Ripley

Ripley

Rezensionen
Ripley vor 2 Jahren 35 9
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Anish Kapoor und das schwärzeste Schwarz
Bis vor kurzem ahnte ich nicht, dass es bisher nicht gelungen ist eine komplett schwarze Oberfläche zu erschaffen.
Alle bisher erschaffenen und scheinbar komplett schwarzen Oberflächen reflektieren noch zu einem kleinen Bruchteil Licht.

Auch vermutete ich nicht, dass mich meine einnehmende Leidenschaft zu Düften dahingehend weiterbilden würde.

2014 wurde das bisher “schwärzeste” Schwarz entwickelt, welches aus Kohlenstoffnanoröhrchen auf einer Folie besteht und immerhin nur noch 0,035 % des sichtbaren Lichts zurückwirft.

In der Kunstszene darf nur eine Person mit dieser Substanz arbeiten.

Anish Kapoor hat sich von der Herstellerfirma kurz nach der Entwicklung die Exklusivrechte ergattert und erschuf seitdem einige tiefschwarze Kunstobjekte, die in Räumen mitunter zu verschwinden scheinen.

So sprang im Jahr 2018 ein Museumsbesucher in Portugal in ein schwarzes Loch im Boden, welches mit 2,80 m nicht unbedeutend tief, aber eben durch den Einsatz des fast perfekten Schwarzes nicht realistisch genug wirkte, um den Sprung zu verhindern.

Was aber hat nun diese unbunte Farbe mit Oud Khôl zu tun?

Thierry Wasser erzählte neulich nur wenige Meter von mir entfernt, wie die Kunstwerke von Anish Kapoor die Inspiration zu dem neuen Oud-Duft waren. Fasziniert von seinen Werken und von der Findung des vermeintlich schwärzesten Schwarzes machte er sich in vielen einsamen Stunden in seinem Studio an die Arbeit einen Duft zu kreieren, der so dunkel erscheinen soll wie irgend möglich.

Eben wie das perfekte Schwarz.

Auch als kräftigen Abschluss der neuen Oud-Trilogie versteht Thierry Wasser sein Werk. Als wortwörtlich dunkler Duft dominiert es vor dem eher lebhaften Cherry Oud und dem traumzarten Oud Nude - beides Werke von Delphine Jelk.

Oud Khôl will nichts davon sein. Nicht zart, nicht lebhaft und nicht Everybody’s Darling. Es soll Schwarz sein.

Der Duft ist dabei für mich durchaus tragbar, aber in jedem Fall konzeptionell. Er wirkt auf mich sehr dunkel und schwer greifbar. Rauch, Dunkelheit, Leder, Dunkelheit und nur zu 0,035% süß - eben die Fehlmenge, die ihn nicht perfekt Schwarz erscheinen lässt.

Ich hoffe sehr, dass dieser Duft nicht ebenso ein Reinfall wird, wie der Museumsbesuch des armen Portugiesen, denn er ist sehr konzeptionell und in der L’Art & La Matière-Reihe äußerst besonders.

Sein Ziel hat Thierry Wasser in jedem Fall erreicht und ich ziehe meinen fast schwarzen Hut vor seiner Handwerkskunst. Ich verstehe nun Oud Khôl und finde ihn unfassbar spannend. Gewiss werde ich ihn hin und wieder auch ehrfurchtsvoll tragen.

Der Museumsbesucher hat sich übrigens nur leichteste Verletzungen zugezogen und die Ausstellung wurde weithin als Erfolg gefeiert.

Und so hoffe ich auch, dass derart kreative olfaktorische Resultate keinen Absturz bedeuten, sondern als spannendes Werk gefeiert werden.
9 Antworten
Ripley vor 3 Jahren 187 45
9
Flakon
10
Duft
Gris Dior war echt schön.
Ich bin neu bei euch. Ich bin neu mit einer Leidenschaft, die mich rasant einnimmt und mich Schlaf kostet. Neu mit einer Leidenschaft, die es mir ermöglicht mich an jedem Ort etwas glücklicher zu fühlen. Ich bin neuerdings ein Sammler, ein Jäger, ein Genießer, ein Teiler - ausgerechnet ich, ich mit meinem Autismus.
Ich kann Emotionen nachvollziehen, aber es fällt mir schwer angemessen darauf zu reagieren. Oder zumindest, was man unter angemessen versteht.
Mich selbst lässt vieles recht unberührt, zumindest wenn es den Rahmen des engsten Familien- und Freundeskreises übersteigt.
Meine Freizeit nutze ich, um zu recherchieren. Wenn mich etwas interessiert, dann richtig. Ich will - ich muss alles darüber wissen.
Und so kam ich irgendwie vor wenigen Monaten zum Thema Duft und schließlich hierher.
Um zum eigentlichen Star des Kommentar zu kommen galoppiere ich nun folgend etwas:

Hier angemeldet fragte ich schnell die ersten Proben an und die Düfte kamen kurz darauf und machten mich etwas sprachlos ob ihrer Qualität im Vergleich zu meinen bisherigen olfaktorisch genießbaren „Wässerchen“.
Nach einigen Umschlägen kam schließlich Gris Dior. Aufs Handgelenk gesprüht und direkt die Augen geschlossen beim Einatmen, weil ich ihn schön fand. Schön.
Es kamen weitere Abfüllungen aus Sharings. Viele Abfüllungen.
Gris Dior war echt schön.
Es zogen einige Flakons ein.
Gris Dior war echt schön.
Ich fing an jeden Tag einen anderen Duft zu tragen.
Gris Dior war echt schön.
Ich trug plötzlich Düfte zum Schlafengehen auf.
Gris Dior war echt schön.
Ich gab Düften 10 Punkte hier.
Gris Dior war echt schön.
Ich träumte von Düften.
Gris Dior war echt schön.
Ich dachte tagsüber an Düfte.
Gris Dior war echt schön.

Da merkte ich es langsam. Egal mit welchen Duft ich es zu tun habe oder an welchen ich gerade denke - es kommt immer wieder diese leise, schöne Erinnerung an den Duft, den ich vor ein paar Wochen auspackte, kurz testete und für „schön“ befand.
Er ist nicht nur schön. Er bereitet mir Gänsehaut, wenn ich nur an ihn denke. Er macht mich glücklich, wenn ich ihn trage.
Er macht mich emotional.

Mich.

Ich bin noch nicht gut darin Düfte zu beschreiben und selbst wenn ich jede Duftnote blind nennen könnte, so hilft vielleicht ja auch ebenso die Beschreibung meines Wohlgefühls, welches ich euch versucht habe zu verdeutlichen.

Gris Dior ist wunderschön. Wunderschön sinnlich, wunderschön zart, wunderbar raffiniert verwobene Blüten mit einer wunderbaren Cremigkeit.

Das Bewusstsein das Gris Dior der Duft meines Lebens sein muss, erlangte ich vor wenigen Tagen.

Eine kurze Reise zum schönsten Ziel.

Ich werde andere Düfte mögen, schätzen, teilen und gut bewerten, doch ich werde immer zu ihr zurückkommen.

Zu Gris Dior.
45 Antworten