Ridicule

Ridicule

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Ridicule vor 11 Jahren 28 16
10
Duft
Where are eigentlich all the Chyprianer hin?
Es war einmal ein würziger Duft, der dem Stamm der Chyprianer als Totemduft diente. Selbst wenn ihre Gegner dieselbe Kleidung trugen, erkannten sie spätestens am Geruch des anderen, ob er tatsächlich einer der Ihren (nicht der Iren) war....

Ja, wo sind sie hin?

Ich glaube, ich weiß, wo sie sind.
Sie sind dem parfümierten Alkohol aus dem Hause Guerlain verfallen und fristen ihr Dasein in einem Reservat namens Mitsouko. Dort huldigen sie einem Gott, der nach ihrem Dafürhalten der einzige ist,der ihnen den Geist des Chypres offenbart.

Okay, lassen wir das.
Aber meine Verwunderung darüber, dass hier kaum jemand diesen Chypre besitzt, geschweige denn ihn jemals rezensiert hat, kennt keine Grenzen.

Dabei ist das ein Chypre as Chypre can.
Er startet nur leicht zitrisch, geht ziemlich schnell in einen samtig-dunklen Pfirsich über, der sehr bald sehr fest von Patchouli und Amber umarmt wird.
Die Iris gibt dem ganzen eine pudrige Trockenheit und Würze.
Die Rose nehme ich hier nicht unbedingt als Duftnote wahr, eher als eine Dimension, die dem Patchouli und der Iris eine samtartige Tiefe und eine kleine Lippenstiftnote verleiht.
Er atmet v.a. die Iris und das Eichenmoos aus, jedenfalls auf meiner Haut. Grün, etwas herb und pudrig.
Hier ist so gut wie keine Süße vorhanden, aber Volumen und so eine radikale (i.S.v. radix= Die Wurzel) Kraft, die mich immer still werden lässt, wenn ich ihn auftrage.
Ernsthaftigkeit, erdige Tiefe und etwas geheimnisvoll Waberndes, dunkelgrüner, changierender Pannesamt oder die Farbe und Konsistenz eines langsam geschwenkten Single Malt fallen mir dazu ein.
Er ähnelt Mitsouko durchaus. Nur finde ich diesen hier zugänglicher und entgegenkommender.
16 Antworten
Ridicule vor 11 Jahren 8 1
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
A(lha)mbar
Das war ein sehr erfolgreicher Blindkauf!
Nach dem ersten Testen war ich allerdings eher konsterniert, denn seine Kopfnote war grün-muffig, eher wie ein Mandarinenblatt mit Kardamom.
Das verging, nachdem er ein wenig Sauerstoff geschnuppert hatte. Jetzt entfaltet sich nach dem Aufsprühen eine herrlich gewürzte Mandarine. Leicht süß, zitrisch, würzig und etwas herb.
Dann wird er weicher, runder, biegt sich und neigt sich- einer Blume zu, sehr langsam, behält vorerst noch seine fruchtige Würze.
Hier wird es dann richtig "spanisch". Heiße, wüstenhafte Kargheit, Gestrüpp einerseits, saftige Zitrusfrüchte und riesige Plantagen andererseits...Aber dann wird es plötzlich feucht, die staubtrockene Iris gibt nach, es hat kräftig geregnet und eine Rose entfaltet sich mählich, eine etwas müde Rose, die unter der Hitze ächzt. Gleichzeitig wird etwas Anderes sehr wach und richtet sich auf, um bis zum Ende zu bleiben: Dieser Amber- Akkord. Süß-warm und dabei leicht. Wie ein heller, fast gelber Bernstein.
Mir gefällt sehr, wie mit diesem Amber-Ambra-Bernstein-Aspekt gespielt wird und wie sich dieses Spiel auch in dem irre schönen Flakon spiegelt, der ja selbst wie ein Bernstein aussieht und ein wahrer Handschmeichler ist.
Ein toller Frühlings- und Sommerduft!
1 Antwort
Ridicule vor 11 Jahren 5 1
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Erstaunlich gut
Das hier ist ein angenehmer, nussiger Patchouli, der sich wunderbar bitterschokoladig-pudrig aushaucht. Hier gibt es keine feuchten Kellergewölbe.
Von Anfang an herrscht eine feine Trockenheit.
Seine Haltbarkeit finde ich sehr gut.
Er duftet nicht "synthetisch", sondern einfach nur warm, weich und rund.
1 Antwort
Ridicule vor 11 Jahren 7 2
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
1+1=3
Nachdem ich mittlerweile so einiges unter der Nase hatte, nehmen die Molinard-Düfte eine ganz eigene Kategorie bei mir ein.
Molinard versucht m.E., scheinbare olfaktorische Gegensätze zu einem spannenden, satten und durchaus extraordinären Duft zusammenzuführen. Das klappt grundsätzlich bei all den Düften, die ich getestet habe und bei manchen von ihnen klappt es besser als bei anderen.
Nirmala ist so einer, den ich als gelungen bezeichnen würde.
Hier ist es das Spiel Frucht-Vanille, das bestimmend über den Duftverlauf ist.
Aber es handelt sich nicht um irgendeine weit verbreitete Duftfrucht, sondern hauptsächlich um die Grapefruit.
Und das zischt.
Und macht wach.
Wie eine frisch geöffnete herb-bitter-frische Grapefruitlimonade. Die Vanille-Tonkabohne ist allerdings von Anfang an dabei und im Verlauf changieren verschiedene Facetten/Phasen/Stadien des Grapefruit-Vanille Duetts.
Nach der ersten herb-frischen Süße hört es auf zu zischen und zu spritzen.
Die Grapefruit entfaltet ihre bitter-sauer-scharfe Note und gibt der Vanille eine Dimension hinzu,die ich so bisher in keinem Duft wahrgenommen habe.Ich kann mir gut vorstellen, dss es dieser Akkord ist, den man als "modrig" oder gar "vergoren" interpretieren kann. Ich sehe vor meinem Auge allerdings nur die Grapefriut, frisch aufgeschnitten und eine halbe Stunde liegen gelassen.

