PennyPearl
PennyPearls Blog
vor 2 Jahren - 06.03.2022
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Eine Reise durch die Parfumsammlung; Anekdoten, Gedanken, Stimmungen

Seit zehn Tagen bin ich wieder negativ getestet und zehn Tage lang hatte es gedauert, bis ich wieder nachweislich negativ war. Mit sehr viel Zeit verdammt oder gesegnet aufgrund einer Corona-Infektion (nach 2 Jahren hatte es mich nun auch erwischt), sortierte ich meine Parfumsammlung und auch meine Abfüllungen, die sich in letzter Zeit enorm summiert haben, obwohl ich einige bereits an Bekannte/Arbeitskolleginnen verschenkt hatte.
Draußen stürmte es in der 2. Woche meiner Quarantäne, die Rolläden klapperten, der Wind rauschte durch die Bäume, auf die das Straßenlaternenlicht fiel, der Regen peitschte dazu unheilvoll; beim Blick aus den Fenstern fühlte ich mich wie in einen Horrorfilm versetzt.
Ich klickte mich durchs Netflixprogramm, lud vorsichtshalber mein Handy für den Fall eines Stromausfalls, suchte nach den LED-Teelichtern, die ich nicht fand, als ich laute Sägen hörte; einmal aus dem Fernseher, weil gerade der Trailer zum neuen „Texas Chainsaw Massacre“ lief, jedoch auch von draußen. Dazu flackerte wildes, helles Licht.
Die dicke Tanne seitlich an meinem Balkon im Erdgeschoss war entwurzelt und auf ein daneben parkendes Auto gestürzt.
Zwei Feuerwehrmänner sägten also an dem Baum, ein Ehepaar um die Sechzig, die Autobesitzer, standen mit verschränkten Armen im jaulenden Wind und begutachteten die Arbeit der Feuerwehrmänner, als stünden sie in einer Ausstellung oder als würden sie ein neues Sofa kaufen wollen. Einige Schaulustige aus der Siedlung gesellten sich trotz Sturm dazu und gaben sich solidarisch.
Ich war dankbar, dass ich in diesen stürmischen Tagen nicht vor die Tür musste; immerhin etwas Positives an der Infektion.

Also las ich viel, dokterte an Manuskripten herum, sortierte meinen neuen, offenen Bücherschrank (in der 2. Woche der Quarantäne erst, in den ersten Tagen ging es mir wirklich nicht gut und ich lag eigentlich nur hustend, erschöpft und mit verstopfter Nase auf dem Sofa, wo ich mich mit Netflix und Prime berieseln ließ).
Nach den Büchern, von denen ich einige aussortierte und die nach meiner Quarantäne in einen Bücherschrank in der Stadt gestellt wurden, widmete ich mich den Flakons.
Ich überlegte bei jedem Flakon, wie es dazu kam, dass ich ihn hatte haben wollen und ihn gekauft habe; Resümees, Erinnerungen.
Regelmäßig roch ich an Parfums, um meinen Geruchssinn zu überprüfen, der nach wie vor vorhanden, durch den starken Schnupfen jedoch etwas gedämpft war.
An einigen Flakonerinnerungen wollte ich euch teilhaben lassen.
Geht es euch auch so und hat man das bei einigen Parfums vielleicht längst vergessen, wenn die Sammlung um die 100 Flakons umfasst?
Mein ältester Flakon ist aktuell 9 Jahre alt und ich musste darüber nachdenken, was in all der Zeit passiert ist, was mit dem Duft begann und in welchen Phasen er mir ein besonderer Trost war:

By Night (White)By Night (White) gefiel mir damals tatsächlich auf Anhieb; er changiert zwischen cremig und pudrig und eröffnet mit sanften Zitrusnoten und riecht unglaublich weich, süß, minimal aromatisch. Dieser war mein erster Nischenduft, als ich vor 9 Jahren auf der Suche nach einem pudrigen Duft war. Unsäglich teuer erschien er mir damals, hatte ich bis dato doch eher „normalpreisige Designerdüfte“ getragen.
Ich trug ihn hin und wieder auf der Arbeit und eine damalige Kollegin wollte ihn dann unbedingt auch haben.
Ebenso trug ich ihn zum Ausgehen, zu Dates, es eröffnen sich mir so viele Erinnerungen, wenn ich ihn rieche.
Während einer besonderen Beziehung trug ich ihn oft, die zwar keinen Bestand mehr hat und doch trotzdem geprägt ist mit vielen wichtigen Entwicklungsschritten und Lektionen in meinem Leben.
Ich besitze noch etwas weniger als die Hälfte der 100ml des einstigen Marmorflakons und er riecht auch nach 9 Jahren noch wie zuvor, ist weder gekippt, noch riecht er irgendwie schwächer.
Weiße Kleider im Mittelmeerwind, ausgeblichen von der Sonne/ das Meer zu Füßen und ein unbeschwertes Taumeln über eine Strandpromenade/ Limoncello in Gläschen und ein Hoch auf den Sommer...

