PinkOrchid

PinkOrchid

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1 - 5 von 13
PinkOrchid vor 8 Monaten 14 4
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Les Années folles
Die Roaring Twenties, Les Années folles … eine aufregende Zeit.
Der erste Weltkrieg ist vorbei. Wirtschaftsaufschwung. Kinos, Cafés, Theater, Varietés und Tanzpaläste eröffnen allüberall. Jazz und Swing erobern die Musikwelt, man tanzt Charleston und Shimmy. Das Nachtleben in den Großstädten ist ausgelassen, fröhlich und freizügig, Der Art Déco-Stil erlebt seine Blütezeit.

Frauen emanzipieren sich, man darf wählen und geht arbeiten, fährt Auto, raucht und trinkt Hochprozentiges. Die Flapper erobern die Welt, mit Bubikopf, kniefreien Röcken und langen Perlenketten.
Josephine Baker tritt im Théâtre des Champs Elysées auf, und die Comedian Harmonists besingen ihren kleinen grünen Kaktus.
Man will die Schrecken des Krieges vergessen und sich amüsieren.
Paris … in den Zwanziger Jahren DIE Metropole für Künstler aller Art - Maler, Schriftsteller, Dichter, Bildhauer, Fotografen.

In dieser spektakulären Zeit lebt auch Jacques Guerlain, ein genialer Künstler, der - in dritter Generation und ganz in der Tradition seiner Familie - einzigartige Düfte kreiert. Düfte, die die Welt erobern. Mouchoir de Monsieur, Après L’Ondée, L’Heure Bleue, Mitsouko, Vol de Nuit … nur einige seiner Werke.
Er lebt zurückgezogen in der Rue Murillo 22 in Paris, meidet die Öffentlichkeit und gibt keine Interviews.
Und schließlich, im Jahr 1925, präsentiert er auf der Exposition Internationale Des Arts Décoratifs Et Industriels Modernes in Paris seine neue Kreation. Es ist der Höhepunkt eines vierjährigen Schaffensprozesses.

Shalimar … die reinste aller menschlichen Freuden.
Der Tempel der Liebe.
Inspiriert von der Liebe des Großmoguls Shah Jahan zu seiner Gemahlin Mumtaz Mahal und den Shalimar-Gärten in Agra.

Der Flakon aus edlem Baccarat-Kristallglas wird von Raymond Guerlain, einem Cousin von Monsieur Jacques, entworfen. Seine geschwungenen Linien erinnern an die Fontänen des Gartens Shalimar. Er ist der erste Flakon mit einem Sockel und hat die Form der typischen Brunnen in den Gärten des Mogulreichs.
Der blaue, fächerförmige Glasstöpsel versinnbildlicht die Pracht und Eleganz des fernen Ostens.
Dieser blaue Verschluss war der erste aus farbigem Kristall. Gerüchten zufolge war er ursprünglich hohl und wurde mit Quecksilber befüllt, wodurch die blaue Farbe erzeugt wurde. Bald jedoch entdeckte Baccarat eine streng gehütete Methode, mit der sich der Verschluss ohne Hohlraum blau einfärben ließ.

~*~*~*~

Vor vielen Jahren, als ich zwar schon duftbegeistert, aber auch noch sehr jung war, hatte ich schon mal eine Begegnung mit Shalimar Es muß das Eau de Toilette und es muß Ende der 70er oder Anfang der 80er gewesen sein.
Damals fanden wir keinen Draht zueinander. Ich fand den Duft einfach schrecklich … altbacken und antiquiert, dabei schrill und aufdringlich, ein Anachronismus.
Lange Zeit später, vor einigen Jahren, unternahm ich einen zweiten Versuch - diesmal mit dem Eau de Parfum. Es war toll, ein Erlebnis. Aber noch nicht das richtig Wahre.
Dann fand auf wunderbare Weise das Extrait zu mir. Und ich war überwältigt. Das war es. Das einzig Wahre. Die Königin. Mehr ging nicht.

