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Parfumos Blog
vor 8 Jahren - 07.09.2016
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Mit den besten Freunden eine Parfummarke gründen - Interview mit Richard Lüscher Britos

Einfach einmal mit seinen besten Freunden eine Parfummarke gründen. Was wie ein Traum klingt, ist für Malvin Richard, Lukas Lüscher und Serena Britos Wirklichkeit geworden. Bei einem gemütlichen sowie inspirierenden Gespräch über einem Glas Weißwein wird eines klar: Diese Marke ist es definitiv wert, mit so viel Leidenschaft entdeckt zu werden, wie sie auch von ihren Schöpfern kreiert wurde.


Wenn Du von Euren Parfums sprichst, spürt man die Leidenschaft, welche Du für dieses Projekt empfindest. Wie würdest Du denn „Leidenschaft“ definieren?

Leidenschaft ist für mich das Gefühl, das mich antreibt. Ich habe keine Zweifel, stelle keine Fragen. Ich gehe einfach in eine Richtung und spüre, dass sie richtig ist. Und es macht unglaublich Spaß.

Und ihr seid alle drei einfach in eine Richtung gegangen?

Ja, wobei „in eine Richtung gehen“ in diesem Fall mehr „gemeinsam reisen“, „gemeinsam überall die Nase reinzustecken“ und „gemeinsam Menschen und Kulturen kennenzulernen“ heißt. Auf dem Fundament unserer Freundschaft ist ein Team gewachsen, das im Businessalltag funktioniert.

Funktionieren?

Ja, an Serena und Malvin schätze ich auch, dass wir uns gegenseitig direkt Feedback geben und auch gleich mit Lösungen kommen. Ich bin überzeugt, dass das Team von RLB nur dank dieser Eigenschaft funktioniert. Jeder hat unterschiedliche Stärken, wird aber gleichzeitig sehr stark vom Team reflektiert und kritisiert. So kann man sich enorm weiterentwickeln.

Wie hat Eure Tätigkeit begonnen?

Für uns war das größte Fragezeichen, ob im Markt ein reines Naturparfüm ankommt. Um diese Frage zu beantworten, haben wir uns entschlossen, nach der Entwicklung der ersten Parfüms uns direkt den Kunden zu stellen. Aus diesem Grund hatten wir in Zürich für 3 Monate einen Pop Up Store. Eine unglaublich spannende Erfahrung – wir habe in einem nächsten Schritt das Konzept noch einmal vom Markt genommen und die Feedbacks der Kunden verarbeitet. Dann erst gelangten sie wirklich in den Markt und in den Vertrieb.

Das klingt auch alles sehr anstrengend. Wie entspannt man da nebenbei?

Joggen - das ist meine persönliche Meditation über den Mittag. Egal ob im Team oder alleine, es ist immer ein absolutes Highlight in meinem Tag. Und wenn ich einmal etwas Abstand vom Alltag, zieht es mich ins Oberengadin. Die felsige Halbinsel Chasté ragt sehr weit in den Silser See hinein und ist für mich Ruhe pur. Die dortige Kulisse mit den kleinen Buchten, das Wechselspiel zwischen den Bergen und dem Wasser sowie den Wind liebe ich über alles.

Gut, kommen wir jetzt zu Euren Parfums. Bei allen geht es um Terroirs. Was darf ich mir darunter vorstellen?

Dies sind Orte von Individualität und Charakter, dort blüht die Natur, dort begegnet man Menschen mit Passion und Leidenschaft - Emotionen pur. Ein Terroir ist Inspiration, Lebensfreude und Erinnerung. All unsere Terroirs haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen und schaffen es immer wieder, mich enorm zu berühren und zu bewegen.


Eines Eurer Terroirs liegt ja in der Schweiz.

Ja das Terroir d’Annivier – liegt im Kanton Wallis. An der Baumgrenze dort wachsen die Arven/Zirbelkiefer an unglaublich exponierten Stellen – jeder, der einmal durch die Berge und Arvenwälder gewandert ist, kennt dieses Parfüm der Nadeln. Wenn die Sonne fast im Zenit ist, verströmt sich dieser Duft und hüllt die ganze Umgebung ein.

Dann gibt es noch die beiden Terroirs in den Nachbarländern, Italien und Frankreich.

