RichardFish

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1 - 5 von 24
RichardFish vor 3 Jahren 10 1
Samtastische Samtasie
Das kleine Wortspiel im Bezug auf den Namen verzeiht ihr mir hoffentlich. Doch ohne Zweifel ist dieser Duft für einen Vertreter aus Montales Fruits Collection überaus anschmiegsam.

Ich habe meine Probe nun mehrfach verwendet und heute den letzten Test gewagt. Als ich ihn morgens um 9 Uhr auftrug, konnte ich keinesfalls ahnen, später am Tag, nämlich um 21 Uhr zu denken: Wow, wie präsent er doch noch immer ist. Und das ist er! Sogar jetzt noch, um 00 Uhr kann ich die Reste davon auf meiner Haut wahrnehmen.

Parfums von Montale sind meiner Meinung nach recht eindimensional, dafür stark. So stellte ich es schon bei vielen Düften von Montale fest. Sie verändern sich nicht derart stark, dass man ihnen einen spezifischen Verlauf zuschreiben würde. Was man in der Kopfnote riecht, bleibt bis zur Basis bzw. könnte man sicher auch umgekehrt sagen, dass man schon mit 80 % der Basis einsteigt.

Der Auftakt hier ist schon sehr schön. Zitrone rieche ich hier weniger. Auch sonst nichts Zitirisches auszumachen. Eine typisch frische Eröffnung wie bei anderen Düften mit Orangen(-blüten), Neroli oder Bergamotte ist also nicht gegeben. Stattdessen füllt sich der Raum mit einer Mischung aus roten Beere, Vanille und Kokos. Aber Achtung: dezente Vanille. Keine plakative Hallo-hier-bin-ich-ich-will-dich-essen-Vanille. Und dieser Eindruck hält sich dann auch Stunde um Stunde um Stunde um Stunde ... Stunden später kommen dann Amber und Moschus dazu. Das merkt man tatsächlich, auch ohne die Duftpyramide zu kennen. Die Kokosnote tritt in den Hintergrund, bleibt aber präsent.

Dem Duft ist eine Note eigen, die man als Baumwolle oder Flachs beschreiben könnte, was ich bisher nur aus Pure Virgin / Eve von TheDifferent Company kannte. Es riecht in der Tat irgendwie nach frischer Wäsche. Aber stilvolle Wäsche. Daher stammt vielleicht der Bezug zum Samt. Oder ich bilde mir ein, dass früher (und vielleicht auch heute noch) die Hollister Stores so gerochen haben (ich war schon seit Ewigkeiten in keinem mehr drin). Darüber lässt sich nur fantasieren ;) Soll den Duft aber keinesfalls abwerten.

Bananen rieche ich hier übrigens vergeblich, bei der Synthetik gehe ich aber mit. Die Mischung aus Velvet Fantasy ist nichts, das man irgendwo so wiederfinden würde und daher auch nicht als natürlich einzustufen.

Schön ist er trotzdem. Allein die Haltbarkeit ist der Wahnsinn. Aber was nützt einem die überragende Haltbarkeit, wenn der Duft nicht gefällt? Ich stelle mir auf jeden Fall schon mal vor, wie er demnächst als erster Montale Einzug in meine Sammlung halten wird.

