PennyPearl
PennyPearls Blog
vor 3 Jahren - 14.04.2021
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Eine Reise um die Welt; zumindest für die Nase

In letzter Zeit verreise ich häufig nachts in meinen Träumen, da dies ja nun länger eher schwierig möglich ist; im April 2020 musste ich eine gut geplante Reise nach Vietnam canceln, im Herbst einen Trip nach Lissabon & Porto, und ich reise wirklich gern und recht viel. Immerhin zehn Tage auf einer griechischen Insel waren im Sommer möglich, wofür ich sehr dankbar bin. Also kompensiert das mein Hirn in den Schlafphasen. Vor einigen Wochen besuchte ich in New York im Traum, wo ich vor einigen Jahren war; das wehmütige intensive Gefühl, verbunden mit schönen Erinnerungen, verfolgte mich den ganzen Tag lang und irgendwie erinnerte ich mich an die Bond No. 9 Düfte, denen ich nie großartig Beachtung schenkte.

Irgendwie wurde ich dann plötzlich jedoch besessen von dem Gedanken, mich mit ihnen auseinanderzusetzen, ich wollte New York, ich wollte verzweifelt weg, wenn auch bloß auf olfaktorische Weise, und so wagte ich nach intensiver Recherche gleich zwei Blindkäufe; "Chinatown" und "Park Avenue", die ich wirklich nicht bereue bisher.

"Park Avenue" nahm mich direkt mit nach Manhattan, ein Duft so luxuriös wie die spiegelglatten Wolkenkratzer dort, und gleichzeitig hatte die Flasche die frische Luft der Parks an einem sonnigen Frühlingstag eingefangen.

Ich fühlte mich wieder wie damals im Juni in New York, die erste Fernreise ohne Familie mit bestem Kumpel; ich sitze wieder am Brunnen gegenüber der Radio City Music Hall, wo ich die Wucht des Jet-lags und des Trubels um mich herum verarbeiten muss und alles blitzt und funkelt wie in einer Schmuckschatuelle, sauber und erhaben. Ich denke an Greenwich Village, an den bunt blinkenden Broadway, auch an Coney Island voller Einheimische, die dort mit lauten Ghettoblastern neben sich zu angeln versuchen und an das morbide grinsende Clowngesicht am Eingang zu den Fahrgeschäften. Ewige Froschperspektive voller Ehrfurcht, Pop-Art im MoMa und jeden Mittag einen Iced Vanille Latte von Starbucks, den ich seitdem aus Nostalgiegründen in verschiedenen Starbucks dieser Welt bestelle. Das Parfum ist keine anstrengende Wucht voller Reizüberflutung, die es in New York zweifellos gibt, es ist vielmehr ein hoffnungsvolles Flüstern in Zeiten der Stagnation, eine Brieftaube mit schöner poetischer Botschaft....

Ich sprühe "Chinatown" auf und muss erstmal überlegen, wie das Chinatown in New York war und erinnere mich kaum an diese Station. In San Francisco aber, zwei Jahre nach New York während eines Westküsten-Roadtrips, musste ich mir in Chinatown eine lange Hose kaufen, die ich peinlicherweise nicht im Gepäck hatte (jaaaa, Las Vegas ist heiß, Los Angeles auch, aber San Francisco Anfang September nicht wirklich). Ich wollte spontan eine Hose am frühen Abend, es war schrecklich kühl, die Tage streng getaktet und kein Bekleidungsgeschäft auf die Schnelle zu sehen mitten in Chinatown. Nie werde ich vergessen, wie mir die chinesische Verkäuferin mit Händen und Füßen schwarze Stoffhosen anbot, denn Englisch sprach sie kaum (zwei Tage später kaufte ich dann eine Jeans in L.A., die schwarze Hose behielt ich trotzdem). Exotisch und bunt habe ich Chinatown aber nicht in Erinnerung.

Während ich an "Chinatown" schnuppere, werde ich zurück nach Tokio zu den Tempeln und in das meditative Flair katapultiert, wo jeder ein Räucherstäbchen anstecken durfte, was Glück bringen soll; ich erinnere mich ans verrückte bunte Bangkok, an die schwül süßliche Luft dort; an die stickigen Weihrauchbasare im Süden des Omans (Salalah), der für seine Weihrauchproduktion bekannt ist; an viele Hotellobys wie in Las Vegas, auf Bali oder Agadir (Marokko), wo es ähnlich roch.

Ich komme gar nicht mehr los von abstrakten bis überdeutlichen Erinnerungen und klebe mit der Nase am Handgelenk.  Mit Herzklopfen und breitem Grinsen. Schön, dass das mit Düften möglich ist :)

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