüner Muffigkeit ganz spannend, praktisch ist das leider so umgesetzt, dass es mir so gar nicht zusagen möchte. Die Zitrone erinnert mich in der Kombination nämlich sehr an das sehr künstlich-pulverige Zitronenaroma, was einem beim Öffnen einer Rolle von Magnesium-Brausetabletten mit Zitronengeschmack entgegenschlägt - das wirkt für mich irgendwie billig und etwas penetrant. Glücklicherweise mildert sich dieser Eindruck relativ schnell, ohne jedoch ganz zu verfliegen. Die animalische Note gewinnt dann langsam die Oberhand, ohne jedoch für mich zu dreckig oder zu aufdringlich zu sein, da fand ich "Absolue pour le Soir" viel schlimmer.
Sillage und Haltbarkeit finde ich für einen Amouage auch eher enttäuschend; hatte man von den früheren Versionen von Memoir, Epic, Gold oder auch Jubilation 12-16 Stunden nach Auftragen noch eine riechbare Projektion, so verzieht sich Figment relativ schnell und verblasst zu einer - wie FabianO treffend bemerkt - banalen holzigen Basis. Was sich im ersten Moment nicht gut liest empfinde ich jetzt in dem Moment aber durchaus als angenehm, da ich vom Duft wirklich nicht überzeugt bin.

Wie man den obigen Zeilen entnimmt, schwingt da auch etwas bittere Enttäuschung mit; ich bin ein großer Fan der alten Amouages und finde daher die aktuelle Entwicklung sehr enttäuschend. Einerseits die Reformulierungen vieler Klassiker hin zu deutlich seichteren Düften, andererseits die Entwicklung der neuen Düfte. Setzte man früher noch bei vielen Düften auf Weihrauch und band ihn in unterschiedlichen Düften sehr unterschiedlich ein, so ist es nun eine Muffigkeit, die man als Grundthema durchsetzt, ohne jedoch die Variation und Kreativität früherer Düfte zu erreichen. Bei Bracken Man finde ich die Muffigkeit noch ganz gut passend, bei Myths weniger und bei Figment schon gar nicht.

Mal abwarten, was demnächst für eine Strandhütte auf uns zukommt. Wenn sich der Trend weiterzieht, dann wird es wohl eine vom Meerwasser vermoderte sein.
8 Antworten
Pantomime vor 7 Jahren 16 5
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Reduce to the max
Neugierig gemacht von den extrem guten Bewertungen hier habe ich recht spontan nach zwei Minuten Proberiechen zugegriffen und mir "Au Coeur du Désert" gegönnt. Ich dachte, als Liebhaber von "L'Air du Désert Marocain" kann ich da nicht viel verkehrt machen und ich wurde nicht enttäuscht - ganz im Gegenteil.

"Au Coeur du Désert" wirkt gewissermaßen wie eine reduzierte Variante von "L'Air du Désert Marocain", die Verwandschaft der beiden Düfte ist in der Tat nicht zu überriechen. Andy Tauer hat es geschafft, die höheren Töne von No. 2 zu dämpfen, so dass sie nur kurz in der Kopfnote anklingen; als Ausgleich wurde dafür aber der Bass voll aufgedreht. Gottlob ist das aber kein dumpf wummernder Bass eines tiefergelegten 3er BMWs; er ist vielmehr filigran, klar aufgelöst, aber dennoch wuchtig. Konkret heißt das: Kein Koriander, weniger Zistrose, dafür Ambra, Ambra und noch mehr Ambra. FabianO hat das schon sehr treffend - und viel besser, als ich es könnte - beschrieben; die Ambra ist der Star, der Rest hat sich ihr unterzuordnen. Das macht den Duft nicht übermäßig komplex, aber genau das tut ihm ehrlichgesagt extrem gut.
"L'Air du Désert Marocain" war für mich immer etwas zu untragbar, gerade wegen der hellen Töne, die die ganze Zeit recht dominant sind. Mir fehlte immer die Gelegenheit für No. 2, auch wenn ich ihn sehr mag; als Büroduft taugte er mir nicht so sehr und auch als Ausgehduft ist er in meinen Augen zu herausfordernd. "Au Coeur du Désert" ist da im Vergleich viel ruhiger, wundervoll balsamisch, geschmeidig, warm und dennoch sehr würzig, weswegen er für mich auch bspw. als Büroduft funktioniert.

Insofern muss ich mich den Lobeshymnen hier anschließen; der Duft ist unfassbar gut gelungen und haut mich geradezu weg. Andy Tauer hat es in der Tat geschafft, "L'Air du Désert Marocain" auf das Wesentliche zu reduzieren und das perfekt in Szene zu setzen - da gibt es für mich nur etwas an der Lautstärke zu mäkeln: Die Sillage hätte etwas lauter ausfallen dürfen.

Den Namen "Au Coeur du Désert" darf man daher auch gern als Anspielung auf "L'Air du Désert Marocain" verstehen; man befindet sich mit dem Duft sozusagen im wunderbaren Herzen von No. 2.
5 Antworten
Pantomime vor 7 Jahren 6
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Einfach nur Guerlain
Eigentlich wollte ich ja keinen langen Kommentar schreiben, aber da ich gerade wieder so überwältigt von dem Duft bin, muss ich mir doch etwas von der Nase schreiben.

