Rene72

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Rezensionen
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1 - 5 von 37
Rene72 vor 2 Jahren 3
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Durchs nordische Gehölz in den kühlen See
Discipline Sport ist der erste Duft des noch verhältnismäßig jungen Labels Ron Dorff. Entstanden ist das Label aus der Zusammenarbeit des Franzosen Jérôme TouRON und des Schwedens Claus LinDORFF. Das Label steht für hochwertige elegante Sportmode und ist längst eingezogen in exklusivere Herrenbekleidungstempel.
Ich kaufe gern dort, weil die Klamotten stylisch und funktional zugleich sind und auch nach häufigem Tragen beim Sport und häufigem Waschen noch immer in Form und damit gut zu tragen sind.
Mir gefällt vor allem, dass immer wieder Kollektionen vorgestellt werden, die sich an Klassiker der Sportmode anlehnen, Retro-Details aufnehmen und diese neu interpretieren.
Das Label brachte nach und nach auch Körper- und Hautpflegeprodukte heraus und da war es nur eine Frage der Zeit, bis der erste Duft erscheint.
Discipline Sport greift den bei Ron Dorff oft verwendeten Begriff Discipline auf, häufig als Statement „Discipline is not a dirty word“ u.ä.
Dahinter verbirgt sich die Philosophie des Labels, dass Disziplin keine Ausrede zulässt, weder beim Sport noch allgemein.

Der Discipline Sport ist ein Eau de Cologne für Sport, Arbeit und Freizeit. Er startet mit zitrischer Frische. Klar und rein wie ein unberührter See in Schweden. Man fühlt sich erfrischt und sauber, wie beim Eintauchen nach dem Sprung vom Holzsteg in das kühle Wasser nach einer Wanderung oder einem Lauf.
Aber es ist nicht einfach einer der synthetischen Duschgel-Düffte, sondern legt nach mit wärmenden Holznoten. Der See mit spiegelglatter Oberfläche liegt in einem Wald. Männlich markant, gänzlich ohne Süße und ohne Firlefanz oder Chichi umhüllt der Duft den Träger. Dabei spiegelt sich für mich genau die Eleganz, die ich an der Sportgarderobe von Ron Dorff schätze. Man darf auch beim und nach dem Training Eleganz zeigen und auch danach riechen. Es muss nicht schlampig-schlabberig aussehen und es sollte verdammt nochmal auch nicht so riechen in den Umkleideräumen dieser Welt.
Hautnah hält das Eau de Cologne bei mir eine ganze Weile, sogar bis in den Abend hinein. Er wandelt sich kaum, gibt dem Träger aber das Gefühl, etwas für sich, für den eigenen Körper getan zu haben. Keine Aufdringlichkeit eines Mucki-Buden-Pumpers, sondern das sanfte Ausklingen aus dem Tag, an dem man zufrieden in sich kehrt und stolz darauf sein kann, noch Disziplin bewiesen zu haben. Man ist noch ein paar Bahnen geschwommen, hat ein paar Einheiten an den Geräten trainiert oder ist einige Kilometer gelaufen .
Meine Probe ist nun aufgebraucht und ein Flakon muss her. Rechtzeitig, damit mir die Disziplin nicht gleich nach wenigen Tagen des noch jungen Jahres verloren geht.
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Rene72 vor 3 Jahren 8 5
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Wildes Leder oder Wildleder
Wild Leather ist der neue Duft aus der Le Vestiaire -Serie von YSL. Was hat man uns da dieses Mal in die Garderobe gehängt, nachdem wir sehr lange auf das Erscheinen warten mussten: Wildes Leder oder Wildleder? Denn Wildleder muss nicht unbedingt wild sein. Jeder hat da Assioziationen. Bei mir sind es oft die Wildleder-Herrenblousons aus den 1990ern. Hartnäckige tragen sie noch heute. Man sah und sieht damit auch nicht schlecht angezogen aus. Ansonsten Schuhe, Taschen, Handschuhe, Polstermöbel.
Der Name meint aber wohl nicht Wildleder, das im englischen ja eher mit suede oder velour bezeichnet wird.
Es soll wildes Leder sein. Oder doch nicht? Die Duftpyramide gibt Wildleder an. Auch schwarzes Leder. Wobei ich mit geschlossenen Augen wohl keinen Unterschied zwischen einer schwarzen und einer braunen Lederjacke riechen könnte.
Um es kurz zu machen: es ist kein wildes oder gar ruchloses Leder. Es ist ein sanftes, aber edles Leder. Es startet sogar ein wenig frisch-pfeffrig mit einem Strauß von Blüten. Eindeutig unisex. Die hinzutretende Ledernote ist nicht dominant, sie passt sich ein und damit geht der Gesamteindruck eher zu einer feinen Handtasche, Aktentasche oder zu Lederhandschuhen, die aus einem Kaufhaus kommen, in dem die Lederwarenabteilung gleich neben der Parfümerie liegt. Es ist nicht der Ledergeruch eines neuen Schulranzens und das Leder kommt nicht frisch aus der Gerberei. Es hat den feinen Hauch von Blüten und Gewürzen angenommen, ja ich würde sogar sagen, den Hauch von Luxus, ohne jedoch protzig daherzukommen.
