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vor 4 Jahren - 14.08.2020
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Die Wirkung der Düfte Teil 2 oder You make my Day

Düfte kann man mit Spannung, Action, Leidenschaft, Liebe und Leid verbinden, je nachdem was man mit ihnen erlebt hat.

Geschichten, sozusagen von Düften geschrieben, sind daher zahlreich und mit Emotionen gespickt.

Angestachelt durch selbst Erlebtes, Fantasie und den vielen netten Reaktionen musste ich einfach nochmals in die Tasten greifen.

Die erste Geschichte stammt aus meinem Leben.

Wer mein Album schon mal durchstöbert hat weiss, dass ich seit vielen Jahren Katzenhalterin bin.

Meine erste wurde ganze 21 Jahre alt. Und um die dreht sich meine erste Duftstory.

Nach so vielen Jahren konnten wir im wahrsten Sinne miteinander sprechen. Sie miaute, ich antwortete mit Worten und sie wieder mit Lauten. Beide wussten voneinander, was und wie es gemeint war. Schnell wurde auch mal klar, dass das Tierchen feine Düfte liebt. Frisch gewaschene Wäsche wurde sofort "besetzt", wenn man sie nicht gleich im Schrank verstaut hat. Und immer wenn ich mich eingedieselt hatte, kam sie von irgendwo hergelaufen und strich mir um die Beine, maunzte und wollte hochgenommen werden. Dort drückte sie dann ihr Näschen auf meine Haut oder in den Stoff. Neue Düfte wollte sie immer mittesten. Daran schnuppern und weggucken hiess "nichts Besonderes", selbstvergessen daran kleben bleiben und schnurren, ein dickes "Ja". Äusserst seltenes Fauchen und Davonlaufen hingegen hiess ganz klar: "Weg mit dem Zeug!!!"

Mit der Zeit wurde sie duftverwöhnt durch weichgespülte Bettchen, parfümierte Kuscheltücher mit "Katzenmama-Ersatzfunktion" wenn ich mal auf Arbeit war und ja... auch mit einem wohlriechenden Katzenklo.

An einem Morgen füllte ich wie immer frische Streu ein. Ebenfalls wie immer unter den aufmerksamen Blicken der gleich daneben sitzenden Katzendame. Und wie sonst auch machte ich am Ende meine weisende Handbewegung in Richtung Kistchen. Wir verstanden uns auch mal ohne Worte.

Normalerweise war das ihr Signal, um die frische Streu gleich zu inspizieren, sich zig Mal darin im Kreis zu drehen, als wüsste sie vor lauter Freude nicht wohin als erstes das Häufchen legen und um dann mit verklärtem Blick am auserkorenen Fleckchen endlich das Hinterteil zu senken.

Doch an diesem Tag geschah nichts. Nothing. Rien. Nada.

Sie schaute mich nur an. Irgendwie so ausdrucksneutral, dass ich nicht deuten konnte, was in dem Köpfchen gerade vor sich ging. Dann drehte sie es auch noch gelangweilt zur Seite. Das war ja neu...!

Eine Art peinliche Stille entstand. Wie bei einem Witz, dem die Pointe fehlt.

Einen Moment lang musste ich echt grübeln, ehe es mir wie Schuppen von den Augen fiel.

Ich hatte schlichtweg vergessen, den obligaten Duftspritzer über die Streu zu sprühen.

Schnell holte ich einen Flakon und drückte kurz den Sprühkopf.

Noch bevor ich das Parfum wieder im Schränkchen versorgt hatte, hörte ich meine Katze hinter mir in der frisch parfümierten Streu angeregt und zufrieden schnurrend ihre Runden drehen.

Und vielleicht dachte sie da ja gerade: "You make my Day"...!

Die nächste Geschichte könnte ebenfalls wahr sein.

Die Verkäuferin im High Class Herrenbekleidungsgeschäft, nennen wir sie mal Nicole, schliesst morgens wie immer den Laden auf. Zuvor hat sie mit Staubsauger, Wischmopp, Sprühflasche und Staubtuch für ein blitzsauberes Erscheinungsbild darin gesorgt und die Stimmung durchs Einschalten der Musikanlage mit leisen Beats noch untermauert. Gerade als sie die ohnehin schon fast akkurat gerichteten Pulloverstapel noch präziser ausrichten will, geht die Tür auf.

