Pollita
Hühnergegacker
vor 3 Jahren - 07.04.2021
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Welcher war das denn nun?

Ein lieber Parfumokollege schrieb mir kürzlich, er mache Blindtests und würde bei so einigen Düften, die er sogar selbst schon besessen und häufig getragen hat, mal richtig daneben liegen und diese nicht immer sicher erraten können. Wenn ich so darüber nachdenke, würde es mir vermutlich nicht anders gehen. Selbst bei meinen eigenen Düften – und meine Sammlung ist beileibe nicht groß – hätte ich, denke ich, hier und da meine Schwierigkeiten.

Viele meiner Parfums duften recht ähnlich. Da gibt es zwar feine Unterschiede, doch die lassen sich meist nur anhand der Kopfnoten genau klassifizieren. Driften die Düfte nach rund 30 Minuten über in eine Mischung aus Herz- und Basisnoten, sind diese Unterschiede auch für eine erfahrene Nase oft nicht mehr erkennbar. Klar weiß ich selbst immer, ob ich am Vormittag "450 (Eau de Parfum)" oder etwa Collection Extraordinaire – Bois d’Iris von van Cleef & Arpels aufgelegt habe, aber könnte ich den Unterschied nach mehreren Stunden wirklich noch erschnuppern, der sowieso nicht sehr groß ist? Zudem sind diese beiden Düfte auch noch eher leichtgewichtig und werden nicht zuletzt auch noch schnell vom Träger adaptiert. Und damit nicht genug. Ich hätte nämlich in der Sammlung auch noch "Baiser de Florence" sowie "Lye@Gabriella Chieffo". Und da ist dann definitiv Schluss. Nein, ich bin mir sicher, die könnte ich nicht mehr zu 100% voneinander unterscheiden, müsste ich blind aus einem neutralen Gefäß einen dieser vier sprühen. Ich wäre höchstwahrscheinlich komplett aufgeschmissen.

Und ich gehe sogar noch weiter. Der für mich ultimativ schönste Duft ist "Casmir (Parfum)". Meine kleine olfaktorische Perfektion, eingefangen in einem Extrait. Mein Gatte findet ihn schwach, da er Extrait-typisch eher körpernah bleibt und nicht so stark ausstrahlt wie mein Vintage-EdP dieses Duftes. Könnte ich die beiden nach mehreren Stunden aber definitiv voneinander unterscheiden? Ich wäre mir da nicht so sicher. Klar, das EdP hat deutlich mehr Strahlkraft und der Auftakt kann etwas bissig rüberkommen. Nach mehreren Stunden jedoch sind die Unterschiede für meine Nase dann doch eher marginal. Auch was die Haltbarkeit angeht, glaube ich nicht, dass das Extrait unbedingt länger durchhält. Haltbarkeit hängt ja auch immer etwas von der Tagesform ab. Wie warm oder kalt ist es? Wie fit bin ich? Wie viel bewege ich mich? Ja, das sind durchaus Faktoren, die die Haltbarkeit eines Parfums beeinflussen können.

Dann hätte ich auch noch Bal d'Afrique von Byredo und "Velvet Orchid@Birkholz" in meiner Sammlung. Die beiden unterscheiden sich zwar in einigen Noten, aber der Grundcharakter des Dufts ist auch hier sehr ähnlich. Auch hier schließe ich nicht aus, dass ich nach mehreren Stunden falsch liegen könnte, müsste ich die beiden eindeutig identifizieren.

Und jetzt bin ich gespannt, wie ihr das seht. Glaubt ihr, sämtliche Düfte aus eurer Sammlung jederzeit und eindeutig wiedererkennen zu können? Kommt natürlich auch immer ein bisschen auf die individuellen Sammlungen an. Bei mir finden sich einfach mehrere Düfte (z.B. auch "Paname" und "Douce Amère"), die sich ähneln. Das machts dann nicht unbedingt einfacher. Ich glaube nein, ich kann das nicht.

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