Den Duft sehe, oder besser: rieche ich, an Damen und Herren, nicht gerade bei den jüngsten. Für mich hätte es gern rauer sein dürfen. Ach die aufgeführte Lakritznote offenbart sich mir nicht. Bisweilen mag ich die Kombi Lakritz-Leder sehr gern.
Die Haltbarkeit und Sillage ist enorm und der Duft hängt noch einen Tag später im Hemd.
Ob ich ihn im Sommer tragen würde- eher nicht. Vielleicht an einem kühlen Sommerabend, wenn das zitrische Cologne oder der Aquate, den man tagsüber trug, längst den Geist aufgegeben hat.
Der Wild Leather ist nun nichts Neues oder gar Ungewöhnliches und preislich kommt man bei vergleichbaren Düften auch schon mal günstiger zum Zuge.
Aber er fügt sich gut ein in Le Vestiaire - in die Garderobe von Männern und Frauen, die Gutes zu schätzen wissen.
5 Antworten
Rene72 vor 3 Jahren 4 2
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Traum in Gelb für junge Römer?
Da war er nun, dieser neue Valentino, der gelbe Traum der in Rom Geborenen oder was auch immer man uns mit der Bezeichnung des Duftes mitteilen wollte.
Das Gelb könnte die fruchtig-saftige Ananas und Mandarine beschreiben. Der Duft selbst überrascht nicht wirklich, er erscheint sehr unaufgeregt mit Adaptionen bekannter Düfte. Ein bisschen Mischung aus einigen Hypes der vergagenen Jahr(zehnt)e. Ich testete ihn in Büro-Umgebung bei frühlingshaften Temperaturen. Er wurde von den befragten Damen allerdings als angenehm wahrgenommen. Vermutlich weil ich sie auch öfter mit wirklich polarisierenden Düften konfrontiere und an manchen Tagen völlig ungestört in meinem Büro arbeiten kann, weil empfindlichere Nasen es vorziehen, ihre Anliegen an einem olfaktorisch geeigneteren Tag vorzubringen. Für mich war er wenig wandelbar, fordert nicht heraus, was ja auch nicht schlimm sein muss. Vanille gibt die Süße und ist für mich mit dem Fruchtgemisch schon etwas zäh und klebrig. wie ein Cocktail zur falschen Tageszeit im Sommer. Ist aber definitiv Geschmackssache. Zeder kann ich kaum nachempfinden. Persönlich hätte ich mich über einen deutlich stärkeren Hauch Lebkuchen und den orientalischen Ausklang gefreut. Denn genau das hatte mich neugierig gemacht, wie das Spiel um Lebkuchen, Ananas und Mandarine ausgehen könnte.
Ich werde ihn bei Gelegeneit wieder tragen. Vielleicht mit etwas mehr Abstand zu Weihnachten, wenn man den typischen Lebkuchengeruch noch zu präsent hat.
2 Antworten
Rene72 vor 4 Jahren 14 5
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Jahrgang 1972 - in Würde gereift
Es ist das erste Mal, dass ich einen Duft kennenlernen wollte, nur weil dieser aus meinem Geburtsjahr stammt.
Wen interessiert es nicht, welcher Duft wohl gerade modern war, als die Eltern jung waren und über Nachwuchs nachdachten. Man könnte auch fragen, was wurde womöglich für ein Duft getragen, als eine attraktive junge Frau und ein ebenso ansprechender junger Mann zur leidenschaftlichen Sache kamen in 1972, deren Produkt man womöglich ist.
Pour Monsieur ist definitiv ein Duft seiner Zeit. Aber einer von denen, die in den Herzen überlebt haben, wenngleich nicht an jeder Ecke erhältlich.
Aber ich konnte den Duft günstig erstehen und nicht nur die Verpackung und der Flakon versetzen mich sofort in die Form- und Farbgebung der 1970er, erst recht in der 240 ml-Ausgabe. Ob die Phallus-Anspielung bewusst war? Man könnte auch über ein Abbild eines Fernsehturms oder dem Design langstieliger Kugelvasen oder Kugeluhren nachdenken, die ebenfalls Produkte der Anfang 1970er waren.
Auch der Duft sorgt für eine Zeitreise. Und was für eine.
Der Start entspricht bei mir wenig der oben dargestellten Duftpyramide, es wird schnell sehr würzig, fruchtig-zitrisch ist da bei mir nichts. Bergamotte, Zitrone, Orange also stark herunter gedimmt. Und schon während man Lavendel und Basilikum wahrzunehmen scheint, powert dieser 1972er. Vor allem Patchouli und Leder nehme ich wahr. Ich liebe die Nelke in diesem Zusammenspiel. Nicht aufdringlich, aber ausgleichend. Rosengeranie und Iris kann ich selbst nicht herausriechen, vielleicht ist der florale Dreiklang aber auch so fein verwoben, dass ich die Noten eher der Nelke unterordne.
