Petapane

Petapane

Rezensionen
Petapane vor 6 Jahren 2
7
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
6.5
Duft
Karnevalskostüm in Spe(e)?
Ich habe den Duft im Zuge eines Souk-Kaufs zwischen die Finger bekommen. Danke an Deimos für den schnellen Versand und die tollen Proben.

Natürlich musste ich ihn gleich testen und überlege nun ernsthaft, ob ich mich zu Karneval als Klostein verkleiden sollte. Den passenden Duft hätte ich schließlich, wobei?

Da bestünde für Heerscharen Betrunkener bestimmt große Verwechslungsgefahr.

Klingt auf den ersten Blick ziemlich ernüchternd, aaaber!

Klosteine haben ja durchaus ihre Daseinsberechtigung. Ohne sie würde es mancherorts erheblich schlechter riechen, so viel sei gewiss. Zitrusfrüchte werden offenbar gemeinhin mit Sauberkeit und Frische gleichgesetzt. Das scheint ein Urinstinkt zu sein und so kippt man munter zitrische Frische in Reinigungsmittel. Ist mitunter abträglich für Parfumos, aaaber!

Hier geht's.
Im Umkehrschluss ist dieser Duft ein Reinigungsmittel für die Haut.
Frisch, sauber, rein. Agua Fresca eben.

Was er auch ist?
Auf meiner Haut leider nicht existent. Selbst für ein Eau de Toilette ist die Leistung ziemlich schwach. Auf Kleidung performt er allerdings recht gut. Auf der Haut kann ich ausschließlich die zitronenlastige, spritzige Kopfnote wahrnehmen. Auf der Kleidung gesellt sich dann was Grünes, Krautiges dazu, bei dem Wacholder dominiert.

Das mit dem Karnevalskostüm werde ich aufgrund der angesprochenen Gefahrenquelle wohl lassen.

Doch, vielleicht wird sich die Anschaffung anderweitig auszahlen. Ein, zwei Spritzer Agua Fresca auf die Garderobe und die chemische Reinigung kannste dir sparen.

Die schlaue Art zu waschen!
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Petapane vor 6 Jahren 29 6
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Ende einer Odyssee
Wir schreiben das Jahr 1135 vor Christi Geburt. Eine Gruppe tapferer Männer tritt, unter Führung König Odysseus, nach erbittertem Kampf um Troja die Heimreise an. Kriegsgezeichnet. Das Schlimmste schien überwunden, dabei lagen Gefahren vor ihnen, die keiner zu ahnen vermochte.

Nun Gut. 3000 Jahre ist meine Reise nicht her und es wird wohl auch niemand ein Buch darüber schreiben. Sei's drum. Wie in Homers Epos sollte auch ich auf eine Reise geschickt werden. Eine Reise, die viele Jahre dauern sollte, endlos schien und zahlreiche Unwägbarkeiten mit sich brachte.

Meine Reise galt der Suche des ultimativen Aquaten. Gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, wie umfassend dieses Thema interpretiert werden kann. Ich beschränke mich hier weitgehend auf raue, salzige Meeresdüfte und ignoriere klassische Sommerdüfte.

Bei vielen Düften dieser Kategorie, die ich zu testen vermochte, tauchte immer wieder eine Frage auf.

"Ob diese Düfte denn auch tragbar seien?". Ich frage, wieso nicht?
"Ja, Brackwasser riecht interessant, aber als Parfum?". Klar!

Solange ich mich geborgen fühle und Parfum mich in Erinnerungen schwelgen lässt - Mir ein Lächeln entlockt und mit jedem Sprüher diese Jugendliche Begeisterung aufflammt, als sei Weihnachtsmorgen und die Bescherung stünde an.

Aber dies sollte sich nicht als einzige Widrigkeit meines Abenteuers herausstellen.

Ich traf auch auf Sirenen.
In Form bemühter Parfurmeriefachverkäuferinnen, die mir allerlei betörende Dinge ins Ohr flüsterten. Und kurzzeitig gelang es ihnen, meine Sinne zu vernebeln.

Mit Seathalasso beispielsweise. Doch dann gelang es mir, mich aus den Klauen der Bestie zu befreien und, aus der Douglas Filiale stolpernd, meine Sinne wiederzuerlangen. Algen ja, aber zu synthetisch, zu zitrisch, eher Industriehafen. Da steche ich lieber in See. Anker lichten hieß es für mich auch bei Toni Gards Seaside. Klar, der war frisch und sommerlich, aber würde nicht ansatzweise meinen Ansprüchen gerecht. Und in jedem Hafen eine Braut? Kommt nicht in Frage.

