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vor 5 Jahren - 03.12.2018
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Gravel A Man’s Cologne ist zurück - Interview mit Christian Blessing & Gewinnspiel

Der kultige Nischenduft Gravel A Man’s Cologne ist seit November wieder erhältlich. Wir haben Christian Blessing, der die Marke im Sinne des ursprünglichen Inhabers weiterführt, ein paar Fragen gestellt.


Wie bist du zum Thema Parfum gekommen?

Wahrscheinlich so wie die meisten Leute. Ich habe es bei meinen Eltern gesehen und dann angefangen, selbst Parfum zu tragen. Der einzige Unterschied ist vielleicht, dass ich schon sehr früh angefangen habe, Parfum zu verwenden und es einfach großartig fand, verschiedene Düfte zu riechen. Ich hatte auch schon immer Gerüche in der Nase, wenn ich mich an Menschen erinnere und rieche gerne an den Düften, um mich zu erinnern.

Was bedeutet ein Parfum für dich?

Düfte können aus meiner Sicht durchaus als Spiegelbild des Charakters gesehen werden, oder zumindest zeigen, wie die Menschen sich gerne darstellen möchten. Oft sieht man jemanden aus der Ferne und weiß eigentlich schon genau, welche Art von Parfum diese Person trägt. Das verrät eine Menge über Charaktere und macht aus meiner Sicht auch einen großen Teil der Faszination Parfum aus.

Wie kommst du dann dazu, ausgerechnet ein Parfum von 1957 zu benutzen?

Als mir Gravel A Man’s Cologne zum ersten Mal in einer kleinen Parfumerie vorgestellt wurde, hatte ich nach etwas Klassischem gefragt, etwas das nicht jeder trägt, also ein Nischenduft. Bei Gravel bin ich dann sofort hängen geblieben.

Der Duft war wirklich einzigartig, schwer und würzig und dennoch weich genug, dass ich ihn als Student tragen konnte. Ich kannte nichts Vergleichbares und es hat sich sehr stark vom Einerlei der Düfte abgehoben, die dem Zeitgeist hinterherlaufen. Klassisch, jedoch ohne antiquiert zu wirken, vielleicht am besten mit dem Wort zeitlos beschrieben - das war auf Anhieb genau mein Duft.

Zudem gefiel mir die Gestaltung: einerseits das klassische schwarzweiße Etikett, unaufdringlich und klar, dazu in krassem Gegensatz der goldene Deckel. Das „besondere Etwas“ wurde dem Ganzen durch die Kieselsteine (engl. Gravel) im Flakon verliehen, das war schon außergewöhnlich.

Duft, Design und Name waren so stimmig und rund, dass ich sofort Fan wurde. Damals hatte ich aber noch keine Ahnung von der Geschichte hinter dem Duft.



Das Parfum verschwand dann vom Markt, wieso?

Michael B. Knudsen, der Schöpfer von Gravel, hatte das Parfum 1957 in New York entwickelt. Er hat es sein ganzes Leben lang hergestellt, bis zu seinem Tod im Alter von 98 Jahren. Es war also seine Leidenschaft und er hat sein ganzes Herzblut in die Herstellung gesteckt. Seine Erben wollten den Duft weiterhin produzieren, waren aber auch schon in fortgeschrittenem Alter. Alle Angebote, die Marke zu veräußern, wurden aber stets abgelehnt, da sie nicht an einen großen Hersteller verkaufen wollten. Der Wunsch, dass die Marke im Sinne des Gründers weitergeführt wird, stand im Vordergrund. Daher wurde die Produktion eingestellt und Liebhaber haben sich noch einige Jahre mit Restbeständen versorgen können. In Europa war der Duft einfach nicht mehr erhältlich.

Du hast Jahre später angefangen zu recherchieren, was aus der Marke geworden ist. Was hat dich so an Gravel fasziniert?

Im ersten Schritt fand ich es einfach schade, dass ich es nicht mehr kaufen konnte. Ich hatte noch ein paar Flaschen bei Online-Marktplätzen kaufen können, übrigens zu astronomischen Preisen, aber irgendwann war einfach Schluss. Durch Zufall habe ich dann mit jemandem gesprochen, der Michael Knudsen tatsächlich kennengelernt hatte und der auch Liebhaber dieses Duftes ist. Er erzählte mir, warum Gravel nicht mehr erhältlich war.

