Perfumeholic

Terrible? Schrecklich? Furchtbare Blume? Wirklich? Der Name ist hier nicht wirklich gut gewählt, denn auch wenn für einige Iris wohl furchtbar ist, ist der Duft wirklich extrem gut gemacht.

Ich komme gleich zu dem Punkt, der wohl alle am meisten interessiert — der Duft selbst.

Opening: Die Kopfnote startet wenig überraschend blumig pudrig, aber auch irgendwie sehr fruchtig. Auf jeden Fall frischer als der Drydown, zu dem komme ich aber gleich noch. Mein Fall ist das Opening nicht wirklich, da mir zu eindimensional, ABER

Ja, aber dann kommt die Herznote und die Base, und die sind wirklich göttlich. Durch die Vanille wird das stechend fruchtige, das ich in Parfums überhaupt nicht abhaben kann, vertrieben & der Duft wird viel viel sanfter. Obwohl (noch?) nicht gelistet, rieche ich auch ganz deutlich eine schöne, prominente Kokosnussnote heraus. Wer Kokosnuss wirklich nicht mag, der ist bei dem Parfum eher falsch, denn ich rieche sie bis zum Schluss.

Der Drydown ist, naja, Vanille & Kokos… und etwas Frucht, aber die ist nur mehr ganz leiste im Hintergrund. Ich bin mir nicht ganz sicher wieso, aber auf meiner Haut verwandelt sich das Kokoswasser im Drydown in ein sanft-pudriges Vanille-Kokosmilch Gebräu, aber auf wunderschöne Art und Weise.

Also, für einen „Fleur Terrible“ steckt ganz wenig Fleur und noch viel weniger Terrible drinnen. Für mich ganz klar ein schöner, sanfter und dennoch frischer Sommerduft. H&S sind nicht auffällig schlecht oder gut, mit ca. 4-6 Stunden im guten Mittelmaß, nach 2h wird der Duft eher körpernah, ich nehme ihn jedoch auch an mir selbst lange danach noch gut wahr — er verschwindet also nicht völlig, sondern wird dezenter.

Wer nach der klassischen Classique (sehr lustiges Wortspiel, ich weiß) sucht ist hier falsch, ebenso wer einen Irisduft sucht, denn mit beiden Dingen hat dieser Schatz wenig zu tun. Wer jedoch einen unkomplizierten, süß-sanften Kokosduft für den Sommer sucht, dem könnte der hier jedoch gut gefallen!

Einer meiner liebsten Filme aller Zeit ist Burlesque, der mit Cher und Christina Aguilera. Sobald ich ihn einschalte, fühle ich mich wohl. Die Outfits, die Musik, die Tänze… und die wunderschöne Ali, die meiner Meinung nach exakt so riechen würde.

Vielleicht ist es einfach der Flakon, aber für mich ist der ganze „Vibe“ des Duftes passend zu dem Film, beziehungsweise generell Burlesque. Wieso? Das muss ich wohl mit dem Duft selbst beschreiben:

Duftverlauf:
Kopfnote: Huch, in welches Etablissement bin ich denn da reingestolpert? „Open Now“ und „Dance Show“ haben mich dazu verleitet, hier reinzuschauen. „Miss, Sie müssen noch zahlen.“ Fordert mich ein Mann in einem Anzug, der offensichtlich der Kassierer ist, auf. Leise murmle ich meine Entschuldigung, ehe ich mich auf den Weg hinein mache… Und leicht erschrocken bin. Ohje, bin ich in einer Stripshow gelandet? — So oder so ähnlich würde ich den „In your face“ Beginn dieses Duftes mit einer Burlesque-Show assoziieren. Ja, der hat ordentlich Wumms. Auf meiner Haut kommt der Ingwer in Kombination mit der Zitrone fast schon aggressiv rüber (mir gefällt das zwar gut, könnte aber auch andere stören), aber HALT! Nicht die Show verlassen, denn der weitere Verlauf wird dich noch überraschen…


