Parfümlein
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vor 4 Jahren - 25.05.2020
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​Sommerdüfte: Auf zu neuen Ufern!

Sommer – meine Lieblingsjahreszeit.

Ich liebe die Tage zuhause, zwischen kühlem Haus und grünem Garten.

Ich liebe die hellen, strahlenden Morgende, je früher, je besser, wenn die Luft noch klar und doch schon leicht gewärmt ist. Ein Morgen hier zuhause, mit einem Kanu auf dem Fluss, die Feuchtigkeit, die vom Fluss aufsteigt, das Schwirren von Insekten, die Sonne, die noch nicht zu heiß brennt, die Würzigkeit der eben erwachten Natur. Der Duft von frisch gewaschenen Laken.

Ich liebe die heißen Mittage, wenn die Sonne so sehr brennt, dass man es nur im Haus aushält, von dem man sich Kühle erhofft. Barfuß eine süße, eiskalte Wassermelone aus dem Kühlschrank nehmen, sie in halbrunde Scheiben schneiden, hineinbeißen und den Saft die Mundwinkel hinunterrinnen fühlen. Lesen auf dem Bett bei laufendem Ventilator. Eine Dusche, kalt und erfrischend, nach den eben erledigten Einkäufen. Der Duft von reifen Aprikosen.

Ich liebe die heißen Nachmittage, die träge Stille, die nur von Insekten gestört wird, die leichte Mattigkeit, das Faulenzen in der Hängematte, die Lust auf Musik, die Vorbereitung eines frischen, knackigen Salates. Den Duft von frischgebackenem Brot.

Ich liebe die warmen Abende, die bewusste Dusche, das Auftragen eines Duftes, den Rotwein, das Gelächter, die von Stunde zu Stunde ernster werdenden Gespräche unter Freunden. Den Duft von Gegrilltem, die warme, nach Sonnencreme duftende Haut.

Ich liebe die Arbeitstage.

Die Fahrt zur Arbeit am frühen Morgen, bei offenem Fenster, den Geruch von Asphalt, das Licht, die schon spürbare Wärme und das noch immer bestehende Gefühl von Frisch-Geduschtsein, von leichter Kleidung, die den Körper umspielt, von Zitrusdüften, die mich beschwingen. Den Reichtum, der darin steckt, so früh den Tag zu beginnen, einen Tag voller Verheißungen, der wach und erfolgreich beginnt. Die Heiterheit des Sommerglücks, die vor der Arbeit nie halt macht. Den Duft von frisch gebrühtem Kaffee.

Ich liebe die Urlaubstage.

Der helle, warme, frühe Morgen, 6.30 Uhr in Rom. Vespas, italienische Rufe, schnell anfahrende Autos, Straßenkehrmaschinen. Der Duft frischen Espressos überall. Der Duft von Straßen, die bis frühmorgens begangen wurden und nun, erschöpft, gekehrt werden. Der Duft von Pinien, der vom Aventin herüberweht. Der Duft von kaltem Sandstein, mit dem die Caracalla-Thermen sich in mein Bewusstsein drängen. Der Duft von Abgasen, der sich in die blütenreine Luft mischt.

Der unerträglich heiße Mittag, 13.00 in Madrid. Ein Gewitter setzt ein. Aus dem matten Dämmerzustand im abgedunkelten Hotelzimmer nach einem Shopping-Vormittag erwachen. Die Hotelfenster aufreißen. Die nasse, würzige Luft einsaugen: nassen Asphalt, nasse Rhododendren riechen. Bougainvillea. Rosen. Dampfende Erde, aus dem handtuchbreiten Stück Garten vor dem Eingang aufsteigend.

Der milde, luftige Nachmittag, 16.00 Uhr im Lake District. Wandersandalen, die sich über steinige Wege einen Hügel hinaufschieben, zu einem eiskalten, glasklaren Tar, einem verborgenen Bergsee, den nur erreicht, wer vorher Strapazen auf sich nimmt. Die erhitzte Haut, die erschöpften Beine. Der würzige Duft von Wacholder, von Eichen und Birken, die grüne, feuchte Frische von Farn, die Süße von Heidekraut. Der mineralische Duft des Tars, die unendlichen Duftfacetten klaren, reinen Wassers.

Der kühle Abend, 21.00 Uhr am Rhossili Beach in Wales. Kalter, körniger, feuchter Sand unter nackten Füßen. Eine leichtes Kaschmirjäckchen. Meeresrauschen, das die Stille durchbricht. Einsamkeit des Langstreckenläufers. Algen, nasses Holz, Salz. Warme Würze der Heide rechts auf den Klippen.