Es ist vermutlich schon alles über Shalimar geschrieben worden, so muß ich den Duft sicher nicht mehr „auseinandernehmen“, darum …

… Shalimar ist eine „Orientalin“. Sie ist so sinnlich, so weich, so fein pudrig, so unendlich tief. Üppig, berauschend und exotisch, eine meisterhafte Verführerin, eine bernsteinfarbene Exotin, eine bezaubernde, kostbare Blume.
Für mich ist sie eine warme, köstliche Umarmung. Heimat, Liebe, Geborgenheit.
Wenn ich nur noch einen einzigen Duft behalten dürfte, dies wäre er. Ohne sie zu sein, kann ich mir nicht vorstellen.
Eine wahre Grande Dame, die in all den Jahrzehnten nichts von ihrer Klasse, ihrer Persönlichkeit und Schönheit verloren hat

Ich bin geizig mit meinem Schatz. Der Duft ist fast 40 Jahre alt und mir sehr kostbar. Ich tupfe und genieße ihn meist nur für mich, und ich habe jedes Mal Todesangst, daß der Flakon mir aus der Hand rutscht und in 1000 Scherben zerschellt.

Wer es noch nicht kennt - schaut euch gern "Die Legende von Shalimar" an, veröffentlicht von Maison Guerlain im Jahr 2013. Ist wirklich schön.

https://www.youtube.com/watch?v=rObi4f87fn8
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PinkOrchid vor 1 Jahr 11 4
Reizvolle Verführerin
Neulich ist mir durch glückliche Umstände eine Probe von "Suki Essence | Weil"
zugeflogen.
Am Probenröhrchen geschnuppert dachte ich zu Beginn: joa, garnicht schlecht … äh, Moment mal, da ist doch Pflaume drin ... hmmm  …

Dominante Pflaume und/oder Rose kann schwierig für mich sein (Musc Noir und Atomic Rose kann ich z.B. garnicht ertragen), aber beim ersten Kontakt mit meiner Haut waren alle Bedenken dahin.

Hier sind die süß-würzigen Noten wie Pflaume, Dattel, Zimt und Weihrauch so fein und elegant verwoben, daß es einfach eine Freude ist, immer wieder einen Hauch des Dufts zu erschnuppern, wenn er mich umweht.

Trotz der entsprechenden Noten ist Suki Essence wider Erwarten keine Wuchtbrumme (na gut, mit 10 Sprühern vielleicht schon, lol). Sie ist im Gegenteil eine charmante Schmeichlerin, die Wärme und Harmonie vermittelt, und die mir ein wirkliches Wohlgefühl gibt.

Gezimtete Trockenfrüchte – zu Beginn von einer feinen Zitrusnote untermalt - in Verbindung mit edlem Weihrauch und einer ganz zarten ätherischen Rose spielen auf das Schönste zusammen.
Datteln und Pflaumen verleihen dem Duft hier eine samtige Süße, die niemals harsch oder gar aggressiv wird oder – noch schlimmer – unerträglich pappsüß oder beliebig wird, sondern jederzeit weich und schmiegsam ist. Und der, man glaubt es kaum, relativ körpernah bleibt. Die feine Herbe des Weihrauchs passt wirklich wundervoll und ist ein überzeugender Kontrapunkt zur harzig-süßen Grundnote.
Nach einigen Stunden schließlich klingt der Duft sanft vanillig, warm, intim und zärtlich aus.
Suki ist ein sinnlicher Duft, der seine Trägerin raffiniert umgarnt und umschmeichelt. Sollte ich ihm eine Farbe zuordnen, würde ich ein warmes goldiges Orangegelb wählen.
Der gelbe Flakon sieht, zumindest auf Fotos, ausgesprochen fröhlich und hübsch aus.

Mit sehr herzlichem Dank an die wunderbare @Sternenklar, die es mir ermöglicht hat, diesen schönen Duft kennenzulernen!
Er wird jetzt bald mein sein :-)
4 Antworten
PinkOrchid vor 2 Jahren 13 6
10
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Daphne und der Lorbeerbaum
Neulich las ich die Geschichte der Nymphe Daphne, zu der der griechische Gott Apollon (Phoebus) in unsterblicher Liebe entflammte.
Als Apollon Daphne überwältigen wollte, floh sie vor ihm. Erschöpft von der Flucht flehte sie schließlich ihren Vater Peneios an, ihre Gestalt zu verwandeln, um Apollon zu entkommen. Dieser gewährte ihr ihren Wunsch und verwandelte sie in einen Lorbeerbaum.
Für Apollon wurde der Baum durch diese Verwandlung heilig, und er trug seither als Ausdruck seines Schmerzes über die unerwiderte Liebe einen Lorbeerkranz auf dem Haupt.