Herznote: „Nein, das ist keine Stripshow. Es ist so viel mehr.“ Klärt mich der Barmann auf, denn offensichtlich sehe ich ziemlich erschrocken aus. „Mhm“ erwidere ich etwas kritisch, ehe der nächste Tanz beginnt… Schnell wird mir klar, dass es wirklich viel mehr ist.
Das „In your face“ Gefühl verzieht sich nun mitsamt dem aggressiven Ingwer, der nun in den Hintergrund rückt und die Süße der Orangenblüte und der Marshmallows perfekt ausbalanciert. Genau wie Burlesque kein eintöniger „Ich mach mich mal kurz nackig“ Tanz ist, sondern viel mehr Klasse und Tiefe hat, als man vielleicht vermutet. Das ist auch der Zeitpunkt des Duftes, an dem er sich verschieden entwickelt. An mir wird er zwar süßer, aber immer noch komplexer mit leichter Frische und Würze dank der Kopfnote. An meiner Mama jedoch riecht man Hauptsächlich die Süße, à la Kilian‘s „Love Don‘t Be Shy“. Beides unglaublich lecker!

Basisnote: Die Show ist schneller vorbei, als es mir lieb gewesen wäre. Noch immer haften meine Augen fasziniert auf der Bühne, mein Mund steht leicht offen, so hypnotisiert bin ich. Was mir bleibt, ist eine wohlig-warme Erinnerung an einen wunderschönen Abend…
Ja, die Basisnote. Die klebrige Süße der Marshmallows wird nun durch eine sanftere Vanille ersetzt, leicht nimmt man noch die Orangenblüte wahr. Nun wird der Duft absolut kuschelig, wohlig, angenehm.

Mir gefällt er wahnsinnig, wahnsinnig gut. Sowohl die Schärfe des Ingwers, als auch die angenehme Süße. Obwohl ich die Marshmallows als „klebrig“ bezeichnet habe, wird diese Süße niemals zu aufdringlich oder „overpowering“ — man nimmt stets die verschiedenen Duftnoten wahr.

Das einzige, was ich bemängeln muss, ist die Haltbarkeit. Leider hält er bei mir nur 4 Stunden, was zwar in Ordnung ist, könnte jedoch gerne 1-2 Stunden länger sein. Trotzdem: Ich würde mir am liebsten gleich noch 5 Flakons als Backup bestellen, aber da lass ich lieber euch noch die Chance ;) Leider limitiert, aber zumindest in Österreich bekommt man ihn noch auf alina-cosmetics.com um knapp 70€.

Grün, grün, grün ist alles was ich trage…

Auch beim Parfum? Normalerweise mag ich ja lieber süße oder orientalische Düfte, aber grün? Nö, danke. Nach Wiese und Wald duften überlass ich lieber meiner Katze, wenn sie sich mal wieder irgendwo umhertreibt.

Denkste. Bis ich das Duftwässerchen hier aufgesprüht habe. Zuerst war ich etwas verwirrt. Ja, der riecht nach Wald und Wiese und grün. Ergo: Ich sollte ihn eigentlich nicht mögen. Aber anscheinend hat sich Tarzan mit einer Liane hergeschwungen und eine ORDENTLICHE Portion Vanillezucker darübergschüttet. Aha, Waldmeister mit Vanillekipferl also?

Es ist schwer zu beschreiben, wie genau das Parfum jetzt riecht, da es etwas eigenwillig ist. Der „grüne Aspekt“ riecht für mich weniger nach unserem klassischen Wald sondern vielmehr nach einem tropischen Regenwald, direkt nachdem es, naja, geregnet hat. (Prima Erklärung) Aber nicht nach matschiger Erde, nein. Nach frischer, kühler Luft und exotischen Pflanzen. Wenn die Pfützen schön langsam wieder trocknen, nehme ich mir meinen Vorrat an Keksen, die mir Oma aus der Heimat mitgegeben hat, aus dem Rucksack, setze mich auf einen Baumstamm und beginne zu naschen.

Schräge Erklärung, ich weiß. Aber genauso riecht er für mich. Wie von Mugler gewohnt bleibt der Duft an mir den ganzen Tag, und obwohl ich normalerweise nach 20 Minuten absolut duftblind bin, nehme ich den selbst auch am Abend noch wahr.

Übrigens: Für DC Fans und ganz besonders für Poison Ivy Fans einen Versuch wert. Dieses Jahr an Halloween durfte mich der, verkleidet als mein liebster Rotschopf, begleiten. Würde ich raten müssen, welches Parfum sie tragen würde — definitiv dieses hier!