Poetrice

Ich kann mich nich mehr daran erinner, bei welcher Parfumerie man mir dieses Pröbchen in die Hand gedrückt hat. Ich habe es dem besten aller Ehemänner weitergereicht, weil Männerduft.
Eines Morgens nun tritt besagter bester aller Ehemänner aus dem Bad. Ein Wohlgeruch weht hinter ihm her - fruchtig, warm, sinnlich. Es war: erraten - das Pröbchen.
Was folgte, war eine intensive Zeit der Recherche und Herumsurferei. Nicht ganz einfach, diesen Duft zu bekommen. Habe ihn schlussendlich bei Amazon bestellt, vermutlich masslos überteuert. Egal! Ich will, dass mein Mann danach riecht! Und zwar nicht nur einmal, sondern ganz oft!

Mich erinnert die erste Duftphase von Spice Bomb interessanterweise sehr stark an den Pflaumenwein beim Chinesen. Das meine ich jedoch gar nicht abwertend - er hat so eine intensive, pflaumig-trockenfruchtige Süsse, die mir entgegenkommt, wenn ich meine Nase in das obligate Gläschen stecke, das zur Rechnung dazuserviert wird. Besonders, wenn er, wie oft im Winter, erwärmt wurde.

Und vor allem bleibt der Duft lange - die Fruchtigkeit verfliegt nach einer Zeit und schwingt noch fein im Hintergrund mit, die gewürzigeren Noten halten noch lange an. Alles in allem: ein wunderbarer Duft vor allem für Herbst und Winter. Mein Wunsch an den Weihnachtsmann: bitte ihn leichter erhältlich machen.

Rousse ist einer meiner Lieblingsdüfte für den Herbst.

Das intensiv Gewürzige, die Zimtnote, die jenseits aller Lieblichkeit urwüchsig und kraftvoll daherkommt, frisch vom Stamm geschälte Rinde sozusagen. Genau das macht Rousse sehr tragbar und bei aller Intensität bleibt der Duft unaufdringlich.

Ich kann mir Rousse sehr gut auch an einem Mann vorstellen. Entweder an einem vom Typ „Kanadischer Holzfäller“ – ein Hauch gesunder Arbeitsschweiss, ein kariertes Flanellhemd und dazu ein Hauch Rousse. Oder auch an einem Jungmanager, bei dem Rousse sich hervorragend mit dem Duft der Lederaktentasche und des Naturholzes seines Schreibtischs verbinden würde.

Letzte Woche bin ich wieder mal einem meiner Lieblingshobbies nachgegangen, nämlich Parfumerie-Verkäuferinnen in den Wahnsinn treiben :-)

Nachdem mir die gute Frau mit Engelsgeduld etwa ein Dutzend verschiedener Düfte auf Papierstreifchen gesprüht hatte, nur um jedes Mal zu hören: „Nein, ist gar nicht meins … nein, ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe… nein, nein, nein…“), blieben wir bei zwei Düften hängen, die sie mir noch auf die Haut sprühen wollte. Einer davon war Hypnotic Poison.

Erster Eindruck auf Papierstreifen: ja, ganz nett. Ist aber nicht das, was ich mir …

Der Duft auf der Haut schält sich langsam aus seinem Kokon und steigt mir in die Nase. Sinnlich. Warm. Einhüllend. Verführerisch. Vanillig, aber nicht nur. Ich schnuppere. Oh. Ja, ist eigentlich nicht schlecht. Schön für die kalte Jahreszeit. Ist ok.

Der Duft kriecht mir in die Gehirnwindungen. Schmeichelt sich ein. Legt noch ein wenig nach mit einer winzigen Idee Mandeln zur Vanille, fächelt ein paar schwer duftende Blüten hinterher und zieht mich willenlos zur Kasse.

„Ich nehme ihn.“

So hat Hypnotic Poison zu mir gefunden. Und begeistert mich noch immer. Abends ein wenig davon aufgesprüht und schlafen gegangen. Am nächsten Morgen beim Aufwachen an den Ehemann gekuschelt. Hypnotic Poison tut ganze Arbeit.
Nach einer Weile endgültig aus dem Bett gestiegen. Ein feiner Dufthauch weht aus den Kissen und Decken. Süsses Gift.

Habt ihr das schon mal erlebt? Man lädt euch ein zur Wahl der Schönheitskönigin. Ihr erscheint, gut gelaunt und in Erwartung der hübschen langbeinigen Mädels, die sich gleich auf der Bühne präsentieren werden. Dass die Veranstaltung im Freien stattfindet, ist nur im ersten Moment befremdlich. Bis die Schönheitsköniginnen antreten. Auf vier Beinen, mit prallen Eutern und eindrucksvollen Hörnern. Ach, Kühe … Schönheitsköniginnen … jaja, klar, gibt’s ja auch beim Rindvieh …

Tea for Two war für mich genauso eine Überraschung. Ja, es gibt so eine Sorte Tee, die genau dieses Aroma hat (ich glaube, Gunpowder – das sind diese kleinen gerollten Kügelchen). Bei Führungen durch mittelalterliche Burgküchen riecht es oft ebenso. Rauchig. Geräuchert. Nach Speckschwarte und Brettljause.
Ich fühlte mich ziemlich betrogen, als ich Tea for Two ausprobierte (war zum Glück nur ein kleines Pröbchen einer netten Parfumo-Anbieterin). Puh. „Speckschwarte“ war eigentlich nicht die Duftnote, die ich mir für den Tag gewünscht hatte. Ich bin diesen Geruch sofort wieder abduschen gegangen, und das heisst was, denn ich ver- und ertrage normalerweise für einen tag auch die absonderlichsten Düfte an mir, aber dieser war einfach einen Deut zu eigenwillig.

Oft im Leben will man genau das: etwas Leichtes, Anspruchsloses, Unterhaltsames, das gute Laune macht und die Mühsal des Tages vergessen lässt.

An solchen Tagen (und auch an vielen anderen) sollte man getrost zu „Mint“ greifen, denn dieser Duft ist sozusagen das olfaktorische Gegenstück zur romantischen Komödie. Ein paar Irrungen und Wirrungen der Art: kriegen sie sich? kriegen sie sich nicht? In diesem Fall: Minze oder doch eher Blümchen? Mit der kühlen blonden Zitrone als scharfer Konkurrenz? Gehen sie getrennte Wege oder finden sie am Schluss doch noch zusammen? Natürlich finden sie zusammen, und so präsentiert sich Mint als sehr frischer, unkomplizierter Duft, in dem die Minze weich und pudrig daherkommt, zuerst fast verdrängt von den Zitrusnoten, aber nach einer Weile tritt dann der wahre, im ersten Moment eher unscheinbare Charakter der Minze (Typ Spearmint) stärker hervor. Der kleine Flacon liegt gut in der Hand, und der Duft ist erfrischend. Von der Haltbarkeit ist er allerdings auch eine leichte Muse: kaum fertig (gesprüht), schon fast wieder vergessen. Zum Glück gibt es aus derselben Serie auch noch Duschgel und Deo, so dass die gesamte Komposition durch das Kombinieren der verschiedenen Elemente doch etwas dauerhafter wird.