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Profumas Blog
vor 3 Jahren - 08.01.2021
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Die Suche nach dem persönlichsten Duft überhaupt

Ich bin nun seit dem 3. Januar 2014 auf Parfumo unterwegs, habe etliche Kommentare, Statements und Blogs verfasst.

Meine Duftsammlung hat sich in dieser Zeit verändert. Von vielen Düften habe ich mich mittlerweile verabschiedet, von den einen sehr gerne und von anderen in guter Freundschaft. Die leer gewordenen Ränge haben jedoch keinen Staub angesetzt, vielmehr kamen und kommen noch immer neue Dufterrungenschaften zu mir, die mir gerade durch ihre Ankunft genau die beschriebene Veränderung aufs Neue offenbaren.

Beim Verfassen meiner Texte fällt mir immer wieder auf, wie viele oder auch wie wenige auf parfumo.de denselben Duft ihr Eigen nennen. Immer wieder spannend ist trotz der gemeinsamen Duftliebe die doch teils sehr individuelle Wahrnehmung.

Ob es nun Erfahrene und „Profinasen“ sind oder „Frischlinge“, die die Duftnebel umschreiben, scheint mir nicht von Belang. Trotzdem finde ich die Einschätzungen von Neuankömmlingen auf andere Art packend. Es ist für mich, als würden Erwachsene gegen Kinder antreten, wie in bekannten TV-Shows, nur dass es hier um Düfte geht. Die „Erwachsenen“ verstehen es, Parfüms zum Teil bis zum letzten Molekül zu sezieren, währen die „Kinder“ direkter, unvoreingenommener, oft schnörkelloser und unkomplizierter an die „Duftsache“ rangehen. Frag ein Kind wie es XY sieht und es wird es dir genau so sagen, wie es das in diesem Augenblick wahrnimmt. Ohne schönreden, ohne Fachwissen oder Hintergrundinformationen, ohne Kritik und ohne Umschweife. Ding XY ist einfach so, wie es ist, basta!

So finde ich auch die Objektivität der „Anfänger“ im Forum eine willkommene Einschätzung in Kombination mit dem (Fach-) Wissen der „alten Hasen“ und meinem eigenen, das es mir persönlich ermöglicht einen Durchschnitt in Kopf und Nase aufzubauen, wenn mich ein Duft interessiert, ich ihn aber noch nicht kenne. Das hat mir schon zu vielen guten Käufen verholfen und mich vor etlichen Fehlkäufen bewahrt.

Aber zurück zur eigentlichen und urpersönlichen Wahrnehmung.

Warum spricht ein Duft Millionen von Menschen an, während ein anderer nur eine Handvoll?

Und warum eigentlich nicht sogar noch weniger?

Was, wenn es einen Duft gäbe, der nur eine einzige Person anspricht und genau das das Ziel ist?

So, wie mein Hautduft eben meiner ist und nicht auch der von Frau Müller.

Könnte man einen Duft kreieren, der wie die DNA eines Menschen einzigartig ist? Ich würde also beispielsweise meinen Duft „Eau de Profuma“ aufsprühen im Wissen, dass nur ich den habe und besitzen kann? Er wäre so konzipiert, dass er nur an mir so wirken kann, wie er wirken soll und er an jeder anderen Person, die ihn ausprobieren würde, komplett aneckt. Wie ein abstossender Pol eines Magneten. Die beiden zusammenzubringen würde scheitern, weil es in beiden im „Erbgut„ so verankert ist.

Und woraus würde er überhaupt bestehen, dieser besondere Duft, der mich ausmachen soll?

Aus Dingen, dich ich gern esse oder trinke? Duftnoten aus Plätzen in der Natur, an denen ich mich gern aufhalte? Würde ich die nussige Holznote der Kirchenbänke aus dem Religionsunterricht meiner Kindheit darin finden, die ich so gerne roch? Oder die warme Fellnote meiner Katze? Oder wäre ein Hauch von Shalimar vermischt mit Tante Margrethe darin, das in dieser Konstellation glatt als weiterer Flanker des Duftklassikers durchgehen könnte? Würde ich Opium, Ysatis und Lagerfeld Classic meiner Mutter, die das Trio so liebte mit ihrer eigenen obligaten Tabaknote darin wiederfinden? Würde ich meinen Sonnentag im Frühling erraten, an welchem ich meine Fahrprüfung bestanden habe? Wären es nur gute oder auch andere Erlebnisse, die den Duft so gestalten, dass er ICH ist? Müsste dann nicht auch ein Tröpfchen Lyric darin sein, das mich nun zeitlebens ans Abschiednehmen von meiner Mutter erinnert?

Welche Erlebnisse, Erinnerungen oder Gaumenfreuden hätten Platz in dieser Kreation und welche fallen durch? Würde man auch etwas Bestimmtes schmerzlich vermissen in all der Vielfalt?

Was macht mich denn überhaupt aus? Wer entscheidet mit?

Wäre es überhaupt möglich, so nah wie es nur irgendwie geht, DEN Duft für eine einzelne Persönlichkeit zu kreieren, ohne dass Wünsche offen bleiben?

Manchmal wünsche ich mir genau so einen exklusiven Duft. An Tagen, an dem mir meine Sammlung trotz Vielfalt nicht das geben kann, was ich da gerade brauche.

Andererseits wäre diese Exklusivität das Todesurteil des Teilens mit Gleichgesinnten. Keine Abfüllung oder Geschenkflakon würde Freude bereiten, da mein Duft an der fremden Person grundsätzlich nicht passt und zwangsläufig kippt.

Wie sähe dann eine Website wie diese aus? Bestünde sie aus Abermillionen von Einzelkommentaren? Versehen mit einzelnen Statements und Antworten von all jenen, die zwar mal an einem Duft schnuppern, ihn aber nie besitzen werden? Gäbe es zig Tausende von Blogzeilen, in denen wir Duftverrückte uns das Verzehren nach einem Parfüm und das auch noch zu Tode betrübt, von Herz und Seele schreiben?

Auch wenn die Idee vom ganz eigenen Duft reizvoll ist. Selbst wenn die Umsetzung möglich wäre, sie birgt zu viele negative Nebenwirkungen.

Es gibt zwar seit vielen Jahren schon Parfumeure, bei denen man einen Duft bestellen kann. Einen Duft, den man mit seiner eigenen Kindheit, dem Traumurlaub, einem einschneidenden Ereignis oder mit einem Menschen in Verbindung bringen kann. Da werden dann gemeinsam oft über viele Monate so lange Substanzen gemischt, ersetzt und hinzugefügt, bis die Mischung punktgenau das Wunscherlebnis beim Kunden in Kopf, Herz und Unterbewusstsein hervorruft.

Dieses Ziel aber finde ich, sollte das Höchste der Gefühle in Sachen Parfüms sein.

Dies schon, damit wir auch weiterhin viele neue, interessante, fachkundige oder objektive, kurze oder lange Dufterlebnisse auf diesen Seiten lesen und teilen dürfen. Denn genau diese Vielfältigkeit an Düften und die differenzierten Einschätzungen macht den eigentlichen Sinn dieser Community aus und ist mit Gold nicht aufzuwiegen.

Und deshalb geht auch in diesem Jahr wieder hinaus in die Welt, schnuppert viel, sammelt fleissig und teilt eure Errungenschaften und Eindrücke mit uns.

Auf das uns Seiten wie diese noch lange erhalten bleiben.

Wir sehen uns bestimmt beim einen oder anderen Duft wieder, den es dann zum Glück nicht nur einmal auf dieser Welt gibt.


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