Den Törn fortsetzend lag eine Grüne Küste vor mir. Green Irish Tweed. Genialer Begleiter für den Herbst, aber an Strand erinnert er mich nicht. Irgendwann kommt er wohl auch in meine eigene Sammlung. Da war zwar Land, aber der falsche Hafen. Also wieder ab ins Boot und weg aus Irland.

Da wollte ich die Segel setzen und was fehlt? Der Wind! Da kann auch Acqua di Portofinos Sail nicht viel ändern. Etwas eindimensional und irgendwie war die Luft raus.

Ich ruderte los und hatte einige Meilen auf hoher See zurückgelegt. Land war nicht in Sicht. Ich angelte. Endlich gab's mal wieder Fisch zwischen die Kiemen, ich war ausgezehrt, entkräftet, fast verhungert. Welche Spezies stand auf der Speisekarte? Sel Marin. Lecker, aber nicht ganz frisch, der Fisch.

Trotz der Stärkung zwischendurch verlor ich zeitweise das Gleichgewicht und fiel von Bord. Als ich mich wieder über die Reling hievte, stieg mir ein Geruch in die Nase, ich roch nach Santa Eulalias Marinis.

Logbucheintrag Tag 452. Ich war wieder mal gestrandet, mein Gott. Wieso ich? Naja. Immerhin Land. Wie zur Hölle war ich eigentlich in der Karibik gelandet? Virgin Island Water. Genial. Trotzdem repariere ich mein Boot mit Holz der Kokospalme und werfe mich erneut in die Strömung. Ich war schließlich nicht zu Hause.

Das Zufallsprinzip schleuderte mich über direkt in die Arme der Medusa. Medusa hat viele Gesichter und doch vermied ich Blickkontakt. Schau ihr niemals in die Augen, du versteinerst. Ein Gesicht der Medusa ist Silver Mountain Water. Bleibt man nicht wachsam verliert man sich irgendwo in der Langeweile zwischen Herz und Basis. Fast blickte ich hin, dann machte ich doch den Sack zu. Kein Interesse. Ganz ähnlich erging es mir mit dem Kandidaten aus dem hohen Norden - Shelter Island. Ähnlicher Verlauf, andere Basis.

Dann wäre da noch Poseidon. Poseidon will einfach nicht in den Untiefen des Meeres verschwinden. Nein, Poseidon ist omnipräsent. Mit Poseidon muss sich jeder messen und Poseidon wird ein ständiger Begleiter. Er holt einen immer wieder zurück ins Meer, auch wenn man mal trocken bleiben will.
Sein Pseudonym? Acqua di Sale.

Aprospos trocken. Mir stand mal wieder der Sinn nach Landgang. Kraft tanken. Vorräte auffüllen. Und da fand ich sie. Eine Insel, von der ich nicht runter wollte. Die Nympheninsel. Sie wollten mich dort behalten. Sie bezirtsten mich. Die Gerüche so betörend. Das Paradies hat einen Namen - Ichnusa.
Doch ich ging. Entschied mich gegen diesen Ort. Vielleicht kehre ich eines Tages zurück, wenn das Budget es zulässt.

Inzwischen konnte ich die Seetage nicht mehr zählen. Ich glaube, ich wurde seekrank. Ich habe wohl 3000 Sonnenaufgänge gesehen doch niemals sah ich Heimatland. Der Morgen dämmerte, ein neuer Tag brach an und rechnend mit einer weiteren Enttäuschung. Träume ich?

*Salina von Laboratorio Olfattivo.*

Euphorie! Erleichterung! Ich sehe Land! Ich rufe Land ho! Keiner hört's, mir egal. Das ist Heimat! Ich war zu Hause.

Die Herznote erinnert an Acqua di Sale. Ihr erinnert euch? Im Gegensatz zu Letztgenanntem entwickelt sich Salina und wagt sich auch in Küstennähe. Der Auftakt zitrisch und etwas beißend, zwischendurch kurz Holz. Danach schlägt das reine Meerwasser hohe Wellen und in der Basis pulsiert weich die Vanille. Bei genauerem Riechen fast wie Sonnencreme am Meer. Die Haltbarkeit ist schlechter als bei PR's Salzwasser und die Silage verfliegt auch rascher, aber der Duft ist ausgewogener, aufgrund der Abwechslung längst nicht so penetrant, auch überraschender, urlaubsreifer. Irgendwie widersinnig. Fast wie Pauschaltourismus in St. Tropez. Teuer scheint nicht immer besser.

