Pollita
Hühnergegacker
vor 11 Monaten - 29.05.2023
62 75

Rosa macht mir Angst. Wenn das Einhorn versucht, Dich zu ersticken

Ich mag Rosa nicht. Mochte ich schon als Kind nicht. Neben Lila liebte ich Gelb als Mädchen.
Oft bekam ich, da ich nunmal weiblich bin, rosarote Gegenstände geschenkt. Oft
auch, da viele Menschen dazu neigen, Rosa und Lila miteinander zu verwechseln.
Waaah! Wie können diese beiden Farben nur verwechselt werden? Die sind für mich
sowas von grundverschieden. Aber egal. Ich habe nunmal meine speziellen
Vorlieben und Abneigungen, wie sie jeder hat. Und wo ich Lila liebe und nicht
genug davon bekommen kann, finde ich Rosa ziemlich gruselig. Die Farbe macht
mir tatsächlich ein bisschen Angst.

Ich finde, Rosa kann einen, wenn übermäßig vorhanden, fast erdrücken. Rosa schreit für meine
Augen. Deshalb mussten wir auch, als wir unser Haus hier 2013 bezogen haben,
zunächst das Treppenhaus neu streichen. Im Gegensatz zu mir liebt meine Mutter
nämlich sämtliche knalligen Farben und so natürlich auch Rosarot. Für mich und
Mr. Polly zum Glück auch musste es weg, dieses Rosa. Und seit es weg ist, geht
es mir besser.

Ein dezentes Rosa an anderen ist freilich okay für mich. Doch wenn ich in einem Raum komme,
und überall sehe ich ROSA, dann kriege ich buchstäblich Fluchtreflexe. Genauso
ergeht es mir mit rosaroten Düften. Wie La Vie Est Belle und Konsorten. Nicht
nur die Farbe der duften Flüssigkeit ist rosa, der Duft ist es auch. Mir war
bisher nicht bewusst, dass ich synästhetische Tendenzen besitze, aber doch, Düfte
haben für mich tatsächlich öfter eine Farbe. Und diese Fruity-Florals, die sind
für mich fast alle rosa. So auch Delina, Whittoria, Maybe Baby, Creme Bouquet oder
La Belle. Sie duften für mich alle irgendwie wie rosa Kinderspielzeug und Tonnen von Süßigkeiten.

Als ob ich in einer Welt voller Zuckerstangen, Liebesperlen, weißen, nein rosa Mäusen,
Baiser und Zuckerguss eingesperrt wäre. Ein bisschen wie bei Charlie und die
Schokoladenfabrik, nur eben ausschließlich mit Naschereien in der Farbe Rosa.
Und überall um mich herum sind rosa Kuscheltiere. Teddybären, Einhörner mit
wallenden rosa Mähnen, Barbiepuppen mit rosaroten Haaren und so viele andere, für
mein persönliches Gefühl abscheuliche Dinge in der Farbe Rosa.

Das mag ein Grund sein, weshalb ich mich schon in früher Jugend eher düsteren Klängen
zugewandt habe. Schwarz ist für mich so herrlich neutral. Das tut nicht weh.
Rosa klingt für mich wie Helene Fischer oder Beatrice Egli. Bis heute. Sorry an
die Fans der Künstlerinnen sowie an alle Rosa- und LVeB-Liebhaber und
Liebhaberinnen.

Werde ich mit zu viel von diesem gruseligen Rosa auch noch kombiniert konfrontiert, dann kann
mir schonmal schummrig werden. Wie kürzlich geschehen. Zahnarztpraxis, die von
der Wand über Stühle, Instrumente, Vorhänge und sogar Gummihandschuhe fast
komplett in verschiedenen Rosatönen ausgestattet ist und dazu eine Zahnarzthelferin
mit LVeB-Wölkchen. Keine Überdosis, nein, alles im Rahmen. Aber das löste bei
mir schon ein bisschen Beklemmung aus. Ein Glück, dass im Radio während meiner
Behandlung nicht auch noch Helene lief. Ich wäre vermutlich schreiend
weggerannt. Ich habe mich gefühlt, als ob ein rosa Einhorn sich an meinem Mund
festgeklammert und versucht hätte, mich zu ersticken. Dabei hat es mich ganz
lieb angegrinst. Ich fands trotzdem furchtbar! Ja, ich verstehe, weshalb manche
Menschen Angst vor dem Zahnarztbesuch haben. Ich hatte an diesem Tag auch
welche.

Egal. Ich wünsche euch einen schönen Pfingstmontag. Eine Art Pink mag ich übrigens sehr.
Die Morgen- und Abendröte verzaubern mich regelmäßig. Kann ich nicht oft genug
hingucken und fotografieren. Vielleicht wird’s ja noch was mit mir und Rosa.

Eure Polly

62 Antworten

Weitere Artikel von Pollita