Profuma
Profumas Blog
vor 4 Jahren - 29.06.2020
9 20

Der Traum

Letzte Nacht träumte ich etwas Duftiges und Unmögliches, aber sehr Verlockendes.

Es war alles so real, dass ich es förmlich riechen und geniessen konnte. Ich erwachte und musste es einfach aufschreiben.

Es ging um Folgendes:

Nehmen wir an, es gäbe anstelle von Flakons eine Vielzahl an bereits permanent bedufteten Tüchern und Schals aus denen man sich täglich seinen Favoriten für den Tag oder die Nacht auswählen könnte.

Gereiht in einem Schrank, der in magischer Weise die Düfte nicht miteinander vermischt, sondern jeden einzelnen wie magnetisch an seinem zugewiesenen Stoff behält. Ein Schrank, in dem sich die Stoffe freischwebend in Reih und Glied nebeneinander befinden und ebenso hintereinander. Und einer, der sich immer in derselben Grösse zeigt, ungeachtet vom Ausmass der Duftsammlung und der damit auf wundersame Weise auch noch in jedes Zimmer passt.

Beim Durchschnuppern würde man an einem nach dem andern Stoff und sauber getrennt die unterschiedlichsten Parfums wahrnehmen, als wären sie durch ein unsichtbares Gehäuse hermetisch voneinander getrennt und vor dem Vermischen und Ausduften geschützt. Und dennoch könnte man sie durch das Annähern der Nase perfekt in ihrer ganzen Fülle wahrnehmen. Durch Gedankenkraft könnte man die Richtung des Duftes für den Anlass auf das Sortiersystems des Schranks übertragen, der innert kurzer Zeit dann die entsprechenden Tücher wie von Zauberhand in die vorderste Reihe fährt.

Die Flut an Aromen erinnert mich an verschiedene Meere und ich sehe sie sogleich vor mir. Die Tücher nehmen durch die Brisen nach und nach die Formen von antiken Dreimastern an. Durch die Blumenmeere fahren stolze Schiffe wie die Confidence, die Pride, die Flower und die Royal. Durch die Hölzerfluten bahnen sich die Dark, die Mystery, die Black und die Aoud ihren Weg. In den Grünen Ozeanen trennen die Forest, die Meadow, die Chypre und die Green Leaves die Wellen. Für besondere Momente hält die Duftmarine noch die Fantasy, die Dreamscape, die Love und die stolze Paso Doble bereit.

Jeder Bug pflügt sich messerscharf seinen Weg durch die Zutatenwellen, die sich nach der Durchquerung gleich hinter den Schiffen wieder ineinander und wie zu einem treibenden Teppich verschliessen. Unaufhörlich steigen die wohlriechenden und betörenden Dunste empor in den sonnigen, wolkenlosen Himmel. Von da sehe ich herab auf die Schiffe und ihre Meere.

Genau da wache ich auf.

Einen Moment lang lasse ich das Gesehene und Erschnüffelte sacken, versuche noch ein wenig davon so lang es geht bei mir zu behalten, ehe ich den Schreibstift zur Hand nehme und es niederschreibe.

Ich frage mich mittlerweile nun nicht mehr, ob es schade ist, dass es nur ein farbenfroher, wunderbar duftender und sehr fantasievoller Traum war. Ich lasse mich auf diese Duftfahrten ein und frage mich stattdessen: Durch welchen Ozean des Wohlgeruchs segle ich wohl heute?

Falls nun etwas davon nicht stimmig, gar unmöglich oder an der parfümierten Faser herangezogen scheint, seid bitte nachsichtig und denkt daran…

Es war nur ein Traum...

9 Antworten

Weitere Artikel von Profuma