EllenisiaEllenisia; diesen floralen Traum kaufte ich kurz darauf auch, obwohl ich floralen Düften immer skeptisch gegenüberstand, doch die Flakons von Penhaligon‘s fand ich so nostalgisch schön (schöner, als die mit den Tierköpfen, die finde ich wirklich optisch grotesk).
Und ich liebte Ellenisia auf Anhieb; ein kühler Auftakt mit Mandarinenschale, der zu einem leuchtenden, zart süßen Blumentraum wird, ohne an irgendeiner Stelle zu stechen, seifig zu werden oder das Ganze mit Waschmittel-Moschus zu erdrücken. Ich fand ihn wunderbar feminin und zart, alles fein verwoben, sodass man weder die Pflaume, noch die Vanille in der Basis explizit heraus riecht, aber sie machen das Ganze besonders fein und weiblich.
Leider kaufte ich damals nur die 50ml und die sind fast leer, weshalb ich den Rest auch nicht sprühe; denn auch den gibt es nicht mehr einfach so und ich war einfach nur bestürzt und genervt, als ich nach Jahren der Parfum-Abstinenz feststellte, wie viele Parfums vom Markt verschwunden sind.
Falls jemand gute Alternativen kennt, gerne her damit!
Feenzauber & magische Gärten/ Alice in Wunderland in einem Blumenparadies/ Honigküsse im immerwährenden Frühling...

Chinatown (Eau de Parfum)Chinatown Eau de Parfum; nach der relativ langen Parfumo-Pause sehnte ich mich während der Pandemie nach einem Duft, der mich in meinem Fernweh tröstet und irgendwie fiel mir Bond No. 9 ein, eine Marke, die mir immer pervers teuer erschien (und die es meist auch ist, wenn man nicht über ein Schnäppchen stolpert) und ich recherchierte viel zu Chinatown, der mir hochgradig spannend erschien; würzig, ein bisschen süß und exotisch durch die Pfirsichblüte, ein wenig floral mit prägnanter Tuberose und Kardamom, Räucherstäbchen.
Und diese Attribute treffen in so etwa auch zu.
Ich fand ein relativ gutes Angebot im Internet und ließ mich überraschen.
Auf jeden Fall ist er besonders und kein Duft, den ich ständig tragen könnte, auch über die Haltbarkeit und Sillage kann ich mich nicht beklagen.
Mein Freund kommentierte ihn wie folgt: „Hmmm… ein bisschen so, als würde Willy Wonka jetzt Kaugummi statt Schokolade herstellen...aber schlecht ist er nicht. Ungewöhnlich halt.“
Ich fand den Flakon mit den Kirschblüten auf Anhieb wunderschön.
Asiatische Gärten & Chai Latte/ hinduistische Opfergaben mit reifen Früchten und Räucherstäbchennebel/ zwischen seriösen Meeting und Meditation...

Park AvenuePark Avenue; im Zuge dessen fiel mir jedoch auf, wie edel ich immer die durchsichtigen Flakons von Bond No. 9 fand und recherchierte übermütig, welche Düfte es da gab und stieß nach tagelangem Recherchieren und Vergleichen auf Park Avenue; floral elegantes Understatement.
Da es diese Düfte regulär kaum noch gab, fand ich einige günstige Angebote und entschied mich für eine Parfümerie, die den im Internet noch verkaufte und schlug zu; bedeutend günstiger als noch vor Jahren.
Durch die Kamille hat der Duft etwas Warmes und steht im angenehmen Kontrast mit der Kühle der anderen Blumennoten, und obwohl er nicht aufregend ist, trage ich ihn gerade im Frühling und Sommer ganz gern.
Ein mich umarmendes Kind äußerte mal, als ich den Duft trug: „Oh, hast du gerade gebadet?“ ;)
Wild wuchernde Gärten & Tee in Kannen im Waldorf-Astoria/ Morgennebel und die schlichte Eleganz reicher Leute