Mir ging das Thema dann nicht mehr aus dem Kopf. Der Name, der Duft und die Gestaltung sind so besonders, das kann man doch nicht einfach dem Vergessen preisgeben, dachte ich mir. Da begann ich online zu recherchieren und fand immer mehr über die Marke heraus. Die Geschichte hinter Gravel ist wirklich faszinierend.

Abgesehen davon, wie lange es das Parfum schon gibt, gilt es als Mitbegründer der Nischenparfums. Knudsen legte einen so starken Fokus auf Qualität, dass der Herstellungspreis zu hoch war, um das Parfum damals klassisch vermarkten zu können. Aus der Not heraus war Gravel einer der ersten Düfte, der nur an ausgewählte Boutiquen in den USA und im Direktvertrieb verkauft wurde. Im Grunde genau wie heute.

Als Michael Knudsen Gravel 1957 auf den Markt brachte, war es für Männer in den USA gänzlich unüblich, Parfum zu tragen. Ich habe oft gelesen, dass es wohl zu einem guten Teil sein Verdienst ist, dass Herrenparfums in den USA erfolgreich wurden. Er war jahrelang im Showbusiness aktiv und kannte viele Entertainer und Prominente, die zu seinem Kundenkreis zählten. Daher wurde Gravel Ende der 50er Anfang der 60er-Jahre oft in den Medien vorgestellt. Dies hat wohl einen großen Beitrag geleistet. Das fand ich sehr spannend.


Was geschah dann?

Ich trat an die Rechteinhaber heran und fragte, ob es Interesse gäbe, die Marke zu verkaufen. Das Interesse hielt sich aber stark in Grenzen (lacht).

Die Antwort war, dass es sich hierbei um ein Stück amerikanische Parfumgeschichte handle und man nach wie vor nicht verkaufen wolle.

In den nächsten 12 Monaten habe ich es dann zu meinem Hobby gemacht, ca. einmal wöchentlich anzurufen und wieder nachzufragen. Es ging vor allem darum, dass die Marke im Sinne Knudsen weitergeführt wird, also als Familienbetrieb nicht als Teil einer großen Maschinerie, die in erster Linie auf den Profit achtet.

Von der Idee, Gravel wieder auf den Markt zu bringen bis zu dem Punkt, an dem die Marke an uns überging, hat es letztendlich fast 2 Jahre gedauert.

Was war dir besonders wichtig, als ihr die Marke gekauft habt?

Gravel A Man’s Cologne so fortzuführen, dass die Werte, sozusagen die DNA, unangetastet bleiben. Das gilt vorrangig für den Duft, aber auch für die Gestaltung und den Markenauftritt. Es ist einer der ersten Nischendüfte und soll auch einer bleiben. Ich finde es schade, wenn man von einer Marke 15 Düfte hat und sie dadurch beliebig wird. Die Geschichte hinter dem Duft verpflichtet und das Profil von Gravel soll nicht aufgeweicht werden.

Gibt es Dinge, die du anders machst als Michael Knudsen 1957?

Die Zeit ist natürlich nicht stehengeblieben, erst recht nicht in der Parfumbranche. Die Ansprüche in Bezug auf Packaging, Materialien und Präsentation sind gestiegen. Da ist Gravel auch keine Ausnahme. Man kann Gravel nun sehen, riechen und anfassen, man hat ein echtes haptisches Erlebnis. Die verwendeten Materialen werden dem Duft in Sachen Qualität und Liebe zum Detail noch besser gerecht.

Was sind die Pläne mit Gravel?

Gravel Cologne ist nun seit November wieder erhältlich. Online in unserem Shop und in ausgewählten Parfümerien. Wir hoffen, dass die Leute unsere Begeisterung für den Duft und die Geschichte dahinter teilen und genauso viel Spaß an Gravel haben wie wir!

Unter allen Usern, die auf diesen Artikeln bis zum 09. Dezember 2018 um 23.59 Uhr geantwortet haben, verlosen wir 3 Flakons von Gravel!

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