PrisAloha

Gestern Abend nach dem Abendessen waren mein Freund und ich einkaufen- den großen Wocheneinkauf erledigen. Weil's abends nach 20 Uhr so schön ruhig ist, so spät.

Für meinen Freund ist einkaufen abends angenehmer, weil wir sehr unterschiedlich einkaufen:
Ich lasse mich von jedem Mist ablenken, schaue Kinderspielzeug an- keiner von uns hat ein Kind-, Adventskalender mit Werkzeug drin, verschiedene Essigsorten- ich bin, was man neuerdings Foodie nennt-, bunte Socken aus Synthetikmaterial, die ich nie kaufen würde, schlicht einfach alles würde ich am Liebsten ansehen, untersuchen und ewig überlegen ob ich es brauche, oder auch einfach nur so kaufen mag.
Das stresst ihn.

Er geht schon auf der Rolltreppe die Reihenfolge, in der die Dinge stehen, durch, um dann im Schweinsgalopp durch die Gänge zu rasen, alles in den Wagen zu werfen und möglichst einen neuen Rekord in der Disziplin 'Schnelleinkauf' aufzustellen.
Das stresst mich.

'Ich bin kurz beim Make-Up, nach einem neuen Augenbrauenstift schauen.', sage ich zu ihm während er Taschentücher und Duschgel holt, und gehe schonmal vor- ich weiß jetzt schon, dass ich vermutlich ein wenig länger brauchen werde als für die tatsächliche Suche nach einem Augenbrauenstift, da mein 'Stammprodukt' leider eingestellt wurde.
Dort in der Abteilung angekommen, fällt mir an einem Counter eine Limited Edition ins Auge- in Weihnachtsfarben. Und etwas, das wie ein Parfum aussieht! Meine Neugier ist geweckt, mal wieder.
Vor den Parfumschachtel gähnt ein leider leerer Platz, an dem sich eigentlich der Tester befinden sollte. Hm, jetzt ewig rumstehen, und überlegen, oder mich- wir haben beide vereinbart, uns beim Einkaufen Mühe zu geben, den Stress zu minimieren- zusammenreißen, und mich zügiger entscheiden. Also schnell die Schachtel in den Wagen gelegt, gemeinsam mit den Dingen, die ich wirklich brauche.
Beim Auspacken der Waren hält er die Schachtel in der Hand, guckt flüchtig drauf, wundert sich aber offenbar nur kurz, und legt sie auf's Band an der Kasse.

Heute morgen war es dann soweit, mein Freund ist bereits aus dem Haus, ich habe erst später Dienst und teste den neuen Duft.
Wie ich erst Zuhause erfahren habe, soll der Duft soll nach Cranberry duften. Ich liebe Cranberries, koche sogar im Winter gerne Cranberrysauce zu herzhaften Gerichten. Direkt nach dem Aufsprühen geht es los!
Von _dieser_ Beere jedoch war doch aber keine Rede?! Passender wäre für dieses Exemplar Cryberry, oder auf deutsch Brüllbeere.
Sie übertönt über knapp zwei Stunden alles andere:
Die anderen angegebenen Noten in Kopf- und Herznote, und selbst meinen geliebten geräucherten Earl Grey Tee (den zum Trinken, kein Parfum). Bei jeder Bewegung Beere und ich bin schon versucht, sie abzuwaschen; sie nervt.
Aber ich halte durch. Die Beere auch.
Sie singt aus vollem Hals: 'Meine Schwester heißt Polyester, Sie lutscht nun schon bald 9 Jahre, Immer den selben gelben Plastikbonbon!'.

Nach knapp zwei Stunden scheint die Beere müde, sie lässt nach, summt nur noch leise vor sich hin, kuschelt sich in eine weiche Decke aus Vanille und viel, viel Karamell, und schläft schließlich ein.
Die Tonkabohne hat es wohl nicht ausgehalten, und bevor ich sie entdecken konnte, entsprechend ohne eine Spur verzogen. Aber das ist nicht schlimm.

Na, also. Angenehm. So können wir es doch miteinander aushalten.
Zumindest Zuhause. Manchmal. Okay, vermutlich nur sehr selten. Und wenn wir nur zu zweit sind. Dann darf die Cryberry vielleicht nochmal raus aus ihrem schlichten, kleinen Flacon, weil ich es leider doch etwas zu schwierig finde, die vorherige Phase zu überstehen.