“Hilf, Vater, wenn ihr Flüsse göttliche Macht habt!
Durch Verwandlung verdirb die Gestalt, mit der ich zu sehr gefiel!“
Kaum war die Bitte beendet, befällt schwere Taubheit die Glieder.
Die weichen Brüste werden von zarter Rinde umschlossen,
die Haare werden zu Laub, die Arme wachsen als Äste;
schon wird der flinke Fuß von trägen Wurzeln gehalten,
ein Wipfel verbirgt das Gesicht. Der Glanz allein bleibt ihr.
Phoebus liebt sie gleichwohl. An den Stamm hält er die Rechte
und fühlt noch unter der neuen Rinde die zitternde Brust.
Die Zweige, wie Glieder, mit seinen Armen umschlingend
küsst er das Holz, doch das Holz weicht vor den Küssen zurück.

Beim Lesen fiel mir einer meiner liebsten Düfte ein.

Dans Paris ist ein leiser Duft. Süß, ja, aber von einer feinen, exquisiten, honigartigen Süße. Niemals ist er plakativ oder gar aufdringlich.
Ähnlich wie ich mir eine Nymphe vorstelle … zart, ätherisch und von graziler Schönheit.

Ich empfinde ihn überhaupt nicht als gourmandig,
Dans Paris ist ein wunderbar cremiger Vanileduft (oh, Vanille, seufz) … zu Beginn ein Hauch von zartgrüner Frische inmitten der feinen, weichen Vanille, der nach einer kleinen Weile ein dezentes Mandelaroma folgt, um schließlich in eine wolkenweiche Moschusbasis zu münden.
Bergamotte, Lorbeerblüten und Koriandersamen verleihen ihm eine zarte, aromatische Würze, eine Wärme, die mich trägt und schützt trotz ihrer Schwerelosigkeit.
Er ist nicht strahlend, aber er lässt mich strahlen.

Koriander(samen) steht in der Heilkunde für die Klarheit und Reinheit der Gefühle. Er symbolisiert die Urkraft des Universums und der Schöpfung, spendet aber auch Trost bei seelischen Verletzungen. Er inspiriert uns, unsere Gefühle klarer und bewusster wahrzunehmen.

Der echte Lorbeer (Laurus nobilis) wirkt erdend und beruhigend, verleiht innere Sicherheit, geistige Beweglichkeit und Konzentration, schenkt neue Kraft bei mentaler Erschöpfung und gibt frischen Schwung.
Und seine Blüten, kleine fragile gelb-weiße Sterne, sehen bezaubernd aus.

Sexiness oder Erotik sucht man hier vergebens. Dafür findet man eine natürliche, anziehende Eleganz, die die Sinne umschmeichelt wie ein weicher Kaschmirschal, die Stress, Gereiztheit und Nervosität abfallen lässt und Harmonie, Geborgenheit und Entspannung schenkt.

Der Flakon ist genau so, wie ich es liebe - klassisch und schlicht, aber sehr sehr edel.
Schweres Glas, ein fantastischer Sprüher und ein Magnetverschluß, der das elegante Flakon-Design krönt.

Wenn ich so etwas wie einen Signaturduft hätte, dann wäre es wohl dieser.
Ich bin jedenfalls bis über beide Ohren verliebt in diesen charmanten, zauberhaften Duft :-)
6 Antworten
PinkOrchid vor 2 Jahren 6 3
Wechselwirkungen
Nachdem ich vor einiger Zeit auf Magnificent Gold aufmerksam wurde, besorgte ich mir eine Abfüllung. Einmal natürlich, weil ich nun mal ein Vanilleliebchen bin, und dann, weil mich das weiße Oud lockte.
Ich habe keine Ahnung von und keine Erfahrung mit Oud, nur, daß es manchmal in einem nicht sonderlich angenehmen Kleid auftritt, scheint sicher. Aber weißes Oud, und dann auch noch in Kombination mit Vanille, das klang hell und ungefährlich und testenswert.

Magnificent Gold riecht wahnsinnig edel und teuer und unheimlich schön,
Diese elegante Vanille, die keine Gourmand-Vanille ist, in Verbindung mit dem weißen Oud (das erkenne ich zwar nicht, aber es muß das Oud sein, sonst ist ja nix drin) sind es, die dem Duft diese herrliche Würze mit einem Hauch Pudrigkeit, ganz ohne Staub, und das erlesene Bouquet verleihen. Ein markanter, auffallender, außergewöhnlicher, exquisiter Duft. Ich war gleich begeistert.
Ich bin es immer noch, immer wieder aufs Neue.