Im Prinzip haben alle Düfte, die ich hier genannt habe, das Thema sehr gut umgesetzt, doch fehlte es bisher jedem an Magie. Am Zauber des Strandes. Für mich ist Salina das. Alles, was ich immer suchte.

Und doch, das nächste Abenteuer ruft schon wieder.
- Während der Odyssee passierte ich auch Orte, die jäh unerkundetes Terrain blieben. Montales Sandflowers gehört ebenso dazu wie Louanges Profanes No. 19. Naja, das sind Düfte für eine andere Geschichte. - Kein Ende in Sicht.
6 Antworten
Petapane vor 6 Jahren 10 2
3
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
6
Duft
Nein! Der hier ist für's Nasenloch.
Da war ich doch glatt für einen Moment sprachlos. Heute kam Cuba Gold bei mir an, 4,88€ für 100ml nebenbei bemerkt, und schon wurde das mit Gehässigkeiten quittiert. "Aus welchem Sexshop haste das Ding denn?!" war noch einer der freundlicheren Sprüche. Naja, wer den Schaden hat, der braucht für den Spott nicht zu sorgen. Den Schaden hab ich freilich, zumindest in Punkto Parfum, aber das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Gut, Flakon hässlich. Abgehakt. Sprüh sie damit ein, dachte ich, damit sie diese Frechheiten bis nach Hause verfolgen. Ich setze also voller Tatendrang zum Gegenangriff an und siehe da - Die ersten spöttischen Stimmen wurden leiser. Und als wir dann auf den Preis zu sprechen kamen verstummten Sie gänzlich. Und womit? Mit recht!
Ja, Cuba Gold ist sicher kein Duft, der sich mit olfaktorischen Meisterwerken messen kann, das weiß ich zumindest seit ich mich eingehender mit Parfums befasse. Doch es gab auch eine Zeit davor. Eine Zeit vor Parfumo, eine Zeit in der Boss Bottled meine Welt regierte und eine Zeit, in der "ein Land vor unserer Zeit" noch greifbar zum Fernsehprogramm gehörte. Lang ist's her, doch eines besaß ich zu dieser Zeit nie. Le Male. Und auch bei Douglas hab ich diese anzüglichen Silhouetten links liegen lassen, so war das damals. Aber neugierig war ich ja schon. Bis zu le Male hat's nicht gereicht, aber die Alternative lag nicht weit. Dank Parfumo.

Zu dem Duft selbst bleibt mir eigentlich gar nicht viel zu sagen. Nett, ihn mal probiert zu haben. Aus vager Erinnerung heraus erinnert er mich in manch Facette an Boss Bottled, den Signaturduft früherer Zeiten. Der Duft eröffnet spritzig frisch und verliert sich dann in Alltäglichkeit. Vermutlich auch deshalb, weil diese Komposition ja Erfolgsrezept sein muss. Was bleibt ist ein animalisch süßer Herrenduft. Leicht holzig und irgendwie schwer greifbar. Dafür umso länger am Träger präsent. Hält an meinen Freunden immer noch und vermutlich überdauert er auch nachfolgende Generationen. Das haben sie nun von ihren Kommentaren.
Cuba Gold obsiegt.
2 Antworten
Petapane vor 6 Jahren 7 3
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
6.5
Duft
Dr. N. Ase in den OP, Dr. N. Ase bitte
Meine Nase ist eine launische Geliebte. Erst riecht sie einen Duft und gibt mir zu verstehen "das ist gut, kannste kaufen" und tags drauf riecht sie irgendwo in ihrem Umfeld etwas, das jeden weiteren Kontakt mit dem Parfum verderben soll.