This Is Her!This Is Her! habe ich schon zeitnah getestet, als er herauskam und wusste zunächst nicht, was ich von ihm halten sollte; irgendwie fand ich ihn schön, aber noch war er kein Kaufkandidat.
Jahre später, als mein Freund sich nach einer neuen Alternativen zu seinem heiß geliebten Bleu von Chanel umsah, schnappte ich mir dann doch einen Flakon von This is her.
Ich trage ihn sehr gern im Alltag und finde ihn, trotz dessen er ein Designerduft ist, relativ besonders und mag die weiße Seidigkeit gepaart mit der würzigen Kastanie.
Bisher bekam ich auch nur gutes Feedback zu dem Duft, obwohl ich meist denke, dass er gar nicht so intensiv ausstrahlt.
Ein Tag im Bett zwischen weißen Laken/ die Wohnung clean und hochmodern, Schwarzweiß-Fotodrucke von der jungen Kate Moss an den Wänden/ der Himmel draußen weiß wie geschrubbt und flüstert vom Winter, während draußen das Laub knistert

"La Stanza delle Bambole | Nobile 1942; angefixt durch einen Thread hier im Forum zum Thema „Puppendüfte“, hatte ich selbst Lust auf einen. Ich mag den Geruch von Puppen und den my little Ponys der Kindheit, auch wenn das den Geruch von etwas Plastik beinhaltet. Ich war unheimlich neugierig auf Puppendüfte und stieß dabei auf dieses Parfum, das explizit den Geruch von Puppen nachbilden soll.
Also bestellte ich ihn blind bei einer italienischen Luxusparfümerie, da es ihn hierzulande nirgendwo zu geben scheint. Leider habe ich verdrängt, wie nervenzehrend es ausarten kann, wenn mit dpd geliefert wird, denn sobald das Paket Deutschland erreichte, stagnierte alles, bis Tage später irgendwie herauskam, dass die Straßennummer verloren gegangen war; der Shop war super, reagierte sofort auf meine Mail, aber nun hieß es auch, mit dpd in Kontakt zu kommen, die mich tatsächlich auf dem Handy erreichten, nachdem mein Paket etwa 20 Minuten entfernt über Tage hinweg im Lager ausharren musste. Es wurde nach meiner Adresse gefragt, notiert, alles schien gut, abgeliefert wurde es dann trotzdem in einem Paketshop.
Nun denn, nach über einer Woche konnte ich das Paket dann auch endlich auspacken.
Wie in meiner Rezension erwähnt hat er zweifellos morbiden Charme und ist sehr besonders, nicht unbedingt der Alltagsbegleiter.
Man riecht von Beginn an tatsächlich Plastik, was im Verlauf weniger wird, und ich denke die ganze Zeit, ich hätte eine mädchenhafte Puppe auf dem Arm. Ein wenig Mandel, ein wenig Puder, aber alles in allem sind die Duftnoten so miteinander verwoben, dass es eben nach Puppe riecht.
Eine altmodische Puppe mit langem Haar auf dem Sofa eines Schlosses im schwachen Licht/ Vintagepuder und rosa, klumpiger Lippenstifte auf einem schicken Frisiertisch/ im Spiegel das Gesicht einer schönen Frau im Seidenbademantel, eine Träne auf der Wange/ die Puppe hinter ihr zwinkert ihr im Spiegel zu...

"Art Land - Sintra | Memo Paris"; der Duft, den ich letzten Sommer auf Zypern als Abfüllung dabei hatte und den ich an einigen Abenden dort trug; den und Olympēa LegendOlympēa Legend mochten mein Freund sehr.
Gerade das balsamisch Neroli-Grün zu Beginn macht Sintra für mich sehr sommertauglich und lässt das "marshmallowige" nicht so gourmandig-süß werden.
Also wurde der Flakon am Flughafen in Zypern vor dem Rückflug gekauft, die Abfüllung war leer (deren Duty Free Bereich war wirklich überraschend vielfältig ausgestattet mit Nischendüften! Bei einer Urlaubsinsel rechne ich damit gar nicht!).
Wenn ich an Sintra rieche, bin ich sofort wieder auf dieser Insel, an diesen für Europa sehr schönen türkisblauen Stränden, sitze wieder auf der Restaurantsterrasse mit Blick auf den Garten, während uns der genervte Kellner nur ungern bediente und prinzipiell miese Stimmung verbreitete.
Auf der Arbeit wurde ich auch von einer Kollegin schnell auf den Duft angesprochen, obwohl ich mich am anderen Ende des Raums aufhielt. „Wirklich sehr schön“, äußerte sie.
Mediterrane Tagträume/ ein Park voll narkotisierender Pflanzen/ ein Versteckspiel unter der Sonne und die Süße eines Kusses, ein Versprechen und die Wärme der anderen Hand...