Es bleibt weich und warm, so wie die Vanille eben ist.Gleichzeitig verleiht diese konstante Säure und Bitterkeit der Vanille etwas Klares, Wachmachendes, Kantiges, Scharfes, das ich aufregend finde.
Der Duft besitzt außerdem noch eine Dichte, die ihn fast zu einem Gourmand macht. Denn irgendetwas in dieser Kompostion scheint zuweilen fast marzipanig-mandelig durch.
Der Drydown besteht aus einem langem Abgang, einer Art grün-gelbem Sonnenuntergang, der nur sehr langsam verblasst.

Die Molinards besitzen sicherlich nicht die ausgefeilte Raffinesse eines "Cuir de Lancome" und was ihnen so einen bisschen fehlt ist das "Dreckige", Dunkle. Sie sind recht brav, sehr wohlriechend, duften nach viel Erfahrung in Parfumeurskunst und guten Zutaten.
Aber sie wagen durchaus etwas.
Hier ist es eine grün-orange Vanille, im "Vanille Marine" ist eine blaue Pastellvanille, im "Patchouli" ist es ein grüner Fugèrepatchouli usw.
Wer gerne mal etwas "einfach" Anachronistisches tragen will, ist hier gut beraten.
2 Antworten
Ridicule vor 11 Jahren 1
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Wohlfühl-Patch
Hier stand bis eben noch eine anderer Kommentar von mir, der den Duft verriss. Das ist nicht mehr aktuell.

Dies hier ist ein aromatischer Patchouli, der keine große Entwicklung durchmacht, sondern bis zum Ende das ist, was er vom ersten Moment an scheint: ein warmer Wohlfühpatchouli, leicht gewürzt, etwas grünlich, heller als der gefürchtete Undergroundpatchouli.
Dabei bleibt er trocken und wird nicht zu süß.
Das Herbe bleibt gut erhalten. Er ist kein allzu angepasster Patchouli. Man muss den Stoff grundsätzlich schon mögen, aber für Liebhaber des abgründigen Patchouli-Duftes ist er auch nichts.
Er riecht sehr "natürlich" und hat eher so einen "Wellness"-Charakter, weniger den eines ausgereiften Parfums.
Habe ich im Winter gerne mal getragen.
Gefunden habe ich ihn übrigens bei la-schiller.de.
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