1 Antwort
RichardFish vor 3 Jahren 5
Schaf im Wolfspelz
Ich war neugierig auf den angegebenen Duftzwilling, bestellte daher eine Probe davon und ich muss sagen: Wer sich erhoffte, Frederic Malles "The Night" zu einem deutlich günstigeren Preis zu ergattern, den muss ich klar enttäuschen. Das einzige, was hier identisch ist, sind die angeblichen Inhaltsstoffe.
Aber man erhält keinesfalls einen schlechten Duft, eben nur einen anderen.
Sahara Nights (SN) startet mit einem deutlich fruchtigeren Auftakt, wohingegen bei Malle sofort der Safran und das Oud in einer leicht fäkalen Version herausstechen. Ich meine hier Apfel und Pflaume zu riechen, gepaart mit Zimt. Nach 10 Minuten etwa tritt auch die Rose hervor. Auch Sandelholz nimmt man wahr, ich denke auch Amber, das rundet das Ganze ab. Aber der Duft ist zu keiner Zeit schwer und nicht so mächtig. Eher anschmiegsam und kuschelig. Der Weihrauch tritt dabei eher zurück.
Für mich sind es zwei völlig verschiedene Düfte - zum Glück. Irgendetwas muss den hohen Preis für Malles Kunstwerk ja rechtfertigen. Es wird wohl das hochwertige Oud sein, das ich in Sahara Nights gänzlich vermisse. Nichtsdestotrotz hebe ich es noch mal hervor: Es ist deswegen kein schlechtes Parfum. Aber eben anders.
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RichardFish vor 8 Jahren 12 6
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Stilvolle Blüten
Gänzlich unbekannt? So sieht es fast aus. Und da ich heute so begeistert war von diesem Duft, entschließe ich mich zum ersten Kommentar.
Ich lebte nun seit etwa einem Jahr in völliger Parfumabstinenz und erfreute mich im Prinzip nur an dem, was ich in meiner Sammlung mein Eigen nennen darf. Umso freudiger war die Überraschung, als ich entdeckte, in welchem Umfang die Frankfurter Parfümerie Albrecht in den letzten Monaten aufgerüstet hat. Man kann sagen: die Ausweitung und Konzentration auf den arabischen Raum dürfte keine Fehlentscheidung sein! Menschen vieler Kulturen nennen Deutschland ihr zu Hause. Schön, dass nun auch ihre Düfte hier beheimatet sein dürfen. Wer meinen Kommentar als politisches Statement begreifen will, darf dies gerne tun :)

Wie soll man diesen Duft beschreiben? Er ist nichts Neues. Nichts Neues, aber sehr gut gemacht. Äußerst gut! Es fällt mir schwer, einen Vergleich heranzuziehen. Er erinnert mich an Düfte, die ich bereits kenne, ohne sagen zu können, welche dies sind. Womöglich, weil ich sie üblicherweise nicht trage. Diesen Kandidaten ordne ich ganz eindeutig als Frauenduft ein, wobei ich niemals abgeneigt wäre, ihn selbst zu tragen. Er ist durch und durch floral bestimmt. Die Pflaume vermag man tatsächlich nur am Anfang wahrzunehmen. Danach klingt er gute acht Stunden und länger mit einem Blumen-Vanille-Gemisch aus. Das sind die Hauptkomponenten, die ich wahrnehme.
Nach dem Besuch der Parfümerie gingen meine beste Freundin und ich essen, in meiner Hand drei Teststreifen, die ich etwa einen halben Meter von uns entfernt auf dem Tisch platzierte. Während wir so saßen und uns unterhielten, schwang mir immer wieder eine Parfumwolke entgegen, von welcher ich jedes Mal so dahin gerissen war, dass ich mich wiederholt umsah. Ausschau haltend nach der Dame, die dieses Parfum trägt. Doch war in näherer Umgebung kein Mensch zu sehen, sodass mir völlig unklar blieb, woher dieser Duft kommen sollte. Als wir dann aufstanden, musste ich feststellen, dass weder ich noch meine beste Freundin oder irgendwer anders im Raum so duftete. Es war ganz einfach der Teststreifen, der so unglaublich intensiv seinen Duft abgab und sogar das Parfum, das ich mir zuvor auf das Handgelenk aufsprühte, übertraf und überlagerte. Lange Rede, kurzer Sinn: die Sillage verdient 100 Prozent! Genauso wie die Haltbarkeit.
Diesen Duft würde ich gern an meiner Oma riechen. Es ist nicht so, dass mich zuhauf Alte-Frauen-Assoziationen überkommen, wenn ich Nr. IV von Arabia rieche. Aber diese Blüten sind so elegant, so voller Stil, dass nur eine ältere Dame dieses Parfum glaubwürdig repräsentieren kann. Wobei ich zugeben muss, dass auch der Duft seinen Träger repräsentiert. Jedenfalls: trüge eine Frau zwischen 50 und 70 Jahren diesen Duft, herrschte die meiner Meinung nach perfekte Symbiose vor!
Meine Bewertung für den Duft dürfte daher gerechtfertigt sein. Er ist nicht neu, aber dennoch eine großartige Komposition und Parfum auf höchstem Niveau. Gern schenkte ich ihn meiner Oma tatsächlich zu Weihnachten. Aber 50 ml für 237 € als Weihnachtsgeschenk (ich finde, den Preis sollte man als Erstredner erwähnen) erscheinen mir etwas übertrieben. Ich überlege noch und bade derweil in wunderschön stilvollen Blütenblättern.
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RichardFish vor 9 Jahren 13 4
4
Duft
Möhrenbrei à la carte
Gerade eben bei Albrechts in Frankfurt aufsprühen lassen. Und selbst wenn er auf der Karte stehen würde: bestellen würde ich ihn nimmer!