Herein kommt ein Herr in Jeans und Hemd, lässigen Turnschuhen und einem breiten Lächeln im Gesicht. Auf die Frage, ob sie ihm etwas aus der Kollektion zeigen dürfe, reagiert er mit geröteten Wangen, noch breiterem Grinsen und einem „ ich schau mich nur um“.

In den zahlreichen Spiegeln im Raum kann die Verkäuferin den Mann gut verfolgen, ohne ihm zu sehr auf die Pelle zu rücken. Schliesslich möchte sie etwas verkaufen und ihn nicht verjagen. Unsicher hebt er hier und da ein Hemd oder einen Pulli leicht vom Stapel, nur um ihn gleich wieder abzulegen. Ganz so interessiert scheint der Herr an den Stücken wohl nicht zu sein. Die Hintergrundmusik scheint ihn da mehr zu inspirieren. Er wippt leicht zögerlich zum Takt und wendet sich schliesslich den aufgehängten Anzügen nahe der Dame zu. Doch auch hier ist nicht mehr Kauffreude zu verspüren als zuvor. „Bitte sagen Sie es ruhig, wenn Sie was anprobieren möchten,“ unterbricht Nicole die Stille. Statt zu antworten sieht der Mann nur verlegen lächelnd weiter in die Anzüge, fast wie ein Mime mit Textlücke, der zur Souffleuse sieht. Irgendwie scheint auch der hier die Sprache verloren zu haben. Plötzlich dreht er sich um und verschwindet hastig aus dem Laden.

„Komischer Kauz“, sagt Nicole zu sich selbst, zuckt mit den Schultern und wendet sich dem Zurechtrücken der Teile zu, die der "stille Kunde" leicht aus den Reihen gebracht hat.

Am nächsten Tag ist der Mann wieder im Geschäft, selbe Zeit, wieder lässig gekleidet und wieder mit demselben Lächeln. Und wieder druckst er zwischen Kleiderständern und Stapeln herum, fasst an und legt ab. Irgendwie scheint er nicht zu wissen wohin mit sich. Und erneut lässt er sich von Nicole nicht helfen. Zwar ist sein Aufenthalt diesmal etwas länger, aber wie beim ersten Mal verschwindet er genauso plötzlich wieder aus dem Laden.

Das Szenario wiederholt sich auch die Tage drauf. Und in Nicole kommt ein schlimmer Verdacht hoch.

"Der will doch den Laden überfallen und checkt erst die Lage," denkt sie. Für die Kleidung hat er ja bisher nur gespieltes Interesse gezeigt. Nun hat er oft genug gesehen, dass sie allein im Geschäft ist. Bald würde er den Überfall aus der Planung in die Tat umsetzen. Dumm nur, dass er die ganze Zeit sein Gesicht gezeigt hat. Bei einem Coup käme Nicole doch als erstes genau dieser Mann in den Sinn, wenn sie danach die Polizei im Laden hätte. Es sei denn... nein, weiter mochte sie nicht denken. Aber was, wenn er nun doch ein kaltblütiger Killer wäre?

Am nächsten Tag bleibt sein Besuch aus. Auch am darauffolgenden.

"Wie sollte er auch Zeit finden vorbeizukommen! Jetzt hat doch sicher die „heisse Phase“ begonnen und der Überfall steht kurz bevor," überlegt sich Nicole. "Bestimmt hat er die Hände voll zu tun mit Kram einkaufen. Gesichtsmütze im SWAT-Style, Handschuhe, Knarre, Messer und Tasche für das Geld. Ach ja... und Seil zum fesseln und knebeln". Die Gedanken in ihrem Kopf überschlagen sich.