Diesmal traf es Sail von Acqua di Portofino. Gut, ich muss erwähnen direkt vom Hocker gehauen hat er mich auch beim ersten Test nicht, aber ich war auf der Suche nach einem dreckigen Aquaten. Rauer See in Flaschen sozusagen, gibt's für Boote ja schließlich auch. Und what you se(a) is what you get.
Im Vergleich zu anderen aus der Aquatenriege ist dieser meines Erachtens synthetischer und weniger ausdauernd, aber auch einer der preisgünstigeren Vertreter.
Nun aber zum zweiten Test. Der Sommer neigte sich dem Ende entgegen und ich wollte die Gunst der Stunde nutzen, um endlich meinen Duft zu finden. Ich sollte vorausschicken, dass ich am Morgen zuvor beim Zahnarzt saß, da ich wochenlang an einer Entzündung laborierte. Sail sollte dies eigentlich vergessen machen. Eigentlich.

Denkste.

Aufgesprüht und plötzlich finde ich mich erneut beim Zahnarzt wieder.
Die Eröffnung ist für mich nun unmittelbar mit Arztpraxis verknüpft, irgendwas darin scheint diese Parallelen zu erzeugen, die mir zuvor verborgen blieben. Ich vermute, dass es am Eukalyptus liegt. Zumindest ist es das, was ich rieche. Koalafutter in Formaldehyd. Sie ist nicht so schlimm, dass man mich gleich zum HNO durchreichen müsste, aber es gibt doch angenehmere Interpretationen. Ein, zwei Stunden verweilt diese Note bis sie den Übergang schafft, den Übergang zu etwas, das sogar ganz angenehm riecht. Dann nämlich rieche ich ausschließlich krautiges, salziges Meerwasser. Das leider so hautnah, dass es den Zahnarztbesuch nicht wert ist.
Ich spreche hier bewusst keine Empfehlungen aus, da jeder eigene Erfahrungen machen sollte, aber falls hier Zahnärzte unter uns sein sollten, die schon immer mit ihrer Praxis verschmelzen wollten, wenigstens für ein paar Stunden, dann ist das euer Duft!
3 Antworten
Petapane vor 6 Jahren 24 5
7
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Meine Mutter hat in meine Oase gepinkelt
Mein erster Kommentar hier und sollte es gleich ein Verriss werden?
Naja, nicht ganz.

Ich bin vor einigen Jahren auf Parfumo gestoßen, hab allerlei Proben gesammelt und alles mögliche unter die Nase gehalten - fast schon inhaliert. Im Hinterkopf immer meinen ehemaligen Chemielehrer sagen hören "Düfte fächeln wir uns zu"
Naja, nicht ganz.

Meinen Chemielehrer ignorierend stöberte ich durch meine Sammlung und fand Profumum Romas Ichnusa. Und was tat ich? Ich sah, ich nahm, ich inhalierte. Und da war ich nun, katapultiert in eine andere Welt.
Naja, nicht ganz.

Ich saß immer noch auf dem Sofa. Doch sobald ich an Ichnusa rieche und die Augen schließe, finde ich mich in einer Oase wieder. Ich rieche Gras - so saftig und grün. Ich rieche exotische Pflanzen und in der Ferne erahne ich das Meer.
Diese Kopfnote ist bei mir leider von kurzer Dauer. Doch auch dann fühle ich mich mit diesem Duft einfach geborgen. Das Gras wird leicht rauchig/holzig, etwas maskuliner. Gleichzeitig tut sich eine Süße auf, so weich und ausgewogen eingearbeitet, dass es auch an Männern tragbar ist.

Ich muss offen gestehen, dass ich den Duft vor Jahren schon mal getestet habe, auf der Suche nach einem Duft, der mich ans Meer versetzt. So ist das mit Fernweh.
Gelang es ihm?
Naja, nicht ganz.

Schon damals dachte ich "Gott, was für ein sensationeller Auftakt". Das war es jedoch, ich habe mich nicht genügend damit auseinandergesetzt. Dieser Kommentar hat das geändert und ich bin dankbar für diese Entscheidung. Damals fand ich diesen Duft etwas anstrengend, konnte nicht sagen was es ist und packte ihn wieder in die Schublade. Auch heute bin ich mir nicht sicher, die Note ist noch vorhanden, aber
sie stört komischerweise nicht mehr.
Naja, nicht ganz.

Es gibt schon noch Leute, die es stört. Wie der Zufall es will, roch meine Mutter an diesem Tag den Duft an mir und entgegnete nur "Was hast du denn da für eine Plörre drauf? Das riecht ja wie Klostein"

Nun denn, das soll sie also sein, meine Oase. Kein Meer. Eher ein bewucherter Hinterhof im Herzen Neapels. Und an der Hauswand hat offenbar jemand sein Geschäft verrichtet.
5 Antworten