Phönizien

Im Morgengrauen einer regnerischen Nacht, ging ein junger Mann durch den Rosengarten, der von einer Nebelwolke aus Moschus bedeckt war. Er beobachtete die Rosen, deren Blätter und Petalen mit Tautropfen übersät waren. Der Duft an diesem Ort war fesselnd. Er war wie eine Mischung aus dem Duft von taufrischen Rosen und einer
nelkenartigen Morgenbrise, die das Herz erfrischte.

Dieser junge Mann war von der Pracht der Rose und der Schönheit ihres Duftes überrascht, besonders beim Sonnenaufgang, wenn der Duft der Rose zu entströmen beginnt und den Morgen eines neuen Tages begrüßt. Dabei öffnet sie ihre Petalen in vollem Umfang, so weit, als wolle sie die goldenen Strahlen der Sonne umarmen.

Nachdem die Rosen erwacht sind, kommen die Bienen und geben sanfte Stiche in die Rosen, um den schönsten Nektar in ihnen hervorzubringen. Am Ende des Tages lässt der Duft der Rosen nach und sie schließen ihre Petalen, um dann in Frieden einzuschlafen.

Der junge Mann beobachtete diese Szene immer wieder. Jeden Morgen war dieser Garten mit einer feuchten Aura aus Moschus bedeckt. Er beobachtete und atmete diesen bezaubernden Duft ein und fragte sich, warum Spitzenparfümeure den Duft der Rosen mit Nacht und Dunkelheit assoziieren. Eines Tages war der junge Mann in der Nähe einer Rose. Er wollte ihre superweichen Petallen mit seinen Fingern streicheln in der Hoffnung, ihr Geheimnis zu entdecken.

Plötzlich hörte der junge Mann Pfeifgeräusche eines Bulbuls (Nachtigall). Das betrunkene Herz des junges Mannes wühlte auf, da der Bulbul seine Aufmerksamkeit stahl.
Er wandte sich von der Rose ab, um nach den Bulbul zu suchen. In einem außergewöhnlichen Moment verlängerte sich der Hals dieser Rose und sie drückte diesem Mann einen Kuss auf die Wange. Sie enthüllte ihm ihr Geheimnis und sprach: „Mein Geheimnis ist die Einfachheit und der Mangel an Widerstand gegenüber Morgenlicht und Helligkeit. Wo immer sie sich befinden, werde ich meine Petalen öffnen und meinen Duft freudig verströmen.

Die ganze Szene spielte sich in meiner Fantasie ab, während ich „Lumière Noire“ trug. Francis Kurkdjian spielte die Figur des jungen Mannes, der die von Menschen erzeugte Verknüpfung zwischen Rose und Dunkelheit hinterfragte und das Geheimnis der Rose enthüllte, die sich stets auf das Morgenlicht freute. Vielleicht ist das der Grund für die Bezeichnung „Lumière Noire“ (übers. Licht der Dunkelheit / schwarzes Licht)?

Lumière Noire startet mit dem sehr natürlichen Duft von Rosen. Mit dem sanften Duft, der aus dem Herzen der Rose ausströmt, wenn man an ihr vorbeiläuft. Die Rose wird von einer sanft-frischen, nelkenartigen Brise begleitet. Nach etwa einer halben Stunde beginnen die Gewürze ihre unscheinbare Präsenz zu signalisieren. Kreuzkümmel und Zimt, die leicht, sogar sehr schwach präsent sind, weisen daraufhin, dass Lumière Noire kein rein-würziges Parfüm ist. Patschuli bildet von Anfang bis zum Ende des Duftes ein wunderschönes Duo mit der Rose, begleitet von einem moschusartigen Hintergrund. Dieser Hintergrund wird zunehmend deutlicher, je näher der Duft in Richtung Basis verläuft.

Lumière Noire ist eines der schönsten Rosenparfüms für Männer und Neueinsteiger, die langsam, aber sicher, in Richtung Welt der Rosen ansteuern.

Zunächst weise ich daraufhin, dass mein Kommentar auf einen Flakon von 2012 mit dem Namen „Pure Virgin“ basiert.
Recherchen zufolge wurde der Name des Parfums später geändert. Auch sollen aktuelle Versionen schwach/minderwertig sein. Dies kann ich aber nicht bestätigen, da ich nur die alte Version besitze.

Abgesehen von wenigen Ausnahmen, waren Frauenparfums in den letzten Jahren eher langweilig und von schlechter Qualität. Immer wieder hatten wir es mit Wiederholungstaten und Plattitüden zu tun.

Pure Virgin ist eine dieser wenigen Ausnahmen. Ja, meiner Meinung nach ist Pure Virgin ein Frauenparfum. Es ist einfach schön und bietet bezaubernde Einblicke, die zwischen Moderne und Klassik schwanken.