Vorsichtshalber versteckt sie ein paar massive Holzkleiderbügel an verschiedenen Orten zwischen Hemden und Pullovern und unter dem Kassentisch, mit denen sie dem Kerl erstmal eins überbraten und so vielleicht flüchten könnte. Da sie selbst schon mit den zulaufenden Bügelkanten beim Lagern Bekanntschaft gemacht hat weiss sie, das gibt deftige Beulen und blaue Flecken. Abends entlässt sie sich mit einem mulmigen Gefühl in den Feierabend.

Hochkonzentriert richtet Nicole tags darauf die Stapel und Anzüge, als die Eingangstür zur gewohnten Zeit aufgeht.

„Jetzt schaust du bestimmt gleich in einen Pistolenlauf“, durchfährt es Nicole, als sie nach dem erstbesten versteckten Bügel fasst und sich langsam umdreht.

Doch statt in die Mündung einer Waffe blickt sie ... in einen riesigen Blumenstrauss!!!

Er ist so gross, dass er den Überbringer dahinter grösstenteils verdeckt. Das Ganze sieht eigentlich aus wie ein Blütenmeer auf zwei Beinen. Nicole streckt sich ein wenig, um an den Blumen vorbei sehen zu können. Da wird der Strauss auch schon gesenkt.

Verdutzt sieht sie in ein bekanntes Gesicht.

Es ist der Mann, der sie als wortkarger Kunde bereits mehrmals im Laden besucht und fragend zurückgelassen hat. Dem sie sogar einen Überfall zutraut und ... für den sie noch immer den Bügel zur Abwehr fest in der Hand hält.

„ Die sind für Sie,“ sagt er sanft, während er den riesigen Blumenstrauss zu ihr rüberreicht und lächelt.

„Ich muss Ihnen etwas gestehen, „ fährt er fort, während Nicole den Bügel ablegt und die Blumen in ihre Arme nimmt. Sie muss sie erst etwas absenken, um wieder den Mann vor sich sehen zu können.

„Ich ging an einem Morgen durch die Gassen der Stadt, als ich einen Duft wahrnahm. So etwas umwerfend Gutes habe ich noch nie gerochen. Also versuchte ich herauszufinden, woher der Duft kam. Ich folgte seiner Spur in der Luft, bog in diese Gasse und dann sah ich plötzlich Sie vor mir gehen und wie Sie in dem Laden hier verschwanden.

Ich wartete. Sie schlossen auf und ich fasste mir ein Herz und kam rein. Und wieder dieser Duft. Nun war ich sicher, dass sie auch wirklich die Trägerin dieses aufregenden Parfums waren, doch ich traute mich nicht, Sie anzusprechen. Mit so einer Schönheit hatte ich nicht gerechnet. Sie hätten mich wohl für verrückt oder pervers gehalten, wenn ich Ihnen diese Geschichte aufgetischt hätte. Doch ich musste es Ihnen sagen. Ich war ganz aufgeregt und habe mich tagelang auf diesen Moment hier vorbereitet.“

Während die Blütenfülle ihre betörenden Aromen in die Luft und in Nicoles Gesicht abgibt, hört sie gespannt zu. So etwas ist ihr bisher noch nie passiert. Der traut sich ja echt was.

Er geht noch einen Schritt auf sie zu und fährt fort:„ Darf ich Sie heute Abend zum Essen einladen?“

Erwartungsvoll lässt er die Worte im Raum ausklingen.

Nicole ist ganz beseelt vom Duft der Blumen und den gehörten Worten.

Gerührt sagt sie leise:“ Ja“.

Und er denkt: "You make my Day"...!


"You make my Day" kann für jeden etwas anderes bedeuten.

Gesten, Worte, Gefühle oder einfach eine kleine Aufmerksamkeit.

Dieses "You make my Day" wohnt in uns allen.

Und wir teilen doch gern.

Lassen wir es raus.

Gleich morgen.

Täglich.

Daheim.

Im Bus. Im Zug.

An der Ampel. An der Kasse.

Im Café. Im Laden. Auf dem Markt.

Und wie heisst es doch so schön oder ähnlich: A "You make my Day" keeps the Doctor away ...!

Ich wünsche euch allen eine dufte Zeit und viel Spass beim Teilen...

Und wenn ihr das gern gelesen habt, kann ich euch nur eines sagen:

Y O U make my Day!

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