Der Sommer ist eine fantastische Jahreszeit, um sein Glück in Düften zu erfahren, zurückgezogen im eigenen kleinen Reich oder die Welt entdeckend an neuen Ufern.

Meine liebsten Sommerdüfte, die mich durch diese Jahreszeit begleiten, habe ich wie immer in sechs Kategorien geteilt, wobei sie in dieser Jahreszeit weniger nach Anlässen als nach Duftrichtungen erscheinen. Die jeweils drei bis vier liebsten möchte ich Euch nun vorstellen – nicht, weil die Selbstdarstellung kein Ende kennt, wie manche Zungen über manche Blogs verlauten lassen, sondern weil der schier unendliche Reichtum, den wir Parfumos und Parfumas mit unseren Düften erleben, so unglaublich glücklich macht, und weil es so beglückend ist, die Vorlieben, die Freude darüber miteinander zu teilen.

Hier zeige ich sie Euch mal: Sie stehen bei mir dunkel im begehbaren Kleiderschrank und werden, da das Regal so klein ist, je nach Jahreszeit ausgetauscht (Foto kommt noch):


Zitrusdüfte – gern getragen an den frühen, hellen, sonnigen Morgenden:

  • "Clean Reserve - Citron Fig" von Clean: unfassbar schöne, süße Spritzigkeit, hell und glasklar wie fröhliches Gelächter. Mit einer unglaublich guten Sillage und langer Haltbarkeit. Und einem außerordentlichen schönen Flakon, der schwer in der Hand liegt.
  • "Lovely Alba" von Mizensir: sehr spritzig-frische Zitrone, die später von zartester Vanille untermalt wird. Zurückhaltende Sillage, fein für die Arbeit.
  • "Arancia di Sicilia" von Perris Monte Carlo: Der Inbegriff von Sizilien: Süßherbe Blutorangen. Eiskalte Mandel-Granita. Ein heißer Espresso. Wahrgewordener Italientraum.
  • "N° 5 L'Eau (Eau de Toilette)" von Chanel: Dies ist die N° 5 als leichter, fluffiger Sommertraum. Der absolut perfekte Duft für die Arbeit: leicht, zart, superelegant, dabei spritzig-sommerlich, mit dezenter Sillage, langer Haltbarkeit und einfach Chanel eben. Wun-der-schön, wie ich finde.


Karibische Düfte – für den lazy afternoon in der Hängematte:

  • "19 Louanges Profanes" von Pierre Guillaume: Sonnencreme. Sonnencreme. Sonnencreme. Weg von hier, Tagtraum, Urlaub, weite Strände. Sommerglück als Duft.
  • "Deep Island" von Simone Andreoli: Auch hier Sonnencreme, zart und weich. Aber hier paart sie sich mit Noten von Salz und Myrrhe, von Seetang und Weihrauch. Das ist das Meer, der Spaziergang am Strand.
  • "Malibù – Party In The Bay" von Simone Andreoli: Der Zwilling zu Virgin Island katapultiert mich in Sekundenschnelle in die Karibik. Limetten, Rum, Kokos: Einzigartigkeit.
  • "Terracotta Le Parfum" von Guerlain: Der Südseetraum. Kokos, Ylang-Ylang, Tiaré. Zarte Süße, exotische Blüten. Auch dies ein Duft zum Träumen, von fernen Ufern, von langen Stränden und türkisfarbenem Wasser: Tahiti. Bora-Bora. Moorea. Pazifik-Kopfkino.

Exotische Blüten – für lange, warme Sommernächte:

  • "Soleil Blanc (Eau de Parfum)" von Tom Ford, natürlich. Ein traumhaft schöner Exot, edel, elegant und schwer. Stark genug, um ihn nur abends zu tragen. Mit seinem Akkord von Bergamotte, meiner geliebten Tuberose und Ylang-Ylang sorgt er für ein Flüchten aus dem grauen Alltag und lässt Dich das Leben als Geschenk begreifen.
  • "Eau de Soleil Blanc" von Tom Ford. Auch diesen braucht man im Sommer. Er ist leichter und etwas herber, frischer als die Schwester. Dies spiegelt sich perfekt im Flakon wider, der im Gegensatz zu „Soleil Blanc“ nicht weiß, sondern diaphan ist. Petitgrain und Orangenblüte machen die Tuberose leichter, luftiger – für Nächte, in denen das Leben ein Tanz ist.
  • "Narciso (Eau de Parfum Ambrée)": Für Fans von Narciso Rodriguez wie mich. Hier kommt zu Ylang-Ylang noch Frangipani hinzu und die Tuberose fehlt hier ganz. Ein exotischer Blütenduft, wunderbar facettenreich, ein asiatischer Traum.
  • "Collection Grands Crus – Croisière: Bora-Bora" von Berdoues: Südseeblüten scheinbar, küssen sich hier Kokosnuss und Zitrusnoten. Wunderschöner Urlaubsduft, schwer genug für einen warmen Abend, aber eine zitrische Abwechslung zu den Tuberose-Düften von Tom Ford.

