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vor 5 Jahren - 17.12.2018
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Absurde Duftnoten und warum wir sie lieben

Es ist schon eine ganze Weile her, dass alltäglichere Duftnoten wie Rose, Iris, Moschus, Oud, Zitrone, Bergamotte etc. uns noch beeindrucken konnten...

Nein, Spaß beiseite! Natürlich können Sie das nach wie vor. Um sich jedoch von der groben Masse abzuheben greifen immer mehr Parfümeure auf immer ungewöhnlichere Duftbausteine zu, um ihre Duftkreationen noch einmaliger zu machen. Oft sind es sogar Komponenten, die man solo gerochen vielleicht gar nicht als so angenehm empfinden würde wie z.B. Teer, Latex oder Tinte. Doch Meister der Parfümeurskunst nutzen eben jene sonderbaren Duftnoten um ihren Duft gewordenen Ideen noch mehr Raffinesse zu verleihen und sie für uns Parfümliebhaber noch interessanter zu machen. Aber das ist es nicht nur!

Manchmal macht der winzige Hauch von "Gestank" einen Duft erst richtig gut und authentisch und verleiht ihm das gewisse Etwas.

Haben wir nicht alle schon mal einen Geruch gemocht, wenn nicht sogar geliebt, der ganz scheußlich und faszinierend zugleich war/ist.

Für dieses Phänomen gibt es einige einfache Beispiele, wie den Parmesankäse der der berühmten Mirácoli-Spaghetti-Packung beiliegt und der ganz eindeutig nach Erbrochenem riecht und dennoch gut schmeckt obwohl er zugleich auch so schmeckt wie er riecht. Oder die Durian-Stinkfrucht, deren Transport im Passagierraum eines jeden Flugzeugs aufgrund ihres penetranten Gestanks nach ranzigem Käse, Schweißfüßen und Erbrochenem strikt untersagt ist und die dennoch Dank ihres Vanillepudding ähnlichen Geschmacks als Delikatesse von vielen hoch geschätzt wird, trotz der Tatsache, dass sie auch während des Verzehrs noch genauso stinkt wie davor.

Da stellt sich doch die Frage: Ist Gestank wirklich Gestank? Oder ist Gestank nur ein Duft am falschen Ort oder zur verkehrten Zeit, so wie Dreck nur Substanz in der falschen Umgebung ist?

Es gibt natürlich auch persönlichere Varianten dieser "Gestanksvorlieben".

In meiner Kindheit beispielsweise war an das Haus in dem ich aufwuchs eine Garage angebaut. Meine Mutter parkte ihr Auto jedoch eher selten (meist nur im Winter) dort und nutzte besagte Garage stattdessen eher als Abstellschuppen für allerlei Gartengeräte, Dünger, übrig gebliebene Lacke, Farben, Terpentin, eben alles was vielleicht nochmal zum Einsatz kommen könnte oder zumindest bis zum nächsten Sperrmüll irgendwo untergebracht werden musste, Werkzeuge, je nach Jahreszeit die Sommer- oder Winterreifen und so weiter und sofort. Sobald man das Garagentor öffnete, strömte einem ein ganz bestimmter Geruch entgegen. Für mich roch es muffig, ein wenig nach Fäulnis und Moder, staubig, rostig und (warum auch immer) ein Bisschen wie ein frisch geöffnetes Glas Gewürzgurken. Alles in allem eigentlich ganz und gar kein angenehmer Geruch, doch ich liebte ihn! Ich sog ihn ein und genoss jedes einzelne Duftpartikelchen dieser absonderlichen Mischung und weiß bis heute nicht was genau es nun war, was mir so gut daran gefiel. Dennoch kann ich die Erinnerung an diesen speziellen Duft immer wieder in mir wach rufen. Er ist für mich unvergessen und ich liebe ihn nach wie vor, obwohl ich ihn nicht als schönen Duft bezeichnen würde, eher ganz im Gegenteil!

Warum also macht bei so vielen Düften der Mief im Duft den Duft erst zum unbeschreiblichen Erlebnis für uns? Und ahmen clevere Parfümeure eben diese kleinen Ungereimtheiten evtl. bloß deshalb immer häufiger nach, um uns ihre Schätze zugänglicher zu machen, damit sie für uns lebendiger duften oder uns an "Düfte aus dem echten Leben" erinnern (denn wie schon Mel Brooks einen seiner Filme betitelte: Das Leben stinkt!) und uns dadurch vertrauter erscheinen und tiefer berühren?

Wie verrückt kann es dabei überhaupt zugehen, was ist noch genial und was ist schon abartig, wo hört es dann wirklich auf und fängt an uns im wahrsten Sinne des Wortes zu stinken? Was sind die irrsinnigsten und absurdesten Duftnoten, die euch bisher bei Parfüm untergekommen sind? Oder habt ihr vielleicht, so wie ich, auch einen ganz persönlichen Lieblingsgestank?

Denkt mal drüber nach!

In diesem Sinne, nicht stinkig werden, oder vielleicht besser doch... ;-)

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