Pollita
Hühnergegacker
vor 3 Jahren - 17.11.2020
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Von kleinen, fiesen Störfaktoren

Unlängst traf ich mich mit zwei sehr netten Mitparfumos und wir sprachen unter anderem über Störfaktoren in Düften. Manchmal sind sie von Anfang an da und zeigen einem schon beim ersten Parfumtest klipp und klar auf „ich bin nichts für Dich, weil……“ Aber es gibt auch andere Vertreter dieser Spezies. Manche melden sich erst nach dem fünften oder sechsten Tragen und sagen plötzlich „hallo, ich bin da und ich rieche unangenehm“ oder „ätsch, ich versaue Dir jetzt Deinen schönen Duft.“ Machen kann man dagegen leider gar nichts. Zumindest haben weder ich, noch meine Parfumokollegen, ein Patentrezept dagegen gefunden. Es gibt eigentlich nur eine Lösung: Der Duft muss wieder gehen, denn irgendetwas nervt beim Tragen. Die Harmonie ist einfach weg und will sich nicht mehr einstellen.

Meistens versuche ich es dann wieder und wieder und – scheitere erneut. Ich trage den einen oder anderen Duft ein sechstes, siebtes, achtes Mal, weil ich es einfach nicht einsehen will, dass wir nicht mehr miteinander harmonieren und ich ihn weiterziehen lassen muss. Aber nein, der Duft gibt mir keine weitere Chance. Bzw. mein Hirn will es einfach nicht zulassen.

Das Hirn ist nämlich schuld! Da ist von heute auf morgen plötzlich eine Assoziation da, die sich nicht mehr abstellen lässt und die sagt immerzu „das riecht nicht gut, das riecht nach xyz und ist nicht schön.“ Mir beispielsweise geschehen mit "Crema di Latte" von Hilde Soliani Profumi. Auf einmal schwang da so eine Note von einem alten Pflaster in der Komposition mit. Ich trug ihn wieder und wieder, aber das Pflaster grüßte immerzu. Dann ließ ich ihn nach einigen anstrengenden Trageversuchen eben doch gehen. Das Pflaster blieb aber trotzdem. Denn auf einmal roch ich es auch in "Mousse au Café" von Maison des Reves sowie – ganz schlimm – in "Dolce Acqua" von Profumum Roma. Nach langem hin und her trennte ich mich also auch von den beiden.

Und dann fing "La Fin du Monde" von ELdO, den ich so geliebt hatte, auf einmal an, mich zu ärgern. Auf einmal roch ich da Kippenasche. WTF? Das darf doch nicht wahr sein? Ich rauche doch nicht mehr. Wieso riecht der auf einmal nach Popcorn und Iris inklusive Kippenasche? Arrrgh! Bei "Memoirs of a Trespasser" von Imaginary Authors merkte ich es glücklicherweise, bevor ich mir einen Flakon kaufte. Denn auch hier manifestierte sich die Kippenasche beim zweiten Trageversuch.

Was lernen wir daraus? Natürlich erstmal immer ausgiebig testen, bevor man erwägt, sich einen neuen Duft zuzulegen. Doch auch damit bleibt man vor diesen fiesen, kleinen Störfaktoren selbstverständlich nicht gefeit. Sind sie einmal da und grinsen sich eins, wenn wir uns plötzlich über einen Duft nicht mehr so richtig erfreuen können, dann ist es an der Zeit, den Duft gehen zu lassen. Denn es bringt einfach nichts. Diese Fieslinge wollen einfach partout nicht mehr gehen.

Bye bye, mein Schatz. Auch wenn es weh tut! Ist es allerdings geschehen und der Duft ist weg, fühle ich mich hinterher immerzu befreit. Wer kennt das nicht?

Eure Polly

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