Der Duft ist für mich Guerlinade pur, aber in einer sehr hellen, leichten Variante, bedingt durch die leicht zitritsche Note der Bergamotte. Auch dann, wenn die blumigen Noten den Ton angeben, bleibt der Duft immer leicht, ohne wirklich frisch zu sein. Das ist so unfassbar gut austariert, dass Chamade für mich eigentlich fast perfekt ist. So rund, so weich, so umschmeichelnd, dass man sich nach einem tiefen Atemzug durch die Nase nur fallenlassen und genießen möchte. Das habe ich sehr selten bei Düften erlebt, nicht einmal bei Dandy, welcher ganz treffend durch FabianO als der etwas dunklere und würzigere Bruder von Chamade beschrieben wurde.

Eine Sache aber stört mich doch bei Chamade: Er ist für mich sowas wie ein extrem tolles Lied, was man beim Genießen doch dann gerne etwas lauter aufdreht. Dummerweise ist Chamade ziemlich leise und dezent, so dass man ihn schwerlich richtig laut genießen kann - leider. Am liebsten würde ich die Lautstärke verdoppeln, praktisch als Statement: Sehr her, das ist mein Duft und er ist einfach nur geil!
So ist er für mich eigentlich der perfekte Büroduft: Supertoll, elegant und halt auch sehr dezent.
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Pantomime vor 8 Jahren 10
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Gefällt mir
In einem Anfall von Testlust bestellte ich mir die letzte Woche mal wieder ein paar Düfte, deren Produktion der vorherrschenden Meinung nach zu Unrecht eingestellt wurde. Darunter war auch das sagenumwobene und für mich nur vom Hörensagen bekannte Patou - Pour Homme, welche ich als eine überteuerte Miniatur erstand, die hoffentlich nicht gekippt ist (zumindest kann ich das nicht erkennen). Vor drei Jahren hatte ich mir mal sehr spontan und aus mangelnder Erfahrung heraus die Neuauflage der Collection Heritage gekauft, was zumindest eine gewisse Erwartung an seinen Vater weckte. Allerdings wurde diese Erwartung nicht wirklich erfüllt und das ist auch gut so.
Beide Düfte haben durchaus eine gewisse Ähnlichkeit; es ist die anfängliche Note in der Neuauflage, welche sich auch am Anfang in dem Orginal findet, allerdings ist sie in der Neuauflage nackt und viel zu laut aufgedreht. Im Orginal ist sie sehr warm eingebettet und eher unterstützend, was ihr auch in meinen Augen deutlich besser steht. Mehr Gemeinsamkeiten habe ich dann aber auch nicht erkennen können; das Orginal erinnert mich vom Typus her etwas an das Ur-Mitsouko; beide haben diesen in bestem Sinne modrigen, dumpf-warmen Touch, den ich an den älteren Parfums mittlerweile sehr schätze und in den aktuellen noch nicht gefunden habe. Nach einiger Zeit wandelt sich Pour Homme dann und driftet mehr in das Ledrige ab, begleitet von einer leicht bitteren Note, was mir extrem gut gefällt. So verbleibt er dann auch einige Zeit auf der Haut, wobei ich Haltbarkeit und Sillage jetzt als nicht allzu stark empfinde.

Zusammenfassend bleibt zu sagen: Schade, dass der Duft so nicht mehr produziert wird und er nur noch zu Mondpreisen auf Ebay zu kaufen ist. Der Duft ist zwar wirklich nicht modern, aber das macht für mich auch viel seines Reizes aus; es ist ein komplexer, wundervoll altmodischer und warmer Duft, den ich auch durchaus gerne tragen würde. Die Neuauflage ist da leider kein adäquater Ersatz.

Update: So, nachdem ich den Duft noch etwas näher kennengelernt habe, muss ich meine Einschätzung nach oben korrigieren: Das ist ein ganz Großer, der unheimlich gut durchkomponiert ist. Gerade im späteren Duftverlauf finde ich ihn gerade nur super; weich, warm, mit einer schönen Süße. Einfach toll.
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Pantomime vor 8 Jahren 6
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Pour un Homme de Amouage?
Nun, nicht ganz, eigentlich so gar nicht, auch wenn man bei der Kombination aus Lavendel und Vanille sofort an den Klassiker aus dem Hause Caron denkt. Aber auch wenn das Thema sicherlich von dem wohlbekannten Duft inspiriert wurde, Amouage interpretiert es völlig anders und in der Tat sehr ungewohnt.

Man kann durchaus berechtigt sagen, dass die Duftschmiede aus dem Oman mit diesem Duft ungewohntes Terrain betritt, da sie sich hier Duftnoten bedient, die man in der Kombination eher nicht im Orient erwarten würde. Der Duft startet geradezu überwältigend; über einer dichten Wolke an Süße liegt eine recht scharfe Lavendelnote, was mich in dieser Intensität erstmal ratlos zurücklässt. Erst nach und nach verblasst der Lavendel und lässt den süßen, vollen Aromen immer mehr den Vortritt. Ich kann jeden verstehen dem die Süße schlicht zu viel ist, mir persönlich gefällt das aber ziemlich gut; der Dreiklang aus Vanille, Orangen-Brandy (geradezu genial markant) und Tonkabohne ist sehr wuchtig, voluminös und hat in den würzigen Komponenten - allen voran dem Lavendel - keinen allzu starken Kontrapunkt.
Insofern ist der Duft für mich ein richtig gut gemachter süßer Duft, welcher aber nicht unbedingt ein Crowdpleaser ist und sich von den sehr leichten süßen Mainstreamdüften elegant abhebt.

Haltbarkeit und Sillage nehme ich als nicht allzu stark wahr; nach einiger Zeit erscheint er mir auf meiner Haut auch nicht mehr so präsent. Dafür rieche ich ihn dann am nächsten Tag wieder umso deutlicher auf meinen Klamotten... Daher tue ich mich grade etwas schwer, die beiden Dinge zu beurteile - ich vermute, ich unterschätze sie etwas.
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