Pollita
Hühnergegacker
vor 3 Jahren - 06.02.2021
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​Von vereinzelten Rosinchen in einem Wust von Hefezopf oder Parfum heute

Kürzlich schickte mir der liebe Bastian unter anderem eine Probe von "Miel d'Arabie" von Chopard. Die Beschreibung klang schön und ich dachte mir, bei meinem ehemals liebsten Haus aus dem schönen Genf muss doch mal wieder ein Düftchen für mich dabei sein. Hatte vor knapp einem Jahr bereits "Vanille de Madagascar" probiert und war ziemlich enttäuscht worden. Ein Ausrutscher, dachte ich mir. Der Miel d’Arabie muss jetzt einfach perfekt sein. Doch weit gefehlt. Auch dieser feine und teure eidgenössische Exklusivling überzeugte mich nicht. Auch wenn die Düfte gewiss fein komponiert sind, hat das für meine Nase leider gar nichts zu tun mit den Chopard-Düften, die ich vor vielen Jahren lieben lernte und bis heute tue.

Chopard, das ist für mich vor allem "Casmir (Eau de Parfum)" (die Formel aus den Neunzigern), "Heaven (Eau de Toilette)" und "Casran (Eau de Toilette)". Cašmir war mein erstes „teures“ Parfum. Heaven trug mein erster Freund und Cašran später mein Partner, also Mr. Polly. Das waren Düfte, die mein Herz berührten. Die Kompositionen waren für meine Nase einfach nur großartig! Selten begegnete ich in den letzten Jahren Düften, die vergleichbare Emotionen bei mir auslösten. Diese olfaktorische Perfektion einfach, bei der alles passt, bei der nichts beißt oder zwickt und ich einfach nur still vor mich hinlächle und glücklich bin.

Und ich bin anscheinend nicht so ganz allein mit meinen Eindrücken. Oft lese ich Beiträge des von mir geschätzten Parfumos Mörderbiene, der in ähnlicher Weise über das Haus Penhaligons spricht, ja, die neuen Kreationen sogar oft noch ein bisschen negativer einschätzt, als ich es bei Chopards neuen Düften tue. Oder wenn ich bei der ebenso von mir sehr geschätzten Parfuma Melisse2 einige Beiträge verfolge, erkenne ich Parallelen, wie sie das Haus Caron, deren Klassiker und die aktuellen Schöpfungen charakterisiert.

Woran mag das liegen? Sind wir einfach borniert und festgefahren und können unsere Nasen schlichtweg nicht mehr für Neues öffnen? Bleiben wir olfaktorisch bis ins hohe Alter bei den Düften hängen, die unsere Jugend geprägt haben? Oder sind die Neuschöpfungen aus den oben genannten und vielleicht auch weiteren Häusern einfach nicht mehr so gut, wie die Parfums aus vergangenen Jahren?

Was ich beobachte, ist, dass aktuell sehr viele Düfte auf den Markt geworfen werden und die so genannten Cashcows oft Pate stehen für neue Parfums. Da gibt es ein Vielfaches an Klonen von Creed "Aventus (Eau de Parfum)" oder "Baccarat Rouge 540 (Eau de Parfum)" oder anderen, sehr beliebten Düften. Viel Raum für Abwechslung bleibt da leider nicht. Diese Entwicklung hatte ja auch Turandot, die ich ebenfalls sehr schätze, kürzlich in einem Blog thematisiert.

Sind es schlichtweg die schiere Menge an Neulancierungen und der Wunsch, Düfte, die sich gut verkaufen, olfaktorisch zu imitieren, weshalb es uns Parfumenthusiasten umso schwerer fällt, noch ein paar Rosinchen in dem ganzen Hefezopfwust Parfümerie zu finden?

Ich bin jedenfalls ratlos und leider immer wieder traurig, wenn ich einen neuen Chopard-Duft schnuppere und wollte das einfach mal loswerden.

Eure Polly

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