Danke Jil Sander!
Bereits seit den 1980er Jahren verfolge ich das kreative Treiben von Jil Sander. Zunächst hatten es mir ihre Düfte angetan, später dann natürlich auch die Mode und die Einrichtung ihrer Stores. Ich kann mich noch gut an meinen ersten Besuch ihres Flagship-Stores in Berlin erinnern. Ich war damals noch jung und die Gestaltung des Boutique und die strenge Anordnung und Präsentation der Kleidung hat mich fast ehrfurchtsvoll innehalten lassen.
Ihre "Saat" ist zumindest aufgegangen und hat mich bei der Findung meines Stils extrem beeinflusst. Auch diese zierliche, aber kraftvolle Frau finde ich heute noch extrem spannend. Ihre leicht spröde Art und die Kunst, nicht sich selbst, sondern das Geschaffene in den Vordergrund zu stellen, entsprechen am ehesten meinem Naturell. Da könnte sich so mancher "Designer" (aber auch Mitmensch) mehr als eine dicke Scheibe von abschneiden.
So ist es fast logisch, dass mich ihr Clean Chic bis heute beeinflusst. In meinem Schrank findet sich nichts Lautes, Schreiendes und meinen Einrichtungsstil würde ich als eher zurückgenommen und klar beschreiben. Fifty Shades of White, Blue, Grey und Edelstahl.
Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die Ausstellung "Jil Sander - Präsens" im Museum für Angwandte Kunst in Frankfurt ganz oben auf meiner To-Do-Liste" stand. Am gestrigen Ostersonntag sollte es dann soweit sein.
Das Museum selbst passt haargenau in das Sander'sche Konzept. Klare, weiß-gläserne Architektur, unverspielt und schnörkellos. Diese äußere Anmutung setzt sich auch im Inneren fort. Weiß, soweit das Auge reicht. Zu sehen gibt es Skizzen und Stoffproben, Lookbooks diverser Kollektionen, fertige Mode, Pläne ihres Flagship-Stores in Paris, Video-Installationen des Pariser-Shops und vieler Modenschauen, bei denen man das Gefühl hat, die Models würden übergroß auf einen zulaufen und einen direkt anschauen. Daneben wurde auch ihren Düften ein eigener Raum gewidmet. Kurzum, man erhält einen komprimierten Überblick über das Sander-Unsiversum. Nie zu viel, aber immer genau so viel, dass es reicht. Begleitet wird alles und überall vom zum Teil sphärischen Klängen. Es ist also keine Ausstellung der Stille. Wohl aber eine Ausstellung, der man die Handschrift Jil Sanders deutlich anmerkt. Nichts wurde dem Zufall überlassen, alles steht, hängt und liegt exakt so, wie es ihren Vorstellungen entspricht. Der Hang zur Perfektion und zur immer weiteren Verbesserung des augenscheinlich bereits Perfekten ist deutlichst präsent. Hier und da hätte ich mich über ein paar erklärende Worte von Jil Sander gefreut (Interviews zu Kollektionen, Erläuterungen zu den Stores etc.), aber das passt natürlich nicht zu ihrem Credo der Reduzierung auf das Wesentliche. Es geht eben um ihr Schaffen und nicht um die Person Jil Sander.
Ich habe die Ausstellung jedenfalls sehr genossen und kann sie wirklichen Jil Sander Fans nur empfehlen.
Danke Jil Sander!