Wie ich meine Nase wiederbekam oder auch warum rauchen komplett für die Tonne ist
Wenn ich heute so drüber nachdenke möchte ich mein 13 Jähriges ich zu Brei schlagen. Oder zumindest mal fragen warum zum Geier es sich dazu entschieden hat gerade bei diesem Mist dem Gruppenzwang nachzugeben, obwohl es sonst immer brav zu allen Trends Nein gesagt hatte.
Aber hätte, hätte, Fahrradkette. Ehe ich mich versah waren 13 Jahre vergangen und die Kippen waren ein so selbstverständlicher Begleiter geworden, dass ich nicht mehr im Stande war mir ein Leben ohne sie vorzustellen. Klingt ziemlich erbärmlich oder? Ist es auch. Als ich in die Welt der Düfte einstieg dachte ich noch das die jahrelange Quarzerei keinen so großen Schaden angerichtet hätte, weil ich noch so viel riechen konnte und mir einbildete die Duftnoten einwandfrei zu erschnuppern. Wie falsch ich lag und wie brutal die Zigarette einem die Nase abtötet wurde mir erst vor knapp 2 Monaten klar.
Man sagt ja es braucht einen Grund der sehr schwerwiegend ist um das rauchen aufzugeben, wie zum Beispiel die Geburt des eigenen Kindes oder eine schwere Erkrankung. Im Idealfall auch die Angst vor ebendieser. Also der Krankheit, nicht dem Kind. Eines Tages hatte ich es einfach satt ich für diese elenden Kippen so zu erniedrigen. Nachts zur Tankstelle zu stiefeln weil die Sucht nagte, Stummel aus dem Aschenbecher zu leeren und daraus eine neue zu drehen. Und an alle Raucher: belügt euch nicht selbst, jeder hat das schon gemacht. So sehr unterwirft man sich, so viel Kontrolle gibt man ab. Und an dem Tag als mir das klar wurde entsagte ich dem rauchen.
Um allen unter euch, den Rauchern und Nichtrauchern, mal einen Einblick zu geben was sich in der rauchfreien Zeit verändert hat habe ich einige Beispiele zusammengetragen. Ich habe in der Zeit des Aufhörens extra oft und sehr intensiv an meinen Parfums und unzähligen Pröbchen gerochen um genau festzustellen was sich verändert.
Oh boy, es hat sich viel verändert.
Zitrusfrüchte
Ich dachte lange Zeit das so gut wie alle Zitrusfrüchte mehr oder weniger gleich riechen. Ob nun eine Zitrone, eine Bergamotte oder eine Limette in der Kopfnote war, alles ziemlich trivial für meine Nase. Manchmal nahm ich sie auch einfach gar nicht wahr. Ein gutes Beispiel dafür ist der Lira von Xerjoff. So viele sprachen von der angeblichen Blutorange die entweder nerven soll oder ach so schön ist. Das einzige was ich dachte war:
Wat?
Für mich war da keine Blutorange. Nicht ein Hauch. Ich mochte den Duft aufgrund seiner süße, seines gourmandigen Charakters. Heute muss ich sagen: ich fühle mich wie ein Vollidiot. Da ist eine Blutorange. Klar und deutlich. Die Zigaretten haben sie einfach ausgeklammert. Hätte ich gedacht das die sowas können? Nein. Können sie es dennoch? Ja, leider.
Verschiedenste Blümelein
Hier hat mich erst vor kurzem ein Memo drauf gebracht. Kedu ist gelistet als blumig-frisch. Joar, hat sich vor einiger zeit Noch nicht so dargestellt. Ich bin von Beruf Koch und Patissier und vor 2 Wochen brachte jemand Pfingstrosen als Tischdecke vorbei. Ganz zart dufteten die, wunderschön. Als ich kurze zeit später durch meine Düfte stöberte sah ich das Pfingstrose auch bei Kedu gelistet ist. Ich roch dran, ich war gespannt. Da war sie. Die Pfingstrose. Zwar versteckt aber dennoch. Meine Nase hatte also schon nach so kurzer Zeit die Fähigkeit wiedererlangt verschiedene Noten auseinanderzudröseln. So ging es mir übrigens auch mit dem Jasmin im Mandarino di Amalfi von Tom Ford und ganz extrem beim Fox in the Flowerbed von Imaginary Authors.