Dass ich mit Bond No. 9 nicht wie einige andere hier auf Kriegsfuß stehe, kann man meiner Sammlung ja entnehmen. Aber die New York-Reihe ist selbst mir zu viel. Nie duftet ein Parfum aus dieser Reihe so, wie es dem Namen nach duften sollte. So auch hier der Fall!
Das einzige, was meine Nase vernimmt, ist Möhre! Knallrote Möhre. Nun, dann passt immerhin die Farbe des Flakons gut ins Bild - geht ja ins Orange. Mir ist bei vielen Düften bereits aufgefallen, dass Iris für meine Nase nach Karotte duftet (so auch in Dior Homme Intense oder Silver Iris von Atelier Cologne). Ohne die Duftpyramide zu kennen, tippte ich abermals auf Iris. Und als ich dann hier sah, dass sogar explizit Karotte gelistet ist, war's für mich vorbei. Kann mir bitte jemand sagen, welcher Mensch eine Vorliebe dafür hat, nach Karotte zu duften? Und was hat das eigentlich mit Sandelholz zu tun? Für mich nichts!
Alle anderen Parfumbestandteile könnt ihr getrost vergessen. Für mich überlagert die Möhre einfach ALLES. Das ist nicht schön. Nein. Das tut beinah schon weh! Toll, dass Bond der Meinung ist, mit einem Zusammenspiel aus Feige, Papyrus (oho!) und letztlich auch Amber und Sandelholz experimentiert zu haben. Jedoch verschleiern sie damit lediglich, dass Karotten kleingeschnitten und zu einem Sud aufgekocht wurden. Den Extrakt hat man dann in dieses doch schöne Gefäß abgefüllt. Man versehe das ganze noch mit einem Preisschild, wo so etwas wie "330" draufsteht und schon ist sie fertig: die Augenwischerei für den Kunden.

Nach meiner kleinen Schimpftirade können einzig positiv die Haltbarkeit und der altbekannte Bondflakon erwähnt werden. Ansonsten ergibt sich mir mit New York Sandalwood nur ein weiterer Grund, diese Reihe einzustampfen und mal wieder etwas Schönes, "Unabhängiges" zu kreieren.

Über die Maßen enttäuscht stapfe ich nun also wie eine Karotte durch die Frankfurter Innenstadt. Mir wird öfters nachgesagt, dass ich auch die Figur dazu hätte. Egal. Der hier kommt mir jedenfalls nicht auf den Tisch. Zahlen bitte!
4 Antworten
RichardFish vor 9 Jahren 8 7
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Patchouli - Von Tom Ford nicht neu erfunden
Was mich wirklich stört: ich stelle bei Parfumo fest, dass ein neuer Duft einer von mir bevorzugten Marke lanciert wird. Frage N°1: Wann wird der neue Duft erscheinen? Es folgt das große Warten ...
Dann (!) sehe ich, dass erste User eine Bewertung zum Parfum abgeben. Frage N°2: Ist es etwa schon erhältlich?!?
Und schließlich Frage N°3 - und diese beschäftigt mich am allermeisten: Wie riecht dieses Parfum bloß???
Das ist für mich eine schier (un)endliche Qual. Denn zuletzt frage ich mich: Wieso verfasst niemand der bewertenden Personen einen Kommentar, wenn er den Duft doch nun schon kennt?
Und so sehe ich es jetzt irgendwie als meine Pflicht an, einen Kommentar zu schreiben. Damit ihr auch mal wisst (oder wenigstens eine Vorstellung davon habt), wonach Tom Fords neuste Kreation duftet :)

Schon als ich Patchouli Absolu hier entdeckte, war ich gespannt. Endlich etwas Neues aus der Private Blend. Eine schriftliche Nachfrage bei Estée Lauder ergab: der Duft erscheint im November. Eher durch einen Zufall bedingt kam es, dass ich mich heute mitten im Frankfurter Douglas wiederfand und mir eine freundliche Hand den Flakon in üblich klassisch brauner Manier reichte. Jetzt konnte es losgehen!