Gris Charnel (Eau de Parfum)Gris Charnel Eau de Parfum; wenig erwartet und vollends überrascht! Bei Gris Charnel dachte ich wirklich, er würde mir zu maskulin sein, dabei fand ich ihn von Anfang an toll, diese würzige Cremigkeit mit der leichten Süße der Feige nahm mich sofort für sich ein, ein Duft, der immer funktioniert und trotzdem besonders riecht. Tatsächlich auch ein Duft, auf den ich immer positiv angesprochen werde; meine Mutter liebt ihn, sogar mein mäkeliger Freund findet ihn gut („eine schöne Frische ist dabei“), auf der Arbeit wurde ich schon auf ihn angesprochen („So schön cremig und gepflegt, du musst mir aufschreiben, was das ist!“)
Ein Morgen im orientalischen Spa/ Weihrauchsouk im Oman/ kleine Lädchen in Marrakesch/ Gepflegt eingecremt bei Sonnenuntergang auf einer marokkanischen Dachterrasse mit einem Tee...

Seduction Collection - Iris CrushSeduction Collection - Iris Crush; da ich Puderdüfte liebe und den Geruch von Kosmetik & Schminke, bekam ich Lust auf einen Lippenstiftduft und recherchierte dazu. Bei einem YouTube Video wurde neben einigen Düften in dieser Richtung, die leider discontinued sind, eben auch Iris Crush erwähnt und ich bekam ad hoc Lust, den zu riechen und nahm an einem Sharing teil.
Und tatsächlich; so riecht Lippenstift mit einer subtilen Himbeernote, wachsig und später etwas pudrig, aber eben sehr authentisch und besonders. Ich nehme ihn auch gut an mir wahr, andere ebenso, denn als ich ihn eines Morgens auf der Arbeit trug, kam eine Kollegin herein und rief schon von Weitem: „Boah, du riechst aber gut, was ist das?“
Es zog recht schnell ein voller, goldglitzernder Flakon bei mir ein.
Moulin Rouge modern aufgelegt/ verspielte Kleider und sorgfältiges Make up/ Varietebesuche und viel Champagner/ Küsse im Straßenlaternenlicht/ die Kirche gongt um Mitternacht...

Casamorati - Lira (Eau de Parfum)Casamorati - Lira Eau de Parfum ; als jeder über Lira als den perfekten Gourmand sprach und weil ich den Casamorati - Bouquet Ideale (Eau de Parfum)Casamorati - Bouquet Ideale Eau de Parfum so liebe, orderte ich bei einer Bestellung bei AlzD noch eine Abfüllung von Lira dazu; tatsächlich war ich nicht direkt so verliebt wie in Bouquet Ideale, an die bittere Orange zu Beginn muss man sich zunächst gewöhnen, doch er erinnert mich schnell an diese Softcakes mit dieser Orangenmasse innen. Ich finde die Vanille-Karamellnoten sehr schön, es riecht zu keiner Zeit quietschig-billig oder zu erschlagend und alles ist schön verblendet.
An einem Arbeitstag trug ich schließlich Lira aus der Abfüllung, 3, 4 Sprühstöße und ich fühlte mich wie unter einer intensiven Duftwolke stehend/ sitzend.
Meine damalige Chefin betrat den Raum, wir waren einige Meter voneinander entfernt und sie fragte sofort, nachdenklich schnuppernd: „Hat einer von euch sich etwas Besonderes in den Kaffee getan? Es riecht so nach Karamell. Wirklich sehr schön.“
Eine Kollegin schaute verwirrt in ihren normalen Senseo-Kaffee mit Milch und ich, verlegen wie jemand, der ertappt wurde, äußerte, dass es wohl mein Parfum sei. Ich bin oft eher ein wenig verlegen, wenn ich auf meinen Duft angesprochen werde, warum auch immer.
Vor Weihnachten kaufte ich dann endlich einen Flakon davon, muss aber gestehen; seitdem ich den Flakon benutze, empfinde ich den Duft nicht mehr als so intensiv, wenn ich ihn trage, habe nicht mehr das Duftwolkengefühl.
Ich habe von dem nur 30ml gekauft und glaube nicht, dass ich ihn nochmal nachkaufen würde.
Limetten-Cheesecake; einerseits gourmandig, trotzdem ist da etwas, das den Duft parfumig und nicht NUR essbar macht/ irgendwo wehen Sommerblumen/ der Himmel verfärbt sich winterrosa, „wenn die Engelchen Plätzchen backen“