Und trotzdem ... hege ich ambivalente Gefühle.

Magnificent Gold ist, für mein Empfinden, äußerst kraftvoll. Nachdem ich beim ersten Test meine üblichen zwei Sprüher auf die Handgelenke ge-pffft hatte, umgab mich zusehends sowas wie ein unsichtbares Fluidum. Als würde der Duft sich vom Handgelenk aus von allein verteilen, vermehren, bis der ganze Körper eingehüllt ist. Bei jeder Bewegung trifft mich ein weiterer Schwung Duft. Über Stunden. Als würde er sich ausdehnen, sich aus sich selbst nähren und erneuern.
Bemerkenswert. Und mir, bei jedem neuerlichen Versuch, immer wieder irgendwann zu viel (des Guten immerhin, aber zuviel).
Es ist ein linearer Duft ohne weitere Entwicklung. Was man beim Aufsprühen riecht, riecht man auch nach fünf Stunden noch, nur weniger mächtig.

“Prächtiges Gold“ - der Name trifft es gut, finde ich. Kein Talmi, kein glitzeriger billiger Flitterkram, sondern reines strahlendes Gold.
Und genau diese Strahlkraft meine ich. Selbst am Handgelenk mit nur einem Sprüher beidseits verteilt hatte ich schon Testtage, an denen ich ihn nach zwei Stunden abgewaschen habe. Aufs Decolleté gesprüht könnte ich das prachtvolle Gold wahrscheinlich garnicht verkraften, lol.

Tja, ein Flakon wird bei mir wohl nicht einziehen.
Schade eigentlich, diese Schönheit würde in meiner Sammlung bestimmt ganz zauberhaft aussehen :-))
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PinkOrchid vor 2 Jahren 14 7
Tales of Midnight
Sie erwachte mit einem Ruck, so wie fast jede Nacht.
Sie hasste die Nächte. Die Schwärze, die Stille, die Einsamkeit. Und die Träume, die sie mit Regelmäßigkeit heimsuchten.
Diesmal jedoch war es anders.
Zum ersten Mal hatte sie keine Angst. Zum ersten Mal hörte sie nicht den ersterbenden Schrei, der sie gewöhnlich zum Aufwachen brachte.
Durch die geöffneten Terassentüren fiel diffuses Licht von ganz ungewöhnlicher Farbe. Eine sanfte Brise fächerte die zarten Vorhänge auf und traf ihr Gesicht. Ihre Nasenlöcher weiteten sich.
Dieser Duft, so klar und herb und frisch, so kühl und unnahbar, brachte eine Saite in ihr zum Klingen.
Langsam erhob sie sich und trat hinaus ins Freie. Ihre Augen wurden weit und ihr Herz schlug schneller. Vor ihr lag eine Zauberlandschaft, wie sie sie nie gesehen.
Auf sanft abfallenden grünen Hügeln wuchsen üppig blühende wilde Rosen und die weißen Sterne des Jasmins mt ihrem betörenden Duft.
Hohe Tannen mit schimmernden Spitzen wiegten sich im sanften, zitronenduftenden Wind. Wacholderbüsche, mit Beeren wie blaue Diamanten, verströmten aus der Ferne ihr herbes Aroma.
Der weiche, lieblich duftende Boden unter ihren Füßen atmete noch ein wenig die Wärme des Tages

Sie badete im silbrig schimmernden lavendelfarbenen Mondlicht, atmete tief das einzigartige Bouquet ein und spürte einen nie gekannten Frieden.
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Blumig, und vor allem rosig, ist im Grunde ncht meine Richtung, aber es gibt Ausnahmen.
Dieser Duft hier ist eine. Ich habe ihn vor einiger Zeit gekauft, weil mich die Rezensionen und Statements so geflasht hatten, daß ich schließlich nicht anders konnte.
Mit Rose in Düften kann ich also nicht so, aber hier sind die Rosen, und auch der Jasmin, so fein verwoben mit der Zitrusfrische und der wunderbaren Herbe von Wacholder und Tanne als Kontrapunkt, daß ein ganz einzigartiger, eleganter (und auf meiner Haut zum Glück gänzlich unseifiger) Duft entstanden ist, den ich wirklich sehr mag.
7 Antworten
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