Ich teste am liebsten auf dem Handrücken. Das Dufterlebnis ist dort bei mir am intensivsten. Beim ersten Schnuppern eröffnen sich PROMPT die beiden möglichen Eindrücke, die Patchouli seinem Träger verschaffen kann: für die einen riecht es nach Opa und für die anderen nach wunderschöner Schokolade. Ich gehöre zu der letzteren Gruppe :)
Es bietet sich einem wirklich eine wundervoll schöne, intensive Schokoladennote. Kein Zweifel: das ist Patchouli! So muss er riechen. Geht mir weg mit Rosmarin und all dem ander'n Zeug, das da in der Kopfnote steht. Mir jedenfalls drängte sich der Gedanke an diese Ingredienzen nicht auf.

Nun ja, und dann kam auch schon die Ernüchterung: es ist eben Patchouli. Nichts Neues. So schon mal gerochen. So schon mal erwogen zu kaufen. Und so schon mal den Kaufgedanken verworfen. Wieder das Gleiche - dachte ich.
Denn wie allen Private Blend Düften gemeinsam, präsentiert sich uns auch hier ein Duftverlauf, über welchen wir uns freuen dürfen.

Beim Testen begleitete mich eine Freundin und Arbeitskollegin. Ihre Haltung zu Patchouli Absolu war weniger versöhnlich. Denn jetzt eröffnete sich die Herznote und wie ich eingangs schon sagte, gibt es für mich bei Patchouli zwei Duftwahrnehmungen. So roch es auch für Larissa nach Opa und irgendwie modrig. Und dieser Eindruck hält sich. Lange. Die ganze Herznote über. Ich hingegen fand es nicht schlecht. Die schokoladige Patchoulinote wird bereits nach etwa 20 bis 30 Minuten schwächer (wenn überhaupt). Es gesellen sich andere Harze hinzu und meiner Einschätzung nach auch eine Art Frischecharakter, sodass das Ganze dann sehr maskulin riecht, ähnlich wie bei Italian Cypress. Jedoch beachtet: das soll keinesfalls heißen, dass die beiden Düfte ähnlich riechen würden!

Nach etwa fünf Stunden ging das Parfum dann zur Basis über. Von Patchouli ist jetzt nicht mehr so viel übrig. Amber hat man bereits im Vorfeld erahnen können. Jetzt riecht es aber vornehmlich ledrig - in der Tat.

Ihr merkt: ich bin hin- und hergerissen. Anfangs noch glaubte ich, alles schon mal gerochen zu haben. Dann überraschte mich Tom Ford wieder - wie jedes Mal! Dafür liebe ich die Marke und seine Parfums so sehr. Die Entwicklung ist wirklich ganz klar zu erkennen. Einfach schön. Ob ich ihn mir kaufe? Wohl eher nicht. Wieder kein Patchouli für mich. Ob ich ihn zum Testen empfehle? In jedem Fall! Das sollte man als Tom Ford Fan nicht verpassen und erst recht nicht, wenn man schwere Düfte mit sehr guter Sillage bevorzugt.

Aufgrund der hier mal wieder gut umgesetzten Parfümeurskunst gibt es von mir eben vier Sterne.

Nachtrag zur Haltbarkeit: es ist jetzt etwa 25 Stunden her, dass ich meinen Handrücken mit einem Spritzer Patchouli Absolu versah UND ihr werdet es kaum glauben: man riecht ihn immer noch. Deutlich. Die Sillage ist natürlich nicht mehr so, aber man muss nicht viel riechen, um ihn mitzubekommen. Das ist echt der Wahnsinn, zumal ich seitdem mehrfach meine Hände wusch. In Sachen Haltbarkeit also kaum zu schlagen :D
7 Antworten
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