Der Geruch der Aldehyde in einigen Parfums kann uns manchmal metallisch, fischig und sogar ranzig vorkommen. Die in Pure Virgin enthaltenen Aldehyde riechen dagegen angenehm, auch wenn es sich dabei um synthetische Moleküle handelt. Im Fall Pure Virgin haben Synthetik-Feinde getrost keinen Grund zur Abneigung.

Die Aldehyde stehen im Vordergrund, um Aufmerksamkeit zu erregen. Sie sind ein brillantes Element zur Erfüllung dieser Aufgabe. Die Aldehyde sind blumig synthetisiert und bieten einen guten Einstieg in die blumige Herznote dieses Duftes, die durch das bezaubernde Trio – Leinblüte – Weiße Rosen – Mimose – verkörpert wird.

In der Basis treffen sanfte, cremige Mandeln auf pudrigen Moschus und ergeben zusammen eine Mandelcreme. Die kandierten Orangen und Melonen sorgen während des gesamten Verlaufs für eine süße Note, die die Haltbarkeit des Parfums intensiviert. Zedernholz rundet die Inhaltsroffe ab, um die Kreation zu komplettieren.

Pure Virgin ist süß-pudrig und voller Blumen. Ich denke, diese Kombination ruft Wohlgefallen bei vielen Frauen hervor.

Ich bin generell ein Fan von Oud und bevorzuge es in feinen Mischungen.
Die Fülle an Oud-Kombinationen lässt jedoch mein Interesse schrumpfen.

Deshalb fühle ich mich, bis auf zwei Ausnahmen, nicht zu einem Oud-Parfüm hingezogen:
Ausnahme Nr. 1 → Oud in seinem rohen „Dehn“ Zustand.
Ausnahme Nr. 2 → Ungewöhnliche Oud-Kombinationen.

Keinesfalls interessiere ich mich für gewöhnliche und allseits bekannte Kombinationen aus Oud – Rose – Safran – Weihrauch – Amber.

Midnight Oud ist eine der abgedroschenen Oud-Kombis, die wir schon mehrfach gerochen haben: Oud – Rose – Safran. In diesem Fall hat man sich auf die gewöhnliche Oud-Kombi-Norm strikt eingehalten.

Wie fast alle seine Gleichgesinnten handelt es sich bei Midnight Oud definitiv um einen Unisex-Duft, wobei er an Frauen -durch die Intensität des Safrans- seine Aufgabe besser macht.

Erfrischender Auftakt aus Lavendel und etwas Zitrus, jedoch keinesfalls zitronig oder säuerlich. Mit Zitrus ist nichts weiter als eine erfrischende Bergamotte gemeint.

Die scharfe Muskatnuss, die entweder Liebe oder Hass erntet, ist ebenso im Herz präsent wie die Veilchenblüte, die keineswegs mit einem fröhlichen Blumenduft gleichzusetzen ist. Sie ist etwas schwer und neigt dazu, einen holzigen Duft zu haben.

Sandelholz in der Basisnote ist nicht wahrnehmbar, vielmehr ist das Zedernholz mit seinen rauchigen Anklängen deutlich präsent und begrüßt uns bereits im Auftakt. Trocken geräuchertes indisches Vetiver steuert den Duftverlauf in Richtung Lalique Encre Noire.

Der Duft ist, entgegen der Unisex-Einstufung, sehr männlich. Die Performance ist befriedigend.
Wer Encre Noire besitzt oder kennt, findet Bois Bleu wenig innovativ. Besser gesagt: Encre Noire + Bergamotte und Lavendel = Bois Bleu.

Während meines Entscheidungsprozesses benötige ich einen Anreiz, um mich für den Kauf eines kostenintensiven Parfum zu entscheiden.

Zwei Faktoren sind hierbei besonders wichtig: Es muss unverwechselbar sein und stark performen.

Hinsichtlich der Qualität und Reinheit der Inhaltsstoffe ist Caftan zweifellos ein gutes Parfum.
Jedoch hat sich Calice Becker von vielen orientalischen Parfums einzigartiger Beschaffenheit inspirieren lassen.

Nimmt man Caftan intensiv unter die Lupe, findet man im Hintergrund die Spuren folgender Düfte: YSL M7, Gucci pour Homme (2003), Bentley for Men Intense.
Vielmehr sind die Charakterzüge von Lupins Idole präsent.

Caftan ist orientalisch, harzig, warm, winterlich. Schön, aber nichts Besonderes und vielfach auf dem Parfummarkt vorhanden. Die Performance ist im grünen Bereich. Die zuvor genannten Parfums sind jedoch langanhaltender.

Der Kauf lohnt sich für diejenigen, die keine ausgeprägten Sammlungen orientalischer Düfte haben oder sich erst seit Kurzem mit der Parfum-Welt beschäftigen. Für Veteranen ist Caftan nicht einzigartig genug.