Das Sandelholz gehört natürlich in diesen 1972er. Ich rieche sogar etwas mehr Gewürzschränkchen: Zimt, Gewürznelke, Kardamom. Doch diese sind angeblich gar nicht enthalten. Der Pour Monsieur wird dann ledriger, leicht animalisch. Bekommt sogar etwas Süße. Die Seifigkeit, die einige Kommentare beschreiben, legt sich bei mir recht früh und wird in keiner Phase als störend empfunden.
H/S zeugen von der Potenz guter 1970er Herren-Düfte. Da wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt. Eine Nähe zum Habit Rouge EdC (wie FabianO) empfinde ich auch.
Ich sehe bzw. rieche den Duft eher an Männern über 40. vielleicht ab Geburtsjahr 1972 und früher. Aber wer mit Würze und Leder etwas anfangen kann, wird hier gut bedient. Eine gewisse Ausstrahlung sollte der Träger aber mitbringen. Denn das Umfeld wird ihn als Ansage wahrnehmen.
Hätte man mir beim Testen Duft und Flakon getrennt vorgeführt, hätte ich ihn nicht diesem Flakon zugeordnet, der ja fast etwas futuristisch daherkommt. Ich sehe in dem Flakon Sputnik-Design der Space Age -Epoche.
Der ledrig-würzige Duft passt eher in eine klassischere Form. Es ist eine Rettung eines klassischen Dufts pour Monsieur in ein seinerzeit hochmodernes Design.
Beides erfreut das Retro-Liebhaber-Herz.
Und was hat das mit mir zu tun? Ich bin einmal mehr stolz, Jahrgang 1972 zu sein. Der pour Monsieur wird an jedem meiner Geburtstage getragen und ganz sicher auch dazwischen.
5 Antworten
Rene72 vor 4 Jahren 9 5
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Last Night and the Morning after
Ich muss zugeben, der Name "Last Night" hat mich zum Kauf dieses Duftes verführt. Was gibt es schöneres als eine Erinnerung an eine erfüllte Nacht, den Geruch danach, der in den Kissen oder in der Garderobe hängt. Nun gut, es gibt auch letzte Nächte, an die möchte man sich gar nicht erinnern und auch solche, an die man sich beim besten Willen nicht erinnern kann. Nach diesen verschwindet die Wäsche schnell in der Waschmaschine und man selbst in der Dusche.
Diese letzte Nacht jedoch ist eine andere, eine besondere. Rose, Leder, Rauch lassen ahnen, wie diese Nacht verlief. Durch die Clubs oder Bars, vielleicht ein Rendezvous im Restaurant davor. Vielleicht sogar die Rose, die frisch vom Rosenhändler gekauft wurde, der abends seine Runden durch die Restaurants zieht. Es könnte aber auch der rosenartige Duft sein, den manche Lippenstifte abgeben. Mit diesem Rosenduft in der Nase geht es in die Nachtbars oder Clubs. Ob es die Lederjacke oder sogar eine andere Ledergarderobe ist, die man trug, oder der Geruch der Ledersessel, in denen man die Drinks nahm im Laufe der Nacht, bleibt der eigenen Phantasie oder Erinnerung an diese letzte Nacht überlassen. Der Duft lässt genau diesen Spielraum, das herauszuriechen, was jede(r) mit einer schönen vergangenen Nacht assoziieren möchte. Die rauchige Note ist verhalten. Es ist kein intensiver Tabakrauch, vielleicht eher der Trockeneis-Rauch einer Nebelanlage, den ich ja liebe, oder ein leichter Hauch aus der Smoking Area, der sich in den Haaren oder der Kleidung verfing.
Aus der lackschwarzen Verpackung entnimmt man einen schönen Glas-Flakon mit den abgeschrägten Ecken, der das gelbe Eau de Parfum unverhüllt zeigt. Eine schlichte zylindrische schwarze Magnetkappe schließt den Flakon. Klar uns schnörkellos gehalten ist auch das weiße Etikett auf Verpackung und Flakon in schlichtem Schriftbild, als wäre es auf dem eigenen Drucker gedruckt.
Für mich ist der Duft eindeutig unisex. Er erinnert mich entdernt an Düfte von J.F. Schwarzlose, nicht so körpernah-sinnlich wie Leder 6 / Fetisch und nicht so kräftig wie Trance, irgendwo dazwischen, sanft und linear, wenn man ihn zurückhaltend dosiert, wozu ich dringend raten würde.
Die Nacht, die ich aus diesem Duft herausrieche, ist eine, die man gern wieder erleben möchte. Aber gerade diese Nächte, an die wir uns noch am nächsten Morgen und lange danach gern erinnern, sind selten und das macht sie so besonders, so wie diesen Duft.
5 Antworten
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