Zusammengefasst:

Der Duft hält, was er verspricht. Er kostet unter 5 Euro und auf der Packung steht exakt, was er bietet und zwar Beere und Vanille. Das ist okay so.

Die Schachtel ist in matten Rot gehalten. Darauf ein grüner Blätterkranz, in dessen innerer weißer Mitte sich in gold-glänzender Schrift der Name des Parfums befindet.
Über die komplette Fläche um den grünen Kranz und den weißen Kreis sieht man kleine, weiße Schneefläckchen.
Hübsch, die Verpackung gefällt mir.
Rückseitig in zwei Christbaumkugeln steht 'get your special christmas feeling with me!' bzw. 'magical berry & vanilla notes'.
Beides las ich erst nach dem Test- genaugenommen in diesem Moment, in dem ich die Schachtel umdrehe um sie hier zu beschreiben.

Der Flacon ist schlicht, mit angerundeten Ecken, der Duft darin hat eine minimale rosarote Färbung.
Die Sprüheinheit ist allerdings in Ordnung und wirkt nicht billig.
Leider wirkt der Flacon insgesamt nicht besonders hochwertig, da Deckel nicht richtig schließt, sondern sehr leicht abrutscht.

Die Haltbarkeit ist duchaus in Ordnung für einen Duft dieser Preisklasse.
Die Sillage kann ich leider nicht beurteilen, da ich die Cranberry als so stark empfunden habe, dass ich nicht unterscheiden kann, ob die Intensität an meiner Wahrnehmung bzw. Fokussierung darauf lag, oder die Sillage des Duftes tatsächlich so raumgreifend ist.

Woher kommt nun 'Die Ausgeglichenheit in Person' im Titel?
Damit meine ich nicht den Duft, sondern meinen Freund.
Er weiß schon am Kassenband im Supermarkt ganz genau, dass ich den Duft nicht wirklich tragen werde, sondern weiterhin meinen geliebten Lehmann'schen Düfte, Serge Lutens und weiteres Bewährtes; ihn einfach nur aus Neugier auf alles, das duftet, mitnehmen möchte.
Trotzdem nörgelt er nicht, sondern akzeptiert mich, meine Eigenheiten und lässt mir meine Freude an kleinen Dingen wie z.B. diesem Drogeriedüftchen.

Eigentlich wollte ich mich nur am Serge Lutens Counter für eine Duftlesung anmelden. Tja, _eigentlich_...
Da ich nun aber sowieso schonmal da war, habe ich mich doch von der Shiseido-Dame beraten lassen. Und sie machte ihre Sache gut.

Sie 'warnte' schon vor, dass der Duft süß sei und nach Schokolade dufte, fragte ob ich ihn trotzdem probieren wolle, verriet aber vorerst nichts genaues über die Duftpyramide. Bei einigen Düften von Serge Lutens habe ich sie zwar sogar selbst im Kopf, bei diesem aber nicht.

So hatte ich nach dem Verfliegen des Alkohols als Erstes ganz klar Kaffee im Kopf. Kaffee mit einer cremigen Note, zwar süß, aber nicht klebrig. Von Schokolade hingegen bemerke ich nichts.

Wie bei sehr vielen Lutens-Düften dürfen auch hier Gewürze nicht fehlen. Hier allerdings nicht 'In Yo' Face!' wie initial bei einigen anderen seiner Kreationen, sondern eher wie in Chai umgesetzt:
Würzig, aber sahnig- ich habe hier die Kokosnuss im Verdacht-, nicht prickelnd, oder stechend. Das hatte ich nach dem Lesen der Duftpyramide von der Lakritze erwartet, die sich vor mir aber gänzlich verbirgt und nicht einmal zeigt.

Viel Duftverlauf, muss ich zugeben, kann ich nicht erkennen. Es ändert sich für mein Empfinden eigentlich nichts, sondern duftet ganz leicht, ein wenig süßlich, und so sanft.
Irgendetwas schweißiges, oder gar Rattenkäfig- ich hatte früher auch welche- kann ich überhaupt nicht wahrnehmen. Allerdings denke ich, dass es die minimal hefige Milchnote sein könnte, die ich jedoch mit Geborgenheit assoziiere.