Hölzer
Ich habe mal gesagt das der Monsieur von Pierre Guillaume genau so riecht wie eine Burg in meiner Heimatstadt. Das stimmt auch. Im Mittelalter wurden Körbe, Holzschuhe, Küchengeräte und Kisten, die auch zuhauf in dieser Burg stehen, vorwiegend aus Pappelholz hergestellt. Und wenn ich das in meiner Nase herausseziere dann muss es wohl genau das sein. Ich kann endlich mit dem Finger drauf zeigen. Das ist ein wahrhaft erleuchtendes Erlebnis gewesen und bestärkt mich auf meinem Weg.
Das Fazit was ich hier ziehen möchte ist auf der einen Seite sehr ernüchternd aber auf der anderen Seite auch ermutigend. Auf der einen Seite könnte ich weinen aufgrund der verschwendeten Zeit, den tausenden von Euros die ich buchstäblich verbrannt habe und den dutzenden Dufteindrücken diverser Urlaube und Situationen die ich nur durch einen dicken Rauchschwaden aufnehmen konnte. Andererseits ist all das nun Vergangenheit. Es war nur halb so beschissen wie ich anfangs dachte und nun ist es vorbei.
Wahre Freiheit ist es nicht sich eine zu rauchen wenn man möchte sondern das genaue Gegenteil.
Ich hoffe ich mache vielleicht ein paar Leuten Mut mit der Geschichte oder kann etwas Motivation spenden weil meine Erfahrung so wahnsinnig positiv ausgefallen ist.
Glaubt mir. Die paar Tage miese Laune und schlechter Schlaf sind es sowas von wert.
euer Moritz
NiE im Leben hätte ich gedacht, dass ich je wieder eine 🚬 rauchen würde. Vor 20 Jahren aufgehört (1½-2Schachteln pro Tag war bis dahin die Normalität). Wenn Raucher in geselliger Runde um mich waren, merkte ich selten mal, meist unter Alkohol, wie ich auch gern eine rauchen würde - reine Kopfsache, dennoch keine angerührt. Und dann kam eine Zeit, da war ich psychisch völlig runter und hatte so Kettenraucher um mich rum, griff zu einer und zack wieder Raucher (nach über 20 Jahren!). Habe dann gut ½ Jahr gebraucht, wieder von weg zu kommen.
Man kann stolz auf sich sein, so und so lang ohne ausgekommen zu sein, man ist dennoch Raucher.
An alle, die es vor haben, mit dem Rauchen aufzuhören: es ist nicht unmöglich 😁
Viel Erfolg.
Also
Weg mit dem Mist.
Liebe Grüße und viel Erfolg weiterhin!
Leah
Wenn man wirklich dauerhaft aufhören möchte, ist es allerdings wirklich extrem wichtig in jeder Situation in den nächsten Jahren nicht mehr zu rauchen, in keiner Form und Menge. Sonst ist ein Rückfall sehr wahrscheinlich. Bis das Gehirn die Sucht wirklich ganz überwunden hat kann es ein paar Jahre dauern, aber dann ist man wirklich über den Berg. Deinen Blog Beitrag finde ich wirklich Klasse, ich wünsche dir eine gute Zeit!
Ich habe vor neun Monaten aufgehört und hätte bis dahin geschworen, dass sich das Rauchen niemals jetzt im Alltag irgendwie auswirkt. Joggen und Sport ging ja, ich roch, ich schmeckte, alles prima. Typischer Raucherselbstbetrug. Ich hab dann schon nach drei Wochen ohne bei meinem ersten Lauf gemerkt, was wirklich geht, wenn man nicht qualmt, und das durchzog dann alle Lebensbereiche. Es geht mir so gut ohne!!!
Und ich rieche!!!!! Meine Orientalen sind mir grad zuviel, meine Nase erkennt plötzlich feine, leise Noten, die bis hierhin für mich gar nicht existierten. Mir steht eine komplett neue Duftwelt offen, ich fühle mich wie eine Anfängerin in Sachen Düfte. Es ist großartig.
Genieß es, man verliert so wenig und gewinnt so viel.
Und für Deine Arbeit ist es sicher auch ein Segen, nicht nur für Dich als Parfumo.
Halt aus ;-)
Ich komme gerade aus dem Urlaub auf Sardinien und hab dort an jeder Blüte, jedem Strauch gerochen, hab die Blätter der Bäume zwischen den Fingern zerrieben und genossen.
Viel Vergnügen dir! 😁
Verena