Meine schönsten Duftentdeckungen des Jahres 2022
Dies ist - wie erstmalig im letzten Jahr - ein kleiner Jahresrückblick, der meine schönsten Duftentdeckungen zusammenfasst. Er ist in erster Linie zu persönlichen Dokumentationszwecken geschrieben, aber vielleicht entdeckt ja jemand darin auch etwas interessantes.
Die folgende Auflistung umfasst nicht nur Düfte, die in diesem Jahr erschienen sind (es sind vier), sondern ganz allgemein Parfums, die ich heuer das erste Mal gerochen habe und die mich auf irgendeine Art und Weise beeindruckt haben. Die Reihenfolge, in der sie unten aufgeführt sind, hat keine Bedeutung, außer dass sie sich am Zeitpunkt des Kennenlernens orientiert. In der Liste tauchen überwiegend frische Düfte auf, da das meine bevorzugte Test- und Tragerichtung ist.
Um es übersichtlich zu halten und so etwas wie eine „Essenz“ zu erzielen, habe ich mich wieder auf 12 begrenzt.
Innocent (1998)
Eine cremige, süßfruchtig-zitrische, leicht verrauchte Beere auf dezentem Angel Eau de Parfum-Schokopatch. Mit unterschwelligem, leicht salzigem Moschus-Hautton. Ein echter Mugler: verführerisch, sexy, Geborgenheit vermittelnd und eigenständig.
Her Eau de Toilette (2022)
Ein spritzig-süßsaurer Blumenduft mit angedeuteter Baccarat Rouge 540 Eau de Parfum-DNA. Klingt uninspiriert, ist aber richtig gut komponiert und erfrischend anders. Eine der besten Designer-Erscheinungen der letzten Jahre für mich.
Rimbaud (2022)
Ein sanfter, fast seidiger Lavendelduft. Für mich der schönste auf dem Markt. Zum Einkuscheln. Wunderbar zurückhaltend und elegant.
Rain Wood (2020)
Ein mineralisch-holziger Duft, der unglaublich leichtfüßig anmutet und doch Tiefe hat. Wirkt wie ein benetzter grauer Stein mit Kiefernätherik. Obwohl so naturnah klingend, ist er für mich sehr urban. Wunderbares, gefasstes Understatement.
Rêve en Cuir (2008)
Ein klassisches, sanft-aromatisches Leder in der Tradition eines Cuir de Russie Eau de Parfum. Für mich ebenbürtig. Durch die Betonung der Nelke sogar etwas würziger und ausdrucksstärker. Parfumeur: Francis Kurkdjian. Indult: Seine erste Marke.
Fathom V (2016)
Harsches, überwältigend intensives Gras. Ein beeindruckender, komplexer, unheimlich selbstverständlicher, dunkelgrüner Naturduft. Für mich in einer Reihe mit Naomi Goodsirs Nuit de Bakélite.
Zara Emotions N°01 - Vetiver Pamplemousse Eau de Parfum (2019)
Perfekt abgestimmte, helle Hochsommer-Zitrik, die mich trotz starker Synthetik-Anlage nicht an Reinigerprodukte denken lässt. Wunderbar bittersaftig-fruchtige, leicht stumpfe Pampelmuse auf einem dezenten, fast geruchslosen Moschus. Ähnelt Dior Homme Cologne (2013), jedoch mit weniger Moschus. Besser als die meisten deutlich höherpreisigen Zitrusdüfte.
Les Épures de Parfum - Pur Muguet (2020)
Ein Maiglöckchentraum. Ultrarealistisch, monothematisch, aber nicht nervend - was für mich reine Maiglöckchendüfte sein können -, da unglaublich zurückhaltend und feinfühlig komponiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man das Thema besser umsetzen kann. Mein Referenzduft der Gattung und für mich das schönste Parfum der Welt.
"724 | Maison Francis Kurkdjian" (2022)
Einer der schönsten frische Wäsche-Düfte. Metallisch-frischblumige Reinheit. Kühl und sanft. Man meint fast keinen Duft zu tragen, so zurückhaltend und selbstverständlich erscheint er. Unglaublich gut abgestimmt. Ein Wohlfühlduft für mich.
Arancia Rossa (2022)
Der schönste und authentischste Blutorangenduft, den ich kenne. Pure fruchtsüße Saftigkeit. Ohne Begleitwerk. Wunderbar eingängig. Ein Ellenasches Reduktions-Kunstwerk.
Missoni Wave (2020)
Duftgleich zum Allure Homme Sport Eau de Toilette, aber etwas dichter und die Kopfnote bis zum Ende haltend. Für mich eine der besten frischen Herren-DNAs der Parfumgeschichte. Charmant, unbekümmert, liebenswert, casual elegant.
Apogée (2016)
Ein sanftes, frisches, völlig unindolisches Weißblüherbouquet. Schmeichelnd trotz leichter Metallik. Fantastisch abgestimmt. Wirkt absolut unaufgeregt und selbstverständlich. Mit traumschöner Sillage.
Dazu kommt noch - wie im letzten Jahr - eine 'honorable mention', da der Duft nach den Kriterien hier eigentlich nicht erscheinen dürfte, weil es eine Wiederentdeckung ist (nachdem ich ihn vor Jahren sehr regelmäßig getragen habe):
Eau de Cologne (1979)
Fast duftgleich zum Nachfolger Eau d'Orange Verte, jedoch etwas würziger und durch die Verwendung von echtem Eichenmoos tiefer, komplexer und charaktervoller als die grüne Orange. Erhält dadurch aber auch einen ganz leicht retroesken Vibe. Neben dem Eau de Cologne Impériale mein Gradmesser für das Eau de Cologne-Genre.
Das war‘s. Wer Lust hat, kann in den Kommentaren gerne seine liebste(n) Entdeckung(en) aufschreiben. Darüber würde ich mich wieder sehr freuen.
In der Hoffnung auf ähnlich schöne Duftentdeckungen und verbunden mit einem herzlichen Dank für all die netten Kontakte in diesem Jahr, wünsche ich Euch jetzt schon einmal wunderbare Feiertage und einen guten Rutsch in ein hoffentlich gesundes und glückliches 2023!
Parma