Der komplette Duft wirkt auf mich sowieso insgesamt sehr subtil.
Das kenne ich von Serge so eher nicht, aber ich finde es ganz wunderbar. Der Duft ist ein Duft wirklich nur für die/den Jeweilige Träger*in selbst.
Für mich ist er eher eine Assoziation als ein tatsächlicher Duft. Er ist da, gleichzeitig aber auch nicht, fast unwirklich.
Und er erinnert mich an die Haut meines Partners wenn er im Sommer vom Boot aus im Wasser springt und wieder getrocknet ist. Er liegt danach auf dem Boot in der Sonne und duftet wie Jeux de Peau. Oder Jeux de Peau wie er? Ich weiß es nicht. Ist auch egal. Ich bin verliebt. In beide(s).

Als ich abends nach dem Test meinen Freund gefragt habe, was er rieche und ihm mein Handgelenk vor die Nase hielt, meinte er, er merke fast nichts. Bas de Soi auf dem anderen Arm hingegen erkannte er sofort als blumig und mochte es obwohl er normalerweise Blumendüfte weniger mag.

Kurz zusammengefasst:

Der Flacon ist der bei den 'älteren' Serge Lutens Düften der übliche, elegant-schlichte eckige Flacon aus transparentem Glas und trägt ein helles Etikett.

Der Duft ist definitiv süßlich, glücklicherweise nicht sirup-klebrig und sehr sanft.

Die Sillage bzw. Abstrahlung ist meinem Empfinden nach so gut wie nicht vorhanden. Genau so ist es für mich bei diesem Duft perfekt.

Die Haltbarkeit ist wie bei Serge Lutens üblich lang, nicht jedoch so lang, dass es am nächsten Tag, an dem man einen anderen Duft, vielleicht jedoch den selben Mantel wie am Vortag tragen möchte.

Mir fiel während der Wartezeit in einer Drogerie beim Warten dieses Parfum auf- mit seinen Geschwister in silber-metallic und rot-metallic mit einem roten 'NEU'-Schild gekennzeichnet. Angesichts des Preises war ich zwar skeptisch, wollte aber auch nicht zu voreingenommen sein und so testete ich By Night.

Schon die Handhabung des Flacons erwies sich als schwierig:
Laut der Beschriftung, die unten angebracht ist, muss man den unteren Rand des Flacons nach rechts drehen, um es zu öffnen. Daraufhin dreht sich oben eine Art Sprühkopf heraus. Diesen habe ich mehrmals versucht, zu drücken, ohne, dass sich etwas tat, bis sich herausstellte, dass er _exakt_ mittig sitzen muss, da er sonst verkantet ist- ist nicht von außen zu erkennen- damit er überhaupt so etwas ähnliches tut wie sprühen.
Es sieht aus wie die Verschlüsse einiger Deo-Sprühdosen. Meiner Meinung nach unangemessen für ein Parfum.

Auf der Haut und dem Teststreifen aufgebracht war es mir ziemlich unangenehm, so in noch ein weiteres Geschäft, in dem ich noch Besorgungen machen musste, zu gehen. Der Duft ist für mich- so man denn Parfums in dieser Richtung mag- tatsächlich etwas zum 'Aufbrezeln' für abends, also 'by night'.

Ja, ich muss zugeben, ich finde, man merkt dem Parfum an, dass es sehr 'günstig' ist. Dennoch meine ich, einen Anflug von Sandelholz zu erkennen. Vanille ist klar und deutlich auszumachen, natürlich musste auch Jasmin unbedingt sein. Dabei noch etwas Fruchtiges, das ich beim besten Willen nicht genauer identifizieren kann.
Alles an diesem Duft schreit 'Ich bin SEXY!', leider auf sehr ordinäre, nervenzerfetzende Weise.
Dennoch ist By Night für mich erträglicher als seine beiden Geschwister in rot und silber.

Mir fiel während der Wartezeit in einer Drogerie beim Warten dieses Parfum auf- mit seinen Geschwister in silber-metallic und blau-metallic mit einem roten 'NEU'-Schild gekennzeichnet. Angesichts des Preises war ich zwar skeptisch, wollte aber auch nicht zu voreingenommen sein und so testete ich Vanilla Kiss.

