Pronounta

Pronounta

Rezensionen
Pronounta vor 4 Jahren 12 2
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Symbiose zwischen einzigartig und beliebig, oder: Wie Chanel die eigene Alluren-DNA zu einem überzeugenden Immergeher umpolt
Es ist Juli. Draußen knallt die Sonne auf meine Haut, Schweiß tropft von meiner Stirn, dabei laufe ich doch nur durch Straßen. Oder tue ich das? Sitze ich nicht eigentlich im Büro? Höre ich nicht meinem Professor zu, der eine Vorlesung hält? Oder ist es nicht eigentlich schon spät, mein Date mir gegenüber, welches mir sagt, dass ich doch so gut rieche?

Ist es wirklich Juli? Ist es nicht eigentlich Dezember, mit kaltem Wind, der mir auf die Hände knallt, mich bereuen lässt, dass ich keine Handschuhe dabeihabe?

Ich weiß es nicht. Doch wenigstens weiß ich, wie ich riechen muss, um nicht aufzufallen. Oder falle ich auf? Wahrscheinlich, dafür projiziere ich stark genug. Doch negativ? Negativ falle ich nie auf. Dafür rieche ich zu gefällig, immer der Situation entsprechend.

AHSEE zeigt seine Basis von dem Moment an, wo er die Haut des Trägers berührt. Moschus und Tonkabohne zusammen mit Sandelholz, die subtil in den Duft eingearbeitet ist, sodass man nach ihr eher suchen muss. Es übertönt die beiden nicht, lässt sie spielen, veredelt sie.

Dazu gesellen sich anfangs Mandarine und Minze. Es ist, als hätte man die Mandarine ausgepresst, Minzen dazugelegt, und beides subtil über die Basis verteilt. Hier gefällt mir der Duft am besten. Eine ausgewogene, fruchtige Frische (und dabei eher letzteres) kontert die süße Basis.

Nun muss ich gestehen, dass ich die Herznote nicht gezielt wahrnehme. Je länger der Duft auf der Haut bleibt, desto homogener riecht er. Nach einigen Minuten wird es für mich schon schwerer, einzelne Noten herauszuriechen. Muskatellersalbei und schwarzen Pfeffer finde ich nicht wirklich. Doch trotzdem entwickelt sich der Duft ziemlich.

Die Mandarine macht nämlich nach kurzer Zeit Platz; nach einer Stunde ist die Frucht nicht mehr direkt wahrnehmbar. Die Minze bleibt, bringt ihre charakteristische Frische, doch auch nicht in der gleichen stärke.

Die Süße der Basis gewinnt nun Überhand, die Frische ist kein so guter Gegenspieler mehr. Ersteres äußert sich nun etwas pudrig, äußerst angenehm. Letzteres tut ab jetzt genau das nötige, was sie tun muss, um noch präsent zu bleiben und zumindest etwas der Intensität von dem zu stehlen, was unter ihr liegt.

Im weiteren Verlauf passiert nicht mehr viel. Nach einigen Stunden zeigt der Duft sich so, wie er sich auch am Ende seiner Laufzeit zeigen wird.

Der Blend ist herrlich. Nichts ist zu viel, nichts sollte präsenter sein, nichts fehlt, nichts sollte dazukommen. AHSEE ist in sich schlüssig gemacht. Deswegen habe ich im Titel das Wort "beliebig" benutzt: er hat keine wirklichen Kanten, ist eher smooth. Doch trotzdem gibt es keinen Duft, der so riecht, wie dieser hier. Abgesehen von den anderen Alluren zumindest, die leichte Ähnlichkeiten aufweisen können. :)

Aber was macht ihn zu so einem guten Immergeher? Die Antwort ist simpel: er hat einfach vieles. Warme Tonkabohne und kühle Minze, pudrige Süße und konternde Frische. Er hat verführerische Elemente, aber bleibt bodenständig und casual. Überraschenderweise macht er trotzdem alles gut und gibt keine Qualität für seine gefällige Vielseitigkeit auf.