In Italien steht die Bergamotte im Mittelpunkt, eine oft vergessene Frucht. Kennst Du deren wunderbaren Duft, den sie als Rohstoff hat? Das ist wirklich schon fast ein Parfum. Früher galt sie als das Gold der Parfümerie, heute ist sie etwas in den Hintergrund gerückt. Spannend ist, dass die Bergamotte nur in Italien gedeiht – die Legende sagt, nur dort, wo man den Ätna sieht, wachsen die Bäume.

In Frankreich steht der wilde Berglavendel im Fokus. Von 6 Frauen wird dieser jedes Jahr gesammelt und noch mit einer Sichel von Hand geerntet. Wir hatten das Glück, einmal bei der Ernte dabei zu sein. Also Glück ist relativ, am Abend hatten wir Rücken- und Knieschmerzen. Heute habe ich großen Respekt von der Leistung dieser Frauen.

Wenn ich mir die Beschreibung des Terroirs von Frankreich ansehe – es geht auch um Schafe?

Eine lustige Geschichte – Schafe sind sehr präsent im Terroir. Der Grund ist einfach: Die Pflückerinnen sind auf die Hirten angewiesen, da die Schafe die jungen Bäume essen. Wäre das nicht der Falls, so wäre im Terroir nur Wald. Nach unserer Reise hatten wir die Vision des Parfüms und gingen zu Andy Tauer. – ein unglaublich talentierter Parfümeur. Nach einiger Überzeugungsarbeit sagte er zu und wir teilten mit ihm die Vision des Parfüms. Unter anderen sagten wir „Andy, es riecht stark nach Schafen“. Er schaute uns an, als ob wir vom Mond kommen. Doch dann hat er uns verstanden: Heute hat das Parfüm eine leichte animalische Nuance.

Ok, anders exotisch sind Madagaskar und Kolumbien

Ja, bei beiden stehen Blumen im Mittelpunkt, doch beide sollen auch diese beiden Hotspots an Biodiversität in vielen Facetten zeigen. Bei Madagaskar hat Vero Kern die florale Note von Ylang-Ylang genial umgesetzt mit der scharfen Nuance des Rosa Pfeffers. Und Kolumbien zeigt die Schönheit der Gardenie, aber auch die kolumbianische Lebensfreude.

Jetzt kommt bald Euer neues Parfum auf den Markt. Was hat Euch an eben diesem Terroir besonders fasziniert?

In Marrakesh gibt es unglaublich viele Traditionen. Etwa die Gastfreundschaft. Vor allem die Teezeremonie ist sehr wichtig und deshalb führt sie meist das Familienoberhaupt durch. Dabei wird Tee aus frischer Nanaminze mit reichlich Zucker zubereitet. Der verströmt ein unvergleichliches Aroma. Süßlich-aromatisch und doch auch frisch. Dazu gibt es Wassermelonen, deren Duft dann auch noch die Umgebung durchzieht. Während man den Tee trinkt, tauscht man die neuesten Geschichten aus. Jedes Mal gibt es drei Aufgüsse, dann verabschiedet man sich. Auch das ist Teil der Tradition.

Dieses Parfum wurde ja bereits mit Crowd Funding finanziert. Wie sieht es jetzt aus? Neue Pläne und wieder dieses Modell?

Ja, hier müssen wir uns nicht vormachen – als Nischenmarke ist Geld immer ein Thema. Aus diesem Grund haben wir das Crowd Funding für unsere Parfums eingeführt – wir suchen das Terroir und unsere Kunden kaufen nur anhand einer Terroir Impression das Parfüm im Voraus. Dieses Geld verwenden wir für die Entwicklung und die Crowd Funding Paten erhalten das Parfüm exklusiv vor dem Handel. Für uns eine erfolgreiche und spannende Geschichte. Das nächste werden wir auch so finanzieren. Es könnte eine Rose aus dem Iran sein – mal schauen.

Klingt wunderschön.

Ja, das ist es auch. Einerseits das Parfum, aber andererseits auch, dass wir dies machen können.

Schön ist auch, dass ich noch erwähnen darf, dass ihr etwas verlost. Unter allen, die hier einen Kommentar hinterlassen, wird ein Probenset verlost. Also einfach kommentieren und auf das Glück hoffen.

Danke Dir für das Interview!

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Das Interview führte Barbara Korp, vielen Dank!

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