Schon die Handhabung des Flacons erwies sich als schwierig:
Laut der Beschriftung, die unten angebracht ist, muss man den unteren Rand des Flacons nach rechts drehen, um es zu öffnen. Daraufhin dreht sich oben eine Art Sprühkopf heraus. Diesen habe ich mehrmals versucht, zu drücken, ohne, dass sich etwas tat, bis sich herausstellte, dass er _exakt_ mittig sitzen muss, da er sonst verkantet ist- ist nicht von außen zu erkennen- damit er überhaupt so etwas ähnliches tut wie sprühen.
Es sieht aus wie die Verschlüsse einiger Deo-Sprühdosen. Meiner Meinung nach unangemessen für ein Parfum.

Von der in der Duftpyramide angebenem Bergamotte weit und breit keine Spur.
Die anderen Komponenten vermengen sich zu einer Art luftraubendem Smellzilla der billigsten- ja, genau so, nicht der günstigen- Sorte:
Süß, schwer und sirupartig klebrig. Vanille lässt sich ausmachen, währenddessen noch etwas schwülstiges- ich denke, das ist soll die Jasminnote sein. Mich erinnert es eher etwas an etwas Totes, das vor sich hin verwest

Für Jüngere, die vielleicht gerade allererste Schritte in Richtung Parfum gehen, und bei denen andere günstige Drogeriedüfte ja durchaus ihre Berechtigung haben mögen, finde ich den Duft zu schwer, für Ältere wirkt er auf mich zu ordinär. Und über allem diese Aasnote.
So habe ich leider keine Ahnung, wer so etwas wie diesen Kopfschmerzgaranten tragen soll. Ich jedenfalls bin froh, dass er nicht sonderlich haltbar ist, und sich mit einer Behandlung aus Speiseöl und Seife gut wieder entfernen lässt.

Mir fiel während der Wartezeit in einer Drogerie beim Warten dieses Parfum auf- mit seinen Geschwister in rot-metallic und blau-metallic mit einem roten 'NEU'-Schild gekennzeichnet. Angesichts des Preises war ich zwar skeptisch, wollte aber auch nicht zu voreingenommen sein und so testete ich Flower Explosion.
... leider, muss ich sagen.

Schon die Handhabung des Flacons erwies sich als schwierig:
Laut der Beschriftung, die unten angebracht ist, muss man den unteren Rand des Flacons nach rechts drehen, um es zu öffnen. Daraufhin dreht sich oben eine Art Sprühkopf heraus. Diesen habe ich mehrmals versucht, zu drücken, ohne, dass sich etwas tat, bis sich herausstellte, dass er _exakt_ mittig sitzen muss, da er sonst verkantet ist- ist nicht von außen zu erkennen- damit er überhaupt so etwas ähnliches tut wie sprühen.
Es sieht aus wie die Verschlüsse einiger Deo-Sprühdosen. Meiner Meinung nach unangemessen für ein Parfum.

Ist der Duft einmal auf dem Teststreifen und der Haut, breitet sich eine synthetische süße, dabei jedoch eiskalte Wolke aus.

Ich kannte die Duftpyramide während des Testens noch nicht. Oft gefallen mir Düfte mit Rose- ich besitze sogar monothematische. Hier konnte und kann ich beim besten Willen keine Rose erkennen.
Irgendetwas blumiges, ja, okay, das ist allerdings leider auch schon alles. An eine 'nette' Sommerwiese, die keinem wehtut, wie einige andere Drogeriedüfte sie erkennen lassen, erinnert hier nichts. An einen eleganten, sorgfältig angelegten Garte auch nicht und- glücklicherweise- an kein anderes blumiges Parfum, das ich kenne.

Hier in Berlin gibt es eine riesige, asiatische 'Markthalle' bzw. mehrere Hallen. Dort werden Kunstblumen von günstig bis hin zu hochwertig verkauft. Im Winter ist es in diesen Hallen relativ kalt. Die günstige Variante dieser Kunstblumen, die ziemlich heftige Weichmacher ausdünsten, mitten im Winter, ja, die könnte ich mir vorstellen mit diesem Duft. Mich, oder jemanden in meiner Nähe jedenfalls nicht.

Ich habe nicht die leiseste Ahnung, _was_ hier 'exploded' sein könnte, Blumen jedoch keinesfalls. Höchstens eine Sauce aus fiesem Moschus und sämtlichen Komponenten, die beim Hersteller unter 'günstig' abgelegt sind, diplomatischer kann ich es leider nicht ausdrücken.