Nun muss ich gestehen: sehr oft trage ich AHSEE nicht. Das liegt an mir. Wenn ich im Büro bin, ist er mir zu schade. Da greife ich lieber nach etwas günstigem wie Zaras Fresh Sandalwood, welches sich angenehm äußert. Auf Dates trage ich lieber einen süßwürzigen Duft wie Herod. Wenn die Außentemperatur sich den 40°C nähert, wäre ein höherer Frischeanteil förderlich. Aber das liegt hauptsächlich daran, dass meine Sammlung groß genug ist, um mir so viel Auswahl zu geben. Wenn ich mich für den Tag angezogen habe, in den Spiegel schaue, und keine Ahnung habe, was zu meinem Outfit, der Jahreszeit und meiner Stimmung passt? Dann greife ich sehr gerne zu AHSEE.

Nur eine Sache kann er meiner Meinung nach nicht: edel sein. Zu Mantel würde ich ihn nicht gerne tragen. Da kann es gerne wärmer, würziger sein. In AHSEE würde ich mich in sehr edlen Klamotten nicht wohlfühlen. Jugendlich ist er auch, also für das ältere Klientel vielleicht ungeeignet. Ansonsten? Immer tragbar. Höchstens bei Dates in guten Restaurants oder ähnlichem würde ich noch auf ihn verzichten.

H+S sind sehr gut. Kein lauter Schreier wie ein Montale oder Nasomatto, aber er hält lange auf der Haut und zeigt sich auch. Man möge behaupten: H+S sind nicht zu stark für den Sommer, aber gleichzeitig nicht schlechter als Alternativen für den Winter. :)

Danke fürs Lesen!

2 Antworten
Pronounta vor 5 Jahren 1
3
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
5
Duft
Synthetisches Beerenaroma im Vannilejoghurt
Auf der Suche nach intensiver Beere für den Herbst/Winter bin ich bei der Duftnotensuche auf diesen hier gestolpert. Bei einem Preis von unter 10€ für 50ml habe ich dann einen Blindkauf gewagt, viel günstiger kann's ja auch nicht werden.

Rayan Black fängt sehr beerig an. Grüner Tee nimmt diesem etwas die Süße und tauscht diese gegen einen dezenten, bitteren Touch. Schon direkt zu Anfang legt sich die Herznote aus Moschus, Sandelholz und Vanille unter das Beeren-Tee-Gemisch, aber geht noch in der Intensivität des letzteren unter.

Gibt man dem Duft gute 10 Minuten, verflüchtigt sich die Kopfnote so weit, dass die Herznote präsent genug ist. Moschus, Sandelholz und Vanille strahlen eine angenehme Süße aus, welche etwas Charakter von den Beeren verliehen bekommt.

Der weitere Duftverlauf zeichnet sich dadurch aus, dass sich die Beeren und der grüne Tee Stück für Stück weiter verflüchtigen, während Moschus, Sandelholz und Vanille bleiben. Die Basis des Duftes varriert da nicht wirklich und stellt das gleiche Sandelholz/Moschus/Vanille-Gemisch dar.

Das Ganze strahlt gut 2-3 Stunden von der Haut ab, und ist dann 5-6 Stunden noch hautnah wahrzunehmen.

Klingt ja alles schön und gut, nur bin ich leider nicht ganz überzeugt. Alles im Duft macht einen eher synthetischen Eindruck und erinnert an moderne Billigdesignerdüfte.

Na gut, Allerweltsduft ist vielleicht nicht ganz fair. Immerhin macht Rayan Black doch einen sehr orientalischen Eindruck, doch das ist vielleicht schon genau das am Duft, was die meiste Besonderheit ausstrahlt. Eigentlich reicht schon ein Blick in die Herznote, um das zu verstehen: Sandelholz, Moschus und Vanille sind so als Kombination in einer riesigen Menge an Düften zu finden. Al Rehab musste nicht viel mehr machen, als eine ungefähr passende Kopfnote zusammenzumischen, um einen tragbares Parfüm zu schaffen. Das Ergebnis? Ein synthetischer, für viele wahrscheinlich recht angenehmer Duft mit mittelmäßiger Performance, der mich langweilt und im Orient wahrscheinlich noch mehr in der Masse untergeht. Für 10€ hätte ich hier eigentlich nicht mehr erwarten sollen, denn der Preis ist fair. Doch hatte ich hier auf einen Geheimtipp gehofft, nur leider nicht gefunden.