Sommergourmands – für Stunden im Garten, am Schreibtisch und natürlich bei Regen:

  • "Leisure in Paradise" von Simone Andreoli: ein ganz neuer, köstlicher Karibik-Gourmand mit Papaya, Ananas und Kokos, der am Anfang wie eine Pina Colada riecht und später in eine köstliche Popcorn-Vanille einmündet (das sicher unbeabsichtigt ;-)). Sommergenuss pur!
  • "epidOr (2017)" von Rubin: Wunderschöne Kombination aus Orange und Vanille, sommerlich fruchtig durch Pflaume und Veilchen. Dieser Duft ist so unendlich cremig-weich.
  • "Borea" von Tiziana Terenzi: Mit Kokosnuss und Pfirsich ist dies die Sommerversion von „Hypnotic Poison EdT“ und „Confetto“ – nicht unbedingt leichter, aber etwas fruchtig-frischer.
  • "La Nuit Trésor Nude" von Lancôme – köstlicher Kokos-Pfirsich-Duft, mit dem man es sich hervorragend zum Lesen gemütlich machen kann, samtig-weich und zart. Am besten mit einem Kokos-Pfirsich-Eis.
Wasserdüfte – für Tage am Meer oder für erlösende Gewitter:
  • "Mitsio Vanille" von Les Soeurs de Noé: Die Sommervanille für kühle, salzige Tage am Meer – etwa auf den Orkney Isles. Bergamotte, Freesie, Flieder, Vanille, Moschus und Treibholz sorgen für eine außergewöhnlich sommerliche, dabei aber dunkel-rauchige Vanille. Ein echter Traum.
  • "Wood Sage & Sea Salt (Cologne)" ist für mich der schönste Wasserduft überhaupt. Er ist leicht und spiegelt wirklich authentisch einen Tag am Meer wider, bei dem der Wind einem durchs Haar fährt und man die salzige Brise wahrnimmt.
  • "Outdoor Shower Fresh" von Clean ist kein großer Duft – ich benutze ihn aber auch nur, wenn ich das Glück habe, zuhause eines dieser unfassbar gewaltigen Sommergewitter zu erleben. Ja, dann sprinte ich zum Parfumregal, lege diesen Duft auf, dazu noch die Toccata und Fuge, und dann heißt es: Naturgewalten genießen… und danach tief die würzig-erdige Feuchtigkeit einatmen…

Walddüfte - für kostbare, sommerliche Nächte im Wald:

Zwei meiner aller-allerliebsten Parfums überhaupt ordne ich dieser Kategorie zu. Ich bin nicht oft, doch ab und an in einer Sommernacht im Wald, rieche die von der Sonne erwärmten Nadelhölzer, höre Tiere im Verborgenen und sehe den Mond an. Stundenlang kann ich dies tun, mit einem Glas spritzigen Weißweins und natürlich einem Begleiter oder einer Begleiterin auf einem Hochsitz oder einer Outdoor-Liege, was sich eben so findet in der Nacht. Im Dunkeln. Im Wald.

  • "Collection Extraordinaire - Moonlight Patchouli" ist der erste dieser beiden Düfte. Ich finde ihn so unfassbar schön, dass er vielleicht mein neuer Signaturduft wird. In seiner samtig-herben Harmonie aus Bergamotte, Rose, Wildleder und Patchouli könnte ich versinken. Es ist ein fast sakraler Duft, gemacht für die wenigen Stunden im Jahr, die man den Mond oder die Sterne betrachtet. Ein Duft für Sternstunden.
  • "Luna (Eau de Toilette)" von Penhaligon’s: Der schönste Zitrusduft, den ich jemals gerochen habe. Noch ein bisschen schöner als der von mir verehrte "Bois d’Hadrien". Der Zauberduft, für Feen im Mondschein, die Stille im Wald genießend. Zitrus, Rose, Wacholder, Tannenbalsam. Ohne diesen Duft möchte ich nie mehr sein.

Das waren sie - meine Sommer-Duftträume. Ich hoffe, mein Sommer-Blog hat Euch nicht gelangweilt. Ich würde mich so freuen, wenn Ihr mir sagt, was Ihr mit Sommerdüften verbindet.

Alles Liebe und bleibt gesund,

Euer Parfümlein

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