ArabesqueArabesque flatterte kurz vor Weihnachten als Abfüllung zu mir ins Haus und nach dem 2. Test war es um mich geschehen und mein Freund gab mir Recht; der ist schön!
Beim ersten Test roch es für mich vor allem pflaumig-zimt-würzig-süß mit buttrigem Drydown, beim 2. Test wusste ich, woran er mich vornehmlich erinnert: an diese weiß bestäubten Bonbons auf dem Weihnachtsmarkt. Ich liebe die orientalische Süße, die mich nie erschlägt, sondern mich lang sanft umhüllt und für mich gut wahrnehmbar ist, von morgens bis zum späten Nachmittag (und auch spätnachmittags wurde er von anderen noch wahrgenommen).
Zwischen Weihnachten und Silvester kaufte ich den dann kurzerhand im Breuniger, obwohl ich mir um Weihnachten herum ohnehin schon so viele Parfums gekauft hatte, aber das war mir in dem Moment egal, ich wollte ihn haben, JETZT! Ich musste die Dame im Breuninger fragen, wo sich die Marke befand und als ich ihr dann nannte, welcher der Marke es sein sollte, seufzte sie verträumt: „Jaaaa, der Arabesque...“, als sei ihr bewusst, wie beliebt der Duft ist.
Zwei Flakons standen dort im Regal, einen davon schnappte ich mir direkt und ließ mir noch den Andalusian SoulAndalusian Soul aufsprühen…
Orientalische Tänzerinnen in einem der angesagten Restaurants in der Neustadt Marrakeschs/ gedimmtes Licht und Feuerkelche/ Weihnachtsbonbons und Fußabdrücke im Schnee/ Zweisamkeit...
(Mehr Parfums möchte ich nicht in diesen Text quetschen, es ist ohnehin schon zu lang, aber die Erinnerungen an meine Duftkäufe haben vieles wieder anregend aufleben lassen.)

Am letzten Quarantäne-Tag brachte mir ein guter Freund frisches Sushi zum Balkon. Es sind diese Kleinigkeiten, die berühren und dankbar machen.
In den letzten Tagen meiner AU, in denen ich meinen inzwischen bakteriellen bronchialen Husten und die verstopften Nebenhöhlen mit Antibiotika auskurierte, begann der Krieg.
Seuche, Orkanstürme, Krieg, die volle Palette.
Alles scheint möglich, denn seit der Pandemie habe ich einiges an Ur-Vertrauen in die Welt verloren, diese unterbewusste Naivität und Arglosigkeit, so was könne nie passieren, sondern sei bloß die Handlung eines Katastrophenfilms (oder passiere in Asien oder Afrika).
Seit der Pandemie ist diese privilegierte, bequeme „Arroganz“ verschwunden; alles kann passieren und es wird nicht unbedingt alles wieder gut wie in Grimm‘s Märchen.
Die Zukunft scheint momentan unheilvoll, nebulös mit ständig neuen Falltüren. Umso mehr rückt die Gegenwart in den Fokus, das Leben im Jetzt, was oft so schwer fällt, sich so mühsam anfühlt.
Zwangsläufig driften die Gedanken in die Vergangenheit, und obwohl häufig hysterisch-optimistisch verkündet wird, dass die Vergangenheit tot ist und nur die Gegenwart zählt; die Vergangenheit ist alles, was wir haben, ein Schatz voller Lektionen und der Gewissheit, dass es Schönheit und Gutes gibt; eine wertvolle Schmuckschatulle.

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