Einsatzgebiet ist meiner Meinung nach absolut im Winter und Herbst überall. Nicht zu süß für die Arbeit, nicht zu langweilig für ein Date, doch zu warm für warme Tage. Eine besondere Zielgruppe kann ich hier auch nicht erkennen. Ich finde den Duft absolut Unisex, doch vielleicht etwas passender an jüngeren Menschen.

EDIT: Ich muss meine Bewertung von 7 auf 5 runterkorrigieren. Nach nur ein paar Malen tragen fällt die penetrante Synthetik des Duftes doch ziemlich stark auf.
0 Antworten
Pronounta vor 5 Jahren 14 3
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Wunderbar eindimensional
Erster Kommentar - ich hoffe, er hilft euch weiter. :)

Beim Versuch, meine Sammlung an Düften für Frühling und Sommer auszubauen, stolperte ich über Fresh Sandalwood. Klingt sicher, ist günstig, wurde bestellt. Zusammenfassend kann ich sagen: ich bin recht zufrieden. Nicht mehr, nicht weniger. Klingt nach einer langweiligen Auswertung? Passt zum Duft. Klingt negativ? Soll es absolut nicht sein.

Fresh Sandalwood öffnet mit einer großen Portion Sandelholz. Überraschend ist das nicht, steht ja immerhin im Namen. Sehr viel anderes nimmt man aber nicht wahr. Ein Bisschen Bergamotte hilft dem Sandelholz, ein kleines wenig verspielter zu sein. Neu ist das nicht, aber nett allemale.

Dann ist noch Moschus in der Duftpyramide. Irgendwo nehme ich ihn wahr, aber harmonisch verschmolzen mit dem Rest der Komposition, deswegen für mich schwer greifbar.

Und... das wars. Stark entwickelt sich der Duft nicht. Die Bergamotte verflüchtigt sich, wie zu erwarten, zuerst. Der Dufteindruck bleibt aber dennoch sehr ähnlich. Elegant ist der Duft allemal. Minimal süß, etwas frisch, wenn auch mehr holzig. Passt sehr gut in den Frühling. Für die heißesten Sommertage wäre mir der Duft etwas zu schwer, sonst auch im Sommer gut tragbar. Im Winter bleibe ich doch lieber bei wärmeren Düften, im Herbst kann ich ihn mir aber auch gut vorstellen.

Doch den besten Einsatzzweck dieses Duftes sehe ich nicht draußen. Egal, ob ich mit Freunden unterwegs bin, in der Innenstadt rumlaufe oder vielleicht ein Date habe; Fresh Sandalwood hätte mir nicht genug Eigenständigkeit. Er ist sehr konservativ, erinnert stark an einen Saubermann und gibt sich nicht viel Mühe, diesen Eindruck während seines Duftverlaufes zu ändern. Viele haben damit kein Problem, aber ich möchte schon gerne in meiner Freizeit mehr Eindruck machen, als es mir mit diesem Duft möglich ist.

Doch im Büro trage ich diesen Duft sehr häufig. Jeder profitiert davon: meine Kollegen, weil diese eine sehr angenehme und sich durch den Tag ziehende Brise Sandelholz in die Nase befördert bekommen, wenn sie mit mir reden oder in meiner Nähe sind. Ich, weil ich für diese angenehme Brise Sandelholz nur 20€/120ml bezahlt habe. :) Im Büro kommt die Saubermann-Charakteristik dem Träger auch echt zu gute.

Die Haltbarkeit ist absolut okay. Die Sillage bleibt über den Duftverlauf eher hautnah, was aber nicht schlecht sein muss; ganz aus dem Bilde verschwindet der Duft nämlich nie. Er schmiegt sich nur lieber an den Träger, statt sich aggressiv auf die Umwelt zu verteilen. Er ist außerdem gut tragbar von allen Altersgruppen.

Viel mehr gibt es nicht zu erzählen. Fresh Sandalwood ist ein ganz netter, dezenter Duft. Sehr eindimensional und doch vielfältig einsetzbar sollte er vor allem Sandelholzliebhabern gefallen. Doch auch wichtig zu erwähnen ist der Preis. Angenehm und freundlich zu riechen für 20€/120ml ist schon sehr wenig. Doch viel mehr würde ich auch nur ungerne bezahlen, denn in höheren Preisklassen erwarte ich doch schon mehr Komplexität.












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